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BuchQuartier 2017 und ein Gespräch über Gott und die Welt

Das war es also, das BuchQuartier 2017. Der Markt der Independent- & Kleinverlage im Wiener MuseumsQuartier ist Geschichte. Samstag und Sonntag gesellte ich mich zu all den kleinen und kleinsten Verlagen mit einem Verkaufstisch in den sogenannten Freiraum, während die Platzhirschen der österreichischen Verlagsszene in der Ovalhalle Aufstellung nehmen durften. Es fühlte sich an, als würde man wieder zur Schule gehen. Dort die lässig coolen Maturanten, die bereits per Du mit der Lehrerschaft sind und da die Erstklässler, die bereits zufrieden sind, wenn sie von den Älteren nicht angepöbelt werden. So mag es auch nicht weiter verwundern, wenn auf der einen Seite der Rubel rollte, auf der anderen der Trubel sich trollte. Das Wortspiel dürfen Sie gerne mit nach Hause nehmen.

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Präsentation meiner Bücher im BuchQuartier (MQ) – 9.12 und 10.12.

BuchQuartier_MQInfoDieses Wochenende – Samstag 9.12. und Sonntag 10.12. von 11:00 bis 20:00 – findet das BuchQuartier, eine Verkaufsmesse für Indie- und Kleinverleger, im MQ statt.

Ich werde vor Ort sein und meine Bücher inklusive ausgesuchter Schokolade von Schokov im Zentrum feilbieten. Die Pakete, die ich schnürte, sind ein Schnäppchen. Nur so lange der wenige Vorrat reicht, aber das versteht sich wohl von selbst 😉

Schokov_Books2

Würde mich selbstjafreilich über Besuch und Plaudereien freuen.

Übrigens ist es bald 10 Jahre her, dass ich im Q21 das Buch Die Liebesnacht des Dichters Tiret präsentierte – inklusive einer szenischen Lesung. Einen Videoclip über den Abend gibt es auf youtube oder hier zu sehen. Ach, wie die Zeit vergeht.

 

Das vergangene literarische Schaffen des Herrn B.

Timeline_Covers_2016
Nur nicht stehen bleiben!

Dreizehnundein Jahr ist es nun her. Damals küsste mich die Muse und beschenkte mich mit der Idee eines Entwicklungsromanes, der im Wiener Fin de Siècle die Höhen und Tiefen des suchenden Herzens ausloten sollte. Von da an ging es mit den Musenküssen stetig weiter. Um hierbei nicht den Überblick zu verlieren, habe ich nun relevantes Geschreibsel auf eine Zeitachse gelegt und mit Informationstext sowie Abbildungen versehen. So kann man auf einen Blick erfassen, was meine Wenigkeit über die Jahre geleistet hat. Ist es viel? Ist es wenig? Es kommt halt darauf an. Ein Jahr ist viel Zeit, gewiss, aber ein Jahr ist auch wieder schnell um. Penly beendet nun die Tiret-Saga, der Kreis innerhalb eines großen Bogens schließt sich.

Als der Himmel voller Bücher hing

Gestern, vor 8 Jahren, ist die Buchpräsentation zu Die Liebesnacht des Dichters Tiret im Wiener MQ über die Bühne gegangen. Der kleine Filmclip lässt das Geschehen Revue passieren. Damals war ich noch recht naiv in den verlegerischen Schlagabtausch gegangen; ja, ich dachte, es gäbe  Chancengleichheit, weil, heißt es nicht, der freie Markt ist für alle da? Aber je mehr ich in das kapitalistische Drumherum drang, desto klarer wurde mir die Aussichtslosigkeit all der ambitionierten Davids, die sich gegen die marktmächtigen Goliaths zu stemmen versuchen. Talente, Gaben und Tugenden sind keine umsatzsteigernden Eigenschaften. Auch der junge Goethe musste das zu Beginn seiner Karriere feststellen, als er auf einen Berg selbst publizierter Götz-Bücher saß und seinen Freunden Brandbriefe schrieb: „Hört, wenn ihr mir wollet Exemplare von Götz verkaufen, ihr tätet mir einen Gefallen.“ [Siehe Seite 176]

Plakat_Tiret_Brouille_Madeleine_Penly

 

Die Händlergeister, die wir riefen …

Tiret_14072015

Am Samstag werde ich eine Lesung abhalten. Brouillé. Ein amüsant-historisches Kriminalstück am Vorabend der Französischen Revolution. Zur Weihnachtszeit will Schriftsteller die Zuhörer nicht mit ernsten Themen foltern – auch wenn Wahrheit (oder wenigstens die Suche nach ihr) keine Zeit kennt. Jedenfalls überlege ich hin und her und her und hin: Welche Preise für welcher Bücherpäckchen soll ich nur machen?

De facto sind 3 Bände der Tiret-Saga erschienen. Der vierte Band sollte im Frühjahr/Sommer die Druckerpresse verlassen. Dann gäbe es vier Bücher, die einen runden Zirkelschluss ergeben. Aber wer würde vier (Taschen)Bücher „in einem Sitz“, also alle zusammen, um teures Geld kaufen wollen? Von einem unbekannten Autor, der keine Anstalten macht, seine Bücher in den höchsten Tönen zu loben? Seltsame Bücherwelt, in der ich lebe, nicht wahr?

Ich denke, es hat wieder einmal mit dem Kampf zwischen Händler- und Handwerksgeist zu tun – über diesen fight habe ich bereits mal ausführlich geschrieben. So sträubt sich mein Handwerksgeist die Händlergeister zu Hilfe zu rufen. Denn: „Die ich rief, die Geister, werd’ ich nun nicht los“, heißt es in Goethes Zauberlehrling. Eine Warnung, wenn man so will, an all jene, die die Kunst der Marketing-Magie nicht beherrschen können und trotzdem im Verkauf zaubern wollen.

Sehen Sie, ich gehe davon aus, dass der Händlergeist auf lange Sicht für jede Gemeinschaft, für jede Gesellschaft, den Untergang bringen muss. Nehmen wir die Globalisierung. Sie kann nur dem Händlergeist entsprungen sein. Während der Handwerksgeist, lokal in der Fertigung, auf Qualität und Funktionalität achtet, trachtet der Händlergeist nur nach der Verzauberung des potenziellen Kunden. So geht es in der globalisierten Überflussgesellschaft nicht mehr darum, ein Produkt zu fertigen, das dem Menschen in seinem realen Fortkommen weiterhilft. Die Elite der Händlergeister ersinnt Tricks und Kniffe, um die „seelische Lücke“ des Kunden mit billigen Massenwaren auszufüllen. Mit anderen Worten, die bösen Geister schaffen zuvor die „seelische Lücke“, erachten es als ihre Händlerpflicht, den gewöhnlichen Menschen seine Unzulänglichkeit, seine Hässlichkeit, seine Kränklichkeit, seine Unzufriedenheit, seine Ungeliebtheit, ja, all sein Unglück vorzuhalten. Ein unglücklicher, unzufriedener und eingeschüchterter Kunde wird zum Käufer seines „Glücks“.

Das ist die Tragik unserer Epoche. Der Handwerksgeist wurde uns Stück für Stück genommen – und kaum jemand, der es sich leisten könnte, Widerstand zu leisten. Es ist diese stille Tyrannei des Händlergeistes, es ist dieses Schwert, das über all unseren Köpfen schwebt: Niemand zwingt dich, besser, du zwingst dich selber. Ja, ist einmal der Händlergeist in dir, wirst du tun, was er von dir verlangt. Freiwillig.