Halbfinale der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar: Gedanken zu den beiden Halbfinalspielen #WM2022

Haben sich die beiden Favoriten leichter als gedacht durchgesetzt. So kommt es zum Duell der Klubkollegen und Superstars Mbappe und Lionel Messi. Der eine betritt die Bühne, der andere geht ab. Nur noch ein Spiel, das den einen zum Größten aller Großen machen kann. Ein Kräftemessen der Giganten am grünen Rasen von Katar. Dann hoffen wir mal, dass das Finale kein Langweiler werden wird.

Argentinien : Kroatien 3:0
Frankreich : Marokko 2:0

Argentinien : Kroatien 3:0
Messi und seine Argentinier haben die Kroaten – im wahrsten Sinne des Wortes – alt aussehen lassen. Es ist davon auszugehen, dass Modric & Co im Viertelfinalspiel gegen Brasilien alle Kräfte aufbieten mussten, um weiterzukommen. Man merkte gleich von Anfang an, dass die Südamerikaner spritziger und gedankenschneller waren, aber durch den vorsichtigen Spielaufbau auf beiden Seiten passierte in der ersten halben Stunde wenig, um nicht zu sagen: gar nichts. Erst eine simple Flanke hinter die kroatische Abwehr, die sonst so verlässliche Verteidigung dürfte vom Finaleinzug geträumt haben, führte zu einem Blackout des jungen kroatischen Torhüters, der in den aufs Tor laufende Alvarez einfach hineinlief und ihn so zu Fall brachte. Elfmeter. Messi verwandelte eiskalt. Respekt. Die Kroaten ließen sich deshalb freilich nicht aus dem Konzept bringen, aber nur fünf Minuten später tankte sich Alvarez durch den Strafraum, konnte immer wieder glücklich den Ball behaupten und schließlich am Torhüter vorbei das 2:0 machen. Dieser Doppelschlag innerhalb weniger Minuten löste einen Schock in den Köpfen der Kroaten aus, während die Argentinier mit jeder Minute selbstsicherer wurden. Als es in die Halbzeit ging, glaubte wohl niemand mehr an ein kroatisches Wintermärchen, auch wenn Trainer Dalic noch einmal taktisch kräftig umrührte und neue Kräfte brachte. Hier zeigte sich erneut, dass es den Kroaten an Torgefährlichkeit mangelt. So Weltklasse auch das Mittelfeld sein mag, es kann nicht immer die Löcher stopfen, die sich im Spiel auftun. Die sonst so stabile Defensive hatte einfach einen schlechten Tag, vielleicht wackelte auch das Nervenkostüm der jungen Spieler dann doch mehr als gewohnt. Die Argentinier und da vor allem Messi fanden mit der 2:0-Führung zu einer selbstbewussten Spielfreude, die man im Turnier oft vermisst hatte. Das 3:0 von Messi eine klare Ansage, dass er noch lange nicht genug hat: im Alleingang spielt er den um 15 Jahre jüngeren kommenden kroatischen Jungstar Gvardiol im wahrsten Sinne des Wortes schwindlig und bereitet mustergültig das Tor vor. Der größte Verlierer der heutigen Partie ist freilich Brasilien, die es sich verdient hätten, gegen Argentinien im Halbfinale anzutreten. Neymar gegen Messi, ein Kräftemessen auf höchstem Niveau. Aber das Schicksal ließ es nicht zu. So ist Fußball.

Frankreich : Marokko 2:0
Es ist schon seltsam, wie Kleinigkeiten ein Halbfinale entscheiden können. In der fünften Minute wurde der Ball so ungünstig abgefälscht, dass er vor die Füße von Theo Hernandez fällt, der keine Schwierigkeit hat, den Ball ins Tor zu drücken. Es war das erste Tor, das die Nordafrikaner – abgesehen von einem Eigentor – in diesem Turnier hinnehmen mussten. Was Spaniern und Portugiesen nicht gelang, den Franzosen fällt es förmlich in den Schoß. Ist es das Glück des Tüchtigen? Mit dem Führungstor im Rücken schalteten die Franzosen einen Gang zurück und überließen den Marokkanern den Ball. Hie und da gab es gefährliche Szenen im französischen Strafraum – doch ein Tor wollte den Löwen vom Atlas nicht gelingen. Man merkte ihnen die Schwere in den Beinen an – hatten sie nicht unermüdlich um jeden Ball gekämpft in den vorangegangenen Partien? Es gab deshalb Ausfälle wichtiger Spieler, die nicht zu kompensieren waren. Die Franzosen, die geradezu ein lässiges Gehabe an den Tag legten, spielten die Partie trocken zu Ende. Gerade als man meinen könnte, die Marokkaner näherten sich dem Ausgleich, wurde der Ball zehn Minuten vor dem Schlusspfiff ein weiteres Mal so unglücklich abgelenkt, dass er erneut vor die Füße des gerade eingewechselten Stürmers Muani fällt, der das 2:0 macht. Damit war die Sache gegessen und Frankreich im Finale. Man muss den Hut ziehen, vor den Marokkaner, so tapfer sie gekämpft haben – und gleichzeitig zeigten, dass sie auch in der Lage waren, einen gefälligen Offensivfußball zu spielen. Aber am Ende des Tages entscheidet in einem Turnier die Qualität des Kaders als auch die Fitness. Kroatien und Marokko mussten in den vorangegangenen Spielen einen höheren körperlichen Aufwand betreiben als ihre Gegner Argentinien und Frankreich. Marokko hätte beinahe ein Wunder zuwege gebracht – andererseits, ist es nicht eines? Hand aufs Herz, wer hätte die Nordafrikaner vor der Weltmeisterschaft unter den besten 4 Mannschaften der Welt gesehen? Eben. Und Frankreich? Man wird sehen, ob es gegen aggressive Argentinier ein Spaziergang werden wird. Irgendwie hat man das Gefühl, es gingen ihnen alles so leicht von den Fußballschuhen. Direkt unheimlich.

2 Kommentare zu „Halbfinale der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar: Gedanken zu den beiden Halbfinalspielen #WM2022“

  1. Hallo, mein Dichter,
    freut mich dich wieder zu lesen. 🙂

    Gedanken zum WM:
    Argentinien : Kroatien 3:0
    Einfach großartig! Respekt.
    Habe mich sehr für die Argentinier gefreut, wohlverdient.
    (Ich fand es auch schade bezüglich Brasilien-Argentinien, hatte mir ein Spiel im Halbfinale zwischen beiden so stark gewünscht, trotz der blöde und legendäre Rivalität unter Nachbarländer… Was soll’s…)
    Frankreich : Marokko 2:0
    Dass Marokko Frankreich schlägt, hatte ich mir auch sehr gewünscht. Aber Les Bleus waren einfach unaufhaltsam, nicht zu fassen!

    1. Ja, ein Halbfinale Argentinien : Brasilien hätte die ganze Welt sehen wollen. Das Schicksal ist beim Fußball oft unfair 😉

      Jetzt hat der gute Messi auch noch seinen Weltmeistertitel. Das war und ist ein schönes Happy End für ihn. Ich freu mich.

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