Finito, Schwarzkopf!

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0621E9ZT6OD – Schwarzkopf: Eine absurde Wiener Krimicomedy über Hollywood und andere Grausl…

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#fbm09 und ein letzter Blick zurück

Messeturm der Frankfurter Buchmesse
Messeturm der Frankfurter Buchmesse

ICE Samstag, 17.Oktober 2009 – Frankfurt nach Wien

3 Tage Messe. Und ein paar samstägliche Stunden. Am Nachhauseweg. Im ICE. Vor dem Fenster fährt ein herbstlicher Nachmittag vorüber. Viele Wolken. Noch kein Regen. Dem sind wir davongefahren. Er wird demnach kommen. Später.

Es ist schon eigenartig, wie die Zeit so mit einem spielt. Noch nicht lange, da war ich in der Dunkelheit Wiens aufgebrochen. Windig war es. Sehr windig. Fröstelnd zum Westbahnhof, der mehr Baustelle, denn Bahnhof ist. Eine Miso-Suppe gelöffelt. Wärmendes zugeführt. Mich gegen diese Nervosität gestemmt. Immer, wenn es an einen Ort geht, den ich nicht kenne, nicht verinnerlicht habe, reagiere ich mit nervösen Gedanken. Während ich Leipzig schon recht gut zu kennen vermeine (Café Stein, Elefant, die Fußgängerzone, jener Italiener, bei dem ich einst in der Sonne gesessen bin, obwohl es sehr kühl war – im beginnenden Frühling, VD., diese scheinbar stumme junge Frau aus der Ukraine, die hier Gemanistik studierte und mit der ich mich auf der Buchmesse von Leipzig verabredete; diese kleine, sehr feine und günstige Pension, die man auch zu Fuß von der Altstadt erreichen kann, was mir sehr wichtig ist; all diese bekannten Bilder stimmen mich ruhig und gelassen; unbekannte Bilder, die alles und nichts zeigen, machen mich unruhig).

Der erste Schreck! In einem älteren Waggon ist mir der Sitzplatz in einem dieser 6er Abteils zugewiesen. Ich hoffte auf einen Großraumwagen. So wie jetzt. Im ICE. Wo es sich tippen lässt. So, wie jetzt. Wo es eine Steckdose gibt und man nicht gezwungen ist, den Nebenmann oder das Gegenüber wahrzunehmen. Jeder reist für sich. In einem 6er Abteil geht das nicht (oder doch? Meine Kinderstube lässt es nicht zu, den anderen zu ignorieren!). Zwei Mitreisende machen es sich mit mir bequem. Eine junge Frau aus Essen. Ein Geschäftsmann aus Nigeria An beiden kann man die Kulturunterschiede festmachen. Als es zu einer Passkontrolle an der deutschen Grenze kam (Schengen? Es scheint mir nur noch ein bedeutungsloses Wort zu sein; während die Idealisten von einem Europa träumen, in denen es keine Grenzkontrollen mehr gibt, machen die Realisten die Gesetze; freilich, Grenzkontrollen gibt es nicht mehr im wahren Wortsinn, da es ja auch keine Grenzen mehr gibt, jedenfalls keine, die kontrolliert werden müssen; vielmehr ist nun das gesamte Staatsgebiet zum Grenzgebiet erklärt worden, wo es einem jederzeit geschehen kann, nach einem Ausweis gefragt zu werden. Und nach dem Grund der Reise. Und wo man zu bleiben gedenkt. Warum dürfen solche insistierenden Fragen gestellt werden? Warum müssen wir als EU-Bürger darauf antworten? Müssen wir? Ich antwortet, dass ich zur Frankfurter Buchmesse reise, worauf der Beamte fragte, ob mein Aufenthalt beruflich oder privat sei. Ich wiederholte, dass ich zur Buchmesse reisen würde, worauf er sich entschuldigte und meinte, meine Antwort zuvor nicht gehört zu haben. Beim Geschäftsmann aus Nigeria war die Sache nicht so einafch. Im gebrochenen Englisch versuchte er sich an die Antworten. Die Fragen des Beamten nahmen kein Ende. Ich musste dieses Verhör verlassen und suchte die Toilette auf. Als ich zurück kam stand bereits ein zweiter Beamte vor dem Zugsabteil und überwachte die Vernehmungsprozedur, die schließlich mit einer Gepäcksdurchsuchung endete (die ergebnislos verlief).

Eigenartig, dass auch auf der Buchmesse das Gepäck kontrolliert wurde, dass Security-Leute mit Metalldetektoren nach Waffen suchten. Bizarres Bild: am Samstag, dem ersten Publikumstag, kamen sie in Scharen, die verkleideten Jungen und Mädchen, die sich nach ihrem Lieblings-Manga-Charakter verkleideten. Da gab es schon mal ein Stoffschwert, eine Axt aus Pappe. Hier die ernsten Mienen der Sicherheitsleute, da die jungen, seligen, durch die Aufregung rötlich gefärbten Gesichter der Jugendlichen. Erst jetzt fällt mir vielleicht ein möglicher Grund dieser rigorosen Sicherheitspolitik ein: vielleicht war es die Angst der Veranstalter, dass ihr Gastland China auf der Buchmesse einem terroristischen Angriff ausgesetzt werden würde. Derweil gab es nur Unmengen von imposanten Büchern zu sehen. Man sieht: Bücher können noch immer Sprengstoff in sich bergen. Dumm, dass disee nicht mit Metalldetektoren aufgespürt werden können.

Ein Flugzettel wurde mir in die Hand gedrückt. Jener, der besagt, dass Tibet befreit werden soll. Von China. Ich gehe davon aus, dass dieser Flyer nicht gerne gesehen wird, von der Messeleitung. Schließlich geht es darum, Bücher zu präsentieren, nicht Politik zu machen. Das ist auch gut so. Gibt es doch genügend politisch motivierte Treffen und Versammlungen. Was können schon literaturinteressierte (besser: profitorientierte) Leutchen ausrichten?

Als ich am Mittwoch, um 5h30 früh in der Dunkelheit von Frankfurt aufwachte, ohne wirklich geschlafen zu haben, merkte ich die Veränderung. Alles war neu. Alles fremd. Ich suchte nach einem Café, nach einem Platz, wo ich in Ruhe meinen Kaffee trinken hätte können. Aber das war gar nicht so einfach, in den Katakomben der unterirdischen S-Bahn- und U-Bahn-Höfen. „Die Wiener Feinbäckerei“ offierierte tatsächlich Kaffee. Einen Becher. Den ich gerne bezahlte. Dazu aß ich Mutters Kuchen. Sozusagen ein Stück Heimat. Irgendwo, im Untergrund von Frankfurt.

Keine Stunde später erkundete ich mein neues zu Hause. Wenigstens für die nächsten Tage. Etwas außerhalb von Frankfurt, trotzdem noch mit der U-Bahn (die zumeist oberirdisch fährt) erreichbar. Als ich ausstieg, glaubte ich mich am Land, in der Provinz. Auf der einen Seite Felder, wohin das Auge reicht. Auf der anderen Seite die Siedlungen der Reihenhäuser. In eines dieser wurde mir ein Gästezimmer unterm Dach offeriert. Ein herrliches Stück Freiheit, in einem Haushalt mit vier Kindern. Als eigenbrötlerischer Dichter, der in der Stille der Einsamkeit seiner Arbeit nachgeht, kann diese überbordende Kinderflut einen Schock auslösen, der zur sofortigen Schreibhemmung führt. Oder, auch das geschieht, lässt man diese Anderswelt an einen vorüberziehen, beobachtet und beschreibt und ist glücklich, dass das Familiäre noch nicht gänzlich ausgestorben ist. Ich machte mich frisch, kleidete mich in passende Kleidung (kreativ intelligenter Bohemian) und machte mich zur Buchmesse auf. Herzklopfen inklusive. So muss es jedermann ergehen, der zum ersten Mal diese Schritte setzt. Nicht wissend, was auf einen zukommen wird. Immer wieder hörend, dass die Messe einen erschlage, ober Größe, ob der Dimensionen, die so unglaublich sein sollen.

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Als ich am Freitag, gegen 9h30, in der Messe-Halle 4.1 in einem der schlicht gehaltenen Cafés bei einem Pot Kaffee saß und eine (eingeschmuggelte) Quarktasche (das ist bitteschön in Wien eine Topfengolatsche! An der Wortwahl soll man den Kulturunterschied erkennen!), die mir meine Gastgeberin AS. in der Früh zusteckte (ohne Rosinen!), war ich in allerbester Laune. Der letzte Tag lag vor mir. Ich kannte die Örtlichkeiten, die Gepflogenheiten, das Gehetze in den gutbesuchten und das Bedächtige in den weniger gutbesuchten Hallen. Ich erkor Halle 4.0, der Bereich der Dienstleister rund ums Buch (Druckereien, Papierhersteller, …) für meine zweite Heimat. Hier war der Ausgangspunkt für die Reise zum Mittelpunkt der Messe. Während der Fachbesuchstage ist dieses Gefühl, etwas zu versäumen, allgegenwärtig. Man sieht und hört sie reden, glaubt, dass die Leutchen allesamt Geschäfte abschließen, an den Tischen, in den großen und kleinen Kojen. Man kennt sich zumeist. Oder tut so. An diesem Freitag durfte ich mitspielen, in diesem lautstarken Orchester der Geschäftemacher.

Ich traf die Mainzer Verlegerin Miriam Spies im Comic-Café, weil es sich dort gemütlich plaudern ließ (Samstag überfluteten die jungen Leutchen den Comic-Bereich regelrecht). Schließlich hatten wir geschäftlich zu reden. Miriam wird meine Bücher in Deutschland vertreiben (im Fachjargon: sie wird meine Auslieferung) und dafür natürlich eine Provision bekommen. Damit entfällt für mich der mühsame und ausgesprochen teure Aufwand, die Bücher nach Deutschland zu verschicken. So nebenbei möchte Miriam eine kleine Verlagsbuchhandlung mit einer überschaubaren Anzahl an Büchern eröffnen. Meine Taschenbücher werden geschlossen vertreten sein (so sie noch lieferbar sind). Gut möglich, dass ich sie dann mal in Mainz besuchen und dort lesen*) werde.

Am Stand der Biblyothek, einem kleinen Comic-Verlag aus Leipzig, die Verlegerin Lydia B. Schönberger (in Wien geboren!) getroffen, die ich über Twitter kennen gelernt habe. Ja, das ist der große Vorteil der Zwitscherei  **) Jedenfalls erlaubte mir Lydia, ein Exemplar von „Rotkäppchen 2069“ auf das Regalbrett zu stellen. Was sagt man dazu? Ich darf nun mit Fug und Recht behaupten, dass meine Bücher (am Samstag habe ich die anderen beiden vorbeigebracht und ihr ausrichten lassen (sie hatte einen Geschäftstermin!), dass sie die Bücher am Sonntag gerne verkaufen (verscherbeln) könne. („Rotkäppchen 2069 verkauft sich schon alleine durch das tolle Cover“, hat mir erst unlängst die angehende Buchhändlerin B. im BZ Meidling gesagt, was den Verleger und Gestalter natürlich sehr erfreut; dem Autor ist es nicht so wichtig). Das Comic-Buch Ein Mann geht an die Decke von Katharina Greve (amüsante WebSite der Ex-Architektin!) durfte ich übrigens mit nach Hause nehmen. Ich hatte es gewonnen und ließ es mir von der Autorin und Zeichnerin signieren. Sicherlich die eindrucksvollste Signierung,  die ich bis dato bekommen haben. Sehr schön! Das schmale Büchlein habe ich natürlich im Zug sofort gelesen und darf sagen, sehr angetan vom Inhalt, sei es der Text, sei es die Zeichnungen, zu sein. An und für sich schreit das Ende ja nach einer Fortsetzung. Überhaupt würde man sich mehr, mehr, mehr wünschen. Aber da geht wohl der Schriftsteller in mir durch, der nur mit Worten zeichnet. Die Autorin ist eine ganz eine sympathische und ich würde mich freuen, wenn das Buch einem größeren Leserkreis vorgestellt wird.

SG. vom Suhrkamp Verlag, den ich im Vorfeld um ein Treffen bat, war so freundlich, mich am Stand zu begrüßen und sich meiner anzunehmen, obwohl eine Menge, eine ganze Menge, los war. Er bot mir Platz an und brachte mir ein kleines Fläschchen Selters. Huh. Damit kann ich nun mit Fug und Recht behaupten, einen Termin mit Suhrkamp gehabt zu haben. Nach dem ich ihm meinen Folder zeigte („Das ist mein Verlagskatalog, sozusagen.“), wir über die gegenwärtige Situation am Buchmarkt (eBooks) befanden, streifte unser Gespräch auch das Thema „Twittern für Verlage“ und SG. meinte, das Thema bei Suhrkamp anzuleiern (bis jetzt twittert Suhrkamp nicht, im Gegensatz zu anderen kleinen und großen Verlagen). Erstaunt war ich, dass nun Suhrkamp eine Krimi-Reihe auflegt. SG. holte kurzerhand zwei Exemplare hervor und überreichte sie mir. Ich bedankte mich, in dem ich ihm einmal „Schwarzkopf“ und einmal ein „Tiret“-Notizbuch in die Hand drückte. So schön kann ein Messe-Gespräch sein. „Den vielleicht besten Sommerkrimi aller Zeiten“ (sagt der San Francisco Chronicle) habe ich mir behalten können, während mir der andere („Ein deutscher Freund“) von Miriam förmlich aus der Hand gerissen wurde. Was soll man da machen? Ich überließ ihr natürlich das Exemplar unter der Bedingung, nach dem sie es gelesen hat, auch darüber zu schreiben. Das dürfte Suhrkamp freuen, oder?

So nebenbei bestätigt es scheinbar die These, dass sich Krimis wie warme Semmeln (Brötchen) verkaufen. Gut, dass ich mit Schwarzkopf (zum Lachen/Schmunzeln) und Brouillé (zum Mitraten) zwei im Programm habe. Und heißt es nicht, dass nach der Vampir-Flut nun die Zomibe-Flut aus den USA zu uns herüber schwappt? (habe ich das nicht schon in Ro2069 mit „Gonzo“ vorweg genommen?) Vielleicht sollte „Schwarzkopf II“ dieses Genre aufs Korn nehmen. Eine Idee gäb’s ja schon. Die ist mir (AT. hatte großen Anteil) bei der Suche und dem Herumirren in der fbm nach dem EXIT eingefallen. Spooky! [Anmerkung: Tage später kann mich schon gar nicht mehr an diese Idee erinnern?! Hörte ich nicht, dass am US-Markt die Nachfrage nach Krimis eingebrochen ist? Kann mich natürlich irren.]

AT. studiert Germanistik und Geschichte. Sehr sympathisch. Aufgeweckt. Ich gab ihr ein Exemplar von „Tiret“ und sagte ihr, dass sie es lesen solle (oder wenigstens hinein blättern). Ich bin ja  in einem permanenten Zustand der Suche nach engagierten Korrektoren (das Wort hört sich wie aus einem schlechten Science-Fiction-Film an). Ja, ja.

Zweitausendeins. Habe mir den Stand angesehen. War beeindruckt. Weil die mehrbändige Michelet-Ausgabe über die Französische Revolution im Taschenbuchformat um billig Geld zu bekommen ist (ich habe die alte samt-rote gebundene Edelausgabe im Antiquariat erstanden!). Und Die Handschrift von Saragossa eines gewissen Jan Potocki (Tiret-Leser wissen, auf welch ungewöhnlich gewöhnliche Weise er seinem Leben ein Ende setzte). ist ebenfalls als Taschenbuch zu bekommen. Ich sprach mit Till Tolkemitt (oder glaube, dass er so geheißen hat) und fragte ihn, wie sie zu ihren Büchern kommen („In erster Linie, was uns gefällt!“, „Und es ist auch eine Frage der abgelaufenen Rechte“ will heißen: man erspare sich das Autorenhonorar) Zwei Verlage vertreiben ausschließlich über Zweitausendeins, Grund genug, zu fragen, ob sie nicht auch einen kleinen Wiener Verlag aufnehmen möchten. Folder gezückt und überreicht. Der Rest steht in den literarischen Sternen. [Anmerkung: die Story geht noch ein klein wenig weiter und hat mit Jakob Augstein und seiner Berliner Zeitung „Der Freitag“ zu tun; kundige Blog-Leser wissen, was ich meine]

Ähnlich verhielt es sich bei der Büchergilde, deren Programm von einer Lektorin zusammengestellt wird. Zumeist handelt es sich um bekannte, berühmte Autoren mit verkaufsträchtigen Titeln, die allesamt wunderschön „eingepackt“ werden (ich sprach mit der Herstellungsleiterin und zollte ihr Respekt). Eine Krimireihe schlägt aus der Art: die Lizenzen sind nicht von anderen deutschen Verlagen zugekauft, sondern eigenständige Titel im Katalog der Büchergilde. Natürlich reichte ich ihr zu guter Letzt einen Folder und lernte, dass die Leser der Büchergilde nicht unbedingt Mainstream-Titel haben wollen. Gefällt mir.

*) Man hört, dass Lesungen in deutschen Landen lukrativer sind, sieht man sich die Buchkäufe nach so einer Veranstaltung an. Außerdem ist es üblich, Eintritt zu verlangen (bei „openbooks“ in Frankfurt waren es 4,-), während in Wien die Mehrheit der Leutchen von einer Gratiskultur ausgeht (weil das Kulturangeobt zumeist von der Stadt Wien oder vom Land Österreich gefördert/subventioniert wird – was natürlich nicht für das gesamt Angebot gilt; damit fallen viele Künstler durch den sogannante Rost: würden sie Eintritt verlangen, kommen nur eine Hand voll Leutchen und diese wiederum würden bei der nächsten Veranstaltung wegbleiben, weil sie befürchen müssen, die einzigen Gäste zu sein (der Berieselungsbürger kann im Unterschied zum Bildungsbürger nicht mehr zwischen Kunst, Kommerz und Kalauer unterscheiden und versucht es an quantiativen Kriterien festzumachen, die da wären: Anzahl der Gäste, Anzahl der Promis oder bekannter Personen; Bekanntheitsgrad der Veranstaltung/Künstler (durch Werbung und bezahlter Artikel in verschiedenen Medien), Örtlichkeit (je ausgefallener und exklusiver, umso besser) usw. und so fort.

**) TWITTER: Ohne Aufwand, ohne Mühe, ohne große „Floskelei“ wird man auf jemanden aufmerksam, verfolgt ein wenig seine Zwitscherei, guckt sich seine WebSite an und damit hat es sich. Während man bei facebook & Co schnell an die Grenzen kommt – sei es aus zeitlichen, sei es aus verbindungstechnischen Gründen („Warum willst du mich zu deinen Freunden hinzufügen, wenn wir uns doch nicht kennen?“). In erster Linie ist Twitter eine unkomplizierte Anbahnungsplattform (es sei denn, der Benutzer verlangt nach einer Registrierung/Anmeldung, was aber dem Twitter-Geist entgegen läuft), in zweiter Linie ist Twitter eine Halle, in dem die Leutchen herumstehen und hin und wieder etwas Rufen. Dabei kann man die privaten Meldungen von den „wissenswert-interessanten“ Meldungen unterscheiden, die mit einem Hyperlink zu einem Artikel versehen sind. Viele glauben ja, dass die Aneinanderreihung ihrer privaten Meldungen für andere reizvoll sein könnte („Habe meiner Katze Futter gegeben und sie kann heute einfach nicht genug bekommen. Ich hoffe, sie ist nicht krank.“).

#fbm09 oder eine Druckerei muss her

Am Eröffnungstag der Frankfurter Buchmesse, noch im Taumel der auf mich einstürzenden Eindrücke, stolperte ich mehr durch Zufall, denn durch gewissenhafte Suche (was einem auffällt: es kommt einem vor, als wären alle Besucher permanent auf der Suche) bei der Druckerei C. H. Beck vorbei. Kurzerhand überwand ich die Schwellenangst (obwohl es auf Messen gar keine Schwellen und Türen gibt) und sprach jemanden an. Herr Mayr bot mir Platz und Kaffee an. Beides lehnte ich natürlich nicht ab. Die Bayrische Bodenständigkeit gefiel mir. Keine Frage, die Druckerei genießt im meinem (natürlich eingeschränkten und sehr subjektiven) Druckerei-Universum einen sehr guten Ruf. Und haben wir nicht erst unlängst gehört (besser: gelesen), dass die Manu dort ihre Ausbildung zur Mediengestalterin gemacht hat?

Bei der Druckerei CPI Books spürte man die Lässigkeit des Klassenprimus (laut WebSite ist deren Produktionskapazität 800.000 Taschenbücher TÄGLICH! Will ich das glauben? Unfassbar, oder?) Man offerierte mir ein Glas Wein, das ich ablehnte. Ein wenig später ließ ich mich von der entzückenden Frau Fangmann für ein Glas Orangensaft überreden. Ihr alteingesessener Kollege ist bereits das xte Mal (waren es über 26?) auf der Messe. Beeindruckend! Meine Anfrage  („ich würde gerne Taschenbücher drucken lassen“) wurde mit einem Stirnrunzeln beantwortet, weil die gedruckte Stückanzahl doch recht gering ist. Für CPI. Aber da es nun auch eine kleinere Druckerei in der Tschechoslowakei gibt, die zugekauft wurde (Moravia), könnte mein Auftrag bei dieser abgewickelt werden. Fein. Und weil wir gerade beim Plaudern waren, zeigte man mir die neueste Errungenschaft: einen flexiblen Hard-Cover-Umschlag, einen flexiblen Soft-Cover-Umschlag. Kurzerhand gab man mir zwei Musterbücher mit. Die technischen Details muss ich mir im Internet genauer ansehen. Hat mir gefallen. Ich war so frei, Frau Fangmann ein Tiret-Notizbuch zu überreichen. Ich hoffe, es ist bis nach Leck gekommen.

Die Fuldaer Verlagsanstalt bestach durch ostdeutsche Herzlichkeit, will heißen:  es wirkte ein wenig spröde (im Vergleich zu den anderen beiden), dafür gibt es nichts, was die Fuldaer nicht machen würden und  die Herren Rossel und Alt ließen keine Zweifel aufkommen, dass der Kunde nicht an erster Stelle stehen würde. Die Musterbeispiele an Büchern, die sie bei ihrem Stand ausstellten (Karl May Bücher, Krimis vom Gmeiner Verlag), zeigten, dass sie einen guten Job machen. Bei meiner bescheidenen Auflage (wenn die anderen Druckereien nur seufzen, ob der geringen Menge), dürften die Mannen aus Fulda sicherlich nicht Nein sagen. Und das ist gut zu wissen.

Ergänzung: Johnny Duran, der Buchhändler in der Brigittenau, gab mir den Kontakt zu einer Niederösterreichischen Druckerei („sag denen, dass du von mir kommst“). Aha. Vielleicht liegt das Gute doch näher als man denkt.