EUROVision Song Contest 2015: Semifinale 2 #ESC

Die Sache mit dem Copyright, wissen Sie?
Ja, es ist nicht das Original-Logo. Die Sache mit dem Copyright, wissen Sie?

Okay. Das waren jetzt die letzten 17 Teilnehmer. Abgesehen von den 7 Fix-Startern haben wir nun alle gehört und gesehen. Warum neben dem Vorjahresgewinner noch weitere 6 Länder fix qualifiziert sind, konnte ich nicht herausfinden.

Die gestrige Show war wieder ordentlich in Szene gesetzt. Der Wow-Effekt der ersten Übertragung konnte natürlich nicht mehr erreicht werden – man hat ja alles schon mal gesehen, irgendwie. Freilich, die Bühnen-Animations-Überdrüber-Darbietung der Schweden war nicht von schlechten Design-Eltern; der Singsang konnte da nicht mithalten. Warum der gute Zelmerlöw als Mitfavorit gehandelt wird, erschließt sich mir nicht. Vielleicht, weil er ein Feschak ist und mit seinem Liedchen „Heroes“ ein klein wenig an David ‚Helden für einen Tag‘ Bowie erinnert? Wie dem auch sei, an Hingucker gab es auch diesmal keinen Mangel. Dabei ist mir aufgefallen, dass so mancher der Teilnehmer noch nicht mal volljährig ist. Lolitaesk, nicht? Scheinbar haben die Organisatoren keine Hemmungen, junges Gemüse in den Druckkochtopf zu werfen. Andererseits, früh übt sich, wer im Event-Vorhof der Musikbranche-Hölle bestehen will. Schlag nach bei Tony Vegas.

Zurück zum Geschäft. Freuen tue ich mich vor allem für Zypern. Deren Beitrag ist bemerkenswert melodiös und der junge Sänger (Brille!) trällert in einem hippen Old-School-Singsang. Für mich eine Entdeckung. Der norwegische und slowenische Beitrag – jeweils ein Mann-Frau-Duo – punkteten mit eigenwillig-modernem Arrangement. Ja, diese zwei Balladen haben das gewisse Etwas.

Am authentischsten (klischeehaftesten?) kommt für mich der Beitrag von Monte Negro daher. Man spürt während der Darbietung den Balkan im Ohr. Ob das gut oder schlecht ist, sei dahingestellt. Österreich hatte ja so seine Problemchen mit dieser finsteren Gegend. Ex-Thronfolger Franz Ferdinand könnte darüber sicherlich mehr erzählen, aber das ist ein anderes Lied. Vielleicht wird es ja mal die schottische Indie-Band gleichen Namens auf die Bühne bringen.

Überraschend, dass der irische Beitrag aus dem Bewerb gekickt wurde. Die Ballade der 17-jährigen Molly Sterling war wohl – im Gegensatz zu ihrem Namen – nicht irisch genug. Vielleicht hätte sie ihr Klavier mit einer Geige vertauschen sollen. Ihr Styling – hartes, dunkles Leder – passte übrigens überhaupt nicht zum weichen Song. Also ehrlich, wer ihr dieses Outfit eingeredet hat, gehört in ein Dubliner Pub gesperrt, bei Wasser und Brot.

Und sonst? Überrascht hat mich der Beitrag von Aserbaidschan. Hand aufs Herz: Wissen Sie, wo dieses Land auf dem Globus zu finden ist? Google Earth sei Dank, weiß ich es jetzt. Yep. Der Sänger ist sympathisch und die Ballade – englischer Text! – eingängig. Einzig die Choreografie der beiden Nebendarsteller, also, da hätten die Macher vielleicht eher Anleihen vom Wiener Staatsopernballett nehmen sollen und nicht vom Heumarkt [Wer es nicht weiß, dort wurde im Sommer gecatcht und gewrestlet; zum großen Gaudium des Wiener Publikums]. Eine Randnotiz ist der israelische Beitrag sicherlich wert. Die Jungs lassen es ordentlich krachen. Man könnte meinen, ihnen gehörte die (Bühnen-) Welt. Respekt. Schätze, wenn alles vorbei ist, werden sie Samstag Nacht die Könige im Wiener Bermuda-Dreieck sein und bis zum Abwinken abfeiern. Yeah. Ach ja, da fällt mir noch etwas ein. Seit gestern weiß ich nämlich, dem ORF sei Dank, dass Israel gerade mal die Fläche von Niederösterreich hat. So viel Blut und Tränen und Schweiß, die geflossen sind und noch fließen werden, für so wenig Land. Man möchte es nicht glauben. Willkommen in Europa.