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Merkwürdigkeiten in Nizza, 14. Juli 2016: Wenn Katastrophenmedizin zum Kasperltheater herabgespielt wird

Hören Sie sich das Interview mit Antoine Chauvel, einem in Nizza lebenden Fotografen in aller Ruhe an. Sehen Sie sich seine Aufnahmen an. Die Bilder entstanden, laut seiner Aussage, nach 23 Uhr. Es vergingen (drei) Stunden, bis die Rettungskräfte eintrafen bzw. tätig wurden und die Toten hätte man deshalb mit Tischtüchern der umliegenden Restaurants zugedeckt. Sagt Antoine Chauvel. Über seine große Nervosität wollen wir jetzt mal nicht befinden, aber warum man gerade ihn als Augenzeuge des Events ausgesucht hat, ist mir ein Rätsel, da er ja zu Hause war, als der LKW, wie es offiziell so schönschrecklich heißt, durch die Menge pflügte. Ja, nobody understands it. Wie dem auch sei. Kommen wir zum wesentlichen Punkt.

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#fbm10: Beigbeder und ich

piperverlag »Beigbeder und ich« @dschun über die Buchmesse und seine Fast:)-Begegnung mit Frédéric Beigbeder http://cot.ag/9FmXQe #fbm10

dschun: aber beim nächsten Mal, da werde ich zu Monsieur Beigbeder jovial und keck „Bonjour“ sagen! #drohung

piperverlag: Geht klar:) Er spricht wohl auch sehr gut Englisch.

dschun: und ein paar Brocken Deutsch 😉

 

 

Ein erster Rückblick. Ein erstes atemloses Herumgekritzel im Café, ohne meinen Aufzeichnung. Gut möglich, dass ich jetzt etwas durcheinander bringe oder Namen und Orte verwechsle. Ich werde später noch einmal über das Geschriebene sehen, das keinen Aufschub duldet. Weil es doch um eine wichtige Begegnung geht. Für mich. Nur für mich. Die Frankfurter Buchmesse vulgo #fbm10 ist für dieses Jahr beinahe Geschichte. Während ich diese Zeilen tippe, werden sich wohl die Massen durch die Gänge schieben und das eine oder andere Buch nicht nur staunend in die Hand, sondern vermutlich auch in die Tasche stecken. Gelegenheit macht literarische Diebe. Und der Geschäftsführer des Piper Verlages, Herr Hartmann, soll sich ja die Bücher-Messe-Schwund-Statistik genau ansehen. Je höher der Schwund, desto höher die Wahrscheinlichkeit, in späterer Folge einen respektablen Verkaufserfolg zu landen. Eine durchaus einleuchtende Gleichung. Aber wollen wir nicht vom Thema abschweifen. Immerhin geht es ja nicht um fehlende Bücher, sondern um eine Begegnung, von der ich erzählen möchte. Bereit? Gut!

Mit zufälligen Begegnungen ist es so eine Sache. Zumeist versucht man diesen Zufall aufzurollen. Wie kam es dazu. Was brauchte es dafür. Um nicht bei der Genesis zu beginnen, überspringe ich viele Einflussfaktoren und komme gleich zum KBV Krimiverlag aus Hillesheim in der Eifel. Auf deren schmucken kleinen Messestand (zwei englische Ledersofas und die grüne Tapezierung ließen einen an England denken) fühlte ich mich auf Anhieb wohl. Was natürlich an den reizenden MitarbeiterInnen lag, die mir nicht nur Kaffee und Wasser und Brötchen anboten, sondern schon mal reinen Wein einschenkten (und ich deshalb eine spontane australische Verlagsparty versäumte, aber davon später einmal mehr). Und dass Geschäftsführer Kamp aus dem Film „Der dritte Mann“ zitieren konnte, machte ihn auf Anhieb sympathisch. Jedenfalls wollte ich mit Simone, der PR-Dame des KBV-Verlages, einen Abstecher zum emons-Messe-Stand machen, hatte mich doch die gute Britta, PR-Chefin des Verlages, auf ein Kölsch eingeladen. Nun war der KBV-Messe-Stand der Nachbar des Piper Messe-Standes und während ich mit Simone in Richtung emons trippelte, fiel mir ein großgewachsener Mann in meinem Alter auf. Er trug längeres wallendes Haar und Bart und machte einen kreativ künstlerischen Eindruck. Simone deutete auf den Herrn und meinte, dass es Beigbeder sei. Ich blieb ruckartig stehen. Sah mir das Foto am Cover seines neuen Buches an (Ein französischer Roman) und musst feststellen, dass sie Recht hatte. Da stand doch leibhaftig Frédéric Beigbeder und wartete darauf, interviewt zu werden (als ich das Prozedere beobachtete, quatschte ich einen Typen im T-Shirt an, der Beigbeder-Bücher herumschlichtete und fragte ihn, was er denn im Verlag so mache, worauf sich herausstellte, dass er zum SAT1-Film-Team gehörte; ich hätt’s mir denken können, dass kein Verlagsmensch so einen trainierten Oberkörper hat und auf der sonnengebräunten Nase eine übercoole Brille trägt). Da stand ich also und wartete. Besah mir Beigbeder und rief mir seine Bücher in Erinnerung. Es gibt wenige zeitgenössische Schriftsteller, für die ich stehengeblieben wäre. Wirklich. Zumeist ergreife ich die Flucht, weil es mir peinlich ist, wenn einer meiner Zunft in löblichen und speichelleckenden Tönen hofiert wird und ich mir denke: „Sein Geschreibsel ist ja doch nur erbärmlich – mäßig – grottig – grauenhaft – kläglich – letztklassig  usw.“ (zutreffendes bitte ankreuzen) Vielleicht ist es auch nur der Neid, weil ich nicht VOR der Kamera sitze, sondern wie der gewöhnliche Zaungast und Groupie dahinter. Oder schlimmer: jener Kerl, der zur angesagten Party nicht eingeladen wurde.

Jedenfalls war ich ergriffen. Wirklich. Die hübsche Simone stand neben mir und gemeinsam verfolgten wir den französischen écrivain mit unseren Augen. Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie ihn sehr attraktiv findet („Ich darf das, ich bin schon verheiratet!“). Mich faszinierte mehr die Aura, die ihn umgab (besser: die ich ihm andichtete). Dann reichte man mir sein neues Buch . Hardcover. Edel. Ich war sprachlos. Weil ich es von Herrn Hartmann persönlich überreicht bekam. Gut. Das ist jetzt natürlich Einbildung. Aber Simone nickte, als sie mir ihr persönliches Exemplar reichte, das vielleicht durch die Hände von Herrn Hartmann ging. Wie dem auch sei, ich war gerührt. Weil ich mir die Hardcover-Ausgabe natürlich nicht geleistet hätte – als brotloser Dichter muss man Prioritäten setzen. Beigbeder hätte es sicherlich verstanden. Während er lang und breit telefonierte (was hätte er sonst tun sollen?), machte Simone ein Foto von uns beiden. Huh. Ich hoffe, sie schickt es mir bald zu, sodass ich es an dieser Stelle veröffentlichen kann. Eine Widmung, eine Signierung konnte ich dann leider nicht mehr von ihm bekommen, weil wir uns auf den Weg machen mussten und das Interview eine Unterbrechung natürlich nicht zuließ. Schade, schade. Aber vielleicht läuft er mir ja wieder einmal über den Weg. Who knows?

War’s das? Gewiss, der geneigte Leser, der sich Sensationelles erwartet hatte, ist nun bitter enttäuscht. Würde die Zeit nicht gedrängt haben, ich hätte geduldig gewartet und Monsieur Beigbeder um ein Autogramm gebeten. Meine Französischkenntnisse hätten es freilich nicht zugelassen, ihn in ein Gespräch zu verwickeln (witziges Detail am Rande: Beigbeder schüttelte ein paar deutsche Phrasen aus dem Ärmel; interviewt wurde er in Englisch). Merde! Parce que mon francaise est très mauvais. Mit einer Sensation kann ich demnach nicht aufwarten. Mit keiner äußerlichen jedenfalls. Mit einer innerlichen vielleicht. Weil ich mir Gedanken gemacht habe. Weil ich sein Buch noch auf der Heimreise, im ICE, gelesen habe (ich kann den „Roman“ nur empfehlen) und ich mir dachte, warum ich nicht Ähnliches schreibe. Ein österreichischer, ein Wiener Beigbeder, sozusagen. Vor zehn Jahren hätte ich mich mit so einer Aussage nur lächerlich gemacht. Heute ist es anders. Warum? Weil man für den Beigbeder-Stil Lebenserfahrung benötigt und keine Hemmungen haben darf, aus dem Erlebten ungeniert zu schöpfen, es zu verdrehen und verändern, bis es (literarisch, dramaturgisch) stimmig ist. Es entsteht eine Mischung aus Fakt und Fiktion. Im Prinzip habe ich mit „Erik“ schon diesen Stil angedeutet, aber noch nicht zur Gänze verinnerlicht.

Die Ankunft am Wiener Westbahnhof, gegen Mitternacht, geriet dabei zur Bestätigung, weil ich zum ersten Mal in den 42 Jahren, die ich in Wien lebe, liebe und leide, einen verletzten Mann mit nacktem Oberköprer ausgestreckt am Boden liegen sah, reanimiert von Notärzten und einem Sanitäter-Team, während ein paar Polizisten unschlüssig herumstanden und ich den Blutspritzern am Boden ausweichen musste. Ich gehe davon aus, dass es eine Auseinandersetzung gab. Messer. Fäuste. Was auch immer. Und als ich in meine U-Bahn stieg, der Verletzte am Bahnsteig auf der Bahre vorbeigeschoben wurde, grölten junge Nachtschwärmer ungeniert und lautstark. Sie freuten sich auf die Nacht. Alkohol war genauso im Spiel wie Hormone und jugendlicher Übermut (später, wenn sie aus dem Rausch aufwachen, wird es die Schwermut sein, die sie heimsucht). All das erinnerte mich unschwer an Beigbeder und seine literarischen Tour-de-Force durch das nächtliche hedonistische Paris und einer kalten Gefängniszelle. Wien ist freilich anders. Man kann es auf vielen Plakaten lesen. Es stimmt. Und es stimmt auch wieder nicht. Ja, wir Menschen, wir sind am Ende doch alle gleich. Weil wir auf der Suche sind. Und wenn du Glück hast, dann triffst du einen französischen Schriftsteller, der dir wortlos beim Suchen hilft. Graben musst du aber selber.

huit (8): Paris, je t’aime (en fin de compte)

laterne

 

 

 

Zu guter Letzt, um das Kapitel Frankreich und Paris abzuschließen, ein rührender, romantischer und sentimentaler Trailer. Von einem Film über Paris. 18 Regisseure zeigen, was sie an Paris lieben und mögen. So soll’s sein. Weil am Ende, wir wissen es, wird vieles verklärt, wird vieles unter den realen Teppich gekehrt. Was bleibt, das sind kurze Erinnerungsfragmente. Magisch schöne Lichtblitze in einem gewöhnlichen Alltag. Pour le moment. Pour l’éternité.

TRAILER

sept (7): Ein Engel in Zürich

RäuberMein erster Eindruck von Zürich? Am Bahnhof Gare de l’Est, als ich mich bei den Schaltern anstelle, um das Ticket zu kaufen. Hinter dem freiwerdenden Schalter sitzt vermutlich die süßeste S.N.C.F.- Angestellte Paris, die Ähnlichkeiten mit dieser Französin hat; kein Wunder also, dass ich statt des Tickets für den schnellen TGV nur jenes für den ordinären, sprich normalen Zug kaufte. Da ist der Dichter wohl in einer Träumerei versunken. Irgendwie.

Nach etwa 6 Stunden komme ich am Bahnhof von Basel an. Passkontrolle. Da merke ich erst, wie einfach das Reisen in der EU geworden ist. Zücke meinen Pass. Der Beamte mustert mich, fragt mich, was ich denn in der Schweiz mache und ob ich hier zu Hause sei. Sehe ihn verwundert an, verneine und sage, dass ich nur eine Nacht in Zürich bleiben möchte. Er nickt und verschwindet mit meinem Pass. Minuten später kommt er zurück, bedankt sich und ich darf die heilige Erde der Schweiz betreten. Vermutlich sehe ich wie ein bretonischer Landräuber aus (siehe Bild).

In Basel steige ich in den Zug nach Zürich. Sitze. Und warte. Dann die Durchsage, dass der Zug diesmal nicht nach Zürich fährt. Aha. Man solle doch einen anderen Zug nehmen. Also gut, dann schlepp ich mal die Sachen zum nächsten Zug, mach es mir bequem. Dann heißt es, dass der Zug nicht am Hauptbahnhof hält, sondern zum Flughafen fährt. Aha. Werd schon ein wenig unrund. Ist das die Schweizer Ordentlichkeit? Seit dem Swiss Air Debakel geht es nur noch bergab, mit der Schwyzz. Immerhin ist der Zugbegleiter sehr freundlich und gibt mir Bescheid, dass ich am nächsten Bahnhof umsteigen soll. Die Lautsprecherdurchsage möchte ihn wohl Lügen strafen, aber ich vertraue dem netten Beamten. Auf die Menschen ist ja immer noch Verlass, nicht?

Am Zürcher Hauptbahnhof suche ich also den Engel. Kein gewöhnlicher. Er hängt in der Luft und sieht … nach einem Kunstwerk aus. Ist es auch. Da warte ich also. Nicht lange, und ein lebendiger Engel mit langen rotgewellten Haaren begrüßt mich fragend. Das muss sie wohl sein, die Maureen vom Nebenschauplatz, nicht? [soll ich jetzt aus dem Nähkästchen plaudern und sagen, dass sie zuerst einen um zwei Kopf größeren Mann mit blonden Haaren angesprochen hat? Ja, so haben blinde Verabredungen schon das eine oder andere Mal einen anderen Verlauf genommen ;)]

Maureen, die Hälfte ihres südländischen Blutes ist nicht weg- zuleugnen, begleitet mich zur Jugendherberge (modern!), wo sie ein Bett für mich reserviert hat. Ich geh kurz in das Zimmer. Stockbetten! Aha. Mach mich frisch, kleide mich um – und muss dann auch noch mein Bett überziehen. Während ich das mache, frage ich mich immer wieder, welche Typen mit mir das Zimmer teilen. Unangenehm erinnere ich mich an die Zugfahrt nach Leipzig und dem Liegewagen.

Schließlich und endlich beginnen wir den Spaziergang am Zürcher See, schlendern, flanieren, plaudern, fragen, antworten. Ein herrlicher Tag – viel Sonne, viele Wolken, aber kein Gewitter, kein Regen. Maureen führt mich zu einem Restaurant, das direkt am See liegt. Herrlich. Die Bestellung beginnt mit einem Aperitif und endet mit einem Espresso. Dazwischen wird gegessen, auf dass sich der leere Magen des Dichters reichlichst füllte. Appetit ist großzügig vorhanden. Kein Wunder. Bei solch einer Aussicht, bei solch einer charmanten Maureen. Dass sie dann partout die Rechnung übernimmt, beschämt mich. Wer die Preise in Zürich kennt, der darf vermuten, dass der Betrag ausreicht, um in Yaoundé eine gute Woche zu leben. Vielleicht sind’s sogar zwei – da müsste ich wohl die Laura fragen.

Das gute Essen füllt, das Glaserl Wein beschwingt, der Espresso erhitzt – so spazieren wir am Ufer entlang, plaudern, fragen, antworten. Dann noch einen Abstecher in die Altstadt und vorbei an einem ehemaligen Café, in dem die Literaten von einst „gewohnt“ und über ihre neuen Werke gegrübelt haben (vermutlich war das alte Zürich eine hübsche, ruhige, also provinzielle Stadt, in der sich gut und günstig Leben ließ).

Die Verabschiedung von Maureen fällt freilich schwer. Als ich mich auf den Weg zur Jugendherberge mache, die Trams und O-Busse kennen lerne, denke ich, ich sollte Maureen noch einmal treffen. Und hab sie getroffen. Diesen Engel aus Zürich.

six (6): Zwei Tage Paris

defenseVon der Bretagne wieder nach Paris – 4 Stunden im TGV, der alle technischen Stückerln spielt, und 4 Stunden mit einer jungen russischen Reisegruppe. Als einer von ihnen sich mit seinem Mobiltelefon lautstark Gehör verschaffen möchte, kommt eine ältere Französin und fragt ihn auf Französisch, ob er nicht Kopfhörer habe. Als sie bemerkt, dass er nichts versteht, deutet sie auf die Ohren und wiederholt écouteur einige Male. Immerhin hat es gereicht, das mobiltelefonische Gequake abzustellen.

Am Bahnhof von Montparnasse werde ich in ein unglaublich schwüles Paris ausgespuckt. Mit Trolley und Rucksack schleppe ich mich zu einer Telefonzelle und versuche ein günstiges Hotelzimmer für zwei Nächte aufzutreiben. Was aber nicht gelingen will. Also zur Touristen-Information, die ich aber auf Anhieb nicht finde – irre wie verblödet im Untergeschoss des Louvre herum. Endlich schleppe ich mich zum Info-Point, um dort zu hören, dass sie keine Unterkünfte vermitteln – ich müsse zu einer anderen Informationsstelle gehen. Grmpfl!?!

Eine Viertelstunde vor dem Zusperren falle ich in die Info-Stelle, trage meine Bitte vor. Die Dame am Schalter lächelt freundlich und meint, dass es im Moment sehr schwierig sei, mit einer Unterkunft (mehrere Kongresse und die French Open). Schließlich findet sie eine Bleibe im 10me Arrondissement – beim Gare de l’Est um schlappe € 35,- Dusche und Toilette freilich am Gang. Ich nicke. Sie fragt mich verwundert ein zweites Mal.

Es dauert nicht lange, dann steige ich am Gare de l’Est aus, gehe hinauf, zur Rue de Lafayette und muss bemerken, dass das Hotel nicht dort ist, wo es mir gesagt wurde. Nein, ich muss die Straße noch ein ganzes Stück hinaufmarschieren. Schließlich komme ich zum Hotel, checke ein, krieche in den ersten Stock, öffne das Zimmer und falle erschöpft aufs Bett und in ein französisches Wachkoma – aus dem ich bald aufwachte, der stark befahrenen Straße vor meinem Fenster und dem Wärmestau im Zimmer sei Dank.

Nachdem ich das klassische Touristenprogramm absolviert habe (Eifel-Turm und Sacre Coeur haben mir noch gefehlt; im Übrigen bin ich von der Sacre Coeur zu Fuß bis zum Palais Royal marschiert), durfte ich am späteren Abend Lisa treffen – Literatur- wissenschaftlerin aus Wien, die eine Arbeit über Karl Kraus schreibt. Der Treffpunkt ist die Metro-Station St.Paul. Ja, das hat Stil. So stellt man sich einen Treffpunkt in Paris vor. Lisa geht mit mir ins Le Bistrot du Peintre, einem schmalen Gasthaus, deren Einrichtung vermutlich noch aus der Jahrhundertwende (1900) stammt. Formidable. Dort essen wir Käse, trinken Wein dazu und plaudern über die alten Künstler, die einen Paris-Bezug hatten.

Dass ich dann die letzte Metro verpasse, ist den Städtischen Verkehrsbetrieben zu danken, die per Lautsprecherdurchsagen darauf hinweisen, dass es keine Metro mehr für heute gäbe (nein, verstanden hab ich nix, aber den Unmutsäußerungen der am Bahnsteig stehenden Franzosen nach zu urteilen). Ich schau mir am Plan an, wie weit es vom Place de la Bastille bis zu meinem Hotel ist. Ojemine. Überlege ein Taxi zu nehmen, aber die Sparsamkeit (vulgo Geiz) lässt mich ein paar Schritte in Richtung Hotel machen. Am Ende finde ich einen Nachtautobus, muss mit dem Fahrer kurz diskutieren, weil ich zu meinem Ticket keinen Ausweis habe, fahre aber trotzdem bis zum Ostbahnhof.

Gegen 2 Uhr früh falle ich in das besagte französische Wachkoma – und während sich vor meinem Fenster irgendwelcher Raufhandel abspielt – neben den kreischenden Motorrädern – denke ich, dass es jetzt wirklich an der Zeit ist, Paris zu verlassen und mich ins ruhigere, gemütlichere Zürich zu begeben.

Quintessenz: wer Paris besehen und bestaunen will, sollte auf die Adresse seiner Unterkunft achten und rechtzeitig buchen …