literarische Früchte - angesetzt und tlw. geerntet in 9 Jahre
Zu guter Letzt dürfen in einem Rückblick die Früchte des langwierigen Tuns nicht fehlen. Oft hat man ja den Eindruck, man hätte den ganzen langen lieben Tag nur vor sich hingeträumt und in die Luftschlösser gestarrt. Deshalb ist es immer wieder notwendig, das Geleistete aus dem Archiv zu holen und auf die Bühne zu stellen. Wenigstens für einen Blog-Beitrag, der sich mit dem literarischen, verlegerischen und gestalterischen Gestern beschäftigt. Wer die letzten beiden Einträge zum selbigen Thema verpasst hat, bitte sehr: Teil 1 und Teil 2
Nach dem ich bereits 2009 (»Schnarch«), 2010 (»wtf«) und 2011 (»Banksters of Wall Street«) live über die Oscar-Nacht gebloggt habe, möchte diese hübsche Tradition auch dieses Jahr fortsetzen. Damit mir nicht in den späten Nachtstunden die Augen zufallen, werde ich jetzt mal vorschlafen. Großartiges ist nicht zu erwarten, andererseits versprüht vielleicht Billy Crystal ein wenig Zynismus und Selbstironie, wenn er durch das Programm witzelt. Brave und angepasste Moderatoren, wie es sie letztes Jahr gegeben hat (wie hießen die zwei überhaupt?) lassen das gewöhnliche Publikum sofort in den Schnarch-Modus fallen. Hoffen wir das Beste, nicht? Bis später.
23:29 Ist noch eine Weile hin, bis der rote Teppich von den Stars und Starlets abgelaufen wird. Kommen wir zu einigen der nominierten Hauptfilme, über die man viel oder wenig sagen kann. Mal schauen, was mir so einfällt.
Im Februar 2010 stürzte ich mich auf die neue Veröffentlichungsmöglichkeit und bastelte in mühseliger Handarbeit ein E-Book. Gewiss, ein PDF lag in der Lade, respektive auf der Harddisk, aber wer möchte schon ein stinknormales PDF lesen? Amazon hingegen lockte mit famosen Aussichten im virtuellen Buchbereich, dank eines brauchbaren digitalen Lesegeräts (kindle), drahtlose Shopanbindung inklusive! Die Zahlen überschlugen sich. Vorerst nur in den USA. Trotzdem wollte ich als Autor und Verleger dabei sein. Und bin dabei. Einer der ersten deutschsprachigen Autoren, die ihre Bücher bei amazon.com anboten (»German Edition«). Aber die Suchmöglichkeiten nach deutschen E-Books war bescheiden und die deutschsprachigen Kunden zierten sich, trotzdem ging die eine oder andere Kopie über den Ladentisch. Man ist ja immer wieder erstaunt, dass wildfremde Leutchen Münzen auf den virtuellen Tresen legen und sich mit einem meiner Bücher eindecken – ohne dass ich lächelnd daneben stehe oder mit einem scharf durchdringenden Blick ungeduldig auf den Kaufabschluss warte.
Als ich 2003 in die Selbstständigkeit zog, mit wehenden Fahnen, war die Welt da draußen noch in Ordnung. Nein, sie war auch damals schon nicht in Ordnung, aber keiner bemerkte es oder kümmerte sich darum. Im Herbst 1989, nach der Matura in der Handelsakademie Wien XXII, lernte ich das Bankwesen kennen. Dann die Wertpapierabwicklung. Börsenboom in Wien. Es ging drunter und drüber. Jeder konnte ein kleines oder großes Vermögen machen. Abgebrüht musste man schon sein. Es war der Wilde Westen des Kapitalismus in seiner faszinierendsten Form und die Grundlage hieß: Börsenboom. Ein Boom ist eigentlich blanke Hysterie in den Köpfen der Marktteilnehmer. Jeder will sich ein Stück vom Kuchen holen. Jeder meint, es gäbe nicht genug und er müsste schnell und hart zugreifen. Damit setzt eine Nachfrage-Spirale ein, die in den Zeitungen und Nachrichten ihren besonderen Nachhall erfährt: und wieder ist der Börsenkurs oder Index in luftige Höhen gestiegen. Damals glaubte ich, alles zu verstehen, was ich verstehen musste, um meinen Job zu machen, nämlich Wertpapiergeschäfte abzuwickeln. Ich bemerkte die zwei Klassen: dort jene, die Geld machen, aber sich nicht darum kümmern, dass das Geld auch zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Konto landet – dort jene, die kein Geld machen, aber sich darum kümmern, dass das Geld zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Konto landet. In den Vorstandsetagen wurden die »Geldmacher« natürlich hofiert – die »Geldvernichter« ignoriert oder später mit dem Sparstift zusammengestrichen. Die Ironie ist, dass es vor allem die »Geldmacher« waren, die manche Banken in späterer Folge in die Krise oder gar in den Bankrott dealten. Stichtwort: Barings Bank & Nick Leeson.
Entwurf einer Verschwörung
Die Wirtschaft und die Welt an sich stellte ich damals nicht sonderlich in Frage. Wozu auch? Sie funktionierte. Jedenfalls funktionierte sie für mich. Irgendwie. Du verrichtest deinen Job, plagst dich, mühst dich und erhältst am Ende deinen Lohn, den du nach Belieben verteilen kannst. Vorrangig am Samstag, wenn die Geschäfte länger offen halten. Hin und wieder dachte ich daran, in einer Tretmühle gelandet zu sein. Aber gab es Alternativen? Nope. Ich sah keine. Im Hinterkopf, freilich, diese irrwitzige Phantasie, ein Schriftstellerleben führen zu können. Unabhängig. Frei. Angenehm. Die übliche Träumerei eines zu lebenslanger Arbeit Verurteilten. Aber ohne Inspiration, diesem göttlichen Fingerzeig, gab es keine Haftentlassung.
Am 29. Februar 2008 präsentierte ich die erste offizielle Veröffentlichung meines Verlagsprogrammes »Die Liebesnacht des Dichters Tiret« im Wiener Museumsquartier – szenische Lesung mit SchauspielerInnen inklusive. Von diesem Moment an verschrieb ich mich nicht nur der Schreiberei, sondern auch der Verlegerei mit allem Drum und Dran, also mit Haut und Haaren, wenn man so will. 4 Jahre später, in wenigen Tagen schaltet das Kalenderblatt wieder auf einen 29. Februar, ist es Zeit, ein Resümee zu ziehen und rückblickend das Erreichte hinter dem Vorhang und aus dem Keller hervorzuholen. Zumeist ist der euphorische Einzelkämpfer der Meinung, er täte zu wenig. Gewiss, immer könnte es mehr sein. Immer könnte man früher aufgestanden, später zu Bett gegangen sein, um das letzte Quäntchen Kraft aus dem Körper zu pressen. Wer sein eigener Chef ist, der hat zumeist nichts zu lachen.