Alle guten Dinge sind 3. Heute im „Jagdschloss“ bei Petra Kaindel und eines ihrer Bilder entdeckt (stand einfach so an der Seite – als hätte es gewusst, nun auffallen zu müssen), das mir auf Anhieb gefiel und kurzerhand für einen Coverentwurf herhalten musste. Mit diesem Umschlagsentwurf betrete ich neue Pfade. Bis dato habe ich keine großformatigen Bilder verwendet – was gute Gründe hat: die Gefahr bei einem Bild danebenzugreifen ist ziemlich groß, noch dazu, wo es lizenzrechtliche Hindernisse zu überwinden gibt (freilich, seit diese fotolias aus dem Web-Boden schießen, ist es auch möglich, um billigst Geld hochwertige Fotos zu bekommen; in den USA habe ich mal wegen eines Stockfotos nachgefragt. Ergebnis: ich hätte etwa $ 500,- berappen müssen – für 3 Jahre. Saftig!)
Ja, das Cover hat was. Freilich, es führt den Betrachter vermutlich in eine falsche Richtung („Hui, ein Honk Kong Horror B-Movie“), aber auf der Rückseite wird einem klar gemacht, wo’s lang geht („It’s about movies, folks!“). Herrlich! Trau mich jetzt gar nicht, es SP. oder DG. zu zeigen. Weil ich mich noch ein wenig im imaginären Applaus sonnen möchte, den ich mir selber gebe. Die Schelte und die Kritik – notwendig und wichtig – hole ich mir schon noch ab. Aber jetzt genieße ich einfach das Cover. Beinah wäre ich versucht, zu behaupten, der Umschlag ist soo gut, dass der Inhalt abstinken könnte. Tja. Aber am Ende – also ganz, ganz, ganz zum Schluss – bleiben nur die Covers von meinen Büchern übrig. Wer erinnert sich da noch an den Inhalt? Eben! Apropos. Kheira Linder wird sich nun an die drei Buch-Umschläge für die Folgebände zu Tiret („Madeleine“, „Brouillé“ und „Penly“) machen. Hui, auch nicht unspannend. Aber eine ganz andere Geschichte. Ja, ja.
Das bisherige Cover erfreut sich großer Beliebtheit, vermutlich weil es korrekt designt wurde. Aber wenn man es durch eine professionelle Grafiker-Brille betrachtet (der ich natürlich nicht bin), dann fällt einem sofort auf, dass die Gestaltung eckig und kantig, nicht rund ist. Der zweite Versuch versucht sich an dem Versuch, sich loszulösen, vom Eckigen, vom Korrekten. SP. hat die Hände zusammen geschlagen. Ein dezidiertes „No go“, weil es Ähnlichkeiten mit einem der alten Honk [sic!] Kong Filme in ihrer Videothek hat. Aha. Gar nicht mal schlecht, die Assoziation – immerhin geht es um Filme, vielleicht sogar um B-Movies. Könnte es also sein, dass die Wahl des Covers Rückschlüsse auf unsere Innenwelt zulässt? Immerhin dringt so ein Bild direkt und ungefiltert ins Unbewusste und stellt die abartigsten Sachen an (z.B. in einem Alptraum aufzutauchen). Ich persönlich präferiere (im Moment) die „losgelöste Variante“, sie ist so hübsch gegossen – nur die zwei Meta-Infos „Krimikomödie“ und „Richard K. Breuer“ stören den Eindruck. Am liebsten würde ich ja den Autorennamen weglassen, aber was sagt dann der Schriftsteller? Der ist sicherlich beleidigt und redet mit mir kein Wort. Naja, könnte ich verkraften, oder?
Über Schriftarten/Fonts könnte man Bände füllen (was schon andere getan haben). Im Zuge meiner „ich mache mir mein Buch wie es mir gefällt“-Tour sind mir jene WebSites eine wesentliche Unterstützung gewesen. Vielleicht hilft es den geneigten Leser und Typographen in spe.
Meine Profi-Fonts kaufe ich gegen Dollarscheine bei myfonts. Die Preise sind moderat, Auswahl gibt es natürlich genug. Und die Möglichkeit, sich mit den Fonts vor dem Kauf herumzuspielen, erleichtert jede Kaufentscheidung (im Normalfall). Für Typo-Fetischisten also genau die richtige Spielwiese, um sich auszutoben (und viele Stunden zuzbringen). Natürlich sollte man auf diese Weise eher spezielle, ausgefallene Schriftarten suchen und kaufen. Möchte man eine gute Schriftart, die hohe Lesbarkeit erfordert (für Zeitung, Bücher, Magazine usw.) und alle wesentlichen Schnitte (Kursiv, Fett, Kapitälchen, usw.) beinhaltet, sollte man auf die „üblichen Verdächtigen“ zurückgreifen. Hierzu erstand ich vor ein paar Jahren die ADOBE Type Basics Open Type Edition um läppische USD 99,- die 65 zuweilen hochkarätige Fonts inkludiert. Diese sind noch immer der Font-Stamm, auf denen meine Publikationen aufbauen. Ein Profi-Typograph würde es vermutlich erkennen und über die Limitierung lächeln, aber was nutzen mir 2400 Fonts (die Collection gibt es auch zu kaufen – kostet ein kleines Vermögen), die mich überfordern würden. Am Anfang bäckt man besser kleine Kuchen. Wer es günstig und ausgefallen mag, der kann sich z.B. auf dafont nach kostenlosen (oder Shareware) Schriftarten umschauen. Da gibt es schräääge Sachen. Prinzipiell sprießen die Gratis-Font-Verteiler wie Pilze aus dem Boden. Kein Wunder, die heutige Software macht es möglich, im Handumdrehen seinen eigenen Font zu basteln. Die Ergebnisse reichen demnach von „jössas“ bis „gar net schlecht“ und darüber hinaus. Ausprobieren heißt die Devise. Und wer keine gestrengen Kritiker überzeugen muss, kann ruhigen Gewissens tun, wie es ihm oder ihr in den Sinn kommt. Freilich, die professionelle Maxime „weniger ist mehr“ gilt auch hier.
An Büchern kann ich alle von Hans Peter Willberg empfehlen. Als Einstieg empfiehlt sich die kostengünstigen schmalen Ratgeber Erste Hilfe Typografie, Wegweiser Schrift und Schriften erkennen. In diesen habe ich so manche „Nächte“ zugebracht, mir die Haare raufend, welche Textschrift ich für mein erstes Buch wählen sollte. Die Angst, ich könnte eine „unleserliche“ wählen, raubte mir oftmals den Schlaf. Im Grund kann ich jetzt guten Gewissens sagen oder behaupten, dass die gängigen Book-Fonts (Garamond & Co) von namhaften Verteilern (Adobe, Linotype, FontFont, usw.) allesamt gut lesbar sind. Ob die Schriftart zum Buch/Medium passt, steht auf einem anderen Blatt Papier und ist natürlich Geschmackssache. Times New Roman ist aber im Normalfall keine Alternative. Es sei denn, man setzt sie bewusst ein, um einen Grafiker oder Designer zu ärgern. Tja. Als „Bibel“ (die Ausmaße kommen in etwa hin) gilt für mich noch immer Friedrich Forssman und Ralf de Jongs Standardwerk Detailtypografie. Was darin steht, ist für mich ehernes Typo-Gesetz. Freilich, am Ende entscheidet immer der Macher und sonst niemand (der muss auch Spott und Häme ertragen, wenn er daneben greift).
Erst heute das kleine Tool von Microsoft heruntergeladen und installiert: Font properties extension Mit dieser unscheinbaren Erweiterung, kann man alle relevanten Daten eines Fonts im Explorer auslesen (z.B., ob man sie einbetten kann oder nicht – embedding allowed, Info zum Vendor usw. und so fort). Habe dafür ewig im Internet gesucht, deshalb stelle ich es hier mal rein – sollte ich es wieder einmal benötigen.
Na, Hoppla, was les ich denn da. „Funny Font Forging Industry“. Die Website sanskritweb.net gibt lang und breit Auskunft, dass … äh, nun ja … Fonts (in D) kein Kunstwerk oder Softwareprogramm sind und deshalb auch urheberrechtlich nicht geschützt sind. Schlapperlot. Dass die Site noch online ist, wundert mich. Heutzutage werden ja Kanonen gegen laut zwitschernde Spatzen aufgefahren, wenn diese das einträgliche Geschäft vermiesen wollen. Interessant ist der (diskussionswürdige) Ansatz allemal, denn eines steht fest: viele Schriftarten stammen noch aus Urzeiten des Buchdrucks. Und wenn ich mit der Caslon von William Caslon schreibe, sollte man bedenken, dass mit seinen Bleilettern bereits die amerikanische Unabhängigkeitserklärung gesetzt wurde. Das ist nun wahrlich eine Zeit her. Ob er sich freut, wenn ein brotloser Dichter, der die Freiheit des Bürgers in Worte fassen und unters Volk bringen möchte, das letztes Hemd für seinen Schriftenentwurf hergeben muss? Darüber muss ich nachdenken …
Nun gut. Hier also der letzte Entwurf des Buchumschlags, vulgo Cover, zum neuen Werk. Sieht schon ganz passabel aus – sagt der Macher, was generell nicht viel zu bedeuten hat. Sei’s drum. Zugegeben, vor ein, zwei Tagen kurz einen der gefürchteten zweiflerischen Anfälle bekommen („doch eine andere Schriftart?“), der aber gottlob ohne Schrammen und Blessuren vorüberzog („Augen schließen, tief einatmen, an etwas Schönes denken – und langsam ausatmen“). Übrigens schreibe ich diesen Beitrag im Apple-Browser Safari. Nein, Mac hab ich keinen. Normalerweise verwende ich ja Firefox, aber der braucht hin und wieder eine Auszeit – ziemlich überladen mit Add-ons, die sich in die Haare kriegen. Tja. Zufrieden bin ich nicht mit Safari. Komm mir vor, wie der Erstklassler vor dem Schultor („Wo ist meine Schultüte, Mami?“), der nicht weiß, was einen erwartet. Jede neue Software heißt „zurück zum Start“ (im Gegensatz zum DKT/Monopoly gibt’s aber keine 200 Mücken!) und wer will ewig die Schulbank drücken (hörte ich die Pausenglocke?).
Vor einer Stunde standen mir übrigens die Schweißperlen auf der Stirn und mein Herzschlag näherte sich gefährlich der Werksgarantie. Der Grund? Eine kleine Hand erschien und wollte partout nicht verschwinden. Klingt das strange? Gut. Hierzu bedarf es einer kleinen Erklärung. RKB – that’s me, folks – setzt sich voller Elan an den Schreibtisch und öffnet Adobe InDesign und Photoshop. Möchte weiterarbeiten (es gibt ne Menge zu tun, wirklich) und denkt sich, hola, der Buchumschlag gehört jetzt endlich mal in die weite Webwelt getragen – dazu bedarf es natürlich einer Reduzierung von 300 dpi auf 100 dpi – wir wollen ja nicht den Rahmen sprengen, nicht? Gesagt getan. Ich mache das. Und mit einmal ist mein Pfeil-Cursor ein Hand-Cursor. Seltsam?, denke ich mir. Ich suche nach einer Lösung für dieses Phänomen, denn ohne Pfeil, keine Musi(k). Die Hand ist nett, aber der Pfeil arbeitet. Tja. Ich wechsle ins InDesing und … hola, mich trifft der Schlag. Auch dort die Hand und kein Pfeil. An arbeiten ist nicht zu denken, denn mit der kleinen Hand kann man gar nicht – weder markieren, noch auswählen. Okay, mit erhöhtem Pulsschlag leite ich die erste Notfallsmaßnahme ein: Anwendungen schließen und neu aufrufen. Gesagt, getan. Gleiches (schockierendes) Ergebnis: ein Händchen, kein Pfeil! Schweißtropfen machen sich bemerkbar. Zweite Notfallsmaßnahme: man fahre das System herunter und wieder hinauf. Gesagt getan – zwischenzeitlich müssen Stoßgebete gen Himmel gerufen werden (Marc Cohn sagt übrigens, dass der Herr da oben einen silbernen Thunderbird fahren würde, falls er es nötig hätte, zu fahren). Um die lange Geschichte kurz zu machen: alles läuft wieder wie gehabt: ein kleiner Pfeil tut, wie er soll. Das (eiskalte?) Händchen ist wieder im digitalen Nichts verschwunden. Aber ein wenig sitzt der Schock noch ordentlich. Könnte es mich wieder aufsuchen? Und merkt man daran, dass wir Digitalen Freaks allesamt nicht richtig ticken? Ja, schön langsam muss man sich gehörig Sorgen machen. Aber jetzt habe ich genug Adrenalin verschossen, jetzt gilt es, am Layout weiterzuarbeiten. Das ist übrigens auch eine eigene Geschichte. Es ist, als würde man einem Kind eine Sandkiste zum Spielen geben. Das digitale Layouten kennt keine Grenzen mehr. Während die alte Drucktechnik mit ihren Bleilettern noch eine Unzahl an Reglementierungen bereithielten (an die Profi-Setzer noch immer rigoros festhalten), kennt der Digitaldruck keine Grenzen mehr (wiederhole ich mich?). Alles ist möglich, nichts unmöglich. Jetzt nehme man einen Schreiberling, der von seiner Schreibe überzeugt ist und diese ins rechte Licht rücken möchte, der Zeit und Muße hat, sich auszutoben und dem man ein paar niedliche Werkzeuge mit auf den Weg gibt (zum Beispiel: das Internet und damit die Möglichkeit, 1,2 Billionen Schriftarten zu finden – gestern habe ich übrigens zwei sehr auffällige Fonts ausfindig gemacht, die im Buch ihren Auftritt haben werden). Wichtig ist natürlich, dass der Text diese designtechnischen Spielarten verträgt. Ein staubtrockener, ernster Roman würde nur lächerlich gemacht werden. Aber eine augenzwinkernde, absurde Komödie kann dadurch aufgepeppt werden und den Witz unterstützen (freilich, die Gefahr, es zu übertreiben ist immer gegeben). Und die größte Gefahr, die ich kenne, ist, dass ich plötzlich eine leere linke Seite zur Verfügung habe. Natürlich könnte man sie leer lassen (fad) oder sie mit Inhalt füllen (yippie). Jessebird – Germane seines Zeichens – fragt sich, ob es denn ein Glossar geben würde, mit den Wienerischen Ausdrücken. Daran dachte ich in der Tat einmal kurz nach, verwarf es aber wieder und jetzt, trarar, feiert es fröhliche Urständ. So leere Seiten können mit ein paar hübschen Vokabeln garniert werden. Beispiel gefällig? Schnapsidee, Rotzbuben, Hirnederl (schreib man das so? Im Ö-Duden steht’s net), abfackeln, Klumpert, Ismirblunzen, papierln und so weiter und so fort. Na, wieder ein hübscher Eintrag geworden. Wir sehen: was so ein kleines Händchen für Blockaden löst.
Meine Güte. Ich sollte ins Bett. Die letzten zwei Stunden (vielleicht war es auch nur eine, wer weiß das schon?) wie gestört an der Widmung herumgeschoben. 9 Wörter! Jetzt weiß ich, warum die Verlagsbücher allesamt aus einer Schriftart gesetzt sind – egal ob es sich um Meta-Info oder die Geschichte selbst handelt. Denn die Widmung hat ja per se nix mit der Story zu tun – also müsste man sie auch typographisch von dieser absetzen. Naja, vielleicht bild ich’s mir auch nur ein, dass es so gehörte. Gibt ja kein Allgemeines Grundbücherliches Gesetz, oder? Eben! Deshalb werde ich auch eine schonungslos harsche Kritik an ro2069 in meine „büchliche Werbeeinschaltung“ aufnehmen und mich dahingehend am Verfasser rächen, dass ich ihm die Comic Sans „anziehe“. Ha, das wird ein Spaß. Zugegeben, ich hab schon mal besser gelacht, aber für den Anfang sollte es reichen. Merke nämlich, dass die letzten Einträge in der Ironiefreien Egozone geschrieben wurde. Selten gefährlich. Weil dann das Geschreibsel eine Wichtigkeit (von mir) erhält, die es (vom Leser) nicht bekommt. Diese Schieflage ist – sehr oft – eine peinliche Geschichte. Und gibt es im Netz nicht schon genügend Beweihräucherer, deren Eigenlob zum Himmel stinket? Uups. Bemerke, ich muss kurz durchlüften. Zu meiner Verteidigung sei gesagt, dass diese „Status-Quo-Buch“-Litanei den Zweck hat, dass ich mich später einmal erinnere, wann ich was wie lange gemacht habe. Denn, wenn wir eines wissen, dann das, dass uns das Gedächtnis die gröbsten Streiche spielt. Ankerpunkte – und wenn sie nur aus ironiefreien Blogeinträgen bestehen – braucht man. Sonst dümpelt man im Meer der wahnwitzigen Vorstellungen herum („Wie lange ich für die Widmung brauchte? Ha, das Layout dafür war ein Kinderspiel, das hab ich schwuppdiwupp aus den Ärmeln geschüttelt.“) Jetzt habe ich auch noch hunger.