Dienstag, 10. Juni 2008
Spieltag 1 – Gruppe D: Spanische Kaltblütigkeit
Gruppe D, in Innsbruck (18:00): Spanien – Russland 4:1
Jetzt wird jeder von den Spaniern schwärmen. Die Quoten für einen EM-Sieg gehen nach unten. Aber waren sie wirklich so gut wie es das Resultat besagt? Hier haben wir wieder den klassischen „was-wäre-wenn“-Fall: Nach der 1:0 Führung der Spanier kommen die Russen gefährlich vors Spanische Gehäuse und knallen den Ball an die Stange. Hm. Wäre hier der Ausgleich geglückt, wir hätten ein anderes Spiel gesehen. Denn einmal, da brannten die Russen nicht Moskau, sondern ein Kurzpass-Spiel ab, dass man vor Bewunderung nur so zerfließen wollte. Beeindruckend. Wahrlich beeindruckend. Und hätte sie ins Spiel gefunden, die Spanier hätten sich warm anziehen müssen. Aber so ist es eben im Fußball: die Tore, die man nicht schießt, bekommt man (doppelt oder dreifach). So einfach ist das. Mussten ja bereits die Italiener schmerzhaft zur Kenntnis nehmen. Und die Schweizer. Und die Österreicher. Und jetzt eben die Russen. Willkommen im Club.
Gruppe D, in Salzburg (20:45): Griechenland – Schweden 0:2
Das Griechenland schon vor 4 Jahren mit dem unattraktivsten Fußball Europameister wurde, hat einerseits überrascht, andererseits eine böse Stimmung gemacht. Wir, also die Zuseher, wollen, dass Offensivfußball gespielt wird: schnell, schnörkellos, zielstrebig. Und die Griechen? Langsam, behäbig, planlos. Man konnte es nicht fassen: Da wurde der Ball von den Griechen Minutenlang hin- und hergespielt. Nicht nach vorne, sondern von einer Seite zur anderen. Erbärmliche Vorstellung. Und jetzt stelle man sich vor, die Schweden, die ziemlich ratlos wirkten („Wenn ihr nicht zum Fußballspielen anfangt, dann sag ich’s meiner Mami!“), hätten sich ein Tor eingefangen (Hansson, einer der Schweden, köpfelte den Ball aufs eigene Tor und nur wenige Zentimeter fehlten, um aus ihm einen griechischen Helden in einer schwedischen Tragödie zu machen). Das wäre ein Grund, an höherer Gerechtigkeit zu zweifeln. Gottlob gab und gibt es einen Zlatan Ibramhimovic, der uns und die Schweden erlöste. Prachtschuss aus dem Fuß geschüttelt. Minuten später lassen sich zwei griechische Abwehrspieler und der Torhüter Nikopolidis von Hansson düpieren und kassieren den zweiten Treffer (damit wurde er ein schwedischer Held in einer griechischen Tragödie). Kurz dachte ich (und Herbert Prohaska), dass vielleicht George Clooney im Tor stand. Er hätte es wohl nicht schlechter machen können. Sagenhafte Peinlichkeit. Also gut. Die Griechen können sich verabschieden. Die „griechische Atombunker“-Taktik (ORF-Moderator) wird den Spaniern mit Sicherheit viel Freude bereiten. Und die Russen, die haben ja schon vor 4 Jahren als einzige Mannschaft die Griechen bei der EM geschlagen. Reicht das? Ich weiß, im Fußball ist alles möglich und nichts vorhersehbar. Aber wenn die Griechen mit so einer Einstellung weiterkommen, dann laufe ich AMOK!