Berliner Seegarn

spree boatMöchte man nicht glauben, aber das vertaute Schiff schwankt. Ein wenig. Auf und ab. Nicht schlimm, aber definitiv spürbar. Jetzt hoffe ich mal, ich werd nicht seekrank. Also, ehrlich, an das dachte ich keine Sekunde. Da fällt sogar das Schreiben ein bisserl schwer. Hicks.

Am Flughaften Tegel angekommen. Alles recht beschauchlich und überschaubar. Erstes Hindernis ist, wie überall auch, ein Ticket für die Fahrt in die Stadt zu ergattern. Der Automat will die passenden Münzen, was aber meine Börse verweigert. Also zum Schalter. Erste Begegnung mit einem Berliner (ich geh mal davon aus, dass er einer ist). Der Beamte ist distanziert, aber nicht unhöflich. Auf meine Fragen, wo denn der Bus halte und wann der nächste kommt, hatte ich das Gefühl, verbotene Fragen zu stellen. Vielleicht lag’s daran, dass die Haltestelle keine fünf Meter entfernt war und die Intervalle keine 10 Minuten betrugen. Aha. Was weiß ein Fremder?

Jedesmal frage ich mich, wenn ich in eine mir unbekannte Stadt komme, wie soll sich da ein Reisender zurecht finden, wenn es um den öffentlichen Nahverkehr geht. Zonen hier, Ausnahmen da. Manchmal ärgert’s mich, dass man wie verblödet vor den Automaten steht und zum fröhlichen „wer ratet mit“ angehalten wird.

Berlin? Mit dem Bus von Tegel zum Alexanderplatz. Natürlich erkannte ich den berühmten Platz nicht auf Anhieb und fuhr eine Haltestelle zu weit. Also zurück. Bahnhof gefunden. Mit der S-Bahn zur „Warschauer Straße“ und hinuntergezuckelt. Kurz unsicher gewesen (wo soll denn da die Spree sein? Vor lauter Autoverkehr sieht man den Fluss gar nicht), schließlich doch noch die Lücke in der Mauer gefunden und angeheurt, auf dem Seelenfänger.

Die Kajüte ist wirklich eine Kajüte. Ich glaube, mein Vorzimmer zu Hause ist größer. Immerhin habe ich eine Koje. Da fühlt man sich gleich als Matrose. Uups. Das erinnert mich jetzt an meine erste traumatische Segelerfahrung in der Gegend von Korfu. Ja, das war nicht ohne. Davon später einmal mehr. Im Moment sitze ich unter Deck, weil auf dem (Promenaden)Deck gerade eine Language-Party steigt. Und, ehrlich, mir ist heute nicht nach internationalem Smalltalk. Ich will nur meine Ruhe und bald in die Federn. Ein untrügliches Zeichen, dass mein Alter ein reifes ist und ich schriftstellerender Eigenbrötler bin. Shit happens.

da staunt der Laie nicht schlecht – Foto per bluetooth auf den laptop übertragen, dort damit herumgepinselt und voilà, auf wordpress hochgeladen. Ach, das lässt mein Technikerherz höher schlagen. Langsam, aber sicher funktionieren die Dinger. Ohne dass man Gefahr läuft, mit Bluthochdruck vom Sessel, pardon Stuhl, zu kippen.

Vienna International Airport

Aha. So fühlt sich das also an. Wenn man am Flughafen sitzt, seinen Laptop auspackt, sich ins WLAN einloggt und so tut, als hätte man wichtige Sachen zu tun. Derweil werden nur ein paar Zeilen fürs Blog gefaselt und festgehalten. Meine Güte, das geht ja wirklich allerherrlichst einfach. Damit ist klar, dass die Reise des Herrn B. bloggend verarbeitet wird. Ist ja auch schon was. Shit. Jetzt hab ich doch tatsächlich das Datenkabel für mein Mobiles vergessen. Da hätt ich ja gleich mal die Bilder zum Beitrag einfügen können. Aber dem blauen Zahn sei dank, könnte es auch anders gehen, so ich das Werkl zum Laufen bringe. Davon später mehr. Ich sollte mich langsam aufmachen. Das Boarding wartet auf mich.