EM und ein paar Regeln am Rande

SP. schaut zum ersten Mal absichtlich Fußball. Sie ist nun mal neugierig. Und wissbegierig dazu. Also ruft sie mich an und fragt mich, ob das vierte Tor der Spanier tatsächlich Abseits war. Ja, das war es wohl. Nicht für den Schiedsrichter, der es anders gesehen hat, aber für all jene, die die Wiederholung im TV sehen konnten. Sei’s drum. Wichtiger ist die Frage, warum die Mannschaften so viele Tore schießen wollen, wenn es keinen Einfluss auf die Punktevergabe hat. Merke: egal wie hoch eine Mannschaft gewinnt, ob 1:0 oder 4:1, sie erhält 3 Punkte. Bei einem Unentschieden, egal ob 0:0 oder 2:2, bekommen beiden Mannschaften 1 Punkt.

Sind nach 3 Spielen zwei Mannschaften punktegleich, so entscheidet das direkte Duell dieser beiden Mannschaften. Ist das direkte Duell aber unentschieden ausgegangen, dann, ja, dann zählt die Tordifferenz (geschossene Tore abzüglich der erhaltenen).

Fragen?

EM: Spieltag 1 – Gruppe D

Dienstag, 10. Juni 2008

Spieltag 1 – Gruppe D: Spanische Kaltblütigkeit

Gruppe D, in Innsbruck (18:00): Spanien – Russland 4:1

Jetzt wird jeder von den Spaniern schwärmen. Die Quoten für einen EM-Sieg gehen nach unten. Aber waren sie wirklich so gut wie es das Resultat besagt? Hier haben wir wieder den klassischen „was-wäre-wenn“-Fall: Nach der 1:0 Führung der Spanier kommen die Russen gefährlich vors Spanische Gehäuse und knallen den Ball an die Stange. Hm. Wäre hier der Ausgleich geglückt, wir hätten ein anderes Spiel gesehen. Denn einmal, da brannten die Russen nicht Moskau, sondern ein Kurzpass-Spiel ab, dass man vor Bewunderung nur so zerfließen wollte. Beeindruckend. Wahrlich beeindruckend. Und hätte sie ins Spiel gefunden, die Spanier hätten sich warm anziehen müssen. Aber so ist es eben im Fußball: die Tore, die man nicht schießt, bekommt man (doppelt oder dreifach). So einfach ist das. Mussten ja bereits die Italiener schmerzhaft zur Kenntnis nehmen. Und die Schweizer. Und die Österreicher. Und jetzt eben die Russen. Willkommen im Club.

Gruppe D, in Salzburg (20:45): Griechenland – Schweden 0:2

Das Griechenland schon vor 4 Jahren mit dem unattraktivsten Fußball Europameister wurde, hat einerseits überrascht, andererseits eine böse Stimmung gemacht. Wir, also die Zuseher, wollen, dass Offensivfußball gespielt wird: schnell, schnörkellos, zielstrebig. Und die Griechen? Langsam, behäbig, planlos. Man konnte es nicht fassen: Da wurde der Ball von den Griechen Minutenlang hin- und hergespielt. Nicht nach vorne, sondern von einer Seite zur anderen. Erbärmliche Vorstellung. Und jetzt stelle man sich vor, die Schweden, die ziemlich ratlos wirkten („Wenn ihr nicht zum Fußballspielen anfangt, dann sag ich’s meiner Mami!“), hätten sich ein Tor eingefangen (Hansson, einer der Schweden, köpfelte den Ball aufs eigene Tor und nur wenige Zentimeter fehlten, um aus ihm einen griechischen Helden in einer schwedischen Tragödie zu machen). Das wäre ein Grund, an höherer Gerechtigkeit zu zweifeln. Gottlob gab und gibt es einen Zlatan Ibramhimovic, der uns und die Schweden erlöste. Prachtschuss aus dem Fuß geschüttelt. Minuten später lassen sich zwei griechische Abwehrspieler und der Torhüter Nikopolidis von Hansson düpieren und kassieren den zweiten Treffer (damit wurde er ein schwedischer Held in einer griechischen Tragödie). Kurz dachte ich (und Herbert Prohaska), dass vielleicht George Clooney im Tor stand. Er hätte es wohl nicht schlechter machen können. Sagenhafte Peinlichkeit. Also gut. Die Griechen können sich verabschieden. Die „griechische Atombunker“-Taktik (ORF-Moderator) wird den Spaniern mit Sicherheit viel Freude bereiten. Und die Russen, die haben ja schon vor 4 Jahren als einzige Mannschaft die Griechen bei der EM geschlagen. Reicht das? Ich weiß, im Fußball ist alles möglich und nichts vorhersehbar. Aber wenn die Griechen mit so einer Einstellung weiterkommen, dann laufe ich AMOK!

EM: Spieltag 1 – Gruppe C

Montag, 9. Juni 2008

Spieltag 1 – Gruppe C: holländisches Licht und frankoitalienische Schatten

Gruppe C, in Zürich (18:00): Rumänien – Frankreich 0:0

Lieber Fußballgott, lass diesen Kelch an mir vorübergehen. Mäßiges Niveau. Spielerisch völlig unattraktiv. Na gut, die Rumänen, als klare Außenseiter, versuchten gegen die Franzosen hinten dicht zu machen (und ich dachte mir, die würden Gas geben, weil sie nichts zu verlieren haben – ja, so kann man sich täuschen) und schafften es auch mühelos. Weil die Franzosen Ideenlos am Feld herumtrabten. Selten so eine passive Favoriten-Truppe gesehen. Frankreich kann man damit von der Liste der EM-Favoriten streichen. Wer gegen Rumänien vorsichtig zu Werke geht, hat in einem (Halb)Finale nichts verloren. Jetzt kann nur noch ein Wecker (nein, nicht der Konstantin, sondern einer, der läutet und sie wachrüttelt) oder eine Revolution („mais oui, wir können auch nur mit einer defensiven Mittelfeldposition spielen“) helfen.

Gruppe C, in Bern (20:45): Niederlande – Italien 3:0

Was für ein munteres, aufregendes Fußballspiel. Eine Freude, so ein Spiel sehen zu dürfen. Gäb’s mehr von dieser Sorte, die LillY würde nicht motzen, dass sich in diesem Blog für die nächste Zeit alles um die schönste Nebensache der Welt dreht. Noch dazu, wo einige fesche Kicker am Platz standen (irre ich mich, oder haben die Azzurri auch dahingehend abgebaut?) Zurück zum Spiel. Die Holländer, man muss es in aller Deutlichkeit sagen, haben die Italiener ziemlich vorgeführt. Wer hätte das gedacht? Aber so gut die Oranjes auch gespielt haben, die Italiener sollten wir nicht unterschätzen. Immerhin haben sie sich aufgebäumt, haben Chancen bekommen und sie – Luca Toni sei Dank – kläglich vergeben. Die Franzosen wiederum haben nicht mal das zustande gebracht. Holland darf jetzt nicht übermütig werden, und mit ein bisschen Konzentration schaffen sie den Aufstieg mit links. Ja, das ist jene Seite, auf der van Bronckhorst wirbelt.