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Game of thrones: Staffel #1 & #2 – Softporno trifft Seifenoper

Ja, ich weiß, ich bin ziemlich spät zur Party erschienen. Jetzt, da die Serie Games of Thrones mit der 8. und letzten Staffel zu einem Ende gekommen ist – im Gegensatz zu der Buchserie A Song of Ice and Fire von George R. R. Martin – dachte ich mir, es ist nun an der Zeit, sich in das Jahr 2011 zu begeben, damals, als diese TV-Show ihren Anfang nahm und Einschlug wie eine Bombe. Bumm!

Ich konnte der Serie nicht viel abgewinnen, damals. Alle redeten davon, noch mehr verfolgten das Ränkespiel um den Thron der 7 Königreiche und überwarfen die Show mit Lobeshymnen. Auch wenn die letzten beiden Staffeln bei vielen Fans Enttäuschung und Kopfschütteln hervorrief, das IMDB-Rating reiht die Fantasy-Seifenoper knapp hinter Band of Brothers und Breaking Bad. Starker Tobak. Hust, hust.

Anfänglich dachte ich, ich würde nun ein Shakespeare-TV-Drama mit Blut und Intrigen sehen. Sean Bean ziert bekanntlich das Cover der ersten Staffel und ich wusste, dass er seinen Kopf nicht all zu lange auf seinen Schultern behalten würde. Vielleicht ist es bereits in Hollywood ein running gag, Schauspieler Sean Bean nur noch solch todbringende Rollen anzubieten. Und bevor ich mit meiner Tirade beginne, sei gleich vorweg gesagt, dass sich die Produzenten mit der Verpflichtung von Sean Bean keinen guten Dienst erwiesen haben. Er ist in der ersten Staffel der wesentliche Charakter, um den sich alles dreht. Nicht nur, weil es die Story vorsieht, sondern vor allem weil es nun mal Sean Bean ist, der einzige Schauspieler in der Serie, den vermutlich jedes Kind kennt – Herr der Ringe sei dank. Aber als der von Sean Bean verkörperte Charakter vorzeitig seinen Kopf verlor, wurde aus dem Drama eine episodenhafte Seifenoper.

Ich war auf sehr viel vorbereitet, als ich den Pilotfilm, also die erste Folge, einschaltete. Gewalt, Blut und Intrigen – Verrat, Hass und Meuchelmorde. Wenn es in der Literatur und im Kino um Könige und Fürsten geht, um verwaiste Throne, dann wissen wir, wie sich das Ränkespiel in etwa darstellen wird. MacBeth ist vermutlich das beste Beispiel dafür und die Verfilmung aus dem Jahr 2015 ist zwar (realistisch) langatmig, aber dafür visuell atemberaubend. Da hätten sich die Filmemacher eine Scheibe abschneiden können.

Aber worauf ich nicht gefasst war, ist das viele nackte Fleisch, das hier dem Voyeur dargeboten wird. In meiner Jugend wären die filmische Darstellung fleischlicher Gelüste als Softporno klassifiziert worden. Solch eine TV-Serie, damals, hätte einen Sturm der Entrüstung heraufbeschworen und der Küniglberg wäre vermutlich wie Königsmund (King’s Landing) gestürmt und dem Erdboden gleichgemacht worden. Aber die Zeiten ändern sich, ich weiß – und trotzdem bin ich ziemlich verärgert über diese Freizügigkeit. Die Lustwandlungen, in all ihrer Deutlichkeit auf den TV-Schirm gebracht, zwischen Mann und Frau, Frau und Frau oder Mann und Mann, führen die Geschichte in keiner Weise weiter. Sie sind nur deshalb in der Story, um die Serie aufzupeppen. Und das stinkt mir. Genauso ist es auch mit der Gewalt. Ja, das finstere Mittelalter war schmutzig und brutal, Frauen wurden von den Horden gegen ihren Willen genommen und Kinder abgeschlachtet. Auch wenn wir niemals wissen können, wie es sich im Mittelalter tatsächlich gelebt hat – die meisten Berichte sind nämlich Erfindungen von Mönchen oder schreibenden Scharlatanen – die Leute hatten damals genauso einen gesunden Menschenverstand wie heute. Der größte Teil der zivilisierten Bevölkerung sucht den Frieden und die Ruhe und nur die wenigsten wollen in den Krieg ziehen. Und noch etwas: Jeder Mensch hat ein Gewissen und eine Seele.

Zurück zum Koitus. War das notwendig? Wirklich notwendig. Jedes Mal wenn eine der hübschen Frauen – eine hässliche konnte ich bis jetzt keine ausmachen – mit einem Mann allein im Zimmer oder Zelt stand, war davon auszugehen, dass sie ihre Hüllen fallen lassen und ihre makellosen Brüste und noch ein bisschen mehr zeigen würde. Und so verkommt das shakespearesche Möchtegerndrama zu einer softpornographischen Seifenoper. Seltsam, dass die Kritiker diesen wolllüstigen Sachverhalt kaum erwähnt haben. Vermutlich hatten und haben sie die (berechtigte) Befürchtung, sie würden als prüde Spießer verlacht werden. Bevor man mir diesen Vorwurf macht, werfe er oder sie einen Blick auf meine publizierten Bücher. Danke.

Nun weiß ich natürlich nicht, welche Episoden in der zugrundeliegende Buchserie besser und ausführlicher beschrieben wurden, aber auch diese Serie, die sich realistischer und authentischer als alle bisherigen Fantasy-TV-Filmchen geben will, mangelt es an Kohärenz. Mit anderen Worten, man hat als Zuseher keine Ahnung, welche Regeln in dieser für uns fremden Welt gelten. Das Mittelalter – soweit wir wissen – hatte ein recht ausgefeiltes Rechts- und Ehrsystem installiert, um die Ordnung im Reich und im Fürstentum aufrechtzuerhalten. Es wurde verhandelt, es wurden Absprachen getroffen. Verträge wurden aufgesetzt und mit Brief und Siegel garantiert. Als der am Totenbett liegende König seiner „rechten Hand“ ein Schreiben aufsetzen lässt, das diesen nach des Königs Tod als Reichsverwalter einsetzt, entbehrt nicht einer gewissen Komik. Ohne Zeugenschaft ist solch ein Papier wertlos. Warum aber keiner der beiden „Berufsfürsten“ diesen Punkt bedachte, zeigt, dass es mit dem Drehbuch nicht weit her ist. Das eine Mal haben wir es mit klugen und gewitzten Ränken zu tun, die viel Verstand und Erfahrung erfordern, das andere Mal stellen sich die Protagonisten an, als könnten sie nicht bis drei zählen und tappen in ausgelegte Fallen, die sogar der dümmste Esel bemerkt hätte.

Des Weiteren sind Ränkespiele am Königshof für den Zuseher nur schwer einzuordnen. Wer hat welche Macht? Was ist überhaupt Macht? Solch ein Gespräch ist tatsächlich in der TV-Show geführt worden und die Königinmutter erklärt dem Schatzmeister, was „wirkliche Macht“ ist: ihre Wachen halten dem verängstigten Schatzmeister das Schwert an den Hals und ein Wink der Königinmutter hätte ausgereicht, ihn zu töten. Aha. Aber wenn es so einfach ist, zwielichtige Hofleute und nervige Ratgeber zu töten, wozu sich in (gewaltlosen) Ränke verstricken? Der junge König wiederum ist das lächerliche Abziehbild eines verzogenen Bengels, der Unschuldige foltert und bei alledem mit keiner Grausamkeit spart, weil „ein König alles machen kann, wie es ihm beliebt“. Ist das so? Für einen König gibt es also keine Gesetze, keine Regeln, keinen Ehrenkodex? Nur schwer vorstellbar, meinen Sie nicht? Jedenfalls gibt es – wie an jedem (filmischen) Königshof – eine königstreue Garde, sozusagen Prätorianer. Während in der 1. Staffel die „rechte Hand“ (Sean Bean) von dieser hintergangen wird, tauscht die neue „rechte Hand“ (Peter Dinklage) in der 2. Staffel den Oberkommandierenden einfach mit einem seiner Gefolgsleute aus und – schwupps – hat er die Garde auf seiner Seite. So schnell wechselt also die Macht seinen Besitzer. Hm.

Die Ironie bei alledem ist, dass der vorletzte König ziemlich verrückt gewesen sein soll – und deshalb von seiner „rechten Hand“ gemeuchelt wurde. Aha. Scheinbar ist es also kein großes Ding, einem König die Kehle durchzuschneiden – freilich nur dann, wenn das „ärztliche Attest“ klar und deutlich die Diagnose „verrückt“ festhält. Wer stellt also in dieser Welt bei einem König oder Fürst den geistigen Gesundheitszustand fest? Hm.

Ein anderes Problem, dass die TV-Show hat, ist die Eingrenzung von Magie und Zauber. Anfänglich heißt es, Drachen und Magie seien vor vielen, vielen Jahren verschwunden und sind jetzt nur noch alberne Gerüchte. Doch in Staffel 2 gebiert eine rothaarige Priesterin des Lichts – im wahrsten Sinne des Wortes! – einen Schattendämon, der einen Königsanwärter in seinem Zelt – umgeben von tausenden seiner loyalen Soldaten – tötet. Zack. Prack. Tot. Aha. So einfach geht das. Diese magische Geheimwaffe könnte bei allen Feinden eingesetzt werden und – Zack, Prack – ist keiner mehr übrig. Ende gut, alles gut, nicht wahr? Wozu also langwierige Kriege führen? Warum also diese schwarze Magie nicht öfters einsetzen? Deshalb gilt es in Literatur und Film jegliche Magie Regeln zu unterwerfen – ansonsten wird es recht bald langweilig oder völlig konfus. Als langjähriger Fantasy-Papier-Rollenspieler weiß ich, wovon ich rede.

Ein weiteres Problem der TV-Serie ist die Definition von Moral und Loyalität. Der Wink des Königs lässt seine Wache einen unbewaffneten Mann töten oder foltern. Ohne ersichtlichem Grund, einfach aus Spaß an der Freude wurde der Befehl gegeben und der Befehl ausgeführt. Aber in jeder zivilisierten Gesellschaft gibt es eine Gerichtsbarkeit, die Verbrechen ahndet und Urteile ausspricht. Es gibt moralische Grundsätze. Der edle Ritter, wenn wir der romantisierenden Minne folgen – hat die Unschuldigen zu beschützen und ein gerechtes Urteil zu fällen. Im Film Kingdom of Heavens (Directors Cut!) wird die Aufgabe eines Ritters – und vor allem seine Verantwortung – klar und deutlich dargestellt. Ein Insert zeigt das Motto des Malteser Ordens aus dem Jahr 1185:

„Das Wahre liegt in der rechten Handlung, und steh mit Mute jenen zur Seite, die wehrlos sind.“

Und so verkommt die Geschichte zu einem Mischmasch aus Rittern in schimmernden Rüstungen, die sich wie Feiglinge, Söldner, die sich wie geistig abnorme Rechtsbrecher und Psychopathen, die sich wie Psychopathen benehmen. All das geschieht im Namen von Loyalität, kurz „ich hab einen Eid geschworen“-Blabla. Nur Sean Beans Charakter – wie zu erwarten – widersetzt sich den moralisch zweifelhaften Befehlen seines Königs. Aber ohne Sean Bean gibt’s in der TV-Serie auch kein moralisches Zentrum mehr. Jeder für sich und so viel er tragen kann.

Wohl am schlimmsten ist jedoch der Umstand, dass die Charaktere keinen blassen Schimmer haben, was ihre blutigen Taten auslösen, obwohl sie in eine Welt geboren wurden, in der Blutrache kein leeres Wort ist. Ganz im Gegenteil. Den Rache-Reigen setzt „Königsmorder“ Jaime in Gang, in dem er den jungen Stark namens Bran, noch ein Kind, aus dem Turmfenster in die Tiefe stößt. Einfach so. Weil der Junge sah, was er nicht hätte sehen sollen: Bruder und Schwester beim intimen Inzest-Techtelmechtel. Ja, was für ein Schock. „Was macht man nicht aus Liebe?!“, blickt Jaime in die Tiefe, dort, wo der junge Bran regungslos und scheinbar tot liegt. Hm. Wie stärker und realistischer wäre es gewesen, in dem sich Jaime den Jungen nur greifen will, doch dieser, vor Angst völlig klamm, verliert die Balance und stürzt in die Tiefe. Ein dummer Unfall. Vielleicht hätte ihn Jaime umgebracht. Vielleicht nur gedroht. Auch wenn die Autoren Jaime als unbekümmerten und rücksichtslosen Schwertkämpfer zeichnen, so ist er nicht völlig verblödet. Den Sohn einer angesehenen Familie zu töten ist keine Lappalie. Dass er es aber nicht einmal der Mühe wert findet, sicherzustellen, dass der junge Bran tatsächlich mausetot ist, scheint mir die zweite Dummheit. Und die dritte einen Meuchelmörder mit einem ganz besonderen Dolch auszustatten, der den Verdacht auf seine Familie lenkt. So viel Dummheit gehört freilich bestraft. Und wird bestraft.

Um wie viel stärker würde die Seifenoper sein, hätte man es nicht hie und da mit Klischee-Charakteren zu tun. Der junge König ist beispielsweise das größte Problem der ersten beiden Staffeln, da er auf eine Weise gezeichnet wird, die ihn so unsympathisch macht, dass er zum Parade-Antagonist avanciert. Hätten die Autoren ihn menschlicher gezeichnet, seine Anordnungen nachvollziehbarer gestaltet, ihn sozusagen zu einem Spielball des Hofes und seiner Unsicherheit gemacht, die Serie hätte mehr Drama denn Seifenoper sein können.

Welch Potenzial hier vergeudet wurde, konnte man in jener Szene erkennen, als die Königinmutter ihren jüngsten Sohn zu vergiften gedenkt, da die Rebellen die Stadt belagern und keine Gnade hätten walten lassen. Das war eine ergreifende Szene – und erinnert an jene so schreckliche Tat, die sich vor 74 Jahren in Berlin zutrug, tief unter der Erde. Aber das ist eine andere Geschichte.

Vielleicht muss eine so teure TV-Produktion die Geschichte auf den einfachsten Nenner bringen: Böser König. Guter Lord. Zwielichtige Günstlinge. Loyale Fürsten. Grausame Nordmänner. Unaufhaltsame Zombie-Armee (!) und viele nackte Brüste.

Apropos Zombie-Armee. Ganz erschließt es sich mir nicht, warum der Pilot, also die erste Folge, mit einer blutigen Szene im hohe Norden beginnt. Vermutlich, weil es für eine Weile kein Schlachten und Blutvergießen gegeben hätte und die Produzenten mit einem Knall starten wollten. Überhaupt gehören die Episoden, die im hohen Norden, hinter der Mauer spielen, zum Schwächsten der Serie. Die rothaarige Wildlingsfrau ist freilich ebenfalls eine Schönheit. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätte sich auch entblößt und hingegeben. Den eisigen Temperaturen sei dank, blieb es bei einem Vorspiel. Dass die Protagonisten keine Kopfbedeckung tragen, bei arktischen Temperaturen, lässt mich am gesunden Menschenverstand der Drehbuchautoren zweifeln. Gewiss, die Produzenten wollen die Gesichter der Schauspieler zeigen, aber realistisch ist das bitteschön nicht. Nur wenn es um Gewaltexzesse, Schlachtgemetzel, Foltermethoden und sexuelle Hingabe geht, dann wollen es die Produzenten so realistisch wie nur möglich und verlangen vom Regisseur, die Kamera draufzuhalten.

Wobei, die Episoden im Süden, besser im Osten, gehören auch nicht gerade zum Besten der TV-Serie. Die amüsanteste Witzfigur der ersten Folgen ist mit Sicherheit Viserys Targaryen, Nachkomme des verrückten Königs und somit rechtmäßiger Erbe, der mit seiner Schwester Daenerys vor den Schergen der damaligen Rebellen nach Essos geflohen ist. Sie sind die letzten ihrer Familie. Ein wenig „Der letzte Mohikaner“, wenn man so will. Das Bruder-Schwester-Verhältnis ist in folgendem Dialog gut erkennbar; dabei muss man wissen, dass der Bruder seine Schwester einem Barbarenkönig zur Frau geben möchte und sich auf diese Weise eine Armee verspricht, die für ihn den Thron erobern soll:

Daenerys: „I don’t want to be his queen. Please, please, I don’t want to, I want to go home.“
Viserys: „I’d let his whole khalasar fuck you, all forty thousand men and their horses too, if that’s what it took. Come, dry your eyes.“

Ach, was soll man aus solch Dialogen nur machen? Und als der gute Bruder schließlich in einem Anflug von Machtrausch ins Zelt stürmt und die schwangere Daenery, längst Ehefrau des blutdürstigen Barbarenkönigs, mit dem Schwert bedroht, greift man sich als Zuseher nur noch an den Kopf, den Visery natürlich verliert. Keine Ahnung, wie das alles im Buch gelöst wurde, in den TV-Episoden ist dieser Handlungsstrang einfach nur lachhaft. Auch hier wäre weniger mehr gewesen. Aus meiner Sicht hätte man sich die ganze Backstory sparen und mit der Ankunft vor den Stadttoren von Qarth beginnen können. Aber die Produzenten wollten wohl unbedingt ungezügelten Barbaren-Sex in der Show haben. Wer weiß, vielleicht hatten sie sogar schon überlegt, 40.000 Statisten und Pferde anzufordern, für, na, sie wissen schon …

Nun stelle man sich vor, die Autoren hätten die beiden Geschwister, die letzten einer altehrwürdigen Familie, realistisch gezeichnet, hätten Viserys nicht völlig verblödet sterben lassen, sondern beispielsweise bei einem Attentatsversuch auf seine Schwester. Dadurch wäre Daenerys Hass auf die Stadt Königsmund für den Zuschauer nachvollziebar; dadurch wäre die Zerstörung der Stadt am Ende der Serie nicht völlig aus dem Nichts gekommen.

Ja, die Serie hätte Potenzial gehabt. Gut möglich, dass es einmal eine abgespeckte TV-Serie geben wird. Weniger Monumentalschlachten, dafür mehr Dialoge und Intrigen – und Brüste.

Wie kommt es also, dass diese TV-Seifenoper so hochgelobt wurde? Vielleicht, weil es 2011 nichts Vergleichbares gab. Ich meine, wann kann man sich schon im Kreise seiner Familie einen Softporno angucken, ohne dabei rot zu werden? Weil, so war das eben, damals, im finsteren Mittelalter.

  • Falls Sie sich für einen realistischeren Blick auf das Mittelalter und das Rittertum interessieren, empfehle ich den youtube-Kanal Modern History TV. Dort erfahren Sie, was es heißt, eine Ritterrüstung zu tragen oder ein Pferd für die Schlacht vorzu bereiten. Eine langwierige Prozedur, versteht sich. Sein Schlachtross also wegen einer Lappalie zu enthaupten ist genauso, als würde man sein Auto wegen eines Reifenplatzers in kleine Stücke hacken.
  • Leider können die Filmemacher einfach nicht damit aufhören, Brandpfeile verschießen zu lassen, obwohl deren Wirksamkeit und vor allem Durchführbarkeit viele Fragen aufwirft. Freilich, visuell ist es ein Hingucker. Lindybeige hat sich damit in einem Beitrag Fire Arrows auf amüsante Weise auseinandergesetzt. Kurz: „It’s a silly idea.“
  • Die wohl witzigste youtube-Serie Pitch Meeting von ScreenRants bringt in gerade einmal fünf Minuten diese TV-Show auf den springenden Punkt. Lustig!
  • Macbeth (2015): Der Trailer haut einen einfach nur um. Atemberaubend! Und man kann gut erkennen, was es heißt, Blut und Verrat an seinen Händen kleben zu haben. In GoT wäre das freilich nur eine Nebenepisode, ein Meuchelmord ist kaum der Rede wert.
  • Kingdom of Heavens (2005): Der Trailer ist bemerkenswert. Der Directors Cut ein Muss. Auch hier gibt es eine Königinmutter, die Angst um ihren Sohn hat – aber welch Unterschied in Script und Rolle. Abgesehen von den Böslingen haben die Protagonisten allesamt ein Gewissen.

Ein paar Gedanken zum Film Fifty Shades of Grey

Rot heißt Stopp!
Rot heißt Stopp!

Gestern also die Erotik-Romanze Fifty Shades of Grey (imdb) gesehen. Nachmittagsvorstellung. Die gesammelten Kritiken zeigen auf metacritic eine ausgeglichene Bilanz, mit anderen Worten: die einen mögen den Film, die anderen nicht. Punktum.

Das Buch von E. L. James habe ich gelesen. So gut wie. Nach etwa einem Drittel musste ich das Handtuch werfen. Die literarische Banalität raubte mir den schriftstellerischen Verstand – und man(n) muss sich fragen, wie es sein kann, dass sich dieser Text millionenfach verkaufte. Weltweit! Scheinbar gibt es in der Story einen (harten?) Kern, der auf Frauen eine große Faszination ausübt. Dabei sollten wir nicht vergessen, dass die romantische Literatür, überhaupt die Belletristik, ein Frauending ist. Wie dem auch sei, die Shades-Trilogie ist das neue Aschenputtel bzw. Cinderalla 2.0. Betrachtet man(n) also Buch und Film als Märchen, dann wird einem Vieles sofort verständlicher. Zum Beispiel: Der Prinz in einem Märchen ist immer ein begehrenswerter Charakter. Warum? Weil er über ein Königreich herrscht. Mit anderen Worten: Macht und Reichtum verschmelzen in einer Person. Kann frau dieser Mischung widerstehen? Definitiv nicht. Jedenfalls nicht in den alten un-emanzipierten Geschichten. Gut möglich, dass die Leutchen bereits damals in die Abgründe Beweggründe der weiblichen Seele blicken konnten.

Zurück zum Film. Selfmade-Milliardär Grey aka als Prinz hat ein dunkles Geheimnis. Ja, so ein hässlicher und dunkler Fluch gehört auch zu einem guten Märchen. Weil: Das Begehrenswerte wird einem/einer nicht auf dem Silbertablett serviert. Während also der Prinz mit seiner Verwünschung zu kämpfen hat, kämpft die um viele Jahre jüngere Anastasia aka als Aschenputtel darum, ihren sozialen Status zu verbessern – wenigstens für eine kurze Zeitspanne, um auf sich aufmerksam zu machen. Schließlich geht es ihr darum, das verwunschene Herz des Prinzen zu gewinnen, um auf diese Weise ihr Lebensziel zu erreichen: die rechtliche Vereinigung aka als Heirat. Der Prinz wiederum, er kann den Fluch nur dann lösen, wenn er jene Frau findet und ehelicht, die ihm ihr reines, jungfräuliches Herz schenkt – voll und ganz. Ja, so war das. So ist das.

Der prickelnde Aspekt der Shades-Trilogie ist natürlich die dunkle Seite des Milliardärs Grey. Kurz und gut: Er mag es nur hart! Zärtlichkeit, so sagt er Ana immer wieder, ist ihm fremd, damit könne er nichts anfangen. Berührungsängste sind es, die ihn förmlich dazu zwingen, seine Gespielinnen nach Strich und Faden auf Distanz zu halten. Und dann gäbe es da noch diese eine so verkommene sadistische dominante Lust. Grey verspürt den tiefen Drang seinen Gespielinnen Schmerz zufügen zu müssen.
„Warum möchtest du mir weh tun?“, fragt Ana naiv.
„Weil es mir Vergnügen bereitet“, antwortet Grey.
Damit ist eigentlich alles gesagt. Oder etwa nicht? Nope. Ana versteht es nicht. Trotzdem macht sie bei den sexuell-dominanten Eskapaden mit. Natürlich. Sonst gäb’s ja kein Buch, keinen Film darüber. Aber am Ende (des ersten Bandes), nach einer ordentlichen Tracht Popsch-Prügel hat sie genug von dem „komplett abgefuckten Dreckskerl“ und wirft den Bademantel das Handtuch: „Sieh zu, dass du deine Scheiße in den Griff kriegst, Grey!“ Natürlich. Sonst gäb’s ja keinen zweiten und dritten Band.

Die Erotik-Szenen im Film sind ästhetisch in Szene gesetzt und prickeln angenehm. Das ist ja die Hauptsache. Das romantische Klischee-Drumherum hält sich einigermaßen in Grenzen, aber oftmals ertappt man sich dann doch, die Augen zu rollen, ob dieser Plattitüden, die da gezeigt und gesprochen werden. Trotzdem, der Film ist um Längen besser als das (grottig geschriebene) Buch. Yep.

Was man dem Film bzw. der Regisseurin Sam Taylor-Johnson vorwerfen kann, ist die mangelnde Chemie zwischen den beiden Protagonisten. Ich habe mich öfters gefragt, was der gute Grey an dieser unscheinbaren Ana findet. Dass er sie zu erobern sucht, okay, dass er sie verführen möchte, okay, dass er ihr sein Spielzimmer zeigen will, okay, aber warum sollte er ihr mit Haut und Haaren verfallen? Dieses tiefe Verlangen konnte ich nicht ausmachen, nicht erspüren. Aber vielleicht tut sich da frau leichter.

Kurz und gut, der Film kann durchaus unterhalten, so man(n) die ganze Sache als märchenhafte Romanze auffasst. Die dominante Komponente wird mir im Film zu oberflächlich abgehandelt, andererseits ist es eine gute Gelegenheit, im Nachhinein, über die Sexualität in ihren verschiedensten Ausprägungen nachzudenken. Wer diesbezüglich den Hals nicht voll kriegen kann, den verweise ich auf meine autobiographische Fiktion Der Fetisch des Erik van der Rohe. Das Buch wird voraussichtlich im Frühjahr/Sommer erscheinen. Märchen ist es aber keines. Nope.

 

Die Phantasie der Frau und ihre revolutionären Grauschattierungen

Vor einer Woche wusste man nicht, wie man der subtropischen Hitze entfliehen sollte. Und jetzt? Bitterkalt. Gräulich. Wolkig. Verhangen. Beinahe wünschte man sich in die Tage des Sommers zurück. Andererseits, würde die Sonne ihren Job machen, ich könnte unmöglich um diese Uhrzeit hier, am Schreibtisch sitzen, und diese Zeilen schreiben. Die Helligkeit im Zimmer (Ostseite!) würde mich blenden. Und mit einer kühlen Sonnenbrille schreibt es sich auch nicht besser. So viel einmal dazu.

Am 14. Juli, dem Nationalfeiertag der Franzosen, muss ich auf meine Tiret-Saga hinweisen. Als ich vor 5 Jahren den ersten schmalen Band schrieb, da war es nur ein vages Gefühl, dass die Vergangenheit von 1789 in die Gegenwart um 2012 hineinspielen würde. Langsam sickert es aber ins allgemeine Bewusstsein, dass wir, das gewöhnliche Volk, drauf und dran sind, eine unsichtbare Obrigkeit herauszufordern. Hier ein Artikel des alternativen Magazins alternet, das Vergleiche zwischen 1789 und den gegenwärtigen Occupy-Aktionen zieht: What the French Revolution Tells Us About Today’s Activist Movements (link). Der dritte Band Madeleine und sein Crowd-Funding-Modell Club der 99 blieb auf halber Strecke liegen und sollte hinlänglich beweisen, dass von nichts auch nichts kommen kann. Ich hätte hundert Mal mehr einbringen, sprich: aufdringlicher, selbstbewusster, erfolgreicher agieren müssen. Aber das wollte ich tunlichst vermeiden. Ich wollte sehen, wohin eine einmal angestoßene Kugel rollt. Ja, nicht allzu weit. Deshalb werde ich im Herbst das Buch endlich in gedruckter Form der Öffentlichkeit vorstellen. Vielleicht schon September.

Ebenfalls im Herbst sollte Der Fetisch des Erik van der Rohe präsentiert werden. Nach 9 Jahren geht die autobiographische Fiktion in Druck. E-Book wird es keines geben. Aus Gründen. Aus Prinzip. Dass das Thema, der Inhalt, die Umsetzung durchaus Potenzial hat, zeigen zwei Bücher. Das eine ist Glattauers Gut gegen Nordwind Mega-Erfolg, wo es eigentlich nur um die Annäherung zwischen Mann und Frau mittels E-Mail-Schreiberei geht (früher hieß das: Briefroman). Das andere ist der gehypte US Bestseller Fifty Shades of Grey, in der die übliche Romanze abgehandelt wird, wie frau es schon seit Jahr und Tag gerne liest: junges, attraktives und vor allem naives (sprich: jungfräuliches!) Mädchen (nennen wir sie Aschenputtel) lernt einen um viele Jahre älteren (und wohl ausgestatteten) Herrn kennen (nennen wir ihn Prinz), der sie nach Strich und Faden in den Bann zieht. Das junge Mädchen liebt, der sonore Herr verfällt. So ist das. Nichts Neues am romantischen Herz-Schmerz-Himmel. Neu ist vielleicht der Umstand, dass im besagten Buch nun BDSM-Ansätze zu finden sind: da wird das junge Ding verhandschellt und gezüchtigt – natürlich in ihrem vollen Einverständnis (das muss natürlich so sein! – der gute Marquis de Sade sah es ein wenig anders, aber das ist eine ganz andere Geschichte – auch wenn er die Bastille von innen sah). Und dieser Umstand (eigentlich auch nicht neu) dürfte gegenwärtig einen Nerv getroffen haben – vor allem bei Frauen. Vielleicht wird mit dieser Fifty Shades of Grey-Trilogie (gewiss, im dritten Band wird natürlich geheiratet) die weibliche Unterwerfungs-Phantasie salonfähig. Bis dato hieß es ja, dass es nur einem männlichen Wunschgedanken entspringen könne, diese sadistischen Anwandlungen gegenüber (reinen, unschuldigen) Frauen. Dass Frauen vielleicht so unschuldig nicht sind, in Bezug auf sexuelle (sadomasochistische) Phantasien, nun ja, diesen Umstand sollte man tunlichst in Betracht ziehen. In meiner autobiographischen Fiktion wird davon zu lesen sein. Mit anderen Wort: Ich bin am Puls der (literarischen) Zeit. Noch mehr, wenn man diese Abhandlung liest, wo es darum geht, dass Kapitalismus und Sadismus nicht von ungefähr Hand in Hand  gehen (der Prinz im besagten US Bestseller ist übrigens ein milliardenschwerer Unternehmer, vulgo Tycoon). Auch hier kann ich mit einem passenden Text dienen, arbeite ich doch gerade an einem Sachbuch über die Welt und was sie zusammenhält: Con$piracy.

Das klingt alles natürlich ausgezeichnet. Jetzt muss ich nur noch diese Informationen in die Welt posaunen. Social Media sei Dank, ist es im Bereich des Möglichen. Hoppla. Dahingehend bin ich auf Sparflamme gegangen. Sieht so aus, als würde ich im Herbst wieder ordentlich nachlegen müssen. Hat jemand Zunder?

Pornographie now!

Fotografin (42j.,w.) sucht Räume für ein
künstlerisches Projekt, das den Umgang mit
Pornographie thematisiert. Welcher Mann
erlaubt mir ein Foto des Raumes zu machen,
in dem er sich Pornofilme anschaut? Das
Projekt ist seriös und ich garantiere natürlich
völlige Anonymität. Rückmeldungen bitte an
fotoprojekt[at]silverserver.at

Die Anzeige ist dem Wiener Stadtmagazin Falter entnommen und ich füge hinzu, dass ich die Fotografin kenne und ich mir dachte, ich helfe ihr, bei ihrem nicht gerade gewöhnlichen künstlerischen Unterfangen. Vielleicht gibt es ja da draußen mutige Männer, die ihr Zimmer oder Büro öffnen. Ich gehe mal davon aus, dass in Zeiten des Webs Pornographie zu einem Alltags- und Gebrauchsgegenstand wurde. Immer und überall anonym verfügbar. Waren das noch Zeiten, als man sich in einer Videothek in den abgetrennten Bereich stehlen musste und von expliziten, eindeutigen Video-Covers förmlich erschlagen wurde. Erotisch war das mit Sicherheit nicht. Seltsamerweise zuckte man(n) zusammen, wenn andere Männer ebenfalls die Hemmschwelle übertraten. Ich schätze, es war allen Beteiligten unangenehm. Weil es eindeutig danach aussah, dass man nicht zum Schuss kam. Nicht beim anderen Geschlecht jedenfalls.

Wurde hier ein Porno angeguckt?

So! Und damit wir mal ordentlich einheizen, gibt’s einen Porno. Okay, ist nur der Trailer zu einer US-Comedy, aber ich muss sagen, Kevin Smith, Regisseur und Drehbuchautor, spielt gehörig mit dem Feuer. By the way: wenn Kevin Smith über die Hollywood-Filmbranche herzieht, ist das f***ing funny (und natürlich wahr). Check that out!

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Die erotische Fiktion des Erik van der Rohe oder Du spielst die Hauptrolle

jetzt als E-Book für € 1,99 erhältlich

Gestern habe ich die hübsche Fiktion Die Erotik des Erik van der Rohe als E-Book bei beam online gestellt. Das Format des rund 147 Seiten Büchleins ist PDF und epub. Später sollte noch die kindle-Version für amazon hinzukommen. Gut. Wieder eine Veröffentlichung mehr. Und langsam dämmert es einem, dass man wieder nur einer von sehr sehr vielen ist. Auch wenn das Büchlein durchaus neue literarische Wege einschlägt und dem weiblichen Zielpublikum das Du-Wort anbietet. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die erotische Fiktion ist nämlich aus der Du-Perspektive erzählt. Gibt’s auch nicht oft, oder?

Jedenfalls, um den Inhalt kurz auf den (Höhe?)Punkt zu bringen: eine Leserin findet Gefallen an der autobiographischen Fiktion Der Fetisch des Erik van der Rohe (ja, das Buch kommt auch noch) und beschließt, Kontakt mit dem Autor aufzunehmen. Sie löst damit eine fesselnde Tour-de-Force aus. Haha. Das ist dann ja wohl der knappste Klappentext der Literaturgeschichte.

Möchte jemand eine Rezension oder Besprechung machen, werde ich gerne das E-Book weiterleiten. Gehört sich so. Über Erwähnungen in den einschlägigen sozialen Netzwerken (damit meine ich nicht youporn) würde ich mich selbstjafreilich freuen. Wer das Print-Buch vorbestellt bzw. bereits vorbestellt hat, erhält natürlich das E-Book ohne weitere Kosten zugesandt. Gehört sich so.

jetzt als E-Book gratis erhältlich!

Das Kapitel Lyida aus der autobiographischen Fiktion gibt es nun als Appetithäppchen gratis zum Herunterladen. Auch nicht schlecht, oder? Gut. Dann schauen wir mal, dass wir Erik in die weite Welt posaunen. *tröööööt*