Gestern auf der Eröffnung der Lesefestwoche im MuseumsQuartier gewesen. Inklusive Lesung verschiedenster Autoren. Olga Flor gab auch eine Kostprobe ihres neuen Buches. Später, als die Lesung pausierte, man und frau sich an der Bar (gratis) Getränke nehmen durfte, da merkte ich hin und wieder, wie sie so alleine herumspazierte, ein wenig verloren wirkte. Tja. So sieht also eine Form von literarischem Erfolg aus: jeder kennt dich und dein Buch (weil du gerade daraus vorgelesen hast), aber trotzdem bleiben die Leutchen auf Distanz, suchen mit den Augen die „wichtigeren“ AutorInnen. Man könnte sagen: Olgar Flor ist nicht mehr unten, aber noch nicht oben, irgendwo dazwischen. Glavinic hat aus diesem Dilemma ja Kapital geschlagen, in dem er den literarischen Neid zwischen zwei Buchdeckeln presste. Sein Freund Kehlmann dürfte es ihm nachgesehen haben. Interessanterweise hat es nun Glavinic geschafft, den Neid auf sich zu ziehen. Andrea Maria Dusl nämlich war es, die Glavinic & Maurer durch den stilistisch wuchtigen Kakao zog (manche ihrer Wortkreationen sind schon famös). In ihrem neuen Buch widmet sie den beiden ein ganzes Kapitel. Ist ja allerhand, net?
Na sowas. Was lese ich denn da auf der Wiki-Site von T. Glavinic:
In seinem Roman Das bin doch ich (2007) behauptet der Ich-Erzähler (der ebenfalls „Thomas Glavinic“ genannt wird), diesen Wikipedia-Eintrag als Erster angelegt zu haben;
Das kommt mir irgendwie bekannt vor. So, genug der Neiderei (darin ist Wien bekanntlich eine Weltmacht).
Heute EJ. im Café Griensteidl getroffen. Das Manuskript Tiret³ (Die Entführung des Fräulein Madeleine) übergeben. Erste Probelesung, sozusagen. Lange geplaudert. Über (meine) schriftstellerischen Ambitionen und die eigentümliche Befindlichkeit dieser Welt. Nach dem sie Tiret gelesen hat (es fehlen ihr die letzten Seiten), sich durchaus angetan zeigt und mir die große Freude macht, den einen oder anderen Lieblingssatz zu zitieren („Ihr habt am Leben zu bleiben“, „Er schreibt und liest, liest und schreibt“), bin ich guter Dinge. Das lange Gespräch spart nichts aus. Ich bin fasziniert und beeindruckt, als sie zum Kapitel „Der wilde Haufen“ folgerichtig Sam Peckinpahs „The Wild Bunch“ assoziiert. Zu „Ein simpler Plan“ fällt ihr natürlich „A simple plan“ ein (wer kennt den Film eigentlich?). Und „Snatch“ hat sie auch gesehen. Man merke: ich halte mich an Filmen, weniger an Bücher. Und meinte sie nicht, dass ich Atmosphären erschaffe? Aha. Gefällt mir.
Also ICH hätte mit Olga Flor sehr gerne gesprochen, denn ihr Buch Kollateralschaden hat mich begeistert.
Mit bekannten Menschen sprechen zu wollen ist ja eines, es zu tun, ganz was anderes. Da gibt es bekanntlich eine Hemmschwelle, die es zu überwinden gilt.