Serbien 1914 und Ukraine 2022: Die historischen Parallelen in einem kurzen Abriss #USA #Russland #Geschichte

Wer die wahre Historie nicht kennt, ist dazu verdammt, die ewig gleichen Fehler zu machen. Wie oft haben wir gehört und gelesen, dass einzig und allein das Deutsche Kaiserreich für den 1. Weltkrieg verantwortlich ist. Man verzichtet darauf, die Ereigniskette mit einem nüchternen Blick zu betrachten und zu interpretieren. Deshalb verstehen die gegenwärtigen Schreiberlinge in den Redaktionsstuben kein Bisschen, was hier gerade in der Ukraine vor sich geht und wohin uns dieser Schlamassel, den unsere demokratischen Führer zu verantworten haben, am Ende bringen wird.

Zurück zu Österreich-Ungarn, dem kränkelnden Vielvölkerstaat, der sich serbischen Provokationen ausgesetzt sah. Serbien hatte große Ambitionen am Balkan. Es wollte alle Slawen zu einem Großserbien vereinen. Wie konnte dieser Nebenspieler es wagen, eine Supermacht wie Österreich-Ungarn herauszufordern?

Zum einen hatte Serbien mit dem russischen Zaren einen treuen Freund der Slawen an der Hand, zum anderen sah das Britische Imperium die Möglichkeit, am europäischen Festland Einfluss zu nehmen. Vergessen wir nicht, dass Großbritannien stets auf Kriegsfuß mit Europa stand. Einmal war es Frankreich, das andere Mal Russland. Deutschland und Österreich-Ungarn spielten lange Zeit nur eine unbedeutende Nebenrolle, stellten diese keine Gefahr für die britischen Kolonialbestrebungen dar. Das änderte sich freilich mit der Gründung des Deutschen Kaiserreichs im Jahre 1871. Von diesem Zeitpunkt an, tickte für die britischen Imperialisten die Uhr. Man konnte leicht erkennen, dass eine ambitionierte deutsche Regierung mehr früher als später in den internationalen Handel einsteigen würde. Noch hatte sich Kanzler Bismarck mit Russland rückversichert, vom Osten gab es demnach keine Gefahr und die Franzosen wären alleine nicht imstande gewesen, gegen ein jährlich stärker werdendes Deutsches Reich Krieg zu führen. Mit anderen Worten, der deutsche Kaiser und seine Regierung konnten im Welthandel mitmischen, vorausgesetzt, die Handels- als auch Kriegsflotte würde entsprechend erweitert und modernisiert werden.

Mit jedem Jahr sah sich das britische Imperium der Gefahr eines aufstrebenden Konkurrenten im Welthandel ausgesetzt. Aber nicht nur das deutsche Kaiserreich, auch Russland machte dem Establishment in London Kopfzerbrechen, hatte der Zar Ambitionen, seine Einflusssphäre in Ostasien und China auszuweiten. Und Frankreich, der stete Erzfeind am Kontinent, machte sich ebenfalls in Afrika und Asien breit. Die Vereinigten Staaten waren noch nicht auf der Bühne der Mächtigen angekommen, zu sehr waren sie damit beschäftigt, die enormen Kräfte im Inneren zu ordnen.

Das britische Imperium musste also handeln, wollte es nicht Einbußen im Welthandel hinnehmen und somit ihren Superstatus aufs Spiel setzen. Und die Briten taten das, was sie am besten konnten: Sie spielten ihre Feinde gegeneinander aus, ohne sich dabei in den Vordergrund zu schieben. Diese subtile Einflussnahme, manche nennen es eine grobe Hinterhältigkeit, ist eines der Kennzeichen westlicher Mächte bis zum heutigen Tag.

Nach allerlei politischer Winkelzüge wurden die Mittelmächte isoliert. Das deutsche Kaiserreich sah sich von Frankreich und Russland eingekreist. Das kränkelnde Österreich-Ungarn wiederum sah seinen Einfluss am Balkan schwinden, einem Balkan, der dem Begriff Pulverfass alle Ehre machte, sieht man sich die stetigen Konflikte der Balkanländer an. Serbien wollte dahingehend eine größere Rolle spielen. Natürlich. Die Briten beförderten diese Großmachtphantasien heimlich und über Umwege durch geheime Organisationen, Agenten und Geldsegen.

London wusste sehr gut, dass nur ein großer Krieg am Kontinent ihre globale Vormachtstellung für die nächsten Generationen sichern würde. Niemand im britischen Establishment, der glauben hätte können, dass ein Deutsches Reich einem Zweifrontenkrieg sowie einem implodierenden Österreich standhalten würde. Zusätzlich, so dachte man in London, könne man die deutschen Häfen mittels der Royal Navy und somit den Import wesentlicher Kriegsgüter blockieren. Am Papier hätte der Krieg nur so lange dauern sollen, solange es brauchte, um die Kontrahenten am Festland zu schwächen.

Es bedurfte freilich eines Ereignisses, das den Konflikt in Gang setzen konnte. Die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz-Ferdinand in Sarajevo durch serbische Nationalisten, unterstützt durch britische Hände, brachte die Lawine ins Rollen und der Rest ist Geschichte, wenngleich die Sieger dieses Konflikts das Narrativ bis heute beherrschen.

Was können wir aus diesem historischen Sachverhalt, der über 100 Jahre zurückliegt, lernen?

Ein Imperium wird alles unternehmen, um Imperium zu bleiben und Kontrahenten in die Schranken zu weisen, sei es mit wirtschaftlichen, geheimdienstlichen oder militärischen Mitteln.

Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurde dem Establishment in Washington bewusst, dass geheime Einflussnahmen in anderen Ländern – sei es Bestechung oder angeordnete Revolutionen – seine Grenzen hatten. Wollte man militärisch gegen einen souveränen Staat vorgehen, brauchte es gute und verständliche Gründe. Mit 9/11, dem Pearl Harbor des 21. Jahrhunderts, spielte man sich in Washington den Ball zu, in dem der Krieg gegen den Terrorismus ausgerufen wurde. Staaten konnten mit einem Wink zu Schurkenstaaten und Regierungsmitglieder zu Despoten erklärt werden. Somit war gewährleistet, dass ein amerikanisches Imperium nach Gutdünken ihre Einflusssphäre ausweiten und absichern konnte.

Aber diese Einflussnahme wurde in Syrien jäh unterbrochen, da sich Russland und China gegen die Zerstörung des souveränen Staates entgegenstellten. Von da an war es dem Establishment in Washington klar, dass Putins Russland in die Schranken gewiesen werden muss, um sich danach mit China in aller Ernsthaftigkeit auseinandersetzen zu können.

Die Ukraine spielt demnach die Rolle Serbiens, um den Konkurrenten zu reizen und zu provozieren. Österreich-Ungarn genauso wie das heutige Russland konnte sich diese Provokation nicht mehr gefallen lassen, wollten sie nicht in die geopolitische Bedeutungslosigkeit herabsinken.

Von da an wurde die Ereigniskette abgerollt. Das britische Imperium versank, das amerikanische erwachte. Das Establishment wechselte einfach von London nach Washington und machte dort weiter, wo es zuvor aufgehört hatte. Der Rest ist sicherlich auch eine sehr interessante Geschichte, die es wert ist, einmal zur Gänze erzählt zu werden, so man es noch darf.

Als Außenstehender ist es kaum möglich, herauszufinden, was gegenwärtig am geopolitischen Schlachtfeld gespielt wird. Man kann nur Vermutungen anstellen. Dieser Konflikt hätte leicht vom Westen verhindert werden können, aber dies war nicht der Fall. Man wollte die Eskalation. Seltsamerweise befürchtet keiner der westlichen Regierungen, dass die Erdgaslieferungen nach Europa ausfallen oder der 3. Weltkrieg ausbrechen könnte. Seltsam, finden Sie nicht?

Würde man tatsächlich jemanden mit einer brennenden Fackel in ein Depot schicken, das randvoll mit hochexplosiven Chemikalien angefüllt ist? Eher deutet es darauf hin, dass es diese Explosionsgefahr nicht gibt. Vielmehr ist es das Lager von Feuerwerken. Freilich, es macht ordentlich Krach, wenn es mal losgeht, aber es kann keine Rede davon sein, dass eine ganze Stadt ausradiert werden würde.

Somit ist das gegenwärtige martialische Verhalten von Medienleuten und Regierungsvertretern nur so zu verstehen, dass es Atomwaffen gar nicht gibt und man deshalb auch keine Angst vor einem „The Day After“ haben muss.

Ist das vorstellbar, dass man uns seit 1945 an der Nase herumgeführt hat?

Übrigens, würde sich nun China der „Provinz“ Taiwan bemächtigen, dann hätten wir jene Konfliktherde, die Orwell in seiner satirischen Dystopie 1984 skizziert hatte. Allesamt wurden sie mit konventionellen Waffen geführt. Vielleicht war auch alles nur Show und Propaganda.

Willkommen in der Welt von gestern.

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