Der in Deutschland stationierte amerikanische Generalmajor Robert McClure, Chef der psychologischen US Kriegsführung (ICD), schreibt im Mai 1945 an seine Frau:
»Die Kampfhandlungen hier sind vorbei! Gestern [die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht] unterschrieben. Jetzt, wo die eine Phase vorbei ist, stecke ich bis zum Hals in der Kontrollphase. Wir werden alle Zeitungen, Filme, Theater, Radio, Musik, etc. in Deutschland eisern kontrollieren! Meine Abteilung publiziert in Deutschland im Moment 8 Zeitungen mit einer Auflage von 1 Million Exemplare und versendet jeden Tag mit Luftpost über 2 Millionen Zeitungen in verschiedenen Sprachen für Flüchtlinge und Kriegsgefangene. Der größte Zeitungsverlag der Welt.« [meine Übersetzung]
Rund ein Jahr später schreibt er: »Wir kontrollieren nun 37 Zeitungen, 6 Radiostationen, 314 Theater, 642 Kinos, 101 Magazine, 237 Buchverlage, 7 384 Buchhändler und Druckereien, und führen rund 15 Meinungsumfragen pro Monat durch, weiters geben wir eine Zeitung mit einer Auflage von 1 500 000 und 3 Magazine heraus, wir führen die Associated Press of Germany (DANA) und leiten 20 Zentralbibliotheken. Die Unternehmung ist enorm.« [meine Übersetzung]
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Der ungarisch-amerikanische Historiker John Lukacs (geb. 1928) schreibt in seinem Sachbuch Hitler of History – erschienen im Verlag Random House New York, 1997 – auf Seite 97:
»In den Jahren 1938 und 1939 verzeichnete Deutschland die höchste Heiratsrate in ganz Europa. […] Der phänomenale Anstieg der deutschen Geburtenrate in den 1930ern war sogar steiler als der Anstieg der Heiratsrate. Es wäre unsinnig, würde man diese Ziffern mit dem (alleinigen) Hinweis auf Hitlers Familienpolitik abtun. Natürlich hat er große Familien unterstützt und ihnen soziale und finanzielle Begünstigungen angeboten. Aber kein Staatsmann kann Väter dazu zwingen, Kinder zu zeugen (oder Mütter, diese zur Welt zu bringen); und Zuversicht in die Zukunft [Optimismus] hatte viel mehr mit den Perspektiven des Heimatlandes zu tun als mit Wirtschaftszahlen. […] Zwischen 1932 und 1939 ist die Anzahl an verübten Selbstmorden von unter 20-Jährigen innerhalb der ersten sechs Jahre um 80 % gefallen.« [meine Übersetzung]
»In 1938 and 1939 the highest marriage rates in all of Europe were registered in Germany … The phenomenal rise of the German birthrate in the thirties was even steeper than the rise of the marriage rate. It is unreasonable to slur over these figures by simply referring to Hitler’s populationist policies. Of course he encouraged large families, and offered social and financial benefits to them. But not national leader can force fathers to beget children (or mothers to bear them); and confidence in the future had much more to do with national perspectives than with economics.[…] From 1932 to 1939 the number of suicides commited by Germans under twenty dropped 80 % during the first six years.«
Ich war nun endlich in der Bibliothek des Wiener Rathauses und habe mir die dortige Ausstellung mit dem sprechenden Titel
»Wir wissen es, daß diese Beamtenschaft ihre Pflicht auch im neuen Wien tun wird« – Die Wiener Stadtverwaltung 1938.
angesehen. Die Ausstellung ist empfehlenswert, haben die guten Seelen der Wienbibliothek höchst sehenswerte Originalmaterialien aus dem Archiv „ausgegraben“, diese mit allerlei Anmerkungen versehen und eine chronologische sowie thematische Reihung vorgenommen. Einziger Wermutstropfen ist vielleicht die recht bescheidene Ausstellungsfläche und ich würde mir wünschen, dass hier vielleicht einmal das Wien Museum einspringt und Platz für eine geräumigere Präsentation mit zusätzlichem Material schafft.
Propagandaist laut dem Duden die „systematische Verbreitung politischer, weltanschaulicher o. ä. Ideen und Meinungen mit dem Ziel, das allgemeine Bewusstsein in bestimmter Weise zu beeinflussen“. Die beste Wirkung erzielt Propaganda dann, wenn es als solche nicht wahrgenommen wird und so in unsere Gedankenwelt dringt.
Conclusio für den eiligen Leser: Rolf Peter Sieferles Buch Finis Germania ist eine Empfehlung. Mit Einschränkung. Henryk M. Broders Vergesst Ausschwitz! eine Zumutung. Ohne Wenn und Aber.
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Alles beginnt damit, dass ein Spiegel-Redakteur das posthum erschienene Büchlein des deutschen Historikers Rolf Peter Sieferle mit dem recht pessimistischen Titel Finis Germania der breiten Leserschaft empfiehlt. Das wiederum stößt einigen anderen Kollegen der journalistischen Zunft säuerlich auf, weshalb das Buch wieder von der Empfehlungsliste verschwindet. Dieses Verschwinden lassen – ein Zaubertrick unserer Zeit – erweckte aber in manchem Medienkonsument den Eindruck der blanken Zensur, weshalb diese „Auslese“ damit begründet wird, dass das Buch rechtsradikal, antisemitisch und geschichtsrevisionistisch sowie eine völkische Angstfantasie sei.
Die Deutschen haben offenbar aus bitterer Erfahrung gelernt, daß der Kampf heute (1948) nicht um verschiedene Wirtschaftssystem, um Klassen oder selbst um Nationen geht, sondern um die Grundwerte der westlichen Kultur. Kostspielige Rache The High Cost of Vengeance Freda Utley Verlag H. H.Nölke, Hamburg 1952, S. 39f
Die letzten Tage in der österreichischen Tageszeitung KURIER geblättert. Weil Y. mich gebeten hat, während ihrer Abwesenheit, die an die Haustür gelieferten Abo-Exemplare der Zeitung zu „entfernen“. Und da ich generell einen großen, weiten Bogen um Mainstream-Produkte mache, dachte ich mir, ich guck mal rein und schau, was da so geschrieben wird.
Wie nicht anders zu erwarten, ist es zum größten Teil eine grauenhafte Mischung aus Propaganda, Desinformation und unnützem Wissen. Und ich beginne langsam zu verstehen, warum der gewöhnliche Bürger – durchaus nicht dumm, durchaus nicht bös – so verwirrt, so verunsichert, so apolitisch ist. Auf jeder der vielen Zeitungsseiten wird einem die Allmacht des politisch Faktischen entgegengeschrieben – eine mögliche abweichende Meinung der Bevölkerung wird hinweg-psychologisiert oder in eine (rechte) Ecke gestellt: Take it or leave it!
Und die (unterschwelligen) Querverbindungen der Artikel sind für einen aufmerksamen Skeptiker nicht zu übersehen. Vor allem sind es die Geschichten rund um die 1930er Jahre, die immer und immer wieder der Leser- und Bürgerschaft ein schlechtes Gewissen förmlich aufzwingen. Jeder, der sich nicht restlos und mit jeder Faser seines (freien?) Geistes gegen dieses Damals ausspricht, sozusagen stumm bleibt, läuft Gefahr, als „Ewiggestriger“ ausgegrenzt und ausgestoßen – im schlimmsten Falle vielleicht sogar angezeigt – zu werden. So darf es nicht verwundern, dass sich nur die Dümmsten bzw. Abgebrühtesten getrauen, öffentlich Kritik an der ungezügelten (d.h. nicht gelenkten) Zuwanderung auszusprechen – während der Rest den Kopf hin und her wiegt. Nur zu Hause, im Privaten, ist es gegenwärtig dem Einzelnen noch möglich, seine Meinung zu offenbaren. Wer behauptet, wir würden in einem freien Land leben, der badet in Seifenblasen. Man sehe sich den Vortrag von Prof. Jerry Kroth an, der aufzeigt, dass die freie Meinungsäußerung beispielsweise an amerikanischen Universitäten nicht mehr gegeben ist und die universitären Forschungsprogramme der Abteilung Psychologie den Bezug zur Realität verlieren und nur noch politisch korrekte Fragestellungen akzeptieren.
Was die Bürger seit Jahren als »Toleranz« vorgegeben bekommen, ist nichts anderes als: „Entweder du bist mit uns (und für das Gute) oder gegen uns (und für das Böse)!“ – diese Interpretation hat freilich nichts mit der ursprünglichen Idee zu tun, trotzdem wird sie liebend gerne von »toleranten« Menschen immer dann in die Diskussion geworfen, wenn diesen der argumentative Boden unter den Füßen wegzubrechen droht.
Und die Mainstream-Produkte – seien es Tages- oder Wochenzeitungen, seien es Nachrichten oder Magazine im öffentlich-rechtlichen Rundfunk oder Privat-TV – sie geben diese »tolerante«, d.h. dualistische Anschauung wieder. Manche Blätter machen es subtiler, manche plakativer – aber immer ist die eine Seite gut, die andere bös – nichts dazwischen. Erinnern Sie sich noch an die medialen Claqueure zum zweiten Irak-Krieg? Soweit ich weiß, hat sich noch kein Redakteur oder Journalist für die einseitige, fehlerhafte und manipulative Berichterstattung entschuldigt oder ist für die Kriegshetze juristisch belangt oder gefeuert worden. Mit anderen Worten, all diese Schreiberlinge in ihren warmen Redaktionsstuben haben weder Gewissen noch Rückgrat – sie sind einfach nur Söldner und tippen die gewünschten Texte für jeden, der sie bezahlt. Warum sollte der Bürger diesen Schreib-Rabauken überhaupt noch vertrauen?
Also, wenn es um die »Flüchtlingskrise« geht, dann ist man bestens beraten, mal einfach den Hausverstand ein- und das TV (wenigstens für ein paar Tage) auszuschalten. Es ist nämlich ganz einfach. Was will der Bürger eines Staates unbedingt? Sicherheit – das heißt Aufrechterhaltung der Ordnung. Alles andere ist von nebensächlicher Bedeutung. Es ist demnach eine berechtigte Frage an die politische Obrigkeit, ob diese die Ordnung (auf kurze und lange Sicht) aufrechterhalten kann und was getan werden muss (gegenwärtig und zukünftig), damit die Ordnung aufrechterhalten bleibt. Sehen Sie, in Stockholm, so versicherte mir X., die eine Zeit lang dort lebte, gibt es drei Bezirke, die für einen Teil der Einwohner eine No-go-Zone darstellen. Mit anderen Worten, die Sicherheit des Einzelnen ist in diesen Bezirken nicht gewährleistet – im Besonderen für Frauen. Soll das nun der Bürger akzeptieren?
Anders gefragt, müssen wir uns damit abfinden, dass es in unserer zivilisierten Welt Orte gibt, an denen die staatliche, das heißt von der Gesellschaft vorgegebene Ordnung, nicht mehr greift?
So versuchen die gewählten politischen Führer – mit medialer Hilfe – etwaige Missstände herunterzuspielen, aber der Krug geht bekanntlich nur so lange zum Brunnen, bis er bricht. Diese von oben verordnete und vom Mainstream propagierte Weichspülungist freilich grob fahrlässig und wird noch großen Schaden anrichtet. Gewiss, es ist möglich, dass all die Politiker überfordert und nicht in der Lage sind, zwischen zwei Übel das geringere zu wählen. Oder – verschwörungstheoretisch gesprochen – tun diese Polit-Marionetten nur, was ihnen gesagt wird. Sehen Sie, die wirklichen Herren an der Spitze wissen, dass man zum einen Gruppen gegeneinander ausspielen muss, um ungefährdet zu herrschen (Divide et impera) und zum anderen wissen sie, dass weitreichende politische Veränderungen nur dann herbeigeführt werden können, wenn die Mehrheit der (freien) Bürger von Angst gepackt ist. Oder glauben Sie wirklich, dass ein Amerikaner – ohne 9/11 – dem Patriot Act oder der Installation eines Heimatschutzministeriums seine Zustimmung gegeben hätte?