Piraten verschleppten ALEKSANDRA

Wer hätte gedacht, dass mir so etwas passieren würde? Jedenfalls wurde das eBook ALEKSANDRA von einem fiesen Piraten gekidnappt. Auf XinXii (klingt wie eine chinesische Piratenbucht) wollte er die gute Aleks verhökern. Aber dem Gouverneur von XinXii kam das verdächtig vor und er telegrafierte mich an. Zu guter Letzt wurde Aleksandra befreit und ist wieder mir zu Diensten. Gehört sich so. Schließlich ist sie ja mein Kind, nicht wahr.

Nach dem ich LYDIA und ALEKSANDRA über die Weihnachtsfeiertage verschenkt habe, geht klar hervor, dass der Titel Nymphenspiele besser zieht als Eine erste (blinde) Versuchung. Hm. Gut. Liegt wohl auf der Hand. Trotzdem schreibe ich es auf, damit ich es nicht vergesse: 150 x LYDIA gegenüber 450 x ALEKSANDRA, also ein Verhältnis von 3:1 – ziemlich üppig. Und wer noch nicht bei euryclia vorbestellt hat, der soll sich mal sputen, ja?

Und demnächst wird es wohl SCHWARZKOPF gratis geben. Be prepared!

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das System: Schein und Sein oder Han Solo vs. Chewbacca (01)

Man muss die Maske sowohl von den Dingen wie von den Menschen entfernen.
Montaigne (1533 – 1592)

Ich habe mir in letzter Zeit ein paar Gedanken gemacht. Ausgelöst durch viele, großartig gemachte Dokumentarfilme und Interviews mit interessanten Leuten. Ich möchte nun diese Gedanken in eine Form bringen. Was eignet sich dazu besser, als (m)ein Blog? Diese Serie wird versuchen, das System und seine Auswüchse zu erkennen. Aber bevor wir daran gehen, mit Informationen und Gedanken zu jonglieren, müssen wir uns fragen: Was ist überhaupt „ein System“?

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um längere Blog-Beiträge besser lesen zu können,
empfehle ich dringend
READABILITY

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Ich hatte mich für Politik, für Wirtschaft, für das gesellschaftliche Drumherum nie sonderlich interessiert. Ich hatte einen anstrengenden Job, wollte meine Freizeit genießen und sperrte die Ernsthaftigkeit der Welt aus meinem Sichtfeld. Vereinfacht gesagt: ich lebte in den Tag hinein, machte, was ich machen musste (so gut, dass ich stetig die berufliche Karriereleiter hinauf kletterte), frönte den Genüssen, wenn ich es für richtig hielt und träumte davon, Schriftsteller oder Filmregisseur zu sein. Why not? Hieß es denn nicht: Alles ist möglich, wenn du dich nur genug anstrengst und an dich und deine Träume glaubst. Das klingt schlüssig. Warum sollte man mich dahingehend anlügen?

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Gegen Ende der 1970er, mehr Kind als Teenager, sah ich Star Wars im Kino und war begeistert. Kino, wie es sein sollte. Jedenfalls für ein Kind.  Wenig später wollte ich natürlich eine der tollen Charaktere als Plastikfigur. Im Spielwarengeschäft, gleich um die Ecke der elterlichen Wohnung, gab es nicht mehr viel Auswahl. Schließlich musste ich zum zotteligen Chewbacca greifen. Glücklich, etwas bekommen zu haben, aber auch enttäuscht. Hatte M. nicht  Han Solo bekommen? Neben Luke Skywalker ist er wohl der Held des Films – nicht ganz ordentlich, nicht ganz sauber,  ein wenig geldgierig, aber er bringt die „Mission“ auf Kurs und rettet zu guter Letzt Luke Skywalker das Leben. In einer heroischen Tat fliegt Luke ins Zentrum des Todesplaneten und zerstört ihn. Das böse Imperium liegt zerschmettert am Boden. Die Helden fallen sich glücklich in die Arme. Ach, das war schon sehr ergreifend. Jedenfalls für ein Kind.

Dieser kurze Abriss einer kleinen Begebenheit in Wien von 1977 zeigt bereits deutlich, wohin sich die Welt entwickeln würde. Nein, damals konnte es noch niemand ahnen. Damals, als es den Warschauer Pakt auf der einen, östlichen Seite, und die NATO, auf der anderen, westlichen Seite, gab. Österreich lag irgendwie dazwischen. Neutralität, so hieß das magische Zauberwort. Der Osten verströmte eine gewisse Unruhe, vielleicht sogar Angst, mit all diesem aggressiven Militär-Gepränge. Ich glaube, es als Kind gespürt zu haben. Aber hieß es nicht: die Amerikaner würden uns helfen, wenn der böse Osten Österreich bedrohte? Das beruhigte mich dann wieder. Immerhin hatten die USA einen Han Solo, einen Luke Skywalker in ihren Reihen.

Aus heutiger Sicht ist es leicht, in die Vergangenheit zu reisen und die ersten Anzeichen einer Veränderung zu benennen und sich zu fragen, warum es damals noch niemanden gab, der sehen hätte können, wohin die Reise ging. Aber gut, kommen wir wieder ins Jahr 1977, in das Spielwarengeschäft. Ich war unzufrieden, mit der damaligen Situation. Ich wollte Han Solo. Ich bekam Chewbacca . Ich schätze, ich machte das Spielwarengeschäft verantwortlich, dafür, dass mein tiefer Wunsch nicht erfüllt wurde. Und wie mir ging es vielen Kindern, damals, in einer Zeit, als es Geschäfte gab, keine Ketten. Es scheint im Kopf des Menschen tief verankert zu sein: der Wunsch, etwas Bestimmtes haben zu wollen und diesen Wunsch sofort befriedigt zu sehen. Die Zeit sollte diesem Gedanken Rechnung tragen und die Wirtschaft änderte während des Aufschwungs, in den 1950ern, von einer Nachfrage- zu einer Angebots-Wirtschaft. Es wurde im Voraus produziert. Die Industrielle Fertigung machte es möglich, gigantische Mengen (für damalige Verhältnisse) zu einem günstigen Preis zu produzieren. Durch diese Massenfertigung konnte der Preis pro Stück drastisch gesenkt werden – und mit einmal waren Produkte für eine breite Bevölkerungsschicht leistbar. Hurray!

Aber wenn einmal eine Idee umgesetzt wird, sich in den Köpfen der Menschen breit macht, dann setzt eine seltsame Eigendynamik ein. Diese Eigendynamik löst aus der ersten umgesetzten Idee weitere Ideen heraus, die wiederum umgesetzt oder verworfen werden und die wiederum Ideen auslösen und so weiter und so fort. Man könnte sagen: eine Idee ist das Kästchen Pandoras. Anders gesagt: wenn der gesunde Menschenverstand nicht mehr in der Lage ist, die Oberhand in einem System zu behalten, werden die Ideen ins Abstruseste gesteigert und im schlimmsten Falle auch umgesetzt. Das geht so lange dahin, bis ein bestimmter Punkt erreicht ist: die Idee frisst seinen Ideengeber.

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Zu Weihnachten des Jahres 1980 lag ein wunderbares Geschenk unter dem Christbaum: eine Videospielkonsole namens ATARI VCS 2600 – damals ahnte noch niemand, dass die Idee eines „Spiele-Computers“ mit seinen 4KByte großen Software-Modulen, eine Welt verändern würde. Die ältere Generation stand verständnislos daneben, wenn ich mit Enthusiasmus und großem Spaß klobige Pixel am Fernseh-Bildschirm herumschob. Natürlich wollte ich sie (fast) alle haben, die Spiele, die in so ansprechenden Schachteln verpackt waren. Ja, die Verpackung lockte mich – im Gegensatz zum Konkurrenz-Produkt, einem von Philipps entwickelten Videospiel-System, das nicht nur technisch in allen Belangen hinterher hinkte, sondern auch vom Look & Feel einfach nur enttäuschend war.

Software-Module, also Games, für meine Konsole aufzutreiben war Anfang der 1980er gar nicht einfach. So musste ich mich manchmal mit einem Spiel zufrieden geben, das ich vielleicht nicht unbedingt wollte, aber in Anbetracht der Tatsache, das es kein anderes gab, seufzte ich, und biss in den sauren Apfel. Hier haben wir es wieder: das Chewbacca-Phänomen. Ich schielte nach Westdeutschland, in die BRD, wo das Angebot an Spielen weit größer war. Und billiger noch dazu. Ich fühlte, dass es ungerecht war. Während die Kinder der BRD aus dem Vollen schöpfen konnten, drehte ich in Österreich, in Wien, Daumen. Man konnte Games freilich im Geschäft bestellen. Aber das dauerte Wochen. Und man wollte sie wenigstens vorher mal kurz sehen. Ausprobieren. Wahrlich, diese Ungerechtigkeit nagt an einem Teenager. Dann schielte ich über den großen Teich, nach Amerika. Eine bunte Welt tat sich für mich auf. Ich sah Prospekte und Magazine und staunte. Ich staunte sehr. Es war das Paradies für einen spielverrückten Jungen. Scheinbar gab es dort alles. Und billig noch dazu. Ach, ich träumte immer wieder davon, in einem der großen Shops zu stehen und aus dem Vollen schöpfen zu können. Amerika! Eine Sehnsucht war geweckt. Ich hörte und las und lernte es. Oftmals. Ein großartiges Land. Und diese Skyline, diese Wolkenkratzer, die man auf Fotos immer wieder sehen konnte, steigerten meine Träume nur noch mehr. Im Gegensatz dazu, hörte und las und lernte ich von den Ländern des Warschauer Pakts nur trockene, leblose Fakten, die einem Teenager höchstens Alpträume bescheren. In einer Analogie würde ich jetzt sagen: die USA fühlt sich wie dein Lieblingsteddybär an, mit dem du als Kind zu Bett gegangen bist und der dich beschützt und lieb hatte; die UdSSR fühlte sich dagegen wie die strenge ältere Gouvernante an, die dich zu Bett brachte und mit strengem Ton in dein Ohr zischte, dass du von nun an ja keinen Laut machst. Nicht gerade prickelnd, wie? Jedenfalls für ein Kind.

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Und was hat das nun mit „dem System“ zu tun? Nun, für mich ist „das System“ einfach eine Mischung aus Fakt und Fiktion, Schein und Sein. Es ist wie ein Buch. Ein Buch kann schwer oder leicht, klein oder groß, dick oder schmal sein, es kommt in verschiedenen Ausstattungen daher, der Druck ist gut oder mäßig lesbar und so weiter und so fort. Der Inhalt wiederum, der Text, ist je nach dem, wer das Buch liest, zu deuten. Der eine empfindet den Text gewaltig, der andere schwach, der eine ist überwältigt, der andere angewidert. Kurzum: wir können uns über die Fakten einigermaßen einigen, aber wenn es darum geht, wie wir das System bewerten, kommen wir auf keinen grünen Zweig – je nach dem, wem wir das „Buch“ in die Hand drücken, werden wir unterschiedlichste Stellungnahmen hören. Deshalb wird es auch nie eine Antwort über das System geben können, das alle glücklich und zufrieden macht. Ist das jetzt zu theoretisch, zu abgehoben?

Nun, dann versuchen wir es ein wenig pragmatischer: reisen wir wieder in der Zeit zurück. Ich habe mir Star Wars in einem älteren Kino angesehen, das es jetzt nicht mehr gibt. Ich habe mir Chewbacca im Spielwarengeschäft gekauft, das es nicht mehr gibt. Mein Vater, ein Briefträger im 8. Bezirk, besorgte die Videospielkonsole in einem Elektronikfachgeschäft, das es nicht mehr gibt. Andere Elektronikfachgeschäfte, in denen ich meine Spiele bekam, gibt es nicht mehr. Die österreichische Post, die einst meinen Großvater und meinen Vater mit einen respektablen Beruf  bedachte, gibt es nicht mehr. Der Greißler, der „Tante Emma“ Laden, direkt ums Eck, der mir die leckeren Topfengolatschen anbot, gibt es lange nicht mehr. Die österreichische Supermarktkette KONSUM, in der ich als kleines Kind die Warenwelt mit offenem Mund bestaunte (und natürlich sofort alles haben wollte), gibt es nicht mehr. Die Liste könnte man natürlich ewig fortsetzen. Ist es nun schlimm, diese Veränderung? Würden wir den Greißler, würden wir die Verkäufer der Elektronik- und Spielwarengeschäfte, den Kinobetreiber fragen, würden diese sagen: „Was für eine Katastrophe!  Was sollen wir jetzt machen?“ – Würden wir einen Jungen fragen, würde dieser sagen: „Super! Endlich bekomme ich Han Solo.“

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Wenn es darum geht, komplizierte Sachverhalte verständlich zu machen, scheitern die intelligenten und ehrlichen Leutchen. Weil sie den Inhalt korrekt wiedergeben wollen, weil sie wissen, dass jede Verallgemeinerung, jede Vereinfachung primär falsch sein muss. Deshalb werden die dummen, die unehrlichen Leutchen immer im Vorteil sein. Sie erklären die Dinge auf einfache Weise und scheren sich nicht sonderlich um Fakten oder Beweise oder Indizien. Sie argumentieren durchaus folgerichtig (so dumm können sie also gar nicht sein), dass es einem Menschen nie gegeben ist, alle, wirklich alle Daten, zu bekommen und in einer absehbaren Zeit auszuwerten. Deshalb müsse man leere Stellen mit Phantasie (oder Wahrscheinlichkeiten) ausfüllen. Tocquville (1805 – 1859), ein französischer Politiker und Journalist, meinte einst, dass sich eine einfache, aber falsche Idee immer gegen eine komplizierte, aber richtige Idee durchsetzen würde. Okay, also versuchen wir den Sachverhalt zu vereinfachen. Bereit?

Möchtest du in einer Welt, in einem System leben, wo du jederzeit und überall deine heiß geliebte Han Solo Figur bekommen kannst? Oder in einem System, dass dir sofort eine mäßig interessante Chewbacca Figur anbietet – bzw. dir die Han Solo Figur voraussichtlich in zwei, drei Wochen liefert? Faites vos jeux!

Dokus: Wahrheit, Lüge, Schweigen, Wahnsinn

See it and make your mind!

Eine dringende Empfehlung für die folgenden Dokumentarfilme. Sollte man die Möglichkeit haben, unbedingt anschauen. Das Hirn dabei einschalten kann mal nicht schaden. Und manche Vorurteile oder Voreingenommenheiten sollte man gleich mal zu Hause lassen, ja?

Adam Curtis (BBC) mit den Dokumentar-Serien

  • „The Trap“: wie sich der Begriff „freedom“ und sein Verständnis über die Jahrzehnte verändert hat;
  • „The Power of Nightmares“:  wie der Terrorismus in die Welt kam;
  • „The Century of the Self“: über die Psychoanalyse, die Auswirkungen auf die PR- und Werbeindustrie für den Konsumenten und wie sich die Individualität des Menschen geformt hat;
  • „Pandora’s Box“: über die rationale Verschränkung zwischen Wissenschaft und Politik (Technokraten) und deren Auswirkungen auf die Welt;

John Pilger (BBC Australia, ITV and others)

  • „The War you don’t see“: über die zwei Seiten eines Krieges (!)
  • „The new Rulers of the world“: über Globalisierung und die Auswirkungen;
  • „War on Democracy“: über die extreme Einflussnahme der USA in Mittel- und Südamerika;
  • „Breaking the Silence“: über Lüge und Wahrheit im Krieg gegen den Terrorismus;

David MacWilliams

  • „Addicted To Money“: über das größte Wirtschaftsverbrechen der Menschheitsgeschichte, ausgelöst durch Banken und Investmenthäuser, die außer Kontrolle geraten sind;

Alex Gibney

  • „ENRON – The smartest guys in the room“: über eine der größten Pleiten in US-Geschichte und wie es dazu gekommen ist, inkl. Gier, Selbstüberschätzung, Einflussnahme, Bestechung usw.

Professor Niall Ferguson

  • „The Ascent of Money“: über Geld und die Geschichte dazu, in 6 Teilen;

Jesse Ventura/Alex Jones

  • die beiden „Truth-Seekers“ agieren wie  Michael Moore auf Speed; sehr übertrieben, sehr overacting, sehr funny und durchaus mit einem Körnchen Wahrheit;

George Carlin

  • der – leider bereits verstorbene – kritische US-Stand-up-Comedian benutzte eine „schmutzige Sprache“ um seine Themen verständlich zu machen; ich war vor Jahren so begeistert von Carlin, dass ich ihm kurzerhand in Rotkäppchen 2069 eine Rolle geben musste. Coolio, ha?

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will be continued/wird fortgesetzt

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Eine Vision, bitte

Ich sitze im Kaffeehaus. Warte auf N., warte auf P. Draußen schneit es. Durch die großen Fenster kann man die Schneeflocken gut sehen. Ich süffle an mein Soda Holunder. Und tippe diese Zeilen. Nichts Weltbewegendes. Wie so oft. Man tut. Man tut. Man tut. Mehr ist nicht. Mehr wird nicht.

Ich verfolge, dann und wann, die Diskussionen um die Beschaffenheit dieser Welt, die im Würgegriff eines ausufernden Wirtschaftssystem und einer wachsenden Bevölkerung ihrer letzten Ressourcen geplündert und beraubt wird.  Es gibt sie, die Rufer in der Wüste, die darauf aufmerksam machen, dass es so nicht weitergehen kann. Gewiss. Man spürt es. Dieses Rasen. Dieses Wüten.  Immer schneller drehen wir uns im Kreis. Immer schneller. In der Hoffnung, dadurch zur Ruhe zu kommen. Absurd? Hey, wir leben im absurdesten Zeitalter der Menschheitsgeschichte. Noch nie zuvor gab es mehr Menschen, die gebildet, die informiert, die aufgeklärt sind. Und trotzdem blühen Kriege und Desaster wie eh und je. Am besten, man würde den Kopf in den Sand stecken. Andererseits, man beißt nicht das System, das einen füttert. Period!

Aber das System denkt gar nicht daran, mich zu füttern. Also beiße ich zurück. Es tut nichts zur Sache. Lächerlich mutet es an. Geradezu grotesk, wenn ein kleiner Schriftsteller über die große Zukunft der Menschheit befindet. Wobei, Zukunft ist jetzt. Machen wir uns nichts vor. Wir haben aufgehört, in langen Zeitspannen zu denken. Wir gieren nach dem Jetzt. Punktum. Wir sind ungeduldig. Wie kleine Kinder möchten wir vom süßen Kuchen naschen, den es erst am Weihnachtsabend gibt. Zornig werden wir. Trotzig. Die ganze Palette kindlicher Empfindungen.

Wenn man mich fragt, wer dieses Menschen verachtende System am Leben erhält, so gibt es eine klare Antwort: Du! Was so viel heißt wie: Wir! Und ich bin sicher, würde jemand mit einer gesunden, einleuchtenden Vision an uns herantreten, wir könnten uns gut vorstellen, zu „konvertieren“. Aber es gibt keine gesunde, einleuchtende Vision. Nicht eine. Nur vage Hirngespinste, die vielen mehr Angst und Schrecken einjagen, als Hoffnung und Perspektive. Und so akzeptieren wir das Bestehende und versuchen das Beste daraus zu machen. Ich denke, darin hat es die Menschheit zu einer Meisterleistung gebracht: egal, was man einem Individuum aufbürdet, welche Gräuel oder Verbrechen man ihm angedeihen lässt, er wird nicht aufgeben, wird versuchen, zu überleben und weiterzumachen. Erst mit der Gruppe, mit der Masse, werden die gemarterten Seelen zu einem Bollwerk, das nicht leicht zu überwinden ist. Und bedenken wir eines: Wir sind der Staat! WIR sind jene, die entscheiden, wie wir gemeinschaftlich leben möchten. Niemand zwingt uns dazu! Niemand! Jeder Sicherheitsbeamte, jeder Polizist, jeder Soldat ist Teil dieses WIRs.

[damit enden die Aufzeichnung vom 14.12.2010, weil N. an meinen Tisch kommt]

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BILL MOYERS: Was geschieht mit der Würde des Menschen, wenn das Bevölkerungswachstum im gegenwärtigen Tempo wächst?

ISAAC ASIMOV: Sie würde vollkommen zerstört werden. Um das zu verdeutlichen verwende ich dafür die sogenannten Badezimmer-Metapher: Wenn zwei Leute in einer Wohnung leben und es gibt dort zwei Badezimmer, dann haben die beiden die „Freiheit der Badezimmer“. Sie können jederzeit das Badezimmer aufsuchen, so lange darin bleiben wie sie möchten und darin tun, was auch immer sie wollen. Und jeder glaubt an die „Freiheit der Badezimmer“. Es sollte in der Verfassung verankert werden.

Aber wenn du zwanzig Leute in der Wohnung und zwei Badezimmer hast, dann ist es egal, wie  viel jeder von ihnen an die Freiheit der Badezimmer glaubt, diese Freiheit gibt es nicht mehr. Man muss nun Termine für jeden machen, man muss nun an die Türe hämmern: „Bist du noch nicht fertig?“ und so weiter. Und so ähnlich verhält es sich mit Demokratie, die einer Überbevölkerung nicht standhält. Die Menschenwürde würde sich auflösen. Annehmlichkeiten und Anstand würden sich auflösen. Kommen mehr Menschen in die Welt, verringert sich nicht nur der Wert eines Lebens, er verschwindet. Es tut nichts zur Sache, wenn jemand stirbt. Je mehr Leute es gibt, desto weniger zählen individuelle Angelegenheiten.

http://www.wesjones.com/asimov.htm [ich habe mir erlaubt, diesen Auszug zu übersetzen; in Anbetracht der späten Stunde möge man mir die Holprigkeit verzeihen – aber die Quintessenz sollte verständlich sein]

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»Professor Al Bartlett begins this one-hour presentation with the statement, “The greatest shortcoming of the human race is our inability to understand the exponential function.” And this is true. By providing a simple introduction to the concept of exponential growth and doubling over time, Bartlett explains the impacts and consequences of exponential growth on a finite planet. Observations of this growth are applied to fossil fuel consumption, peak oil, population and economic growth — the bizarre unsustainable figures of which are most often quoted by “experts”, politicians and the mainstream media …«