Die Handbremse zu lösen, bedeutet, ins Rollen zu kommen. Langsam wird sich das Fahrzeug, beinahe magisch, ohne Zutun, ohne Antriebskraft, in Bewegung setzen. Die physikalischen Gesetze können uns exakt berechnen und damit skizzieren, was da gerade vor sich geht. Aber diese schnöde Rechnerei ist für mich jetzt nicht von Belang. Es gilt, sich diesen Moment des Anrollens zu vergegenwärtigen. Es wird noch eine Weile dauern, bis das Momentum es zulässt, den Motor wie von Geisterhand anzuwerfen, um endlich die Heimreise antreten zu können, vorausgesetzt, der Fuß wagt es, das Gaspedal zu drücken. Mit jedem Kilometer, der nun zurückgelegt wird, verschwindet das Bedrückende, Einengende und Hoffnungslose, doch gleichzeitig lässt man die Weite, die einem Ozean gleicht und einen sehnsüchtig geträumten Wunschtraum, zurück. Dieser Wunschtraum, in vielen Jahren gereift, muss nicht als ausgeträumt betrachtet werden. Das Leben bietet viele Möglichkeiten und jede hat ihre Zeit.
Während ich diese Zeilen schreibe, warte ich voller Sehnsucht auf das helle Lachen einer Frau, die mir Muse ist und die mir Wörter und Sätze und, wer weiß, eine blühende Zukunft schenkt, die von einem gemeinsamen Wir spricht. Doch bis dahin ist noch eine weite Strecke zurückzulegen. Eine lange Reise, wie es ein kluger Chinese einmal formulierte, beginnt immer erst mit dem ersten Schritt, der nicht in Gedanken und Tagträumereien gesetzt wird, sondern auf dem harten Boden der Wirklichkeit. Vielleicht beginnt die Reise auch mit dem Lösen der Handbremse und dem bedächtigen Anrollen. In der Zwischenzeit werde ich die Götter und das Schicksal besänftigen. Oder herausfordern. Je nachdem. Je nachdem.
Ein Gedanke zu „Das Lösen einer Handbremse #Leben #Liebe #Literatur“