Der britische Ausnahmehistoriker und Rhetoriker Niall Ferguson beschäftigt sich mit der kontroversiellen Frage, ob der Eintritt Großbritanniens im ausbrechenden Krieg im Sommer 1914 nicht ein Fehler war.Yep. Big mistake. In einer Live-BBC-Dokumentation konnte er seine These vorbringen und diese im Anschluss gegen ein Panel von Historikern verteidigen. Ehrlich gesagt, ich war entsetzt. Entsetzt über die historische Auffassung und Interpretation der damaligen Geschehnisse der im Studio eingeladenen angloamerikanischen Mainstream-Historiker. Jedem dieser Gäste gehörte an die Stirn geklopft [„Hey, McFly, ist hier jemand zu Hause?“] und die Frage gestellt, ob er/sie jemals in seinem/ihren Leben einen eigenständigen Gedanken gehegt hat. Von Universitätsprofessoren erwarte ich mir eine profunde Kenntnis der Materie und nicht das Nachplappern von indoktrinierten Schulweisheiten. Historie ist ständiger Diskurs, ist laufende Neuinterpretation des angesammelten Datenmaterials und – vor allem – ist das Erkennen politisch-militärischer Lügengespinste (aka Propaganda). Als Politiker bleibt einem natürlich nichts anderes übrig, als Fakten zu ignorieren, das Blaue vom Himmel herunterzulügen und mit der zahlenden Meute zu heulen. „I don’t care what the facts are“, sagte deshalb folgerichtig George Bush senior Ende der 1980er. Aber für Wissenschaftler, für Gelehrte gilt das noch lange nicht.
Es steht zu befürchten, dass das Jubiläumsjahr 2014 ganz im Zeichen der Mainstream-Schulweisheiten stehen wird. Tja. Die Diktatur der political correctness setzte mit den Schüssen in Sarajevo im Jahr 1914 ein. Ob es der Bürger jemals schaffen wird, sich gegen diese „es kann nur eine Wahrheit geben“-Geißel zur Wehr zu setzen? Vermutlich braucht es Helden. Tragische Helden, sozusagen.