Begegnungen

anna_allen

Anna und Allen beim frühmorgendlichen Kaffee getroffen. Allersympathischste Plauderei. So einfach kann Netzwerken funktionieren. Ein Platzerl in Hamburg, so mich mal meine Füße dorthin tragen sollten, steht mir gegen Voranmeldung zur Verfügung.

 

claus

Der gute Claus, Lohndichter und PR-Knecht (Eigendefinition), der sich für Rotkäppchen erwärmt, offerierte mir Hilfe und Unterkunft. Da soll mal einer sagen, die Berliner wären nicht gastfreundlich. Rotkäppchen wird’s bei ihm gut haben. Erfreulich.

 

 

spree_breakfastGestern. Später Vormittag. Spree-Ufer. Ich setz mich ungeniert zu Christoph, der aus Düsseldorf angereist ist und, wie sich herausstellt, mein Schlafplatz-Nachbar ist. Seine Freundin war so schlau, ihm eine Schlafbrille aufzudrängen. Sieht zwar, pardon, bescheuert aus, hilft aber, die sonnenhelle Berliner Realität auszublenden. Muss ich mir merken. Wir plaudern über New York , über die Ostküste Amerikas und seine beruflichen Wünsche.

 

binerl Gestern. Später Abend. Sabine, deren Blog ich gerade anklicke, sitzt neben mir. Zufälle gibt’s, die dürft’s eigentlich gar nicht geben. Nennen wir’s leben. Wir plaudern. Eine gute Freundin von ihr, die Barbara, die aus Wien kommt, aber schon viele Jahre in Berlin („wollte aus Wien weg“) wohnt, gesellt sich zu uns. Ihre Schwester habe ich in Wien „kennen“ lernen dürfen – bei der Führung durch die Ausstellung „Das schönste Buch“ in der Wiener Hauptbücherei (Genossin Lilly würde ja sagen: Zentralbibliothek) . Dort war es auch, wo ich ihre Freundin, die gute Helga kennen und schätzen lernte. Allesamt in den Künsten der Typographie und des Grafikdesigns zu Hause. Wir sehen: die Welt ist – mit gutem Willen und der nötigen Portion Aufdringlichkeit – überschaubar. Bini jedenfalls, die textuell kreative Filmwissenschaftlerin ist bereit, tief in die bescheidene Börse zu greifen und ein Taschenbuch des Wiener Autors zu erstehen. Übergabe und Foto folgt. update: Übergabe erfolgte, samt Widmung, selbstjafreilich. Dass sie mich ertappte, als ich mit einer Obstschlüssel flirtete, und dies auf Foto bannte, sei ihr verziehen. Ihr Bericht zum Festival findet sich hier.

Gestern Mitternacht. Liege im Lehnstuhl. Luisa nimmt neben meiner Platz. Grund genug ins Gespräch zu kommen. Wohnt seit kurzem erst in Berlin, kommt aus FL („Fast Leipzig“), möchte studieren – Germanistik und (in ihren Worten:) „Französistik“ – und dachte daran, in einem Theater anzuheuern. Was mich natürlich sofort veranlasste, ihr mitzuteilen, dass ich ja auch schon ein Theaterstück geschrieben habe, welches aufgeführt worden ist. Sie nickt und stellt die obligate Frage, wo es denn gespielt worden sei. Aufgeregt, wie ich bin (wann wird mir schon so eine Frage gestellt?), fällt mir der Ort nicht mehr ein (äh, jetzt auch nicht – aber als Entschuldigung sei gesagt, dass ich übernachtig bin) . Also mache ich auf eine ungefähre Ortsangabe („cirka 40 Minuten von Wien in der Provinz“). Um was es darin geht, möchte sie wissen. Ich beantworte ihre Frage, schätze aber, dass sie damit nicht viel anfangen kann. Dann erfahre ich, dass sie in einer Buchhandlung jobbt. Hurray. Ich dränge ihr natürlich sofort (Wortwiederholung!) meine Visitenkarte auf, meine, dass ich meine Bücher über sie „vertreiben“ könnte. Sie sieht mich kurz an, nimmt die Visitenkarte und steckt sie ein. Eigentlich rechne ich jetzt, dass sie große Augen bekommt und mir sofort ein Buch aus der Hand reißen will (na gut, meine Kleider vom Leib wäre auch okay gewesen). Dem ist nicht so. Untrügliches Zeichen, dass man(n) sich zu ernst nimmt und meint, die (literarische) Welt dreht sich nur um einen, sonst keinen! Wir lernen: hin und wieder vom (selbst gezimmerten, instabilen) Podest steigen (Vorsicht – die Unfallrate ist da sehr hoch!). Falls sie heute wieder vorbeikommt und wir uns über den Weg laufen, mache ich ein Foto. Das erzählt ja bekanntlich mehr als 1000 Worte. Warum schreib ich mir dann eigentlich die Finger wund? update: Nein, über den Weg ist sie mir nicht gelaufen. Vermutlich, wir können es uns denken, ist sie am nächsten Abend gar nicht erst auf das Festival gekommen. Oder, im Stile einer tragikomischen Oper, haben wir uns gesucht, aber nicht gefunden. Taschentücher bereithalten!

jacqueline Jacqueline, in keiner Weise verklemmt, hat ihre Berufung in der Kommunikation gefunden. Sympathisch intelligente Dauerrednerin – diese Kombination ist wahrlich selten zu finden. Kein Wunder also, dass ich ihr „Rotkäppchen“ aufschwatzen konnte.

Habe ich schon gesagt, dass ich erst um 6 Uhr früh ins Bett gefallen bin? Nein? Dann sag ich’s jetzt.

Kommune 1

Einen Dokumentarfilm über die Kommune 1 der 68er um Rainer Langhans ja, meine liebe Maureen, das war jener, welcher mit der Uschi Obermaier Sommerwein getrunken hat als Vorpremiere gesehen. Dass einige der Kommunenmitglieder anwesend waren, freute mich. So konnte ich immerhin ein bisserl mit ihnen plaudern. Ja, wie ich gedacht habe, gab es damals diese unbeschreibliche Aufbruchsstimmung („alles ist möglich“), die jeder spürte und fühlte. Diese Stimmung geht jeder Revolution voraus. Ja, sie ist unabdingbar. Nur wer wirklich wirklich glaubt, durch sein (physisches, nicht virtuelles!) Tun etwas verändern zu können, ist Revolutionär – im Guten, wie im Bösen. Anfänglich definiert sich das revolutionäre Tun immer durch Zerstörung des Alten, Überkommenen. So lange es um die Dekonstruktion geht, sind sich alle einig. Ist aber die Zerstörung abgeschlossen, sprießen die Visionen – und aus Visionen werden Fraktionen, die einander unversöhnlich gegenüberstehen. Bis zum bitteren und wohl oftmals blutigen Ende.

Heutzutage haben die „Revolutionäre“ nur noch Visionen, aber kein gemeinsames Ziel, das sie zerstören wollen. Deshalb gibt es viele kleine Fraktionen, die für das System, die Gesellschaft nicht gefährlich sind.

Meine Güte, bin ich müde.
Ich glaube, ich muss vorschlafen.

Ein erstes Missverständnis & Steal this film & Spreeblick

Den Gag von 9to5 habe ich, ehrlich gesagt, nicht geschnallt. Was wohl daran liegt, dass ich „am“ und „pm“ ständig verwechsle. Die Veranstalter wollten die Arbeitszeit auf den Kopf stellen und meinten: von 21 Uhr bis 5 Uhr früh. Merkwürdig fand ich’s, zugegeben, dass manche der Veranstaltungen erst nach Mitternacht losgehen. Ich dachte: „Hey, das sind alles junge Leute, die werden erst des Nächtens aktiv.“ Muss ich jetzt vorschlafen?

Ich hätt’s wohl besser tun sollen. Bis 3 Uhr früh aufgewesen. Am Deck (=Terrasse) den Film „Steal this film“ bis zum Ende angesehen. Der Dokumentar-Film über Video-Piraterie, in dem auch der historische Abriss über die Weitergabe von Wissen gezeigt wurde, war wider erwarten, ausgezeichnet gemacht. Dass auch die französische Revolution zu Wort kommt, hat mich gefreut. Ja, man muss die historischen Zusammenhänge verstehen lernen, um zu wissen, wie die Systematik des Nehmens und Gebens funktioniert und funktioniert hat.

spreeblick

Schließlich im Schlafraum – 5. Stock mit Ausblick auf die Spree – zu „Bett“ gegangen, will heißen: ISO-Matte und Schlafsack. Kein Luxus. Dafür gratis! Um 8 Uhr, bei blauem Himmel und Sonnenschein aufgestanden, geduscht (brrr … wo ist das Warmwasser hin?), geputzt und als erster zum Kaffee an die Bar.

[update: 14:13 – es blitzet und donnert und regnet in Strömen]

das Meedchen Kheira und ein ruhiges Eckerl in Berlin

Gestern. Um etwa 15 Uhr komm ich wieder zum Festivalgelände, treffe dort Kheira, jene welche das Cover für mein neues Buch machen soll. Wir quatschen uns ein, sie zeigt mir ihre neuesten Kreationen, die mir auf Anhieb gefallen und machen schließlich (erste) Nägel mit Köpfen (Kheira: „Ich sag gleich, umsonst mach ich es nicht.“) und werden uns handelseins. Ihre gute Freundin M. aus Leipzig gesellt sich zu uns. Auch sie ist Grafikerin. Ich geb ihr mein Kärtchen, weil es ja noch viele Bände, viele Covers zu gestalten gibt, wenn es nach mir geht. Erfreulich, wenn die kreative Chemie stimmt. Jetzt heißt es, meine Lektorin in Jena zu überzeugen, dass der gute TIRET ein brauchbares Stück Literatur ist, die (nicht nur von mir) lesbar ist. Ansonsten müsste ich mir eine andere Lektorin suchen oder von vorne anfangen. Keine schönen Aussichten, oder? Mein Zeitplan, im Moment, sagt mir, dass ich Ende Dezember, vor Weihnachten, den ersten Band veröffentlichen möchte. Ist das realistisch? Das steht wohl in den Sternen von Jena. Wie auch immer, Kheira ist jedenfalls eine ganz eine nette, die unverblümt feststellt, dass Berlin einen ganz schön stresst (im Vergleich zu Skandinavien).

Meine erster Eindruck von Berlin? Aus irgendwelchen Gründen fühl ich mich nicht wohl. Aber wer weiß, vielleicht ist es nur eine momen- tane Stimmung. Geben wir Berlin mal eine Chance.

nikolai

Ach ja, ein kleines Eckerl um die Nikolaikirche hat’s mir angetan. Weil es eine angenehme Rückzugsmöglichkeit bot. Der Autoverkehr ist (wie in allen Großstädten) nicht zum Aushalten. Schrecklich!

Chaos de Luxe

Gestern. Früher Vormittag. Ich finde das Gebäude, in der das Festival über die Bühne gehen wird, für die nächsten Tage. Merkwürdig unaufgeräumt, überall arbeitende Hände, die Dinge hervorholen oder verräumen oder aufputzen oder abputzen. Ich wundere mich, wie so oft, in meinem Leben, und spreche mal jemanden an. Dieser jener zuckt mit der Schulter, da er Job A zu machen hat. Mehr weiß er nicht. Was er weiß ist, dass es erst um 21 Uhr losgeht. Ich werde misstrauisch – wie so oft in meinem Leben – und suche jemand anders. Ein Mädel kommt in mein Blickfeld, ich halte sie an, stelle meine Frage. Rätselraten („Bist du einer der Helfer? Gast? Ach so, ein Teilnehmer.“) Sie schickt mich guten Gewissens in den zweiten Stock, wo ich mich aber nicht zugehörig fühle, weshalb ich zwei Stockwerke höher steige, wo ich aber bemerke, dass ich dort schon gar nicht hingehöre. Also doch in den zweiten, in eines der kleinen Zimmer.

 

helferin„WLAN“ bringt mich nicht weiter, vielleicht die „ich-lege-die-T-Shirts-zusammen“-Helferin, die äußerst hilfreich ist, aber auch nicht weiß, was sie mit mir anfangen soll. Eigentlich will ich ja nur meinen Trolley deponieren und deponiere ihn. Sie sieht vertrauenswürdig aus. Liegt’s vielleicht daran, dass sie schon mal in Wien gelebt hat? Ja, das schweißt zusammen. Irgendwie.

the wall

Ich mache mich also auf den Weg – immer der Mauer entlang – und erkunde Berlin, obwohl ich es gar nicht will. Ab und zu muss ich an Kafka denken, als dieser einen gewissen Herrn K durch das juristische System hetzte, in dem sich keiner zuständig fühlte, aber jeder wusste, dass ihm der Prozess gemacht wird. Oder der Landvermesser, der nur aufs Schloss wollte, aber im Kreis zu laufen hat bis er (wir können davon ausgehen) Tod umfällt. Ist das unsere Zukunft? Ein System, in dem niemand zuständig, niemand verantwortlich ist, und doch steht das Urteil fest oder ist im Begriff über dich gefällt zu werden. Im Kleinen bemerken wir es ja oft und oft. Etwa, wenn du im Café sitzt und einen Wunsch hast, der so nicht auf der Speisekarte ist. „Ich würde es Ihnen ja gerne zubereiten lassen, aber ich kann es nicht verrechnen. Tut mir Leid. Wollen Sie vielleicht etwas anderes?“

Ja, im Besonderen sind es die Software-Programme, die von den Wenigsten durchschaut (ich weiß wovon ich rede), deren Ergebnisse aber von aller Welt hingenommen werden. Die Komplexität der IT-Systeme wird uns noch einmal teuer zu stehen kommen. Weiß einer, warum ich nicht ins WLAN komme? update 24.August 2007: Weiß einer, warum ich nicht meine E-Mails abrufen kann?