Die Schattenseiten der Social Media Revolution!

Man könnte sagen, ich bin von Anfang an dabei gewesen. Als die ersten Blog-Portale entstanden. Als die ersten großen Communitys im Netz entstanden. Ich war dabei. Weil es mir ein Bedürfnis war und ist. Die Stärke des (Mai)Zwillings, so habe ich erst vor Kurzem gehört, läge in der Kommunikation, das Medium sei dabei nur Mittel zum Zweck. Yep. So seh ich das auch. Jedenfalls, wenn man sich heute im Social Media Pool tummelt, bemerkt man seltsame dunkle Flecken, die sich rasch ausbreiten können. Von der (geschützten) virtuellen Welt in die reale. Einfach so.

Wir können nicht nicht kommunizieren hat einmal ein kluger Kopf gesagt. Mit anderen Worten, alles was du sagst, tust oder unterlässt, definiert dich, besser: dein Gegenüber definiert dich. Darin liegt die Wurzel aller Problematik. Was weiß denn der andere von deiner Welt, was weißt du von seiner Welt? Und wenn wir nicht Zeit und Muße haben, etwaige Unstimmigkeiten bzw. Missverständnisse im Vorfeld aus dem Weg zu räumen, wird unsere Kommunikation darunter leiden und später dann wir Menschen. So ist das.

Jeder Mensch hat seinen wunden Punkt. Vielleicht sogar mehrere. Manch einer kennt sie selber nicht. Ein anderer lebt damit. Und dann, dann klickt einer auf deinen wunden Punkt. In der (virtuellen) Öffentlichkeit, im sozialen Netz. Es ist, als würde man dir einen Gemüts-Cocktail aus Enttäuschung, Wut, Frust, Niedergeschlagenheit und noch ein paar mehr Ingredienzen reichen. Du kippst ihn runter. In einem Zuge. Was bleibt übrig? Eben. Gewiss, es wurde und wird alles nicht so ernst gemeint. Und der „Content“ im Netz ist flüchtig (und doch kannst du die ältesten Gespräche ausgraben, wenn du das möchtest). Weil der virtuelle Inhalt per se keine Wichtigkeit hat. Nur für jenen, der seinen wunden Punkt getroffen sieht, rumort es für eine längere Zeit in Kopf und Magen.

Freund A. hat mir erzählt, dass er seine virtuelle Bekanntschaft X. getroffen hat. Ein nettes, unverfängliches Geplauder. Vielleicht hat er übertrieben und das eine oder andere Posting auf ihrem Profil zu schwärmerisch fabuliert, Fakt ist jedenfalls, dass sich Y., der Ehemann von X., eingemengt hat. Dumm gelaufen, wenn Eifersucht die virtuelle Party stört. Ich habe darüber länger nachgedacht. Vielleicht verhält sich Social Media tatsächlich analog einer Party.

Okay. Zuerst braucht es Gäste für die Party. Je weniger, desto shit (sieh dir nur die Konkurrenten zum Zuckerberg-Buch an, die allesamt nicht mithalten können, wenn es um die Anzahl der Party-Gäste geht). Und je hipper die Leute, desto Wow! Keiner will auf ne Party mit grauen Mäusen, richtig? Eben! Also wirft jeder seinen grauen Anzug in die (reale) Ecke und stülpt sich ein schrilles Kostüm über. Es ist wie im Karneval. Vieles ist erlaubt. Eine kleine Übertreibung hier, eine kleine Weglassung dort. Was soll’s? Ist ja sowieso nicht wirklich. Yeah. Und weil es ja ne tolle Party ist , geht es auch um das andere Geschlecht. Stark. Schwach. Dazwischen. Jeder ruft in den Profil-Wald. Es wird geflirtet, provoziert, geneckt. Alles im grünen Bereich, freilich. Die Party ist ja noch jung. Man ist fröhlich, ausgelassen. Die Nacht (und der Gedanke an den grauen Anzug, der in der Ecke liegt) ist noch nicht über einen hereingebrochen. Zukunft? Nicht jetzt. Man will sich gehen lassen. Ein wenig. Ein wenig mehr. Weil es gar so schön ist. Tja. Aber jeder, der schon mal auf Partys war, der bemerkt diesen Bruch. Wenn plötzlich die einen oder anderen Gäste abhauen oder sich verdrücken und plötzlich stehst du da mit nem Typen, der dich volle Kanne bequatscht und ein anderer übergibt sich vor deinen Füßen und wieder ein anderer folgt dir auf Schritt und Tritt und kommentiert amüsiert schadenfreudig deine Fettnäpfchen. Die Party hat ihre Leichtigkeit verloren. Du würdest den einen Kerl am liebsten durchschütteln und den anderen wegzaubern. Ja, und dann merkst du, wie sich manche der Partygäste öfters umsehen, wie sie öfters die Plätze und ihre Drinks wechseln. Man könnte beinahe zur Überzeugung kommen, sie würden etwas sehnsüchtig suchen.

Geld machen in Zeiten von iTunes und iBooks

Gestern auf die aussagekräftige Infografik von David McCandless gestoßen*), der sich mit den Einnahmen von Musikern auseinandersetzt. Angefangen von selbst publizierten CD-Alben bis hin zu iTunes-Track-Downloads. Um auf das monatliche Existenzminimum von USD 1.160,- oder rund EUR 812,- zu kommen, müsste also unser Musiker rund 150 CD-Alben verkaufen (Verkaufspreis USD 9,90) oder 3.871 CD-Alben, falls er einen „low-end“-Plattenvertrag hat (was auch immer das heißen soll) oder rund 1500 MP3-Downloads eines Musikstückes zum Preis von $ 0,99 bzw. 2000 iTunes-MP3-Downloads erzielen (Apple möchte natürlich einen Anteil vom Verkaufserlös). Falls die Musik gestreamt wird, also vergleichbar einer Ausstrahlung im (digitalen) Radio, dann erhält der Künstler, naja, gerade mal nicht nichts. Je nach Streaming-Dienst müsste der Song zwischen 900.000 Mal und 4 Millionen Mal im Monat gehört werden, um auf die USD 1.160, – zu kommen. Alles klar? Hier gibt es übrigens eine hübsche Aufstellung, welcher Shop wie viel bezahlt.

Ist die Musikbranche mit der Verlagsbranche zu vergleichen? Durchaus. Freilich, Streaming-Dienste gibt es (noch) nicht, können wir also getrost außen vor lassen. Aber sonst zeichnet sich ein ähnliches Bild. Am profitabelsten ist es immer, sein selber produziertes Buch an den Mann oder die Frau zu bringen, ohne dass jemand dazwischen geschaltet wird und die Hand aufhält. Jeder Künstler kann ein Lied davon singen (auch wenn er Schriftsteller ist), dass diese lukrative Einnahme-Quelle alsbald ausgeschöpft ist und Freunde, Bekannte und Ex-Kollegen einen Bogen um einen machen, wenn sie befürchten, in ein Verkaufsgespräch hineingezogen zu werden. Dank des Internets gibt es zwar eine theoretische Möglichkeit beinahe unendlich viele potenziellen Käufer anzusprechen, aber die Realität sieht natürlich nüchtern aus. Oder würden Sie mir ein Buch abkaufen, nur weil Sie durch Zufall auf diesen Eintrag gestoßen sind? Nope.

Niemand kauft gerne die Katze im Sack. Nicht von einem Fremden. Nicht zu einem Preis, der schwerlich nachvollziehbar ist (meine Bücher könnten innen wie außen völliger Mist sein und ich lache mir ins Fäustchen, wenn ein dummer Kerl ne Bestellung abgibt). Gut, dass es Social Media gibt, kann man jetzt einwerfen. Bitte werfen Sie! Aber die sozial virtuelle VerknüpfungsverZUCKERungsmaschine  bildet ja nur die Wirklichkeit in einem kleineren, überschaubareren Maßstab ab. Will heißen: Nur weil ich Sie in facebook kenne, heißt es nicht, dass wir uns wirklich kennen. Ein Kommentar auf meiner Pinwand macht uns noch nicht zu guten Freunden. Umgekehrt genauso. Warum sollte ich also von Ihnen etwas kaufen? Warum sollten Sie von mir etwas kaufen? Eben. Gibt ja keinen Grund, oder?

Aber von all diesem virtuellem Firlefanz mal abgesehen, ist die digitale Revolution nicht auch ein Segen? Weil es mir als Verkäufer die Möglichkeit einräumt, unendlich viele Werke bereitzustellen, ohne finanzielle Vorlage leisten zu müssen (man beachte, was Verlage primär groß macht: Ihre Geldmittel, die wiederum zum größten Teil geborgt sind – würde  man mir morgen einen Kredit von 10 Millionen Euro einräumen, ich gehe davon aus, dass ich für eine geraume Zeit im Orchester mitspielen würde können; kleiner Seitenhieb: Wie soll ein Kleinverlag mit geringem Budget da jemals mithalten?); durch die Bereitstellung eines theoretisch unendlichen Angebots, gibt es keinen Engpass mehr. Das ist gut. Das ist schlecht. Weil der Mensch zwar ein Herdentier ist, aber innerhalb der Herde dann doch seinen ur-eigenen Platz sucht. Wie dem auch sei, die leichte Bezugsmöglichkeit spricht für das digitale Werk. Und niemand, der dem Kunden sagt „Tut mir Leid, das ist nicht lieferbar!“ oder „Das würde dann wohl drei Wochen dauern, bis es kommt …“ oder „Die Versandkosten würde beinahe so viel ausmachen, wie das Buch kostet!“ – Das sind Argumente, die für die großen Publikumsverlage mit all ihrer logistischen Macht sprechen, nicht für den Kleinverleger oder Eigenverleger, der knapp kalkulieren muss.

Wenn wir von Künstlern sprechen, dann hören wir oft und oft, dass sie eine Fan-Community benötigen. Aha. Gut. Ich denke, das wissen wir alle, oder? Schwieriger ist die Frage zu beantworten, wie man zu einer kommt? Und in einer Epoche der viralen Demenz ist die Trennlinie zwischen informieren/unterhalten und anbiedern/auf die Nerven gehen ziemlich schmal. Und noch mehr, wenn man sich im Social Media Bereich herumtreibt. MySpace sollte ja jedem Musiker (und Künstler) eine Warnung sein – dort konnte man „Bands“ von seiner Pinwand aussperren. Warum? Weil diese nur noch auf sich und ihre Gigs sehr lautmalerisch aufmerksam machten. Am Ende war es nur noch eine Spam-Maschine, die blinkte und brüllte. Entsetzlich. Sollte es einmal ein Künstler oder eine Band geschafft haben, als Spam-Kanone abgetan zu werden, dann ist es besser, man erschafft sich neu. In der virutellen Social-Media-Welt wird man schneller in ne Schublade gesteckt, als man ein Posting beantworten kann.

Im Übrigen will ich jetzt FanBridge ausprobieren (Scheiße, ist das wieder kompliziert). Voerst mal die Ausprobier-Gratis-Version. Es ist eine Seite, auf der jeder Künstler seine Fans „sammeln“ kann. Noch bin ich mir nicht sicher, ob es für mich den Zweck erfüllt. Die Leutchen werden ja immer skeptischer, wenn es darum geht, sich in eine Liste einzutragen. Auch das sollte man in Betracht ziehen.

Wie dem auch sei, ein Künstler, der sich selber vermarktet, braucht Reputation und Aufmerksamkeit wie einen Bissen Brot. Woher soll X. wissen, dass es da einen kreativen Typ gibt, der gute Qualität abliefert? Deshalb sind offizielle Rückmeldungen (jeder kann sie lesen, nicht nur der Künstler) von anderen so wichtig. Ja, um X. zu „beweisen“, dass man „nicht schon wieder einer von den abertausenden Möchtegern-Künstlern“ ist, die allesamt nichts können und nichts sind, braucht es andere, die für ihn in die Bresche springen. Tja. Aber offizielles Feedback bei seinen „Fans“ oder „Freunden“ einzuholen, sie sozusagen einzufordern, fällt unter die Rubrik: „nervig“ und wird vermutlich alsbald gerichtlich untersagt werden.

So bleibt nur in kleinen Dosen auf sich aufmerksam zu machen, um seine Werke und Goodies zu vermarkten. Das Megaphon können wir getrost in der Lade liegen lassen – das Marktschreierische ist vulgär und verträgt sich nicht mit einer fragil musischen Schöpfungskraft. Das Vulgäre (dazu würde auch das Geld zählen) müssen andere für den Künstler erledigen.  Und wenn es niemanden gibt, der das für den Künstler tut? Hm. Darüber müsste ich jetzt nachdenken, was es bedeuten könnte. Schätze mal, nichts Gutes.

*) also, gestolpert bin ich nicht, natürlich haben mich Julia Graff und Wiebke Wiechell in einem Posting der facebook-Gruppe Onliner in Verlagen darauf gebracht!

Harry Potter goes Selbstverlag oder Der Schuss ins Verlegerknie

Kindle Digital Publishing is a dangerous thing. That’s why it’s so good.
Thomas Keir

Ehrlich gesagt, ich habe mit Harald Töpfer vulgo Harry Potter nicht viel am lesenden Hut. Gewiss, die Filme musste man wohl gesehen haben (musste man wirklich?), deshalb kann ich wenigstens sagen, eine kleine Ahnung von diesem Aschenputtel-Märchen Pottermore zu haben. Mehr aber auch nicht.

Viel wesentlicher ist da natürlich für einen Selbstverleger und Indie-Autor die Mär, dass man es mit seinem Text zu Ruhm und Reichtum schaffen könnte. Ein Zuschuss-Verlag aus Österreich hat mir mal ein Angebot gemacht, um eines meiner Bücher zu publizieren. Um den horrenden Preis zu rechtfertigen wurde natürlich eine gewisse J. K. Rowling zitiert. Natürlich. Das ist dann wohl der teuerste Lottoschein der Geschichte. Mein Tipp (den gibt es gratis!): man mache es sich selber. Hm. Sollte das jetzt zweideutig klingen, keine Sorge, wir sind hier jungendfrei unterwegs und ich darf des Lesers Gedanken als abwegig abtun. So. Merkwürdigerweise fällt mir da jetzt Emma Watson ein und ich muss gestehen, ihre kurzen Haare sind ein absolutes no way. Ihren Style-Berater würde ich feuern. Oder an einen Drachen verfüttern.

Zurück zu der Prinzessin auf der Geldmaschine. Die Autorin und ihre Crew haben entschieden, die Harry-Potter-Bücher als E-Book nur über ihre Webseite Pottermore anzubieten. Aha. Rowling soll sich die dafür notwendigen Rechte gesichert haben. Hm. Kommt mir jetzt ein wenig seltsam vor. Wie soll das vor sich gegangen sein? Wenn du ein unbekannter Autor bist, mit viel Hoffnung im Gepäck, und einem Verlag dein Manuskript präsentierst, kannst du im Normalfall nicht zum Feilschen anfangen. Es sei denn, die Leute vom Verlag verstehen ihr Handwerk nicht, waren schlampig, faul, nachlässig oder – das wär natürlich auch ein Desaster – hätten es damals nicht für möglich gehalten, dass ein elektronisches Buch Profit abwerfen könnte. Wie man es auch dreht und wendet, schlau werde ich aus der ganzen Potter-Chose sowieso nicht. Und es würde mich nicht wundern, wenn sich später einmal herausstellte, dass alles ganz anders war. Ich schreibe es jetzt mal schnell auf, damit ich dann sagen kann: ich hab es schon im Juni 2011 geschrieben. Möglich wäre, dass der Verlag sehr wohl die Rechte hat, aber sich offiziell aus dem Spiel heraushält (und natürlich kräftig mitkassiert – immerhin muss weder amazon, noch Apple noch sonst ein E-Book-Shop mitfinanziert werden). Wir werden es wohl am besten an der Bepreisung der E-Books sehen. Würde Rowling nur für sich sein, müsste der Preis der E-Books etwa die Hälfte vom offiziellen Buchpreis ausmachen. Alles andere riecht mir nach unklaren Verhältnissen.

Ja, die Geldmaschine darf nicht zum Erliegen kommen. Es ist mit Sicherheit kein Zufall, dass die E-Books der Serie gerade dann das Licht der Welt erblicken, wenn es im Kinosaal noch einmal rund geht. Der letzte Teil steht am Programm – vermutlich ein guter Grund, für viele Harry-Fans, noch einmal die Bücher zu lesen. Aus Marketing-Sicht ein perfekter Zeitpunkt, um jetzt die E-Books zu lancieren. Chapeau. Dass sich die Potter-E-Books wie warme Semmeln verkaufen werden, also, dazu brauche ich keine Kristallkugel, um das vorherzusagen. Dass die Bücher auch DRM-free daherkommen werden, dürfte die Manager in den großen Publikumsverlage ziemlich anpissen (mein Tipp: Hose wechseln!) – als „Kopier-Schutz“ wird das gekaufte Buch mit den Daten des Käufers mit eine Art Wasserzeichen versehen. Bravo. Welches Potter-Fan möchte nicht seine persönliche Kopie haben? Auch das ist wiederum Beifall wert. *bitte klatschen*

Kommen wir jetzt zum Schuss ins Verlegerknie. Also. Die Verlage haben erkannt, dass sie mit Effekthascherei Unsummen verdienen können. Der Celebrity-Kult wurde zwar vom TV und Kino erfunden, aber warum sollte das gedruckte Wort nicht auf den Zug aufspringen? Eben. Also gab und gibt es all diese voyeuristischen Autobiographien oder Enthüllungsbücher, die dies und das behaupten. Der (finanzielle) Wert eines „literarischen“ Buches fokussiert sich nun zum größten Teil auf den bereits eingeführten und gut bekannten Autor. Und schließlich gibt es noch den Hype, der Gold vom Himmel regnen lässt, wenn man es geschickt anstellt: Alchemist, Potter, Brown, Biss, Jakobsweg, Nassgebiete, Deutschlandabschaffung usw. Die kaufmännischen Talente (DKT, nicht?) in den Verlagshäusern jubelten. Die Marschroute wurde wie folgt festgelegt: Unmengen von Titeln in überschaubaren (und kostengünstigen) Auflagen produzieren und gucken, welches sich davon als potenzieller Hype durchsetzen könnte. Ist das Buch gefunden, wird auf Teufel komm raus das Werbebudget gesprengt, während die anderen Tapeten-Titeln sang- und klanglos aus den Regalen verschwinden (weil ja bereits die nächsten neuen Titeln angekündigt werden).

Eine äußerst fruchtbare Marketing-Strategie. Für die großen Publikumsverlage. Und eigentlich will ein kaufmännisches Talent ein gewinnbringendes System nicht ändern. Wozu? Dumm, wenn die Änderung von außen kommt und man nun entsetzt feststellen muss, dass man die Geister, die man rief, nicht mehr los wird. Geister? Nun, Celebritys und Möchtegern-Berühmtheiten sind bekannt. Das ist nun mal so. Sie haben ihre Fan-Gemeinde. Das ist nun mal so. Wenn also der Star, das Idol bekannt gibt, seine Memoiren als E-Book zu publizieren und man könne es auf seiner Webseite gegen Einwurf kleiner Münzen herunterladen, welches populäre Medium würde diese Info nicht veröffentlichen? Und damit ist schon die Schlacht so gut wie gewonnen. Hier sehen wir also, was es mit den Geistern auf sich hat. Die Publikumsverlage schürten und befeuerten das Verlangen nach voyeuristischer Entblößungsliteratur berühmter Leutchen. Jetzt können diese Leutchen also hergehen, und dank der Selbstveröffentlichung von E-Books großes Geld machen. Der Verlag hat das Nachsehen. Tja. Dumm gelaufen.

Wir dürfen jetzt nicht glauben, dass ein Rockstar eine Ahnung hat, wie man E-Book korrekt schreibt. Aber sein Manager könnte eine kleine Agentur beauftragen, ein E-Book-Package mit allem Drum und Dran zu machen. Webseite, Facebook, youtube, twitter usw. – ist heute kein großes Ding. Hat man im Handumdrehen und kostet nicht die Welt. Schwupp, schon ist der Rockstar mit seinem E-Book auf allen Kanälen zu Hause. That’s easy, folks!

Dadurch, dass sich die Verlage über die Jahre von ihrer Qualitätskontrolle verabschiedet haben, nur noch ihr Augenmerk auf gehypte und umsatzstarke Inhalte richteten, legten sie den Grundstein für das Kommende. Und in diesem Zukunftsszenario haben große Publikumsverlage keinen Platz. Nun, das stimmt freilich so nicht. Aber sie werden wohl die Pole Position abgeben müssen. Das gedruckte Buch wird wohl noch auf längere Sicht in der Hand der Verlage bleiben, da sie die für den Vertrieb nötigen Strukturen besitzen. Aber jeder berühmte Möchtegern-Autor hat nun eine Alternative zum gedruckten Buch und zum Publikumsverlag: das elektronische Buch und der Selbstverlag. Und man stelle sich vor, es gäbe einen Hype um eines dieser E-Books. Der Autor wird die Rechte für das gedruckte Buch teuer, sehr teuer an einen Publikumsverlag verkaufen können. Ja, ich höre bereits das Zähneknirschen der kaufmännischen Talente.

X-Männer, 3D und ein Cover für R.

Nope. Die Dame kenne ich nicht. Leider. Aber ich hab sie gekauft. Äh, ja, das Foto. Nude elegant woman in bed © George Mayer @ fotolia.com

Gestern wieder einmal im Kino. G. war so freundlich, mich einzuladen. Wir einigten uns auf ein nettes Unterhaltungsfilmchen. Die Piraten haben gerade die Kino-Küste erreicht, was lag also ferner, sich Johnny Depp aus der Nähe zu betrachten. Tja. Wäre da nicht dieses Drei-Dimensionale Ungemach mit an Bord gewesen, das nur ablenkt und stört. Yep. 3D, Folks. Wem ist das eingefallen? Okay, natürlich den Studiobossen und ihren Bankiers, die sich die Haare rauften, ob der Gefahr, die aus dem bösen Netzwerk quillt und alle schönen Umsatzzahlen ersäuft. Ekelhaft. Wahrlich. Wie hätte man wohl sonst die jungen Leutchen dazu bringen können, wieder ins Kino zu gehen? Hm. Also wurde wieder einem alten Hut neues Leben eingehaucht. Schon zu meiner Jugendzeit gab es einen 3D-Hype. Da machte sogar das öffentlich-rechtliche TV mit und zeigte 3D-Filme (nur zu sehen mit besonderer Papp-Brille, die links eine rote und rechts eine grüne Folie hatten). Im Kino gab es aber bereits die bessere Technik. Noch jetzt im Kopf diese eine Vorstellung im Gartenbau-Kino, von einem dieser nichtssagenden 3D-Abenteurfilme, die nur auf 3D-Effekte abzielten. Äh. Ja. Inhalt? Handlung? Story? Ein Abenteuerfilm eben. Aber die 3D-Effekte waren schon recht ansehnlich. Irgendwie.

Heute nervt es mich. Was juckt es mich, wenn der Film in die Tiefe geht? Oder aus der Leinwand heraus einen anspringt? Wenn ich Karneval will, gehe ich in den Wurstelprater und besuche das Spiegelkabinett. Oder wie auch immer diese Attraktionen heißen. Ich will als Zuschauer ernst genommen werden. Gestern fühlte ich mich wieder auf den Arm genommen. X-Men, das Prequel zu den ersten X-Men-Filmen. Während die ersten beiden noch mit einer durchaus guten Story aufwarten konnten – und vor allem mit Ian McKellen und Patrick Stewart. Ja, Hugh Jackman war natürlich auch sehr cool. Halle Berry und Famke Janssen, ja, die beiden können einem schon sehr gefallen. Gerade bemerkt, dass der erste Film bereits 2000 in die Kinos kam. Huh. Zeit vergeht. Also, um eine lange Story kurz zu machen: Der erste X-Men war ein erwachsener Film mit ner Story. Der zweite X-Men war ein erwachsener Film mit Action. Und der aktuelle X-Men ist … ähm … ein Jugendfilm mit konstruierter Story (ich kann es vor mir sehen, wie die Kreativen und die Anzug-Träger in Meetings zusammengesessen sind und über das Script gesprochen haben: „Ich will ne Nuklear-Explosion!“ – „Okay!“ – „Und ein U-Boot, das fliegt!“ – „Okay!“ – „Und die Teenies sollen coole Effekte machen!“ – „Klar!“). Wobei, ich muss den Machern zugute halten, dass sie die Kuba-Krise in den frühen 1960ern zum Thema machten. Also habe ich mir gestern noch eine Discovery-Dokumentation darüber angesehen. Kann ich empfehlen. Die Doku. By the way, die Dialoge im Film sind, äh, ja, platt. Ist das nur mir aufgefallen? Oder handelte es sich dabei um eine Parodie? So genau weiß man es ja nie.

So! Ich habe nun für R. ein Cover für ihr E-Book gebastelt. Kein großes Ding. Zwei Fotos in fotolia gefunden, R. hat sie in der kleinsten Auflösung gekauft, mir geschickt, ich habe ein bisserl an der Titelei und an der Platzierung der Elementen herumgetan und voilà, fertig ist das neue Machwerk. Ihr altes Cover, naja, war sicherlich auch sehr nett. Aber man konnte schon auf dreizehn Meilen erkennen, dass es sich um ein selbst veröffentlichtes Werk handelte. Jetzt muss man schon ein wenig näher gehen. Und wenn ich alles richtig gemacht habe, wird man wohl das Buch aufblättern müssen, um ganz sicher zugehen. Haha. Ich klopfe mir auf die Schulter. Naja.

Die größte Gefahr für Publikumsverlage ist in meinen Augen nicht die Qualität der Texte von Indie-Autoren (da gibt es natürlich alle Bandbreiten), sondern die Qualität der Buch-Umschläge. Ich weiß nicht warum, aber 9o % aller selber veröffentlichten Titel kann man sofort am Cover erkennen. Derweil ist es nicht schwierig, einen Umschlag zu gestalten, der wenigstens nicht auf den ersten Blick die Hose runterlässt („Okay, das Cover ist Shit, aber der Inhalt, der ist super!“) – noch vor ein paar Jahren, um 2006 herum, veröffentlichte ich mein erstes Buch in einer Privatausgabe. Ehrlich, ich wusste auch nicht, wie ich zu einem anständigen Cover hätte kommen können. Also machte ich aus der Not eine Tugend und bastelte aus den vorhandenen Piktogrammen im Paintshop Pro Programm (!) ein einigermaßen passendes Cover. Wenigstens bei der Schriftart konnte ich aus dem Vollen schöpfen (www.myfont.com) – und nach gefühlten Monaten der verzweifelten Suche fand ich dann den Font, der mich glücklich machte. Ein dänischer Font-Designer verhökerte seinen Entwurf für schlappe $ 30,- Perfekt, nicht?

Zwei Jahre später habe ich für das erste Buch der Tiret-Saga eine Grafikerin aus Deutschland gefunden. Durch Zufall. Wie das Leben so spielt. Auf ihrer Webseite gelandet. Ihre Entwürfe gesehen. Begeistert gewesen. Kontakt aufgenommen. Auf einen kreativen Preis geeinigt und der Rest ist nun auf meinen Büchern zu sehen. Das soll nur zeigen, dass es da draußen genügend kreative Genies gibt, die nur all zu gern ihre Kunst in die Welt verschicken möchten. Gewiss, ein kleiner Betrag sollte im Spiel sein. Schließlich ist man ja Profi, oder?

Die andere wichtige Quelle ist natürlich eine Foto-Agentur. Vor Jahren war es so gut wie unmöglich für ein Buch ein kostengünstiges professionelles Foto zu bekommen, das kein Vermögen kostete. Heute findet man für ein paar Euro-Münzen hochprofessionelle Fotos, sogar mit Models, wo es einem den Atem verschlägt. Das ist ja in Wirklichkeit die beste Sache überhaupt: dass man nun auch Damen und Herren aufs Cover oder aufs Plakat bringen kann. Das war noch vor ein paar Jahren unmöglich, besser: unbezahlbar.

So! Kommen wir zum Punkt. Wer viel Leid und Mühe auf sich nimmt, seinen Text zwischen zwei Buchdeckel zu bekommen, der sollte auch genügend Zeit und Energie für die Verpackung aufwenden. Ein Buch verkauft sich nun mal ob des Covers und der Titelei. Ist so. Das ist keine Erfindung oder Verschwörungstheorie. Wenn es sich nicht so verhielte, würden wir wie noch vor hundert Jahren reine Schriftlösungen haben. Tja. Ist nicht mehr. Jetzt glänzt und gleißt und schreit einen das Cover an, dass einem schwindlig wird. Die US-Paperpacks sind ein gutes Beispiel dafür: schlecht gedruckt auf dem rauesten und ekeligsten Papier, das man sich vorstellen kann – aber das Cover ist Wow!

Gut. Ich denke, wir haben die Lektion gelernt, oder? Und wenn sich R. für ihren Autoren-Namen entschieden hat, werde ich die beiden Covers natürlich hier posten. Ich hoffe, man wird einen Unterschied ausmachen können. Falls nicht, war das dann wohl der Schuss ins Knie. *AUA* Aber vielleicht bin ich ja ein Mutant und kann selbstgebastelte Covers auf hundert Meilen riechen. Huh. Soll mal einer sagen, Kino würde nicht bilden. *schüffelt jetzt weiter*

Ein paradoxes Gewinnspiel gefällig?

Also, weil mich T. heute darauf angesprochen hat, dass sie die Graffitis im Blog-Banner äußerst köstlich findet, dachte ich mir, ich werde ein Gewinnspiel machen:

Nennen Sie mir im Kommentar einen guten Grund, warum Sie E-Books ablehnen oder sogar hassen und dafür erhalten Sie von mir ein E-Book Ihrer Wahl. Kennwort: Paradox! Das Gewinnspiel läuft bis zum 30. Juni 2011. Teilnehmen darf jeder, der das Wort paradox versteht (oder wenigstens schon mal gehört hat).