Gestern jährte sich der Sturm auf die Bastille zum 233. Male. In meiner Romanserie Tiret setze ich mich mit dem Vorabend der Französischen Revolution von 1789 auseinander. Die Probleme der Untertanen, damals wie heute, unterscheiden sich nicht großartig. Immer geht es darum, dass der Mensch seine Würde wahren und genug Münzen in der Taschen haben möchte, um ein geordnetes Leben leben zu können. Der königliche Rat Ludwig XVI. merkte die Gärung in der Bevölkerung und ließ seinerzeit die erste landesweite Umfrage seit Menschengedenken durchführen. In diesen Beschwerdeheften, so sie noch vorhanden sind, können wir es schwarz auf weiß lesen, wie unzufrieden die Bauern mit den viel zu hohen Abgaben und dem Frondienst oder die Hafenarbeiter in Marseille mit den fremdländischen Zuwanderern, die als Konkurrenz auftraten, waren. König Ludwig XVI. war bereit, mit sich reden zu lassen – aber eingebunden in einem starren und überholten Regierungs- und Wirtschaftssystem, waren ihm die Hände gebunden. Das Fass musste unweigerlich überlaufen.
Viele Geschichtsinteressierte übersehen bei alledem den Umstand, dass die anwachsende Unzufriedenheit, die aus der Bevölkerung kam, von elitären Gruppierungen dazu benutzt wurde, um die althergebrachten Machtverhältnisse hinwegzufegen. Es war der beginnende Wandel vom Blut- zum Geldadel.
Heutzutage sehen wir, wohin dieser Geldadel, bestehend aus seelenlosen Technokraten, die kein Vaterland kennen, die Menschheit bringen will: totale Kontrolle, flächendeckende Überwachung.
Um dieses Ziel zu erreichen – vorerst mag das nur in den westlichen Ländern möglich sein – werden große und kleine Krisen inszeniert, Ängste geschürt und Gesellschaften gespalten. Die breite Bevölkerung begibt sich freiwillig in Ketten, überzeugt davon, dass die politischen Versprechungen stimmen und sich ihr Dasein zum Besseren ändern wird. Aber ist sie einmal in Ketten, gibt es keine Rettung mehr. Schlag nach bei George Orwell.
Der Krieg gegen den Terrorismus hat die Tür für eine Totalüberwachung aufgestoßen. Der Krieg gegen das Virus als auch der Krieg gegen die Wissenschaft führen diesen Weg fort. Schließlich wird der Krieg gegen den Klimawandel der letzte Sargnagel sein. Ist der ganze Planet und damit unsere Kinder und Kindeskinder in größter Gefahr, zugrunde zu gehen, dann gibt es von politischer Seite kein Halten und Zaudern mehr, dann können die menschenverachtendsten Maßnahmen ergriffen werden, gilt es, die kommende „Apokalypse“ abzuwenden.
Aber all diese Gefahren, die marktschreierisch an die Wand gemalt wurden und werden, sind bogus, sind betrügerisch inszeniert oder ins Maßlose übertrieben – sie dienen nur einem Zweck, nämlich die Agenda der Totalüberwachung voranzutreiben, um am Ende Orwells Dystopie für die einen, Huxleys Vision für die anderen Realität werden zu lassen.
Deshalb, bleiben Sie skeptisch. Seien Sie misstrauisch. Haben Sie Mut, sich Ihres eigenen Verstandes zu bedienen. Nur (gehirn)tote Fische schwimmen mit dem Strom.