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Mythen der Ernährung (4): Wenn ich nur aufhören könnt‘ mit dem süßen Gift

Was bisher geschah // »Genauso wie Alkohol und Tabak ist Zucker in Wirklichkeit eine Droge. Das mag übertrieben und weit hergeholt sein, aber Zucker ist die gefährlichste Droge aller Zeiten und kann noch immer überall ohne Probleme erworben werden«“, schrieb Paul van der Velpen, Leiter des Amsterdamer Gesundheitsdienstes im Jahr 2013.

Diese Ansage war der britischen Tageszeitung The Telegraph sogar einen Artikel wert. Während die verbotenen, weil abhängig machenden Substanzen nach allen Regeln der Kunst medial und politisch ausgeschlachtet werden (War on drugs), rudern Politiker und Redakteure bei den erlaubten Drogen (Tabak, Alkohol und Zucker) immer wieder zurück und verharmlosen das Problem. Aber Zucker, so unschuldig dieses süße Gift auch in den Köpfen der meisten Menschen erscheinen mag, ist eine Einstiegsdroge. Eric Clapton stellte einmal in einem Interview fest, dass seine Heroinabhängigkeit mit Zucker, dem er in der Kindheit verfallen war, begonnen hat. Lustig, nicht?

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Mythen der Ernährung (3): Die ersten drei Schritte zum Meilenstein

Was bisher geschah // Sich zu einer Diät oder Ernährungsumstellung zu zwingen, weil diese „gesund“ ist oder einem „gut tut“, funktioniert auf lange Sicht nicht. Das Bewusstsein hat keine Kontrolle über Milliarden und Abermilliarden von Zellen und den zig Billionen freundlicher Bakterien, ohne die unser Überleben nicht möglich wäre und deren „Gastauftritt“ in unserer Darmflora so rätselhaft ist wie die Entstehung von Bewusstsein.

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Drogen und Abhängigkeit und die Flucht vor der Wirklichkeit

Gleich vorweg: Ich habe noch nie geraucht. Keine Zigarette. Keinen Joint. Gelegenheiten gab es viele. Aber ich lehnte ab. Dankend. Kopfschüttelnd. Verärgert. Drogen? Alkohol schmeckt mir nicht. Für Koks bin ich scheinbar noch nicht in die erhabenen Kreise aufgestiegen, wo es üblich ist, seinen erlahmten Gehirnwindungen einen Kick zu geben. Bleibt noch die Droge des Proletariats, aber den Kristallzucker habe ich mir abgewöhnt, ich trinke den Kaffee nur noch heiß und schwarz. Wenn es stimmt, was man so hört, dann ist der raffinierte Zucker eine ziemliche Breitseite für den Organismus. Ein gewisser Dr. Lustig, von der University of California, macht in einem Vortrag zwischen Alkohol und Zucker nur einen Unterschied: bei übermäßigem Alkoholkonsum hätte man am nächsten Morgen einen hässlichen Kater. Bei übermäßigem Zuckerkonsum würde man sich diesen ersparen, aber die Folgewirkungen seien mit übermäßigem Alkoholkonsum vergleichbar. Überspitzt formuliert: Eltern, die ihren Kleinen gesüßte Getränke reichen, sorgen nur dafür, dass diese später einmal mit den Folgeerscheinungen des Zuckerkonsums zu kämpfen haben. Fettleibigkeit hat hier einen zentralen Ausgangspunkt.

Keine zehn Minuten von mir entfernt, in einer U-Bahnstation, wird am helllichten Tage ungeniert gedealt. Wie ich erst unlängst hörte, soll der Drogenumschlagplatz von der Inneren Stadt (Karlsplatz) in meine Gegend verlegt worden sein. Aha. Wenn ich an den wartenden ausländischen »Händlern« und inländischen Handlangern vorbei gehe, bemerke ich, dass die ausländischen Leute gesund wirken, während die inländischen Leute allesamt schwer gezeichnet sind. Man sieht es ihrem Gesicht, ihren Augen, ihrer Haltung und – vor allem – ihrer Tonlage beim Gespräch an, dass etwas mit ihrem Körper nicht in Ordnung ist. Die Drogen – welche es auch immer sind, die diese Leute reichlich zu sich nehmen – sorgen dafür, dass ihr Körper und ihr Geist verfällt. Ich versuche mir dann und wann auszumalen, wie man ihnen helfen könnte, von ihren (Sehn-)Süchten loszukommen, aber gleichzeitig bemerke ich auch, wie einfältig meine Überlegungen sind. Aus der sicheren Entfernung eines gesunden Standpunktes kann man sich leicht in Überheblichkeit und Besserwisserei verirren.

Im Vortrag von Prof. Gabor Maté (an sein nuschelndes Englisch muss man sich erst gewöhnen) wurde mir klar, dass ich von den Zusammenhängen keine Ahnung hatte. Ich weiß natürlich nicht, inwiefern die Erfahrungen von Prof. Maté bereits in der Schulmedizin verankert sind, gehe aber davon aus, dass es noch ein weiter Weg bis dahin ist. Auf den Punkt gebracht, besagt die Theorie von Prof. Maté, dass das Suchtpotenzial in dem einen Menschen deshalb so stark ausgeprägt ist, weil in der frühesten Kindheit (bis etwa 3 Jahren) der biochemische Entwicklungsprozess des Gehirns gehemmt wurde. Erst durch die positive Zuwendung der Bezugsperson (muss nicht die Mutter per se sein, kann auch die Großmutter oder der Vater sein) zum Kleinkind wird die gesunde Gehirnentwicklung vorangetrieben. Fehlt es hingegen an positiver Zuwendung und Geborgenheit, so werden gewisse Gehirnregionen im Kleinkind biochemisch benachteiligt. Diese Benachteiligung kann in späterer Folge durch gewisse chemische und verbotene Substanzen ausgeglichen werden. Diese Theorie von Prof. Maté hat natürlich den großen gesellschaftlichen Nachteil, dass man Drogensüchtige nicht für ihr Tun verantwortlich machen kann. Tja.

Nächste Woche gibt es im Rahmen der Wiener Vorlesungen einen Vortrag über Burnout und es wird der Frage nachgegangen, ob es sich um eine »Modediagnose oder schwere Krankheit unserer Zeit« handelt. Dadurch, dass seelisches bzw. psychisches Unwohlsein genauso wie kleinere und größere Ängste tabubehaftet sind, kann es gut sein, dass wir in naher Zukunft allesamt am Rande eines Nervenzusammenbruchs stehen und uns nur noch mit pharmazeutischen Drogen oder hausmütterlichen (»Bleibst heut im Betterl und ruhst dich mal aus!«) bzw. hausväterlichen (»Reiß di zsamm!«) Ratschlägen aufrecht halten. Dabei wage ich zu behaupten, dass die schwächsten (sensibelsten) Teilnehmer der Gesellschaft als erstes den Kürzeren ziehen werden. Es würde mich nicht sonderlich wundern, wenn eine junge Generation geschlossen in ein virtuelles Leben abtaucht und die Realität nur noch als notwendiges Übel versteht.