Am Wochenende im MuseumsQuartier meine Bücher ausgestellt und – so es jemand ernsthaft darauf anlegte – verkauft. Das milde Herbstwetter am Sonntag war wohl dafür verantwortlich, dass die Besucherzahl unter den Erwartungen blieb. Exakte Zahlen hab ich freilich keine, das ist einfach eine persönliche Einschätzung. So ich nicht gerade den einen oder anderen Besucher über meine Publikationen aufgeklärt habe („Historische Roman-Reihe … Agatha Christie Krimi … Wiener Krimikomödie … Kennen Sie den Film ‚Der dritte Mann‘? …), besuchte ich meinen Tischnachbar und Spezi Jürgen (Septime Verlag) und fachsimpelte mit ihm über Gott und die Verlagswelt. Als aufstrebender Quereinsteiger-Verleger hat er zahlreiche Anekdoten und viele amüsante Erlebnisse im Repertoire. Das verkürzte uns die Wartezeit auf den nächsten Besucheransturm.

Bezüglich der sogenannten Verkaufsgespräche habe ich noch immer nicht den Experten-Durchblick. Auf meinen kurz eingeworfenen Hinweis, dass die Bücher alle von mir sind („Ja, die hab ich alle selbst geschrieben und veröffentlicht!“), reagieren die einen unbeeindruckt („Und?“) und die anderen erstaunt („Wirklich? Da haben Sie ja viel geschrieben!“). Ist jemand interessiert, ist es mein Enthusiasmus, der schließlich den Ausschlag für den Kauf gibt. Ich bemerke nämlich, wenn die Chemie nicht stimmt, wird meine Stimme monoton, mein Verhalten defensiv. Ich schätze, in einem Verkaufsseminar würde man mir das schon austreiben, aber ich bin wie ich bin und eine weitere Maske aufzusetzen, will mir gar nicht gefallen.
Die Lisafizierung meines Wellenlängen-Receivers!
Kommen wir zu Lisa. Eine junge sympathische Frau, die sich eingehend für meine Bücher zu interessieren schien und die Absicht hatte, ihrer Großmutter einen Krimi zu schenken. Ich konnte nicht umhin, Brouillé in den höchsten Tönen zu loben und anzupreisen. Gerade für die ältere Generation sollte solch ein geradliniges Kriminalstück („Hercule Poirot lässt grüßen“) alte Erinnerungen wecken. Schließlich verabschiedete sie sich mit den Worten „Ich werd‘ Geld abheben gehen und komme dann …“ Ja, und dann, dann ward sie nie wieder gesehen. Ähnlich erging es mir zwei Mal am Spiel(e)fest, wobei viele Jahre dazwischen liegen. In allen drei Fällen (vielleicht waren es sogar mehr) hatte ich ein reizendes, sehr wohlwollendes Gespräch. Man war sogleich per Du, tauschte die Vornamen aus und plauderte munter darauf los. Ehrlich, ich hätt diesen Damen (Mädls darf man in dieser überkorrekten Epoche nicht mehr öffentlich schreiben; was wohl der gute Schnitzler darüber sagen würde?) die Bücher ja geschenkt, wissend, dass es ihnen, den Bücher, bei ihnen, den Mädls, gut gehen würde. Man hört ja immer wieder, wie brutal und grausam manche Besitzer mit ihren Büchern umgehen, nicht?
Jedenfalls beschäftigte mich diese Nichteinlösung eines gegebenen Wortes. Wobei, so ehrlich muss ich schon sein, versprochen hat mir keine etwas. Vielmehr träumte sich mein Schriftsteller-Kind (Sigmund F.) in eine bunte und blühende Phantasie. Und wenn wir eines über alte Schriftsteller wissen, dann ist es der Umstand, dass sie bei hinreißend sympathischen Mädls den Kopf verlieren und sich wie Idioten verhalten (schlag nach bei Goethe). Gut, gut, vielleicht sollte ich mal meinen Wellenlängen-Receiver zum Service bringen.
Ein Mädchen gegen den Rest der sturen Welt
Anderes Thema. Auf meinem Tisch lag auch eines meiner beiden letzten Exemplare von Con$piracy: Eine andere Wahrheit. Ich dachte mir, falls sich jemand dafür interessiert, schick ich ihm gegen Kostenersatz eine E-Mail mit dem PDF der Arbeitsunterlage. In den zwei Tagen hatte freilich nur eine Person das über 600 Seiten dicke Buch vom Tisch genommen und darin geblättert. Diese Person war ein hochgewachsenes Mädchen aus Oberösterreich, das noch ihre Matura abzulegen hatte. Danach, hieß es, wolle sie auf eine technische Universität gehen. Ehrlich, ich kam und komme aus dem Staunen nicht heraus. Ich versprach, ihr das PDF zukommen zu lassen, was ich im Anschluss an diese Bloggerei tun werde. Vielleicht, sag ich mir, setzte das Schicksal an diesem Wochenende seinen Hobel an und deutete mir an, dass es noch Hoffnung gäbe, mit der Welt, mit der jungen Generation. Im gegenwärtigen Klima der Hysterie ist es bekanntlich verpönt, sich seines eigenen (gesunden) Verstandes zu bedienen; lautstarke Gefühlsduselei macht jeglichen sachlichen Diskurs unmöglich.
2020 wird das Jahr des George Orwell!
Apropos. George Orwells Ableben jährt sich 2020 um 70. Male. Das bedeutet, dass seine Schriften nun gemeinfrei erhältlich sind, da das Urheberrecht erlischt. Vielleicht ist es für mich nun an der Zeit, seinen Roman 1984 neu zu übersetzen und mit Anmerkungen zu versehen, die dem heutigen Leser anzeigen, wie weit sich seine dunkle Zukunftsvision bewahrheitet hat.
Schwarzkopf
Humor hat, wer trotzdem lacht. Deshalb arbeite ich gerade an der 4. Auflage von Schwarzkopf. Eine Hand voll zeitgemäßer amüsanter Seitenhiebe möchte ich unbedingt hinzufügen. Ei, was für ein Spaß.