Südfrankreich in Wien, ein bisserl revolutionär

Ausschau gehalten. Virtuell. Was denn so am 14. Juli abgeht, in Sachen Revolution. Das Schulwissen sollte dieses Datum tief eingegraben haben. Die Französische Revolution nahm an diesem Sommertag im Jahre 1789 ihren Anfang. Ein hinreichender Grund also, an diesem Tag dieses besondere Ereignis entsprechend zu begehen. Noch dazu, wo der Autor dieser Zeilen auch eine mehrbändige Revolutionsgeschichte zu fabrizieren wusste. Und sollte nicht in bälde an Band II der TIRET-Saga weitergearbeitet werden? Im Herbst wird Madeleine – Anatomie einer Tragödie zu haben sein. Ja, für den Schrifsteller in mir („The Writer in me“) ist Schwarzkopf längst abgehakt. Punktum. Nun gilt es die nächste Hürde zu nehmen. Elegant. Mit Stil. Mit Charme. Und freilich mit Witz. Eben ein bisserl französisch. Grund genug, am 14. Juli, sich der französischen Sache zu widmen. Den ganzen langen lieben Tag. Und warum alleine? Übrigens, die passenden Umschlagillustrationen der Tiret-Bände stammt wieder von Kheira Linder, die sich nun in Stockholm niedergelassen hat.

Zurück zu Wien. In dieser – für Wiener Verhältnisse – revolutionär französischen Lokalität Café der Provinz werde ich am 14. Juli den Sturm auf die Bastille in Gedanken durchskizzieren. Und freilich das Davor. Dabei Café, Croissants, Cidre und dergleichen mehr und dergleichen weniger zu mir nehmen. Einfach einen schönen Tag machen. Und wer Lust und natürlich Zeit hat (ja, Zeit ist besonders wichtig, die Lust stellt sich dann automatisch ein), mag einfach hinkommen, in dieses Café. Ei, das tät mich freuen. Das ist dann wirklich französisch. Man trifft sich. Man begrüßt sich. Man plaudert. Man trinkt. Man isst. Man plaudert. Man verabschiedet sich. So einfach kann es sein, das Leben. Kein Termindruck. Kein „ich bin zu spät dran“. Kein „was soll ich da bloß anziehen?“. Kein „wer wird denn da überhaupt kommen?“.

Noch dazu, für alle Sparefrohs, gibt es den günstigsten Espresso von Wien (abgesehen vielleicht von der Buchhandlung am Quellenplatz): Stehkaffee an der Bar um läppische 0,80! Also, das ist wahrlich revolutionär. Und muss in die weite Wiener Welt posaunt werden. Trööt.

Da fällt mir ein. Ewig mag es schon wieder her sein, aber vis-à-vis des Cafés ist eine Postfiliale, die ich einstmals in der Hitze des Sommers aufsuchte, um einen Liebesbrief abzuschicken, der noch nicht geschrieben war. Geschrieben wurde er wenig später am Maria Treu Platz. Im Gastgarten. Unter schattigen Bäumen. Kurz überlegte ich, in das mir unbekannte Café (der Provinz) zu gehen. Aber das mir gut bekannte Platzl um die Kirche Maria Treu gewann schlussendlich meine Gunst. Eine Serviette legte ich dem Brief bei. Gefreut soll sie sich haben, die Liebste. Darüber. Und natürlich auch über meine vielen Zeilen. Vielleicht ist gerade dies das Revolutionäre, tu sais?

p.s.: am Dienstag, 14. Juli, um 00h35 zeigt ARD den ersten Teil der 4teiligen wunderbar gemachten Verfilmung über die französische Revolution: Die französische Revolution – Jahre der Hoffnung. Muss man gesehen haben. Im Besonderen die schauspielerische Leistung von Jean-François Balmer, der die Rolle König Ludwig XVI. herrlichst verkörpert. Nur der gute Brandauer und der (schon damals) alte Ustinov, naja, die sind wohl klassisch fehl besetzt. Schade. Und wenn am Ende des zweiten Teils das Schloss im Park der Tuileries gestürmt wird, das Bild einfriert, die Credits ablaufen und dazu dieses hymnische Lied erklingt (wie heißt es doch gleich?), dann muss man einfach eine Gänsehaut bekommen. Ja, das muss man. Und, seien wir ehrlich, eine Revolution tät heutzutage nicht schaden. Freilich, die Wiener taugen dahingehend nichts. Viel zu gemütlich. Viel zu duckmäuserisch. Lieber zuwarten. Auf eine gute Gelegenheit (die natürlich nie kommt). Und die Hoffnung, heißt es nicht umsonst, stirbt bekanntermaßen zu letzt. Nur kan Bahöl, net? Und nach einem Glaserl Wein (oder zwei, drei) schaut die Welt ja doch wieder in Ordnung aus. Wenn nur das Schädelweh net wär, am nächsten Tag.

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21 Kommentare zu „Südfrankreich in Wien, ein bisserl revolutionär“

  1. 80 % (zu mindest) aller Bücher verkaufen sich auf Grund des (ansprechenden) Buchumschlages und des (ebenfalls ansprechenden) Titels. Wer, bitteschön, achtet da auf den Inhalt?

    Und weiters: Bücher werden gekauft, selten gelesen!

    Aber ich geb mir natürlich Mühe.
    Versprochen.

  2. Dann musst du ja dein rot-weißes Tiret-Shirt anziehen, dazu eine blaue Jeans und ne schicke Baskenmütze, dann hast du auch das perfekte Franzosenoutfit 🙂 Madeleines kann man übrigens auch essen!

  3. >> 80 % (zu mindest) aller Bücher verkaufen sich auf Grund des (ansprechenden) Buchumschlages und des (ebenfalls ansprechenden) Titels. Wer, bitteschön, achtet da auf den Inhalt?

    @Herrn K: Ebeneben. Deshalb will ich ja auch ein Leerbuch zum Selberschreiben. 🙂

    1. Keine Panik, Bluni – das da oben ist erst eine Vorschau – gibt es noch nicht im Handel oder sonstwo, nur die Covers für die nächsten Bände gibt es schon (sihe auch Anhang in Schwarzkopf)

      1. Danke für die informative und schnelle Antwort. Da könnte sich der Richard mal ein Beispiel dran nehmen, gell! 😉

      2. Der Pebo gehört hier schon zum Inventar und ist Blog-Hausmeister. Und der Hausmeister weiß immer alles, was im Haus vor sich geht. Im Gegensatz zum Hausinhaber. In Wien jedenfalls. Ja, ja.

      1. Nö, ich will schon eines haben. Adresse flattert heute noch in dein virtuelles Postfach! Jippie, neuer Stoff ist bald unterwegs! 🙂

  4. Wie lange ist denn der Herr Dichter am Dienstag im Cafe? Ich tät nach der Arbeit so ca. um 18 Uhr kommen mit einem wertvollen Packerl unterm Arm. Und für 20 Uhr hätten sich dann noch 2 Überraschungsbesuche angesagt (wo ich bei einem davon wichtige geheime Datenträger übergeben müsste). Schlapperlot!

  5. Also, bis 18 Uhr werd ich’s schon aushalten, so lange die Crêpes nicht ausgehen.

    Oh, wertvolles Packerl. Schlapperlot. Mit welchem Objektiv haben wir die Fotos im Tiempo gemacht?

    Geheime Datenträger? Nicht, dass man uns als Spione hochnimmt, gell.

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