Die letzten Wochen im InDesign und Photoshop geschlafen. Sozusagen. Das Spielemagazin (nix Computer oder Playstation, nur Brett- und Gesellschaftsspiele) „frisch gespielt“ brauchte ein neues attraktives und peppiges Kleid. Also hingesetzt und begonnen zu schneidern. Die älteren Ausgaben, die mir als Muster vorgelegt wurden, nun, sie sind nett anzuschauen, aber bieder und mit seltsam verschrobenem, wirrem, unzeitgemäßem Layout („was nicht passt, wird passend gemacht bzw. wir finden Platz für jedes Foto“) . Das deutsche Pendant, die „Spielbox“ – der Platzhirsch der Spielemagazine im deutschsprachigen Raum – glänzt auch hier mit einer gewissen Einfallslosigkeit. Immerhin, wer es aufblättert, der weiß sofort, was er erwarten darf. Auch hier – erschreckend festzustellen – finden Fotografien Verwendung, die noch nicht mal das Prädikat „Schnappschuss“ verdienen. Darin unterscheiden sich die heutigen (und vermutlich auch damaligen) Magazine: hochwertige Grafiken und Fotos. Zu mal der Textanteil immer geringer und die bunten Aufpeppungen immer mehr werden. Der Trend geht wohl eindeutig in Richtung „Bilderbuch für Erwachsene“. Lesen ist bekanntlich anstregend und erfordert ein gewisses Maß an Konzentration. Bilder „begucken“ kann sogar der Schimpanse aus dem Tiergarten Schönbrunn (der älteste der Welt, angeblich – der Tiergarten, nicht der Schimpanse).
So ein 50seitiges Magazin zu layouten ist kein Zuckerschlecken. Besonders, wenn man es noch nie gemacht hat und nicht weiß, worauf man sich einlässt. Zum anderen kommt es natürlich darauf an, welche Vorgaben man bekommt. Manchmal sind sie hilfreich, manchmal störend, manchmal eine designtechnische Katastrophe. Gut, ich darf mich nicht beklagen, diesbezüglich, da mir weitestgehend freie Hand gelassen wurde, auch wenn ich mich an den Vorgängerausgaben grob zu orientieren hatte.
Wo beginnt man also? Beim Raster! Wer Ordnung und Struktur in die Bilder- und Textflut bringen will, kommt um einen Raster nicht herum. Dann heißt es aber auch, sich am Raster zu orientieren und nur wenn es ästhetisch sinnvoll ist, sollte die Struktur aufgebrochen werden. Nicht aber, weil man noch eine Abbildung unbedingt reinquetschen will. Das stört. Und der Betrachter blättert weiter.
Mit Farben bin ich vorsichtig. Zum einen, weil ich keine Erfahrung habe, wie die Farben im Offset-Druck aussehen bzw. wirken (ja, zwischen RGB-Monitor-Farben und CMYK-Farben gibt es schon Unterschiede). Jetzt, nach dem ersten Heft, kann ich mich natürlich „kalibrieren“ („aha, so schaut also dieses helle Blau auf dem Papier aus … ein bisserl zu dunkel“). Noch schwieriger wird es, wenn inverse Schrift gewählt wird (z.B. weißer Text auf dunklem Hintergrund) oder wenn im Hintergrund der Seite eine Abbildung durchscheint (Transparenz!). Wenn man Pech hat, ist die Hintergrundabbildung so aufdringlich, dass man den Text nicht mehr lesen kann bzw. man stört sich daran. Auch hier kann nur das Endresultat am Papier Aufschluss über die Transparenz-Fähigkeit geben. Also machte ich aus der Not eine designtechnische Tugend und ließ den Text Text sein, also Schwarz auf Weiß, während die Abbildungen – dazwischen und am Seitenrand – hübsch bunt die Sache auflockern. Wir sollten ja nicht vergessen, warum jemand das Magazin kauf: um es zu lesen. Die bunten Verhübschungen sollten also dem Text helfen, wahrgenommen zu werden bzw. das Interesse zu wecken, einerseits für den Text, andererseits natürlich auch für das rezensierte Spiel. Zugegeben, manchmal hatte ich wahrlich Lust das Layout in die Ecke zu stellen und eine Brettspielpartie zu machen. Ein gutes Zeichen, denke ich.
Die Druckerei Ueberreuter Print GmbH in Korneuburg darf ich an dieser Stelle lobend erwähnen, da sie unkompliziert und hilfreich dem überforderten Gestalter zur Seite stand. Gegen Mittag die Daten überliefert, gegen 17 Uhr bereits den Plott (ein Vorabdruck, der jeden Schnitzer penibel aufdeckt) mit CW. durchgegangen. Man glaubt gar nicht, wie wichtig so ein Vorabdruck sein kann. Für mich jedenfalls, der doch unsicher war, in Bezug auf die Druck-Spezifikationen. Schlussendlich einigten wir uns darauf, 5 Austauschseiten zu schicken. Voilà. Erfreulich, dass es so unproblematisch von Statten ging.
Davor. Sonntag, gegen Mitternacht mit TB. das Layout durchgegangen. Ein paar Sachen fehlten noch. Kein Problem, meinte ich, bis Dienstag zu Mittag ist alles fertig. Ungläubiger Blick. Weil der Termin von Dienstag auf Montag vorverlegt wurde. Tja. Keine Ahnung, ob ich diese terminliche Änderung verschlafen habe oder man sie mir nicht explizit mitgeteilt hatte. Wie auch immer, Sonntag Nacht wurde zum Tage gemacht. Der nächste Morgen, der Montag, ein einziges Rotieren. Am Stand. Eine Werbeseite wurde nicht und nicht geliefert, trotz oftmaliger Anrufe. Gegen Mittag, nach dem alles beisammen war, dann die letzte große Hürde: Export aus dem InDesign in ein druckfähiges PDF. Schlapperlot. Während der PC ächzend herumwerkelte, konnte ich gemütlich duschen, eine Kleinigkeit essen und mich ein halbes Stündchen entspannen. Ja, gut Ding braucht Weile. Ungeduldig darf man nicht sein. Und wenn ich ehrlich bin, ich hatte schon ein wenig Angst, dass bei dieser immensen Rechenleistung Soft- oder Hardware schlapp macht. Was dann? Ich hätte mir die CMYK-Kugel gegeben – übrigens: man spricht sie in Fachkreisen ZMÜK aus; jetzt weiß ich es auch ;-).
Das erste Mal ist immer eine Reise in ein unentdecktes Land („The undiscovered country“ – wer kennt den Film?“), wo viele Gefahren (Käfer!) und Fallstricke (wer legt die eigentlich aus?) lauern. Die nächsten Male sind zwar immer noch aufregend, aber fast schon ungefährlich. Und früher oder später schleicht sich wohl die Routine ein – und man lächelt wissend in sich hinein. Ja, ja.
Im Übrigen, wer es noch nicht weiß, ein unkompliziertes Abo von „frisch gespielt“ kostet für drei Ausgaben schlappe € 12,90 – inkl. Versand und Spesen innerhalb Österreichs. Nach der dritten Ausgabe endet das Abo. Das ist fair, meine ich. Weshalb sich das Abo gut verschenken lässt. Für die Einzelausgabe sind € 4,50 zu berappen. Die Auflage beträgt ca. 5.000 Stück, die an den Fachhandel, Abonnenten und einen Lesezirkel. Wer also mal beim Augenarzt sitzt oder beim Friseur und zu einem der vielen aufliegenden Magazine greift, kann ein Exemplar von „frisch gespielt“ ergattern. Oder einfach hier bestellen: www.frisch-gespielt.at
Events muss es natürlich auch geben. Deshalb, hier mal zum Vormerken, die nächsten Termine, an denen ich mitwirke:
Montag, 10. August 2009: Cocktail-Lounge Chill out „Finissage“
Wie schon im Juni gibt es auch diesmal einen gemütlichen Abend im Chill out, wo man sich trifft, trinkt und tratscht. Wer erinnert sich noch an die chillige Buchpräsentation von Schwarzkopf im Juni, ha? Hier geht’s zur Gedächtnisauffrischung. Happy Hour beginnt um 18 Uhr und endet um 20 Uhr. Frühes Erscheinen ist also angebracht. Während Petra Kaindel ein letztes Mal Ihre Bilder zeigt, bevor sie am nächsten Morgen verschwinden, werde ich mit Thomas Bareder das Spielemagazin „frisch gespielt“ vorstellen (= den Leutchen unter die Nase halten); eventuell werden wir auch das eine oder andere passende Brettspiel im Gepäck haben. Und Schwarzkopf gibt’s natürlich auch noch. Die letzten Exemplare werde ich dort an den Mann oder Frau bringen. Gehört gleich gefeiert, der Ausverkauf. Eventuell schnüren wir ein spielerisch literarisches Package.
Freitag, 18. September 2009: Josefstädter Straßenfest
Am Stand von „frisch gespielt“ werde ich zwischen 12hoo und 22 Uhr anwesend und für ein Plauscherl zu haben sein. Das eine oder andere Krimi-Brett-Spiel kann vor Ort ausprobiert werden.
Freitag, 2. Oktober 2009: Buchhandlung am Quellenplatz
Diesmal wird nicht gespielt, sondern diskutiert. In der Buchhandlung am Quellenplatz. Nach einer Lesung aus Tiret (französische Revolution!) wird über die politischen Zustände in unserem Land befunden werden können. Und was man dagegen machen kann. Das Liberale Forum (LIF) lädt zur Diskussion und anschließend wird Wein und Käse gereicht.
Montag, 5 Oktober 2009: kriminalistisch literarischer Abend
In der Genuss-Buchhandlung Tiempo werden die neuesten und coolsten Krimi-Brett-Spiele vorgestellt und können auch gleich vor Ort ausprobiert werden. Mit dabei eine Hand voll ambitionierter Krimi-AutorInnen, die sich gerne für ein Spielchen zur Verfügung stellen. Claudia Toman hätte sich mal vorsichtig angesagt, musste aber gerade feststellen, dass sie sich den Vampiren hingeben wird. Details hierzu (zum Spiele-Abend, nicht zu den Vampiren) folgen natürlich noch.
Freitag, 20. November – Sonntag, 22. November: Spielefest Wien
im Austria Center werden wieder die Würfel gerollt. Am Stand von „frisch gespielt“ werde ich gerne Rede und Antwort stehen – und für ein Spielchen (ab 18 Jahren) gerne zu haben sein (ich suche das aus!) *; also vorbeikommen, plaudern, spielen.
*) „Notgeiler Wiener Autor möchte auf seine Kosten kommen“, meint M. D. aus A. – deshalb hier die Entwarnung: alles ganz harmlos, es handelt sich hier nur um Brettspiele für Erwachsene!