Dienstag, 17. Juni 2008
Spieltag 3 – Gruppe C: erstens kommt es anders und …
Gruppe C, in Zürich (20:45): Italien – Frankreich 2:0
Also doch die Italiener. Nicht weil sie besser (natürlich waren sie besser), sondern weil Frankreich um so vieles schlechter gespielt hat. Die „Grande Nation“ kickt wie Österreich vor einem Jahr (und das heißt was): grottenschlecht. Das Unglück nahm seinen Lauf, als sich der beste, der motivierteste der Franzosen verletzte: Ribery! Nach bereits 8 Minuten. Wie aufgezogen läuft er Zambrotta hinterher, grätscht seitlich nach dem Ball, trifft aber nur die Beine des Italieners. Unglücklich für ihn. Weil er sich dabei selbst verletzt. „Verdacht auf Unterschenkelbruch“ ist überall zu hören und zu lesen. Auch jetzt ist nicht zu eruieren, wie schwer die Verletzung tatsächlich ausgefallen ist. Ein Drama. Für die Franzosen. Für die Bayern. Für den Fußball. [aktuell dürfte es sich „nur“ um eine schwere Verstauchung im linken Knöchel handeln]
Aber die Fußballshow muss weitergehen. Und so ist es nur bezeichnend, dass die ehemalige Beton-Abwehr der Franzosen auseinanderbröckelt. Überaltert. Thuram nach zwei Spielen kein Thema mehr. Abidal, der gegen Luca Toni im Strafraum sehr ungeschickt von hinten attackiert, wird gleich mal mit Rot vom Feld geschickt. Den Elfmeter verwandelt Pirlo nach Vastic-Manier: unhaltbar.
Damit war das Spiel entschieden. Müde Franzosen fanden nie ins Spiel. Benzema, der gehypte Stürmer (franz. Torschützenkönig und Spieler des Jahres), war noch am auffälligsten. Henry? Einst die Lichtgestalt Frankreichs nur noch ein Abklatsch vergangener Tage. Wäre er doch nur bei Arsenal geblieben, er würde heute am Zenith stehen, statt dessen sitzt er zu meist bei Barcelona auf der Ersatzbank – oder muss Etoo die Bälle servieren (schlag nach bei Klose). Enttäuschend.
Wir Österreicher dürfen uns also berechtigte Hoffnungen machen, dass am 6. September, wenn wir Frankreich im Happel-Stadion zum Auftakt der WM-Qualifikation begrüßen dürfen („Bonjour“), eine verunsicherte, im Umbruch begriffene französische Nationalmannschaft auflaufen wird. Freilich mit einem neuen Trainer. Mit neuen Gesichtern. Also, wenn wir jetzt nicht die Gunst der Stunde ausnutzen, wann dann?
Und die Italiener? Das böse Erwachen kommt noch. Ein wenig später. Aber es kommt. Weil sie in den drei Spielen nie überzeugt haben. Ein Weltmeister, der gegen Rumänien eigentlich schon so gut wie weg war, muss besser, muss überzeugender spielen. Wenn ihre einzige Antwort ein Luca Toni ist, dann ist das aber mehr als dürftig. Ersetzt kann er nicht werden. Was ist eigentlich mit dem Cassano los? Der war mal ein heißer Tipp für einen Spitzenfußballer. Gestern war nichts von ihm zu sehen. Überhaupt nichts. Jetzt geht es im Viertelfinale gegen Spanien. Hmm?! Sollte also Luca Toni das erste Tor machen, dann sehen wir mit größter Wahrscheinlichkeit die italienischen „Bauarbeiter“ den Beton anrühren. Davor hab ich ein bisserl Angst: dass die Italiener das Griechische Spiel bei der EM2004 studiert haben: unattraktivst spielen und knapp gewinnen. Denn mit spielerischen Qualitäten können sie keinen Gegner bezwingen. Schon gar nicht die Spanier. Schon gar nicht ohne Pirlo (gelbgesperrt). Aber wer weiß, wer weiß, denn erstens kommt es anders …*
Gruppe C, in Bern (20:45): Niederlande – Rumänien 2:0
Die „B-Mannschaft“ der Holländer macht ein gutes Spiel. Die Rumänen? Enttäuschend. Weil sie in Ehrfurcht vergehen. Verständlich, wenn ein Robben (Real Madrid), ein van Persie (Arsenal London) und ein Jan Huntelaar (Ajax Amsterdam – Torschützenkönig) auflaufen und die Lust am Spielen eindrücklichst demonstrieren. Aber die Rumänen, sie haben auch ihre Chancen. Wenigstens in der ersten Hälfte. Mit ein wenig Glück (die Holländer haben einfach einen Lauf – fragt sich nur, wie lange?) hätte Holland zum ersten Mal in Rückstand geraten können. Dann, wie so oft, wäre es vielleicht ein anderes Spiel geworden. Naja. Die Rumänen hätten vermutlich gleich im ersten Spiel gegen Frankreich so druckvoll spielen müssen wie gegen die Italiener. Aber im Nachhinein ist es natürlich müßig, über das „damals“ zu befinden. Wir sehen ja die Rumänen dann in Wien. Zur WM-Qualifikation. Das wird hart.
*) noch verteufle ich die Italiener nicht, Maureen. Noch nicht 😉