Die letzten Tage intensivst am Spielemagazin 2/2012 gearbeitet und heute zum Druck befördert (zack!). Nebenbei mal einen Folder für das von mir designte Jugendbuch 5VERSCHOLLEN entworfen und zur Durchsicht abgeschickt (bumm!). All das und noch ein paar weitere Verpflichtungen stören die Überarbeitung an Con$piracy. Trotzdem konnte ich es nicht lassen, wieder einmal mein neugieriges Näschen in allerlei Publikationen und Rezensionen zu stecken. Ein Hinweis führt zu einem anderen, der wiederum zu einem anderen führt und so weiter und so fort. Am Ende will man sich ein Buch näher ansehen, das zu seiner Zeit sehr kontroversiell gewesen sein muss. Wie dem auch sei, mit Ausnahme einer Hand voll Zitate findet sich so gut wie nichts im Web. Das Buch ist nirgends zu bekommen. Ich denke, es ist das erste Buch, das in keinen der amazon-Läden – sei es in Germanien, Britannien oder Amerikannien – aufzutreiben ist. Das ZVAB zeigt zwar drei Treffer, aber die führen ins Leere. Tja. Fast scheint es, dass diese nebulöse Unauffindbarkeit für mich einen magischen Reiz verströmt. Vermutlich ist es die Phantasie, die mir vorgaukelt, dass eine geheime Gesellschaft alles tat, um dieses Buch vom Markt zu bekommen. Gewiss, es kann auch ganz anders, ganz simpel, ganz gewöhnlich, sein, also nur marktwirtschaftliche Gründe haben (weil: der Markt und die Mehrheit irrt bekanntlich nie!)
Heute das Buch eines Historiker ersten Ranges aufgetan. Caroll Quigley publizierte bereits 1966 in seinem Buch Tragedy and Hope: A History of the World in Our Time über allerlei korrupte Machenschaften. Mit wissenschaftlich-historischer Akribie erklärt er die Welt im Lichte der Vergangenheit. Sein Buch ist interessanterweise im Internet-Archiv zu finden und kann dort in aller Ruhe durchgeblättert werden. Auch wenn ich mir vorerst nur ein paar Kapiteln zu Gemüte führen konnte, es sieht sehr danach aus, als hätte Quigley bereits zu seiner Zeit die gegenwärtige Entwicklung vorweggenommen. Bemerkenswert. Auch wenn er – in Bezug zum Beispiel auf Deutschland – hin und wieder in einen Mainstream-Historismus verfällt, der stetige Hinweis auf die weltweit agierende Hochfinanz-Priesterschaft ist es sicherlich nicht. Quigley dürfte sogar einen Schritt weitergegangen sein, in dem er die Verantwortung für vergangene Weltkriege und Wirtschaftskrisen zum größten Teil in dieser Finanz-Clique sieht. Antony C. Sutton, ebenfalls ein Historiker des alten Schlages, der sich nicht korrumpieren ließ, stellte mit seinen (selber publizierten) Büchern die historischen Überlieferungen der nahen Vergangenheit vollends in Frage.
In einem – akustisch leider nur sehr schwer verständlichem – Interview erzählt Quigley, dass er mit seinem Verlagshaus MacMillan schwer zu kämpfen hatte. Wobei er betonte, dass der Verlag zwischenzeitlich mehrmals den Eigentümer gewechselt hatte und diese nur noch den profitableren Büchern den Vorrang gaben. Dass ihn der Verlag mehrmals im Unklaren ließ, in Bezug auf eine Neuauflage, ärgerte ihn maßlos. [»They lied, lied, lied, lied to me!«] Der Vertrag, den Quigley mit MacMillan seinerzeit unterschrieb hätte ihm die Rechte auf die Druckplatten gegeben, falls der Verlag keine weitere Neuauflage in absehbarer Zeit geplant hätte. Und dann, erzählt Quigley, erhielt er ein Schreiben von MacMillan, in dem ihm mitgeteilt wurde, dass die Druckplatten vernichtet wurden. Ja, so funktioniert das System eines Establishments. Erstaunlicherweise wurde das Buch in den frühen 197oern »raubkopiert«. Piraterie ist also keine Erfindung der Internet-Community. Eigentlich geht diese literarisch-verlegerische Räuberei ins 18. Jahrhundert zurück, als Autoren noch kämpfen mussten, um von Verlagen an den Verkaufserlösen beteiligt zu werden. Ja, damals gedachte ein Verlag die Autoren in Bezug auf Auflagenhöhe und Verkaufszahlen weitestgehend im Unklaren zu lassen und mit Almosen abzuspeisen. Goethe machte diesbezüglich ja seine lieben Erfahrungen. Heute hingegen trommeln sich die großen Verlage an die Brust und verkünden lauthals, dass sie die Hüter von Demokratie und der Garant von Meinungsfreiheit sind. Der Leser möchte es mir an dieser Stelle nachsehen, wenn ich kurz in mein Fäustchen lache.