Die Sache mit der künstlichen Intelligenz (AI), Russland, China und die USA.

In den letzten Wochen sind die Ankündigungen in Bezug auf künstliche Intelligenz (Artificial Intelligence oder AI) förmlich explodiert. Auf einer AI-Konferenz meinte Jensen Huang, taiwanesisch-amerikanische CEO von (Grafik)Chiphersteller nvidia, dass man dieser Tage den iPhone-Moment erreicht habe. Was so viel heißen soll, dass uns große gesellschaftliche Umwälzungen bevorstehen. Die Frage ist, warum gerade jetzt? Und woher kommt dieser plötzliche Durchbruch?

Moskau und Peking nähern sich auf allen Ebenen der Diplomatie an. Beide Mächte wissen, dass die westliche Elite alles unternimmt, um Russland nicht nur zu schwächen, sondern auch als funktionierenden Staat zu zerstören. Ist dieses Ziel erreicht, würde China folgen. Eine Allianz zwischen Moskau und China wäre somit ein herber Rückschlag für Washington und London. Daneben gibt es erste diplomatische Annäherungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, eingefädelt durch Peking. Saudi-Arabien ist bisher ein Stützpfeiler amerikanischer Wirtschaftspolitik gewesen, seit die saudischen Prinzen und Könige den Petrodollar möglich machten. Kommt es nun zu einer Verschiebung der Weltwährung? Verliert der US-Dollar als weltweite Leitwährung an Bedeutung? Beobachten wir gerade den Beginn einer russisch-chinesischen Währungsfront, die dem Euro und dem US-Dollar das Fundament abgräbt?

Die westliche Elite fürchtet nichts mehr als das Ende des US-Dollar-Monopols auf diesem Planeten. Umschichtungen von US-Dollar-Reserven zum chinesischen Yuan oder dem russischen Rubel könnten verheerende wirtschaftlich-finanzielle Folgen für das amerikanische Imperium haben. Die „rules based world-order“ (in den Worten von Bush Jr.: „You are with us or against us!„) würde in eine multipolare Weltordnung umschwenken. Washington und London müssten sich somit auf der Weltbühne neu orientieren. Welche Auswirkungen diese Machtverschiebung hätte, ist nicht im Geringsten abzuschätzen – vor allem, da noch kein Imperium ihren Untergang achselzuckend hingenommen, sondern oftmals verbrannte Erde hinterlassen hatte.

Die Publikationen und Verlautbarungen rund um AI kommen zu einem Zeitpunkt, als Moskau drauf und dran ist, den Konflikt in der Ukraine für sich zu entscheiden. Generell war von vornherein klar, dass Russland alle Trümpfe in der Hand haben und es nur eine Frage der Zeit und – vor allem – des gesellschaftlichen Willens sein würde, bis Kiew das Handtuch werfen wird müssen.

Der Westen hat einen großen technologischen Vorsprung im Bereich der AI – dadurch ist es möglich, Druck auf Staaten auszuüben, in dem man sie „an der Zukunft“ teilhaben lässt oder sie kurzerhand davon ausschließt. Es liegt auf der Hand, dass die künstliche Intelligenz – genauso wie das Internet und Social Media – von militärischen und zivilen Geheimdiensten entwickelt worden ist. Um sich darüber klar zu werden, muss man sich nur fragen, wie es die NSA geschafft hat, all die gesammelten Daten (Text, Bilder, Sprache, Clips, usw.) relativ zeitnah auszuwerten. Die Antwort ist ein künstlich intelligenter Suchmaschinen-Chatbot, der einen „simpleren“ Google-Suchalgorithmus abgelöst hat.

Sieht man sich an, was veröffentlichte AI-Chatbots zu leisten imstande sind, wird klar, dass es Jahre und Jahrzehnte gebraucht haben muss, um funktionierende Modelle zu entwickeln. Aber gibt es einmal das Grundgerüst, sind (kommerzielle) Weiterentwicklungen mit relativ geringem Aufwand möglich. Deshalb überschlagen sich gerade die Verlautbarungen. Man kann sich in Beta-Publikationen von den überwältigenden Leistungsmerkmalen der AI-Chatbots überzeugen. Wer sich mit dieser neuen Technologie noch nicht auseinandergesetzt hat, der kann bei einer Präsentation nur zum Schluss kommen, dass die Bots das Internet und die „Roboter“ bald die Erde übernehmen werden. Terminator in the making, wenn man so will.

Neue Technologien haben Zivilisationen und damit die Menschheit selbst geprägt und verändert. Dabei müssen wir aber zwischen materiellen und virtuellen Technologiesprüngen unterscheiden. Der Buchdruck war eine materielle Erfindung, die es ermöglichte, virtuelle Daten, also Information und Wissen, nicht nur kostengünstig festzuhalten, sondern auch zu verteilen. Dadurch konnte eine Wissensexplosion ausgelöst werden. Hätte man jedoch nur banale Texte ohne Sinn und Verstand gedruckt, die Menschheit hätte durch den Buchdruck nichts gewonnen. Für eine zivilisatorische Weiterentwicklung braucht es einen zeitnahen Informations- und Wissensaustausch, nicht jedoch Entertainment und Ablenkung.

Zu guter Letzt muss an dieser Stelle festgehalten werden, dass auch der klügste Kopf als auch die beste AI ohne materiellen Unterbau nicht funktionieren kann. Es braucht Rohstoffe, es braucht Lebensmittel, es braucht Energie. Ein rohstoffreicher Staat wie Russland mag durch Sanktionen vom Wissenstransfer ausgeschlossen werden, aber er könnte immer noch seine Bevölkerung ernähren und wärmen. Somit steht fest, dass ein Staat gut und gerne auf Facebook oder Google verzichten kann, nicht jedoch auf kostengünstige Energie- und Lebensmittelimporte. Diese Binsenweisheit sollten sich europäische Politiker hinter ihre Ohren schreiben. Vereinfacht gesagt: mit Brot und Spielen rettet man kein Imperium, das sich im Verfall befindet.

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