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MADELEINE oder des Verlegers Nachdenklichkeit vor der Veröffentlichung

Jetzt wird es also ernst, mit MADELEINE [link], dem dritten Band der (bis jetzt) vierteiligen TIRET-Serie. Seit bald zwei Jahren verstauben die Druckfahnen in der Lade und warten auf Sonne und Meer und das schaurige Gefühl des Leser, wenn er Zeuge der Tragödie um Mademoiselle Madeleine  wird. Der dritte Band ist übrigens  unerlässlich für den vierten Band PENLY, dem blutigen Showdown der Serie. Zurück zum Start. Am 29. Oktober 2010 habe ich das Crowdsourcing-Projekt »Club der 99 für Madeleine« gestartet, ein Versuchsballon, der herausfinden sollte, ob es möglich ist, ein bescheidenes Buchprojekt im Voraus zu finanzieren. Ohne dabei Freunden und Bekannten in den Ohren zu liegen, ohne dabei  wahllos in die weite Webwelt zu spammen. Einfach den Anstoß geben und sehen, was geschieht und in welche Richtung die Sache geht. Etwa 60 Leutchen haben sich – mehr oder minder – freiwillig um 25 Münzen erleichtert. Schön. Damit ist das Ziel von 99 zahlenden Lesern nicht erreicht worden, trotzdem eine beachtliche Leistung. Wer das jetzt belächeln mag, der soll es bitteschön gleich heute probieren und er oder sie wird feststellen, dass es ein Wunder ist, in der schnelllebigen Webzeit überhaupt noch Gehör und Aufmerksamkeit zu bekommen. Wahrlich, wer das zuwege bringt, ohne Einsatz unerhörter Geldmittel und Spam-Attacken, der mag mir sein Geheimnis verraten. Ich bin ganz Ohr.

Wie dem auch sei. Die Anfrage an die Druckerei geht heute noch hinaus. Dann gilt es die Werbeseiten am Ende des Buches zu überarbeiten. In den letzten zwei Jahren haben sich ein paar literarische Zuwächse ergeben (Erik, Con$piracy, Ro2096B), die man dem geneigten Leser nicht vorenthalten möchte. Ja, ja.

Sollte jemand noch Club-Mitglied werden wollen, ein paar Tage Bedenkzeit hat er oder sie noch. Wer sich dazu entschließt, darf sich freuen, mit seinem Namen in der im Buch angeführten Dankesliste aufzuscheinen. Und auf der Webseite sowieso. Da Bücher auch an die deutsche und österreichische Nationalbibliothek gehen, können wir sicher sein, dass auch nachfolgende Generationen noch in MADELEINE blättern werden. Auch eine klitzekleine Möglichkeit, der Nachwelt mitzuteilen, dass es einmal X. in Y. gegeben hat, der das Taschenbuch mitfinanzierte. Man sollte bekanntlich eine Schlange nicht gering achten, nur weil sie keine Hörner hat, heißt es in einem – angeblich – chinesischen Text, man könne nie wissen, ob aus ihr nicht ein Drachen werde. Sie wissen, worauf ich hinaus will, nicht?

Wer sich also noch rechtzeitig in den Club eintragen möchte, der schreibt mir einfach eine E-Mail an telegramm[at]1668.cc und ich erlaube mir, die weiteren Infos persönlich und in aller Eile zu geben. Wer den Eintrag als Weihnachtsgeschenk verwenden möchte, den bitte ich, vorher abzuklären, ob der Beschenkte wirklich mit seinem Namen im einem Buch abgedruckt werden will. Man sollte auf die Privatsphäre seiner Mitmenschen immer Rücksicht nehmen und es nicht als selbstverständlich erachten, dass Jung und Alt immer nur um die besten Plätze raufen. Meiner einer nimmt sich zum Beispiel immer zurück und lässt anderen den Vortritt. Eine Art von anti-sozialer Gelassenheit einerseits und blindem Schriftstellerdünkel andererseits. Was aber nicht heißen soll, dass ich mir eine gute Gelegenheit entgehen lasse. Sozusagen.

Aus marketingtechnischer Sicht soll man den Konsumenten mit Humor entgegenkommen, das erleichtert das Verkaufsgespräch und öffnet Herz und Geldbörse. Voilà, lassen wir den guten dschunibert zu Wort kommen, während der reale Verleger in die Hände spuckt.

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Eine Verlegerin über ihre Branche, anno 2011 oder Die verfluchte Hoffnung

 Expect more shake-up in the traditional publishing world.  Expect to hear more gloom and doom from that quarter. Remember, as you do, that publishing is changing, and traditional publishers aren’t the only game in town.  In fact, they haven’t just lost their monopoly.  They’re also losing the battle for the consumer’s eyeballs.
Kristine Kathryn Rusch
US-Autorin

Die Verlegerin Li­sette Buch­holz hat den per­sona Verlag in Mann­heim 1983 gegründet, um Le­sern un­be­kannte Texte aus dem deut­schen und öster­rei­chi­schen Exil 1933-1945 zugäng­lich zu ma­chen. 2011 denkt sie kritisch über den gegenwärtigen Literaturbetrieb nach und schreibt sich eine über die Jahre angesammelte Frustration von der verlegerischen Seele. Ihr offener Brief ist absolut lesenswert und sollte als kritische Reflexion gegenüber den Zuständen der Buchbranche verstanden werden.

Wir leben in einer turbo-kommerziellen Epoche. Alles bewegt sich schneller und schneller. Man ist als kleiner Unternehmer gezwungen (wenn man sich zwingen lässt), mehrere Themen gleichzeitig zu behandeln. Da eine E-Mail, dort eine Rechnung, schnell noch eine Twitter-Meldung absetzen, diesen Link anklicken, einen scheinbar wichtigen Artikel lesen, das lustige Video angucken, ein interessantes Facebook-Posting beantworten, die XING-Statusmeldung erfassen, einen neuen Kontakt hinzufügen, einen Termin ausmachen, ein Telefonat entgegennehmen, eine E-Mail lesen, die gerade eingegangen ist und sich dabei Gedanken über einen neuen Blog-Artikel machen. Dass der Kaffee seit 13 Minuten am Herd vor sich hinköchelt und zu einem schwarz zähen Gebräu wird, äh, ja, das merkt man gar nicht. Richtig, das nennt man Realität.

Jede Branche ist von diesem Turbo-Schub betroffen. Die Buchbranche ist nur eine unter vielen. Und vermutlich trifft es sie deshalb so hart, weil sie eine der älteren Branchen ist, deren Strukturen über die Jahrhunderte und Jahrzehnte gewachsen und erstarrt sind. Es gab eine klare Rangordnung, eine eindeutige logistische Abfolge, die jeder, der in der Branche zu tun hatte, befolgen musste, um zu bestehen. Aber in den letzten Jahren hat sich vieles verändert. Wir wissen es. Wir spüren es. Aber wer profitiert schlussendlich davon? Und wer zahlt drauf?

Meine Überlegungen gehen dahin, dass sich die großen Publikumsverlage noch keine großen Sorgen machen müssen. Ja, noch haben sie den Apparat im Griff. Vielleicht stottert der Motor kurz, aber primär läuft alles wie gehabt. So lange die Leute Konsumenten sind, so lange sie sich beeinflussen lassen, braucht sich keiner in den Vorstandsetagen graue Haare wachsen zu lassen. Sie haben die Mitteln und die Wege, um neue Kampagnen ins Leben zu rufen. Sie haben die Kontakte, um mit anderen Medienunternehmen gemeinsam ein neues Produkt zu lancieren. Auf Messen treten die Großen groß auf. Und sollte es tatsächlich einmal der Fall sein, dass eines der großen Verlagshäuser leckt, nun, dann sind bestimmt die anderen so freundlich, um sich diesen einzuverleiben. Geld kommt zu Geld, hat schon mein Großvater gewusst und der war Kammerdiener bei einem Grafen. Wirklich.

Kürzen wir eine lange Geschichte ab: um die großen Publikumshäuser muss man sich genausowenig Sorgen machen wie um die großen Banken, die too big to fail sind. Irgendwie ist auf dieser Welt scheinbar immer genügend Geld vorhanden (man lese richtig: die Bürger erklären sich bereit, die Schulden zu übernehmen, die Politiker machen), um große Konzerne am Leben zu erhalten. Natürlich für das Gemeinwohl der Bürger, heißt es dann in den hübsch formulierten Presseaussendungen (die eine Kaste von Autoren schreiben muss, deren Bücher sich nicht verkaufen).

Sorgen machen muss man sich für die mittleren Verlage. Während die Klein(st)-Verlage schon immer stürmischen Zeiten begegnet sind und mit geringen Mitteln nicht untergegangen sind (strampeln, strampeln, strampeln), müssen die mittleren Verlage ordentlich Luft haben, um schwierige Zeiten zu durchtauchen. Banken sind freilich nicht gerade belesen, wenn es um Literatur geht. Für sie zählt die Aussicht auf finanziellen Erfolg in den nächsten Jahren. Und welcher Verlag kann behaupten, er würde im nächsten Programm einen Bestseller landen? Große Verlage können es. Sie haben internationale Autoren an der Hand, die Vielversprechendes abliefern werden (tatsächlich wird es Vielversprechend gemacht); Verfilmungen aus Hollywood erfreut das Banker-Herz und Merchandising sowieso. Gewiss, manche der vielversprechenden Produkte erwiesen sich dann als Flop oder Eintagsfliege. Egal. So ist das Bizness. Für die Großen. Für die Mittleren hingegen heißt es: sparen! Die Frage ist nur: Wo setzt man den Sparstift an? Beim Lektorat? Beim Korrektorat? Beim Marketing? Bei den Autoren? Bei der Herstellung? Hmm. Schwierig, oder?

So mag es nicht verwundern, wenn der Verlag Eichborn zur Eintagsfliege (Wortwitz!) mutiert und in der Versenkung verschwindet. Und so mag es nicht weiter verwundern, wenn die Verlegerin Lisette Buchholz für 2011 kein Buch neu verlegen möchte.  Ja, auf sie alle werden harte Zeiten zukommen. Die Großverlage, ein wenig nervös ob der E-Books-Misere und des Social Webs (und der Tatsache, dass die Computerspiel-Industrie Unsummen umsetzt), blasen zum letzten Angriff und fluten das Web und die Buchhandlungen mit massig Content. Wie soll da ein mittlerer Verlag auf die Dauer nicht absaufen?

Gab es das Problem früher nicht auch, fragt man sich unwillkürlich? Nun, sagen wir: die Verlage, große wie kleine, ritterten einst mit Inhalt und Autorenschaft um die Gunst des Lesers, des Buchhändlers und des Feuilletons. Aber als die Verlage zu Medien-Konzernen zusammenwuchsen, da war dann Schluss mit einem fairen Kampf. Die Konzerne sahen das Buch als Produkt an, und meinten, es genauso wie Waschmittel oder Suppenbrühe bewerben und verkaufen zu können. Das Dilemma ist, dass die Buchhändler und Kritiker davon nicht verschont blieben und verschont bleiben. Immer geht es auch um die Existenz. Wer sich weigert, mitzumachen, steht vielleicht alsbald vor der Insolvenz. Tja.

Das Ganze ähnelt – leider – der Spirale der Gewalt. Wer damit angefangen hat, man weiß es nicht, aber es hat Auswirkungen auf alle Beteiligten. Keiner kann sich dieser Gewalt entziehen. Jeder ist Teil davon. Und wer nicht mitmacht läuft Gefahr unter die Räder zu kommen. Gewiss, immer hat man die Möglichkeit, stehen zu bleiben. Aber ich befürchte, der Zug ist für uns alle schon längst abgefahren. Vereinzelt gibt es einen Hoffnungsschimmer. Hin und wieder meint man ein kleines Licht am Ende des Tunnels zu sehen, nur um wenig später in völliger Dunkelheit herumzuirren und sich den Kopf zu stoßen. Gibt es denn keine Hoffnung? Hm. Hoffnung gibt es immer. Deshalb sitzen wir gelassen in unserem Bürostuhl und zucken mit der Schulter. Morgen wird sich alles zum Besseren ändern, sagen wir uns leise. Tatsächlich ist es eine Illusion, die sich als Hoffnung verkleidet. Verfluchte Hoffnung.

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Die US-Autorin Kristine K. Rusch plaudert aus dem Nähkästchen. Ich denke, es lohnt sich, ihren Blog http://kriswrites.com/ zu verfolgen.

gegenwärtige Sexualität, historische Gewalt und zwei Mädchen am schönsten ort der welt

Buchumschlag ERIK

»Ein bisschen kam ich mir wie ein Voyeur vor, der das Tagebuch eines Fremden liest (und seine E-Mails auch noch), aber das ist natürlich naheliegend bei der Form des Textes. Es klingt verdammt authentisch, ehrlich. Fast ein bisschen zu authentisch, ich würd das nur unter Pseudonym veröffentlichen ;-)« 

So! Hier mal der neue Umschlagentwurf für die autobiographische Fiktion Der Fetisch des Erik van der Rohe. Im Moment bin ich zufrieden damit. Man wird sehen, was mir noch so einfällt. Über die Kürzungen gibt es viel zu sagen. Das Konvolut von über 600 Seiten konnte ja anfänglich nur in zwei Büchern gebändigt werden. Aber letzte Woche einen Kürzungskreuzzug gestartet und rund zweihundert Seiten kurzerhand auf die Müllhalde der Schriftstellerei gekippt. Nun sieht das Ganze schon besser aus. Es ist stimmiger, mehr im Fluss und konzentriert sich auf das Wesentliche. Der Leser ist nun angehalten, die angedeuteten Stellen mit Phantasie auszufüllen. Das ist es ja, was mir besonders gefällt. Wenn der Text auch den Leser zum Mittun anregt. Nicht nur passives Einerlei, sondern aktives Zweierlei. So soll es sein. Sagt der Schriftsteller. Und der muss es wissen. Angeblich. Im Herbst, so der großzügige Plan, möchte ich das Buch veröffentlichen. Auf Papier. Taschenbuch. Softcover. Mit Klappen. Englische Broschur, sozusagen. Oder doch HardCover? Hm. Ein feines Buch wird es. Garantiert. Die erotischen Zwischensequenzen werden freilich noch qualitätsgesichert. Man(n) will sich ja keine Blöße geben. Weil das Buch vorwiegend ein weibliches Zielpublikum Gefangen nehmen möchte. Ja, ja. By the way: Das Buch kann schon mal vorbestellt werden, was nicht dem Schriftsteller, dafür aber dem Verleger hilft, eine erste Einschätzung abzugeben.

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So! MADELEINE ¦ Anatomie einer Tragödie ist das zweit Buch im Bunde und wie wir alle wissen schon längst druckreif. Es wartet nur noch auf die restlichen Förderer, die sich im Club der 99 einfinden. Bis dato sind es bereits über 50 Club-Mitglieder, die bereit waren, 25 Münzen im Voraus zu zahlen – dafür erhielten sie das ebook (PDF) und eine Nennung im Buch und auf der Webseite. Interessant, wenn man sich die Schar der Teilnehmer so besieht: Gute Freunde genauso wie virtuelle Bekanntschaften, die wiederum von anderen Förderern im Web von dieser kleinen Crowdfunding-Aktion erfahren haben. Das erste Resumée, das ich ziehen kann: auch durch das Soziale Web bedeutet so eine Aktion viel Aufwand, viel Mühen, viel Plackerei mit ungewissem Ausgang. Die Meinung, die in vielen Köpfen herumspukt, ist jene, dass es heutzutage durch das Web so einfach sei, mit seinen Projekten aufzufallen, wahrgenommen zu werden. Tja. Das ist dann wohl ein blühendes Märchen. Gewiss. Ausnahmen bestätigen immer die Regel. Genausogut könnte man sagen, durch das Euro-Lotto ist es noch nie so einfach gewesen, Multimillionär zu werden. Stimmt. Würde man aber die Erfolgsaussichten anführen, würde einem gleich die Ernüchterung anfallen. Wie dem auch sei, der Plan sieht vor, MADELEINE im Herbst mit ERIK zu veröffentlichen. Wer sich scheut, Mitglied zu werden (Groucho Marx hätte sicherlich einen guten Einwand), der kann das Buch natürlich wie gehabt bei mir vorbestellen. Das hilft nicht dem Schriftsteller, dafür dem Verleger. Ach so, ja, das hatten wir schon, nicht?

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So! Für den Schweizer Staudt Verlag habe ich das Jugendbuch der schönste ort der welt von Derk Visser hübsch verpackt und gesetzt. Das in Holland erschienene Buch wurde nun ins Deutsche übersetzt. Auf knapp 150 Seiten werden die Sorgen und Ängste und Träume zweier Mädchen von 14 Jahren ziemlich einprägsam auf den Punkt gebracht. Was ich gelesen habe, ist bitteschön keine nette Geschichte für zwischendurch. Da wird schon ordentlich Klartext geredet. Ich würde sagen, der Autor lässt mal die rosarote Brille weg. Das soll aber nicht heißen, dass wir es hier mit einem depressiven Stück Jugendliteratur zu tun haben. Nope. Die beiden Mädchen sehen die Welt, wie sie nun einmal ist. Da läuft nicht immer alles nach Plan. Aber, und das ist ja das Entscheidende, sie lassen sich nicht unterkriegen. Für sie gibt es besondere Plätze, und einen davon bestimmen sie zum schönsten Ort der Welt. Das muss jetzt gar nicht so sehr ein Ort auf einer Landkarte sein. Vielleicht ist es auch die Verbundenheit zu einem Menschen und der Glaube, dass diese Bindung – nennen wir sie Liebe – am Ende auch über die grässlichsten Erlebnisse siegt. Jedenfalls darf ich mich glücklich schätzen, solch ein Buch im äußeren und inneren Erscheinungsbild zu formen. Der hier gezeigte Umschlag ist ein Entwurf und wird noch abgestimmt.

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ein falscher Hase und eine Reise nach Amstetten

Als ich am Sonntag auf der Comic- und Filmbörse meine Bücher präsentierte, sozusagen feil bot, wurde ich wieder überrascht. Immer, wenn man sich darauf einlässt, wenn man einen Schritt aus seinem geschützten Bereich heraus macht, kann einem so etwas passieren. Muss nicht. Aber die Wahrscheinlichkeit steigt. Natürlich. Heute reise ich noch nach Amstetten, eine Kleinstadt irgendwo im Westen Österreichs, zwischen Linz und St. Pölten gelegen. Dort gibt es eine Handelsakademie, wo ich aus Schwarzkopf lesen und aus dem verlegerischen Nähkästchen plaudern werde. Liebend gerne hätte ich natürlich aus den Tiret-Bänden zitiert, aber das war nicht so sehr gewünscht. Verständlich. Wer will sich mit diesem scheinbar verworrenen vorrevolutionären Damals abgeben? Ist heute nicht alles anders?

Gestern in einer dieser mieselsüchtigen alles hinterfragenden Stimmung gewesen. Solche Phasen gibt es, muss es vielleicht auch geben. Weil man für eine Zeit stehen bleibt und sich wundert, warum alles so schnell geht. Wer sich im weltweiten Netz herumtreibt, Postings und Kommentare verfasst, einen Blog schreibt, seine Webseite regelmäßig aktualisiert, der bemerkt dieses Rasen, dieses Hetzen. Als würden wir wie die Windhunde einem falschen Hasen nachlaufen oder – vielleicht nicht mehr ganz passend: wie der Esel, der einer Karotte hinterher trippelt und dabei einen schwer beladenen Karren zieht. Die Schnell-Lebigkeit führt sich alsbald ad absurdum. Gewiss. Weil es ja kein Ziel gibt,  nur einen falschen Hasen. Du kannst also so schnell laufen wie du magst, du wirst nicht erreichen, wonach du dich so sehnst – besser: wonach du sehnend gemacht wirst.

Erst vor wenigen Tagen mit iX. lange im Café geplaudert. Sie ist in meinem Alter. Ihre biologische Uhr tickt (sagt sie!), sie möchte noch ein Kind, aber die Männer, die sie bis jetzt getroffen hat, wollen davon nichts wissen. Vier Jahre lang hat sie eine Beziehung gelebt, in der Hoffnung, dass ER sich doch noch für ein Kind entscheidet. „Verfluchte Hoffnung“, lautete einst mein kurzes Poem – und in Azadeh habe ich es literarisch auf den Punkt gebracht. Ja, diese „verfluchte Hoffnung“, sie treibt uns an, aber lässt uns auch allein zurück. Warum fällt mir das jetzt ein? Weil es zeigt, worum es geht. Wirklich geht. Um das Reale, um das Physische, um das Echte. Aber immer mehr driften wir ab, in virtuelle Welten und erträumen uns ein Leben, das es in der Wirklichkeit nicht gibt. Wir gestalten Profile, zeigen uns im besten Licht und gieren nach Aufmerksamkeit. Wir agieren wie Unternehmer, nicht mehr wie Menschen. Wer einen Blog hat, bemerkt bald, dass er mit den üblichen banalen Versatzstücken mehr Leser anspricht, als mit wichtigen Fragen (die Antworten muss jeder selber finden). Der Blogger, der anfänglich nur schreibt, weil es die Möglichkeit gibt, zu schreiben, wird früher oder später nicht nur Redakteur oder Journalist, sondern auch Herausgeber und Chefredakteur, Pressesprecher und Marketing-Leiter. Es entsteht eine Diskrepanz – wie sie auch im wirklichen Unternehmens-Alltag auftaucht: der Journalist hat qualitative/literarische Maßstäbe, der Herausgeber will die Auflage erhöhen und der Marketing-Leiter will am Werbekuchen großer Unternehmen mitnaschen. Man kann diesen Spagat nicht machen. Unmöglich? Unmöglich! Wer es versucht, wird es bald bemerken. Ja, da gäb’s viel zu sagen, viel zu schreiben. Period!

FB. hat mir nun die Druckfahne zu MADELEINE durchgesehen und kleinere Korrekturen angemerkt. Die nächsten Tage werde ich mich also ins Jahr 1789 zurückziehen und einen endgültigen Punkt zum Band III machen. Jedenfalls, was den Text betrifft. Wann das Buch gedruckt wird, hängt ja von der Mitgliederzahl im Club der 99 ab. Bis dato haben mir vierzig Leute das Vertrauen ausgesprochen, rund zehn wollen ebenfalls mitmachen, haben aber die Münzen noch nicht auf den Tisch gelegt. Die Hälfte ist also erreicht. Auch nicht schlecht.

 

Besondere Geschenke-Tipps gefällig? Ja, ja.

Schmuckes Kästchen

Krimibox Schwarzkopf
Das Taschenbuch Schwarzkopf (Black Edition) in der von Hand gefertigten schwarzen Schachtel der Werkstätte Octopus und ein paar hübsche Zugaben, sowie die dazupassende Geschenkverpackung um günstige € 25,-  Details: link

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Die Premierenfeier zum neuen „Kottan ermittelt“-Film hat mich ein wenig aus der gewohnt strebsamen Bahn geworfen. Zu lange. Zu viel. Zu intensiv. Gut. Hier muss relativiert werden. Ein paar Gläschen Prosecco (vermutlich von mäßiger Qualität), passiver Nikotinqualm („wir rauchen, wo’s uns passt!“) und eine Schauspielerin, deren Lachen mich in den Bann zog. Mehr braucht es nicht, um sich das Glas nachfüllen zu lassen und länger als üblich zu verweilen. Das Ergebnis – immer gibt es eine Konsequenz: der nächste Tag war zum Wegschmeißen, weil Kopfweh und eine unangenehme Übelkeit mich zu einem unproduktiven Dasein zwangen. Entsetzlich. Auch wenn ich mich aufraffte, da war nicht viel aus mir herauszuholen. Am Abend dann ins LIECHTENSTEIN MUSEUM, zur Ausstellungseröffnung und das imposante Silbergeschirr bestaunt – genauso wie die Gemälde, die vergangene Menschen zeigen, die mir gegenwärtig wirken. Ja, der Mensch mag sich aufgeklärt und gebildet geben, aber die Instinkte, die Motive, die Ängste, sie sind ständiger Begleiter. Heute genauso wie vor tausend Jahren. Und wenn man später einmal in meinem Tagebuch die Passage über die Premierenfeier lesen wird, dann wird sich der eine oder andere denken: das ist ja wie beim Schnitzler. Ich sage ja, die Dichter und Dramatiker und Schriftsteller haben sich nicht sonderlich verändert.

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Kommen wir nun zum wesentlichen Punkt und schalten in die Verkaufsabteilung des Verlages. Wer noch besondere Geschenke für seine Liebsten sucht, der könnte bei mir durchaus fündig werden. Ich hätte folgendes Angebot für fleißige Blog-Leser und solche, die es werden wollen:

Rotkäppchen 2069 (2.Auflage)
zwei eingeschweißte Exemplare mit der Nummer 44 und Nummer 100 sind noch zu haben; das war’s dann! Wann die dritte Auflage erscheint, ist noch offen. Rest-Exemplare auf amazon.de oder buchkatalog.de

Schwarzkopf (1.Auflage in weiß!)
sechs eingeschweißte Exemplare mit den Nummern 034, 057, 091, 104, 141, 193 sind noch zu haben; das war’s dann! Die 2. Auflage (Black Edition) ist gut bestückt, aber nicht nummeriert.

Tiret & Brouillé
beide Taschenbücher, eingeschweißt, biete ich bis 24.12. um schlappe € 20,- an;

Madeleine
im Club der 99 sind noch Plätze frei – wer einen Platz verschenken möchte, hat jetzt noch die Gelegenheit dazu. Details: link

Spielemagazin „frisch gespielt“
3 Ausgaben 2011 inkl. Bonusbeigabe das Spiel „Werwölfe“ oder das Buch „Schwarzkopf“; bei Interesse, bitte bei mir nachfragen. Details: www.frisch-gespielt.at

Übrigens, am Sonntag, 5.12., bin ich mit dem Spielemagazin und Schwarzkopf auf der Comic- & Film-Börse, Längenfeldgasse (link)

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