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Gedanken zur ZDF TV-Serie „Bad Banks“

Die letzten Tage die sechsteilige TV-Serie Bad Banks gesehen. Diese deutsch-luxemburgische Produktion kann handwerklich und schauspielerisch überzeugen, aber  das zugrundeliegende Thema − das Finanzsystem im Zeitalter großer Bankenpleiten − wirkt recht abstrakt und unverständlich. Die Filmemacher haben gar nicht erst die Absicht erkennen lassen, Licht ins Mammon-Dünkel zu bringen. Vermutlich, weil sie selbst nicht wissen, was da in den geheiligten Hallen des Geld- und Kapitalmarktes so vor sich geht und wie politisch-gesellschaftlich einflussreich die Bankenclique längst geworden ist. Der damalige Präsident der Deutschen Bundesbank Hans Tietmeyer getraute sich bereits im Jahr 1996 festzustellen:

»Die meisten Politiker sind sich immer noch nicht darüber im Klaren, wie sehr sie bereits heute unter der Kontrolle der Finanzmärkte stehen und sogar von diesen beherrscht werden.« [FAZ]

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Denkverbote #1: Geld- und Kreditsystem

Denkverbote-1Das Geld- und Kreditsystem ist Eckpfeiler unserer gegenwärtigen Zivilisation. Trotzdem erfährt der gewöhnliche Bürger so gut wie nichts über die Schwarze Magie, die hier praktiziert wird.

Geld entsteht durch Kredit.

Würden alle Kredite auf diesem Planeten zurückgezahlt werden – was freilich wegen der Zinsen unmöglich ist – gäb’s auch kein Geld mehr in unserer Welt. Der Zinseszins, der auf lange Sicht jeden Kreditnehmer – vor allem Staaten – in den Bankrott treibt, wird niemals ernsthaft diskutiert. Spricht man aber von Wucher oder Zinsknechtschaft könnte das einem Job und Zukunft kosten. Das Thema Geld, Kredit und Bankwesen ist heutzutage ein einziges Minenfeld. Jeder Analyst, der sich in dieses Feld begibt, um Fakt von Fiktion zu trennen, läuft Gefahr, zerrissen zu werden.

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Die Korruption an der Spitze

FED_Korrupt_1932

An dieser Stelle, dem ersten Blog-Eintrag des neuen Jahres 2016, möchte ich jene Themen benennen, die ich später im Detail behandeln werde. Nur für den Fall, dass sie mir entfallen.

Die Drehbücher zu den beiden aktuellen Filmen Pawn Sacrifice und The Big Short durch Zufall im weiten Web gefunden und gelesen. Bemerkenswerte Leistungen! Sollten Sie sich ein wenig für die Welt da draußen interessieren, würde ich Ihnen die beiden Filme ans Herz legen. Dass diese Filme – wie Martin Scorseses The Wolf of Wall Street und Oliver Stones JFK – nur an der Oberfläche der immensen Korruption kratzen, dabei primär Mitläufer, Handlanger und Dummköpfe ins Rampenlicht stellen und bei alledem die großen Zusammenhänge aussparen, ist nicht weiter verwunderlich, weil: Hollywood pisst nicht auf die Hand, die es füttert. Trotz allem können die Filme die Tür zur wirklichen Wirklichkeit (rabbit hole) wenigstens einen Spalt breit öffnen.

In den letzten Wochen die beiden Bücher Human Smoke: The Beginnings of World War II, the End of Civilization und das längst vergriffene Spy Catcher: Enthüllungen aus dem Secret Service gelesen. Verwunderlich, dass beide Bücher publiziert werden konnten durften. Human Smoke von Nicholas Baker (deutsche Übersetzung: Menschenrauch) hat mir beim Lesen im wahrsten Sinne des Wortes Übelkeit verursacht. Es ist mit Abstand das verstörendste Buch über die 1930er Jahre, das es gegenwärtig in Buchhandlungen zu kaufen gibt, ohne dass man Angst haben müsste, vom gutmenschlichen Nachbarn denunziert zu werden. Spy Catcher wiederum ist die übliche Spionage-Autobiographie eines hohen britischen Geheimdienstmitarbeiters, die sich aber im Gegensatz zu anderen Publikationen, nicht scheut, Namen zu nennen und Geheimnisse des Berufes preiszugeben. Man muss freilich öfters zwischen den Zeilen lesen, um zu verstehen, was da in Geheimdienstkreisen gespielt wird. Das im Jahr 1987 veröffentlichte Buch mag auf den ersten Blick ein wenig verstaubt und schwer verständlich wirken – der Autor blickt in eine Epoche zurück, als der Kalte Krieg noch recht heiß war und die britische Nachkriegs-Gesellschaft von einer neuen Generation abgelöst wurde – aber man wird immer wieder mit verblüffenden Einblicken in die Spionagewelt belohnt.

Und zu guter Letzt würde ich Ihnen für das neue Jahr empfehlen, Ihren Mainstream-Medien-Konsum zu reduzieren. Sie glauben gar nicht, wie befreiend das sein kann.

 

Die Propaganda des Systems in einer österreichischen Tageszeitung

There is nothing in history to suggest that kneeling before the dictates of the marketplace is a rational way to create a functioning civilisation.

Pulitzerpreisträger Chris Hedges
Economist vom September 2012

Es geht hier nicht darum, allein die österreichische Tageszeitung K. zu verunglimpfen – immerhin rangiert sie in der  Berichterstattung über dem Gratis- und Bezahl-Boulevard, der wie ein Virus in den Morgenstunden eines Arbeitstages um sich greift und im Verdacht steht, seinen Opfern den letzten Rest an gesundem Menschenverstand zu rauben. Wie dem auch sei, bleiben wir bei der Tageszeitung K., deren dicke Samstagsausgabe ich auf dem Tisch liegen habe. Ehrlich gesagt, ich habe mir nur den Leitartikel von Frau S. durchgelesen und ein paar der Artikel angelesen. Man muss sie auch nicht vollständig lesen, um zu wissen, in welche Richtung die System-Propaganda den Leser zwingen, pardon, überzeugen möchte. Ob Boulevard oder Qualitätsblatt, allesamt spielen sie im Konzert der »Systemerhalter« mit.

Im Leitartikel geht es um die politische Richtung in Ungarn, dessen Regierungschef Orban gegen die internationalen Finanzmächte vorgehen möchte. »Die Sehnsucht nach Abschottung von internationalen Märkten und Verstaatlichung blüht auch hierzulande«, heißt es in der Sub-Titelei des Artikels. Nun, ich weiß leider nicht, welche Qualifikationen frau/man haben muss, um im K. einen Leitartikel zu fabrizieren, aber eine Ahnung davon zu haben, wie die Welt seit Einführung und Erweiterung der Freihandelsabkommen in den 1970er Jahren funktioniert, gehört scheinbar nicht dazu. Vermutlich ist die Dame noch nicht alt genug; andererseits, ich bin es auch nicht, aber irgendjemand hat mir ein einigermaßen brauchbares Gehirn gegeben, womit es mir möglich ist, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen.

Erst vor wenigen Tagen veröffentlichte der schweizer Tagesanzeiger ein Interview mit dem Soziologen Wolfgang Streeck, der über die Diktatur der Finanzmärkte spricht und Lösungen vorschlägt, die freilich nicht jedermanns Sache sind, aber immerhin, er versucht sich wenigstens daran, die Spirale der Finanzgewalt aufzubrechen. Frau S. denkt gar nicht daran – sie bleibt der gewohnt konservativ-überheblichen Spielart vieler Qualitätsblätter treu. Mit anderen Worten, Frau S. hat keine Ahnung, wie eine Lösung der gegenwärtigen Wirtschaftsmisere (vermutlich gibt es diese für sie gar nicht) aussehen könnte, aber sie weiß, wenn »Visionen auf die Spitze« getrieben werden. Immerhin, so schreibt sie, würde Europa zu Recht den Kopf über Orban schütteln. Aha. Also darauf kann ich nur sagen, dass die ganze Welt den Kopf über Frau S. schüttelt, ob solch einer Verallgemeinerung, die nichts beweist.

Dass internationale Großbanken in allerlei dubiosen und illegalen Machenschaften verwickelt sind, sollte hoffentlich schon in den Redaktionsräumen des K. angekommen sein. Beispielhaft sei hier Journalist Matt Taibbi vom Rolling Stone Magazine genannt, der sich lang und breit darüber auslässt, dass noch niemand von den Vorständen in den Knast gewandert ist. Seine letzte Kolumne beschäftigt sich mit der »Drogengeldwaschanlage« des größten britischen Finanzkonzerns, der für die US-Behörden zu groß ist, um ernsthaft juristische Schritte zu erwägen. Ja, so sieht die Wirklichkeit anno 2013 aus, meine Damen und Herren der Presse: »Alle Tiere sind gleich, aber manche Tiere sind gleicher«.

Ich muss mich wieder meinem Sachbuch widmen, die Zeit drängt, deshalb schließe ich am besten mit den Worten des ehemaligen Zeitungsmitherausgebers der Frankfurter Allgemeinen Zeitung  Paul Sethe, der bereits im Jahr 1957 in einem Brief bemerkte, wohin die freie Presse steuern würde:

Ich habe dort über die unabhängige Presse gesprochen und die These vertreten, daß der Dämon des Geldverdienens nicht nur den bürgerlichen Idealismus im allgemeinen, sondern auch die Wahrheitsliebe der Presse zu zerstören begonnen habe und sie schließlich völlig zerstören werde.

Paul Sethe
in einem Brief an Fritz Erler
8. Februar 1957

Hartmus Soell, ›Zum Problem der Freiheit des Journalisten. Aus der Korrespondenz Fritz Erler – Paul Sethe 1956/57‹, in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte (im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte München), 23. Jahrgang 1975, 4. Heft (Oktober), S. 105f. online als PDF abrufbar: link

Was ist Geld, bitteschön?

Ein hübsch gemachter Dokumentarfilm über das Geld und was es in der Gesellschaft anrichtet. Wenn man die Leutchen so über Geld reden hört, dann bekommt man das Gefühl, dass wir es mit einer großen ungerechten Sauerei zu tun haben.

Documentary: The Money Fix [youtube]

Tatsächlich ist Geld nichts anderes als eine Übereinkunft zwischen Menschen. Geld allein schafft keine Dinge, wenn die Voraussetzungen nicht gegeben sind. Man könnte alles Geld der Welt aufwenden, aber man wird  nicht in die Vergangenheit reisen können, um Fukushima oder Tschernobyl oder Hiroshima ungeschehen zu machen. Geld ist nichts anderes als ein (Macht)Mittel, um Entscheidungen zu treffen. Hier erklärt es Bernard Lietaer:

Es ist immer wieder faszinierend zu beobachten, dass so gut wie kein Bürger die Frage stellt, wie es sein kann, dass zum Beispiel der Bankenapparat die unglaublichsten „Schlösser“ in den Städten dieser Welt erbaut und sich dabei nicht einmal schäbig oder schuldig vorkommt. Geld entsteht aus Luft, wenn man so will. Jeder Geldschein, der im Umlauf ist, entstand durch die Aufnahme eines Kredites. Man könnte sagen, die Banken sind in der Lage, Geld zu drucken und verlangen dafür Zinsen und Gebühren. Ein lukratives Geschäft, nicht? Dass es eine Bankenkrise gab und gibt, hat vorderhand damit zu tun, dass die Banken nicht umhin konnten, ein wenig an der Börse zu spekulieren. Ein legales Casino, wenn man so will. Dass manche auf die falsche Karte setzten, naja, das kommt vermutlich vor. Gut dass die braven Bürger bereit waren und bereit sind, für die verpokerten Unsummen geradezustehen.

Wenn wir uns einen verzweifelten und wütenden Mob ansehen, wie er durch die tristen Vorstädte der Mega-Citys tobt, dann erkenne ich, dass diese Verzweifelten und Wütenden kein Ziel kennen. Anno dazumal, da konnten sie zu den Schlössern und Palais der Fürsten und Prinzen und Landherren ziehen, um ihren Unmut freien Lauf zu lassen. Das konnte schon recht hitzig werden, dieses Austoben, aber immerhin konnte sich die Wut nach außen entladen. Heutzutage werden mehr nebenbei die Autos der Nachbarn angesteckt, die Geschäfte etwaiger Bekannter ausgeraubt oder die Scheibe einer kleinen Bankfiliale eingeschlagen – aber Wut und Verzweiflung sind damit nicht gestillt und beide führen ihr Krank machendes Werk in Körper und Geist fort. Die Bilder wiederum von brennenden Autos und eingeschlagenen Scheiben machen gehörig Eindruck. Vor allem in den Nachrichtensendungen. Und wieder darf sich die Politik rühmen ein schärferes Gesetz zur „Sicherheit“ verabschiedet zu haben. Und die Einsatzkräfte werden freilich verdoppelt.

Also, um es auf den Punkt zu bringen: WER entscheidet, wer wie viel Geld jemand in einer Gemeinschaft zur Verfügung gestellt bekommt? Wenn wir zum Schluss kommen, dass es Banken sind, die es entscheiden, dann müssen wir uns fragen: WARUM dürfen sie das? Wer hat ihnen das Recht dazu eingeräumt? Und ist es im Sinne einer gesunden Gemeinschaft, wenn ein privates Unternehmen über das Gemeinwohl entscheidet? Frei nach dem Motto: der Bau und Betrieb eines AKWs in einem Erdbebengebiet ist hunderttausend Mal lukrativer (Kredit genehmigt) als die Erstellung eines Wildreservats (Kredit abgelehnt). Und wenn das AKW einen Störfall hat, umso besser, weil die Rettungseinsätze Unsummen verschlingen werden. Hui. Dann müssen wieder Kredite aufgenommen werden. Wer vergibt die Kredite? Wer verdient an Zinsen und Gebühren? Richtig.

Wie man es auch dreht und wendet, im gegenwärtigen System sind wir alle dem Teufel ausgeliefert. Bitte lächeln.