Montag, 16. Juni 2008
Spieltag 3 – Gruppe B: ausgeträumt
Gruppe B, in Wien (20:45): Österreich – Deutschland 0:1
Das war natürlich bitter. So viel Hoffnung. So viel Geträume. In Österreich. In Wien. Am Sprung zur grenzenlosen Euphorie, die dann doch nicht ausgebrochen ist, weil wieder einmal die Deutschen am Spielfeld standen. Weil sie das Glück zumeist auf ihre Seite zwingen können. Nicht immer. Aber sehr oft. Öfter als jede andere Mannschaft. Das macht sie in meinen Augen so unbeliebt. Wir erinnern uns: WM 2006 – Eröffnungsspiel: der kleine wuselige Philipp Lahm zirkelt den Ball ins Kreuzeck. Wundertor. EM 2008 – gestern: Ballack knallt den Ball mit Überlichtgeschwindigkeit ins Kreuzeck. Wundertor. Warum schießen sie immer dann diese Wundertore, wenn sie diese am Notwendigsten brauchen? Und wir nicht?
Zugegeben, die Deutschen waren wohl um die Spur besser, aber von einem guten Spiel waren sie weit entfernt. Die Österreicher waren nicht abgebrüht genug. Vermutlich war die Ehrfurcht doch um die Spur zu groß. Und hätte Gomes gleich nach Beginn den Ball hinter die Torlinie gedrückt, die Deutschen hätten uns wohl (im Konter) überrannt. Sei’s wie’s sei. Die Chance hat gelebt. 90 Minuten lang. Mehr darf man nicht erwarten. Schauen wir uns jetzt an, wie die Portugiesen gegen die Deutschen auftreten. Wie deren Rezept aussieht, um die germanischen Verteidigerpflöcke auszuspielen.
Ist übrigens schon jemanden aufgefallen, dass nicht Österreich, sondern Deutschland ein Stürmerproblem hat? Nachdem Gomes nicht in der Lage war, den Ball aus zwei Metern über die Torlinie zu bringen, dürfte er damit sein letztes Spiel für Deutschland in der EM gespielt haben. In den vorigen zwei Partien war nämlich überhaupt nichts zu sehen. Und sein Kollege? Klose ist kein „Knipser“, er ist ein Vorbereiter. Das hat er sich bei den Bayern angelernt. Weil ein Luca Toni nun mal Brecherqualitäten hat. Also legt er diesem die Bälle torgerecht auf. Sehr zum Wohle für die bayrische Mannschaft. Sehr zum Wohle von Luca Toni. Aber das Toreschießen (besser: den Riecher) verlernt man mit der Zeit. Da ist er jetzt, der gute Klose. Und wenn nicht ein Luca Toni, sondern ein Gomes an der Seite spielt, dann …
Gut, Podolski hat drei Tore gemacht. Aber von der Position war er auf der linken Mittelfeldposition eingesetzt, ist also aus der Etappe gekommen und fand so viele Freiräume. Gegen Polen. Bei den Kroaten war schon nicht mehr viel zu sehen (obwohl er ein Tor machte). Und gegen Österreich so gut wie gar nichts mehr (obwohl er einmal Macho mit einem knallharten Schuss prüfte). Die Frage ist also, kann ein Podolski, der in der Spitze stürmt, gefährlich werden? Es ist zu bezweifeln. Alternativen? Ein Neuville vielleicht? Aber hat der nicht schon die beste Zeit hinter sich? Wirkt er nicht wie ein Fremdkörper in der Mannschaft? Sei’s wie’s sei, gegen die Portugiesen werden sie sich steigern müssen. Und wehe, sie machen denen wieder ein Wundertor rein. Dann bin ich sauer. Sehr sauer!
Gruppe B, in Klagenfurt (20:45): Kroatien – Polen 1:0
Hui. Die „B-Mannschaft“ der Kroaten fertigt die Polen ab. Schön langsam gefallen sie mir, die Kroaten. Sie spielen erfrischend, mit Herz und Technik. Man könnte sagen, sie sind türkische Portugiesen. Dass die Kroaten über einen hervorragenden Kader verfügen, wo jeder Spieler ersetzt werden kann, spricht eindeutig für sie. Während die Türken mehr einem Lazarett, als einer Fußballmannschaft gleichen. Mal schauen, wann sich der türkische Masseur aufwärmen muss.