Revolution 1789 und Faschismus 2069

Kurz und bündig will ich auf die folgenden meiner Bücher hinweisen. Weil die Zeit danach verlangt. Tunesien. Ägypten. Der Mittlere Osten. Revolutionäre Aufbruchsstimmung. Da wie dort. Und mitten drin die erste Demokratie der Welt, nennen wir sie USA, die ihr politisches Spiel mit brachialer oder subtiler Gewalt betreibt. Aber immer hübsch verpackt.

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Als ich 2003 an Rotkäppchen 2069 zu Arbeiten begann, da konnte ich ja noch nicht wissen, wohin die Reise ginge. Wobei, es gab schon erste Anzeichen, dass sich die USA zu einem strengen Führungsstil hinreißen lassen würde. Wollen wir es mal so ausdrücken. Wie sieht also die Welt und die USA im August des Jahres 2069 aus? 100 Jahre nach Woodstock? Ich habe einen unlustigen faschistischen Staat gezeichnet. Natürlich habe ich übertrieben. So, wie es jeder gute Humorist machen muss, um Lacher zu ernten. Aber langsam dämmert mir, dass ich so weit daneben nicht liege. Die Anzeichen häufen sich. Es scheint, als habe man 9/11 dazu benutzt, einen Schalter umzulegen. Klick!

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2006/07 wurde Die Liebesnacht des Dichters Tiret – Mosaik der Französischen Revolution in Angriff genommen. Der Versuch, die Französische Revolution neu zu interpretieren. Aus der Sicht eines Wiener Autors. Kein Historiker. Kein Franzose. Einfach jemand, der bemerkte, dass die Stimmung, damals wie heute, nicht unähnlich ist. Eine erste Version wurde verworfen. Der Aufenthalt in Paris und der Bretagne befeuerte meine Gedanken. Herausgekommen ist ein recht schmaler Band mit vielen Anmerkungen, der sich um das Jahr 1788 dreht, also dem Davor. Erstaunlich, wenn man sieht, dass sich die Forderungen des gewöhnlichen Volkes nicht sonderlich verändert haben. Die einen wollen nicht verhungern, die anderen suchen nach einem Platz im Spiel der Mächte. Und es scheint mir, als würde jede Revolution nach dem selben Schema ablaufen: Unzufriedenheit – Hass – Revolte – Unruhen – Aufstände – Revolution – Umsturz – Hoffnung – Optimismus – Aufbruchsstimmung – noch mehr Hoffnung – noch mehr Optimismus – neue Machtstrukturen – neue Führer – neue Politik – Stimmungsschwankung – Hinterfragen – Pessimismus – Unzufriedenheit usw.

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In Brouillé, dem 2. Band, geht es um die Wahl zu den Generalständen 1789. Wer hätte gedacht, dass ein absolutistischer Monarch seinen Untertanen nicht nur erlaubt, sondern sie dazu nötigt, Wahlen abzuhalten. Und nebenbei ein Beschwerdeheft (Cahiers de Doléances) auszufüllen. „Was gefällt euch nicht? Was würdet ihr euch wünschen? Was sollte der König wissen?“ Kann man sich das heute vorstellen? Zum Beispiel in Äypten? Gewiss, man sollte nicht vergessen, dass dieser erste demokratische Prozess eines Königs nur dadurch ins Rollen kam, weil Frankreich bankrott war. Ja, zerrüttete Finanzen sind per se immer ein guter Grund, einen politischen Neuanfang zu wagen. Das sollte man deshalb den Staatsmännern hinter die Ohren schreiben.

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In Madeleine, Band 3, wird einem die Kluft zwischen arm und reich im Jahre 1789 drastisch vor Augen geführt. Nichts für zarte Seelen. Ja. Revolutionen sind zumeist kein Zuckerschlecken. Im Nachhinein oft verklärt oder glatt gebügelt. Aber in jeder Konfrontation, zwischen Menschen, die hungern (körperlich oder geistig), und Menschen, die satt sind, steckt ein gefährliches Gewaltpotenzial. Die einen wollen ein Stück vom Kuchen. Die anderen sind nicht bereit, dieses Stück herzugeben. Dabei kann es sich auch nur um ein winziges, geradezu lächerliches Kuchenstück handeln. Tut nichts zur Sache. Wirklich nicht. Und die größte Ironie ist eigentlich, dass beide Parteien, die „Alles-Habenden“ und die „Nichts-Habenden“,  träumen. Darin sind sie sich gar nicht so unähnlich. Nur in der Farbe, in der Intensität ihres Traumes, da unterscheiden sie sich. Vielleicht.

 

Plakat_Tiret_Brouille_Madeleine_Penly

 

Die Bücher sind im Fachhandel, amazon, über den Verlag (yah, that’s me, folks!) oder, wer nicht warten will, als eBook (PDF, epub, kindle) erhältlich. Madeleine ist noch nicht erschienen. Eine kleine Taschenbuchauflage soll von 99 Förderern finanziert werden. Etwa die Hälfte hat sich bereits eingefunden, im Club der 99. Noch gibt es also freie Plätze. 😉 Alle Informationen hier: link

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3 Kommentare zu „Revolution 1789 und Faschismus 2069“

  1. Der Revolutionsgedanke ist ein Beweis dafür, wie sich die Dinge immer und immer wieder wiederholen und wie sehr sich die Menschen nach Veränderung sehnen.
    Deshalb finde ich es fantastisch, wie man von Tiret über Brouillé bis hin zu Madeleine in eine vergangene Zeit in einem uns (ziemlich) fremdem Land eintauchen kann und den damaligen „esprit du temps“ vor Augen geführt bekommt. Geschichte erleben, sozusagen. Immer weiter so!

    Alles Liebe!

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