WM 2010 FINALE NED : ESP

Niederlande : Spanien  0 : 1

Meine Güte, was war denn das für Spiel? Beinahe hätte ich mit dem Fußballgott ein ernstes Wörtchen reden müssen. Weil es fast so aussah, als würde die Partie ins Elfmeterschießen gehen. Und wie das ausgeht, weiß keiner. Am Ende hätte dann die holländische Kickboxer-Truppe noch den Pokal geholt. Nicht auszudenken. Nicht für den Fußball. Ich frage mich ja, was sich die Zuschauer gedachte haben, die zwei europäische Mannschaften um den Weltmeistertitel „rittern“ gesehen haben und vermutlich zum Schluss kommen, dass die Provinz-Mannschaft von Guangzhou einen besseren Fußball spielt. Oder anders gesagt: die Provinz-Mannschaft bemüht sich wenigstens, Fußball zu spielen. Und im Fußball geht es nun einmal darum, Tore zu schießen und nicht Knochen zu brechen.

Die Holländer? Ich kann kein gutes Haar an ihnen lassen. Derweil war ich noch so begeistert von ihrem schnellen, modernen System, vor zwei Jahren zur Europameisterschaft. Da fertigten sie Frankreich und Italien mit attraktivem Offensiv-Fußball unnachahmlich ab. Dass sie von den Russen besiegt wurden, die ihr System kopierten, aber glücklicher oder effizienter umsetzten, dürfte sie tief in der Seele getroffen haben. Da dachten sie sich: machen wir es so wie unsere deutschen Nachbarn in der Vergangenheit und versuchen wir jedes Spiel zu gewinnen, egal, wie grottig wir kicken. Dass die Niederlande überhaupt ins Finale gekommen sind, war per se schon eine Frechheit. Weil sie ein Haufen von zusammengewürfelten Einzelspieler sind, die durch Einzelaktionen (Sneijders Weitschüssen sei Dank) den Sieg davontrugen. Fußball gespielt haben sie nie wirklich. Nicht jedenfalls über 90 Minuten. Hätte also Holland den WM-Titel geholt, ihr System hätte vermutlich Furore gemacht. Nicht auszudenken.

Spanien hat den Pokal redlich verdient. Immerhin versuchten die Spieler in allen WM-Spielen ihrer Favoritenrolle gerecht zu werden und agierten offensiv. Dass das auch in die Hose gehen konnte (gegen die Schweiz) oder beinahe in die Hosen ging (Chile, Paraguay) ist heute nur noch eine Randnotiz, die von keiner Bedeutung mehr ist. Die Spanier haben vielleicht nicht immer den Fußball gespielt, den man von ihnen erwartete, aber sie haben sich wenigstens bemüht. Andere Mannschaften (Holland, Griechenland, Neuseeland usw.) haben sich darauf konzentriert, das Spiel der Gegner zu zerstören. Das mag effizient sein (Neuseeland ist die einzige Mannschaft, die ungeschlagen geblieben ist!), aber attraktiv ist es nicht.

Das Finale lebte von den Härte-Einlagen, die nichts zu wünschen übrig ließen. Dass nach 90 Minuten noch alle 22 Spieler am Feld waren, ist nur dem Schiedsrichter Howard Webb zu verdanken, der vermutlich die „Rote Karte“ in der Kabine vergessen hatte. Die Ironie ist, dass sich die Holländer bei ihm bedanken dürfen, dass er nicht schon nach 45 Minuten zwei Spieler von ihnen unter die Dusche schickte, andererseits ist er auch dafür verantwortlich, Iniesta nur zu verwarnen, obwohl er sich zu einer Tätlichkeit hinreißen hatte lassen. Unter den üblichen Gesichtspunkten hätte er mit Rot bestraft werden müssen. Seine Tätlichkeit wiederum wurde durch das nicht geahndete herbe Foul von van Bommel an ihm, ausgelöst. Den Vogel hat mit Sicherheit De Jong abgeschossen, der mit einem Kung Fu – Tritt Xavi Alonso im Brustbereich förmlich niederstreckte. Hier nur Gelb zu zeigen war grenzwertig Nahe an einer Manipulation.

Das sonst an Torraum-Szenen arme Spiel war natürlich nichts für schwache Nerven. Hie und da gab es gute Torchancen. Robben hätte das Finale eigentlich im Alleingang entscheiden können, scheiterte aber zwei Mal am spanischen Schlussmann. Auf der anderen Seite kopierte ihn Fabregas und scheiterte ebenfalls am Torhüter. Man musste schon gute Nerven haben. Heitinga wird zehn Minuten vor Ende der Verlängerung mit Gelb-Rot unter die Dusche geschickt. Minuten vor Schluss und dem Elfmeterschießen bereits vor Augen, war es dann Iniesta, der den Ball ins Tor der Holländer knallt. Das war es dann auch schon.Meiner Seel, das Finale hat mich todmüde gemacht.