Er ist nun eine Woche her, der Wahlsieg von Donald J. Trump, aber die Gemüter der ›unabhängigen‹ links-liberalen Mainstream-Medien in Europa und den USA haben sich noch immer nicht beruhigt. Bestes Beispiel mag die Kolumne des Chefredakteurs B. im KURIER vom Samstag, 12.11.sein. Als ich das abgehobene und realitätsferne Geschreibsel las, fragte ich mich, welche bewusstseinsverengenden Substanzen so Redakteure zu sich nehmen. Die Berichterstattung bzw. Meinungsmache in den Zeitungen, wenn es um Donald Trump geht, schießt dermaßen übers Ziel hinaus, dass man glauben könnte, hier handelt es sich um eine Persiflage auf die Artikel bornierter und stiefelleckender Günstlinge des Establishments. Ausgewogenheit? Fehlanzeige. Es ist, als würden die Medienleute in einer Blase sitzen, die sie von der Außenwelt abschirmt. Dabei handelt es sich bei ihnen um intelligente Menschen, die für gewöhnlich in der Lage sind, jedes Geschehnis zu reflektieren, zu relativieren und in einen Kontext einzuordnen. Doch wenn es um Donald Trump geht brennen bei den Redakteuren die Sicherungen durch und sie gebärden sich wie uneinsichtige Kinder, die nicht wahrhaben wollen, dass der Weihnachtsmann nur eine Erfindung der Kommerzkultur ist.
Wer die U6-ParabelWahlkampf in der U6 von Tom Rottenberger noch nicht gelesen hat, der sollte es nachholen, ist das Stück doch eine gelungene Auseinandersetzung zwischen persönlicher Wahrnehmung und politischer Wirklichkeit in Wien, anno 2016. Die Frage, die niemand bis dato gestellt hat, ist, wie es so weit kommen konnte, dass in der U-Bahn, am helllichten Tage, gedealt, randaliert, gepöbelt, gedroht und gestohlen wird. Warum gab es das nicht in den 1960ern oder 1970ern? Und nein, mit der (ersten) Migrationswelle der Gastarbeiter in den 1970ern hat das nichts zu tun. Diese sind eingeladen worden, um sich hier eine Existenz aufzubauen. Und das taten sie.
Der tatsächliche Grund liegt meines Erachtens in der 68er-Bewegung, die in Wien freilich erst in den 1970ern Fuß fasste. Wenn man den damaligen singenden Revoluzzern Gehör schenkt, dann muss Wien ein grauenhaft konservativer Ort gewesen sein, wo es schon reichte, als junger Mann, mit langen Haaren in eine Bim zu steigen um dann von den Fahrgästen mit unsanften Worten und klaren Drohgebärden (‚Ausse mit dem langzoterten Fetzenschädl!‘) zum Aussteigen gezwungen zu werden. Ja, damals war kein Platz für bunte und schon gar nicht für schräge Vögel.
Aber dank der weltweiten politischen Jugendbewegung änderte sich mit den Jahren die gesellschaftliche Geschlossenheit. Was noch zu meiner Kindheit ein Unding gewesen wäre, ist heute nicht mal mehr die Rede wert. Und da liegt der Hase im Pfeffer!
Durch die künstlich herbeigeführte Liberalisierung der Gesellschaft steht es nun jedem frei, zu tun und zu lassen, wie es einem gefällt. Du möchtest deine Haare rot färben und dir dazu Metallteile ins Gesicht stecken? Nur zu. Du fühlst dich nicht mehr wohl in deinem Männerkörper? Kein Problem, dann bist du von nun an eine Frau und darfst dich entsprechend kleiden und verhalten. Eine Gruppe junger Zuwanderer pöbelt in der Straßenbahn? Achselzucken ist angesagt, weil, wer hier einschreitet, macht sich der Diskriminierung einer Minderheit schuldig und könnte ins rechte Eck gestellt werden. Gleiches gilt auch für schwarzafrikanische Männer, die, so scheint es, ein wenig fad in manch einer der U-Bahn-Stationen herumstehen und warten. Worauf? Achselzucken.
Und nun stellen wir uns die eine oder andere Szene im Wien der 1960er Jahre vor. Was glauben Sie, wie die Sache für alle Beteiligten ausgegangen wäre?
Mehr Polizei, mehr Kontrollen, höhere Strafen, all das löst nicht die gegenwärtigen Probleme. Es bräuchte wieder eine homogene Gesellschaft, die an einem Strang zieht und weiß, was richtig ist und was nicht. Die 68er-Akteure, oben wie unten, haben es verstanden, die Jungen gegen die Alten, die Intellektuellen gegen die Arbeiter, die ›Liberalen‹ gegen die Konservativen auszuspielen. Das Resultat dieser gesellschaftlichen Umwälzung, dieser Befreiung, können wir nun in der U6 sehen. Anything goes!
Habe ich übrigens schon erwähnt, dass die 68er-Bewegung – von Kalifornien bis Paris – ein wohl durchdachter Eingriff im gesellschaftlichen Gefüge war? Ohne 68er hätte es weder einen extremen Sittenverfall noch eine ungezügelte Massenmigration gegeben – und damit wäre auch nicht der Ruf für eine starke Regierung laut geworden. Sehen Sie, wir sind am Ende des Arbeitstages nur Bauern auf dem Schachbrett der Elite, die vor allem eines im Sinn hat: eine globale Gesellschaft zu formen, in der jeder Einzelne kultur- und bodenlos, also grenzenlos, somit sinnlos, somit gottlos sein Paradies im Hier und Jetzt sucht. Keine Sorge, auch wenn uns das Paradies versprochen wird, immer und immer wieder – Globalisierung, TTIP, Einheitswährung, Bankenrettung, Wirtschaftsboom, Liberalisierung, Gleichheitsgrundsätze, usw. – die Hölle ist unseren Kindern sicher. Natürlich mit wertvollen Vitaminen.
Durch Zufall bin ich über einen Artikel gestolpert, der eine gewisse Frau Festerling der „öffentlichen Aufforderung zu Gewalttaten“ bezichtigt. Da ich mich für Sprache aus beruflichen Gründen interessiere, wollte ich natürlich wissen, mit welchen Worten die gute Frau die Menge aufgepeitscht hat. Heutzutage würde es bekanntlich an ein Wunder grenzen, könnte man gewöhnliche Bürger aus ihrem gemütlichen Schlaf aufwecken. Die Aussage, die nun die Staatsanwaltschaft beschäftigt, lautet wie folgt:
Wenn die Mehrheit der Bürger noch klar bei Verstand wäre, dann würden sie zu Mistgabeln greifen und diese volksverratenden, volksverhetzenden Eliten aus den Parlamenten, aus den Gerichten, aus den Kirchen und aus den Pressehäusern prügeln.
Die Rede, in der dieser Satz gesprochen wurde, fand in Leipzig statt. Im Jahr 2016. So weit ich weiß, gehören Mistgabeln nicht mehr zum Inventar städtischer facebook-Revolutionäre der Neuzeit. Freilich, in den historischen Museen Deutschlands und Österreichs kann man die eindrucksvollen Waffen der Bauernaufstände bewundern. Dreschflegel und Sensen standen hoch im Kurs und ambitionierte Landwirte konnten damals so manchen Fürsten zum Einlenken bewegen. Heinrich von Kleist hat ja eine Novelle über solch ein (wahres) Ereignis geschrieben – und ich gehe davon aus, dass eine Schrift wie Michael Kohlhaas heutzutage auf den Index landen würde, weil, wo kämen wir hin, wenn die Bauern und Bürger anfangen würden, von den Eliten Recht einzufordern. Bereits der Philosoph Spinoza (1632-1677) wusste zu seiner Zeit, dass jeder nur so viel Recht hat wie er Macht hat. Heute ist das natürlich nicht anders.
Sehen Sie, wer sich ein wenig mit den gegenwärtigen Zuständen abseits der LügenpresseWahrheitspresseauseinandersetzt, der erkennt, dass die Elite und deren Handlanger in Behörden und Medien mit zweierlei Maß messen. Es gilt, die linke gegen die rechte Seite und die rechte Seite gegen die linke auszuspielen. So lange die Masse der Bürger unschlüssig bleibt, haben die Fürsten in Berlin Washington und Brüssel leichtes Spiel. Da kann es schon vorkommen, dass die Behörden zwielichtige Gestalten (auf Staatskosten) anheuern, um eine angemeldete bürgerliche Demonstration in Misskredit zu bringen – so der langjährige Präsident (1994-2000) des Thüringer Landesamtes für Verfassungsschutz Helmut Roewer, der in einem Interview aus dem Nähkästchen plaudert.
Für mich liegt klar auf der Hand, dass LEGIDA und PEGIDA und wie sie alle auch heißen mögen, zur kontrollierten Opposition der Eliten gehören. Woher ich das weiß? Nein, wissen kann ich es nicht, aber die Vergangenheit zeigt, dass jede größere (revolutionäre) Bürgerbewegung früher oder später von den Eliten vereinnahmt und mit deren loyalen Handlangern besetzt wurden. Denn, schalten wir kurz mal das Gehirn ein, es geht doch nicht um die „Islamisierung des Abendlandes“. Nope. Es geht darum, dass die Bürger ihr Recht auf Selbstbestimmung einfordern und all die korrupten Fürsten sowie deren Handlanger zur Verantwortung ziehen. Dazu braucht es keine Heugabeln, keine Dreschflegel – nur einen gemeinsamen Willen – und Eier in der Hose.
Prügelnde Sicherheitskräfte, die eine nicht genehmigte Demonstration auflösen, gab es schon immer. Das ist nichts Neues. Neu ist vielleicht, dass man diese Bilder im Web sehen kann. In den Mainstream-Medien bekommt man diese Bilder nur in speziellen Fällen zu Gesicht. Das hat Gründe. Zum Beispiel werden sie dann gezeigt, wenn es um ein gottloses, verruchtes Regime geht, deren Diktator Blut sehen möchte. Dass sich das Regime weigerte, US-Kredite anzunehmen (IMF, the rape club, you know?) und sich dadurch nicht bis in alle Ewigkeit von den westlichen Staatsmächten abhängig machen wollte, wird zumeist unter den Teppich gekehrt. Man möchte die Medien-Konsumenten ja nicht verwirren, heißt es dann lapidar.
Wenn wir uns also „Nachrichten-Sendungen“ im TV ansehen, dann gibt es immer einen Kontext, immer eine Psychologie. Eine objektive Sicht auf die Dinge gibt es nicht. Weil es immer eine Vergangenheit gibt, die in die Gegenwart hineinspielt. Gewiss, diese Vergangenheit mag nicht mehr im Kopf des Betrachters präsent sein, aber sie ist wesentlich, um das gegenwärtige Geschehen zu verstehen.
Die Spanische Revolution, wenn es denn eine ist, wird alsbald sang- und klanglos verklingen. Weil es kein Momentum geben kann. Gewiss, die jungen Bürger sind wütend und wollen sich Gehör verschaffen. Die „Jugend“-Arbeitslosigkeit in Spanien dürfte bald 40 % erreichen. Das ist enorm. Und zeigt, dass das System nicht funktioniert, nicht funktionieren kann, wenn man es nicht zum Funktionieren bringt. Aber keines an der Macht befindliche Regime will eine gravierende Veränderung des Status Quo. Die Angst, dadurch eine Lawine an Forderungen und Wünschen auszulösen, ist zu groß. Kleine und unbedeutende Zugeständnisse machen heißt die Devise. Nicht mehr. Versprechen dürfen natürlich gegeben werden, weil sie nicht gehalten werden müssen und sich in ein paar Monaten sowieso keiner mehr daran erinnern wird können. Das kollektive Gedächtnis des Menschen ist recht brüchig.
Wenn man eine Revolution zu einem Erfolg führen will, braucht es ein Ziel, das in einer kurzen Parole zusammengefasst werden kann. Seitenlange Abhandlungen sind zwar demokratisch und aufgeklärt, führen aber zumeist nur zu einem Schulterzucken. Wenn eine demokratische Bewegung etwas erreichen möchte, muss sie sich an der Werbung orientieren. Sie zeigt, wie die Chose heutzutage läuft: kurze prägnante Sätze, die mit Emotion unterlegt sind. Heutzutage verkauft man keine Gegenstände mehr, sondern Emotionen. Sogar ein Flasche Mineralwasser wird mit Sex emotionalisiert. Und wenn man eine Flasche Mineralwasser vögeln kann, dann kann man das auch mit demokratischen Forderungen, oder? Eben.
In Wien gab und gibt es die Uni brennt Bewegung, die sich gegen Sparmaßnahmen im Bildungsbereich ausspricht. StudentInnen haben sich im Audimax versammelt und diesen besetzt gehalten. Ich war sogar mal dort und habe mir das angesehen. Innerhalb einer Stunde wurde mir klar, dass eine basisdemokratische Bewegung keine Gefahr für ein autoritär geführtes Regime darstellen kann. Nimmst du nämlich zehn Demonstranten bekommst du zehn verschiedene Forderungen zu hören (die natürlich ähnlich klingen, aber für Außenstehende trotzdem unterschiedlich wahrgenommen werden). Es ist somit ein leichtes, sie gegeneinander auszuspielen.
Was demokratische Bewegungen brauchen sind die besten Werbefachleute, Grafiker, Designer und Konzeptionisten. Dann braucht es Musiker, Models und Moneten. Schwuppdiwupp, schon bekommt eine Bewegung mehr Aufmerksamkeit als wenn frustrierte Bürger hundert Plätze besetzt halten. Desweiteren braucht es Juristen, die die Gesetzeslage in- und auswendig kennen. Wer das Gesetz auf seiner Seite hat, kann sich keines Verbrechens schuldig machen, oder? Sodann braucht es einen charismatischen Führer, der eine Bewegung in Bewegung hält. Ach so, ja, damit haben wir in Österreich und Deutschland so unsere Probleme. Die Vergangenheit strahlt noch immer in die Gegenwart aus. Aber ohne Führung versandet jede Bewegung. In einem Unternehmen wird eine autoritäre Führungsstruktur nie in Frage gestellt. Interessant, nicht? Die freie Marktwirtschaft klingt nach Freiheit, in Wirklichkeit schafft es aber die gröbsten Abhängigkeiten – die der aufgeklärte Bürger nicht nur erduldet, sondern sogar gutheißt oder als gottgegeben ansieht. So weit haben wir es dahingehend gebracht.
Gut. Wollen wir zu einem Ende kommen.
Was bringt es also, auf die Straße zu gehen, zu demonstrieren, einen Platz zu besetzen, ohne einer knackigen Forderung? De facto nichts. Auch wenn heute eine Million Österreicher am Stephansplatz gegen die hohe Arbeitslosigkeit und Inflation demonstrieren würden, was könnte das Regime, pardon, die Regierung schon ändern? Man würde Versprechungen machen und den guten Willen zeigen. Und dann gehen die Demonstranten nach Hause und die Welt dreht sich weiter und nichts hat sich verändert. Tja. Anders wäre es, wenn man eine Forderung zur Hand hätte, die umgesetzt und deren Umsetzung auch kontrolliert werden kann. Ich hätte einen Vorschlag.
Das Bedingungslose Grundeinkommen. Voilà. Damit lösen wir zum Beispiel sofort die Jugendarbeitslosigkeit und die Angst vor Arbeits-Migranten aus dem europäischen Ostraum (Ausländerfeindlichkeit ist m.E. vorwiegend der Existenz-Angst zuzuschreiben). Falls jemand einwirft, dass wir uns ein Grundeinkommen für alle nicht leisten können, so ist mir das herzlich egal. Wenn US-Präsidenten Kriege anzetteln, die auch keiner bezahlen kann, stellt das niemand in Frage. Scheinbar sind wir Bürger dermaßen auf negative Destruktion fixiert, dass wir eine positive Konstruktion gar nicht mehr ins Hirn bekommen. Und dass rund 1 % der Superreichen beinahe 50 % des gesamten Vermögens auf diesem Planeten besitzen, nun, da könnte man als guter aufgeklärter Demokrat die Frage stellen, ob diese Gruppe denn nicht so freundlich wäre, ihren Kuchen mit uns zu teilen?
Ach ja. Das zweite Totschlag-Argument dürfen wir freilich auch nicht vergessen: Wer würde dann überhaupt noch arbeiten, falls jeder ein Grundeinkommen erhält? Wenn wir also davon ausgehen, dass der Mensch ein faules Aas ist, dass dieser jede Tätigkeit vermeidet und sich nur auf seinem dummen fetten Hintern breitmachen möchte, nun, dann würde ich vorschlagen, wir sehen die Demokratie als gescheitert an und installieren ein faschistisches Regime, das jeden zum Arbeiten zwingt (Slogan: „Arbeit macht frei“). Entweder oder. Dazwischen gibt es nichts.
Die Übersetzung des spanischen Manifests stammt vom Blog Spreeblick und Metronaut!
Wir sind normale Menschen. Wir sind wie du: Menschen, die jeden Morgen aufstehen, um studieren zu gehen, zur Arbeit zu gehen oder einen Job zu finden, Menschen mit Familien und Freunden. Menschen, die jeden Tag hart arbeiten, um denjenigen die uns umgeben eine bessere Zukunft zu bieten.
Einige von uns bezeichnen sich als fortschrittlich, andere als konservativ. Manche von uns sind gläubig, andere wiederum nicht. Einige von uns folgen klar definierten Ideologien, manche unter uns sind unpolitisch, aber wir sind alle besorgt und wütend angesichts der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Perspektive, die sich uns um uns herum präsentiert: die Korruption unter Politikern, Geschäftsleuten und Bankern macht uns hilf- als auch sprachlos.
Und diese Situation ist mittlerweile zur Normalität geworden – tägliches Leid, ohne jegliche Hoffnung. Doch wenn wir uns zusammentun, können wir das ändern. Es ist an der Zeit, Dinge zu verändern. Zeit, miteinander eine bessere Gesellschaft aufzubauen. Deswegen treten wir eindringlich hierfür ein:
Gleichheit, Fortschritt, Solidarität, kulturelle Freiheit, Nachhaltigkeit und Entwicklung, sowie das Wohl und Glück der Menschen müssen als Prioritäten einer jeden modernen Gesellschaft gelten.
Es gibt Grundrechte, die unsere Gesellschaft gewähren muss: das Recht auf Wohnung, Arbeit, Kultur, Gesundheit, Bildung, politische Teilhabe, freie persönliche Entwicklung und das Recht auf Konsum von Gütern, die notwendig sind um ein gesundes und glückliches Leben zu führen.
In ihrem momentanen Zustand sorgen unsere Regierung und das Wirtschaftssystem nicht für diese Prioritäten, sondern stellen sogar auf vielerlei Weise ein Hindernis für menschlichen Fortschritt dar.
Die Demokratie gehört den Menschen (demos = Menschen, krátos = Regierung), wobei die Regierung aus jedem Einzelnen von uns besteht. Dennoch hört uns in Spanien der Großteil der Politiker überhaupt nicht zu. Politiker sollten unsere Stimmen in die Institutionen bringen, die politische Teilhabe von Bürgern mit Hilfe direkter Kommunikationskanäle erleichtern, um der gesamten Gesellschaft den größten Nutzen zu erbringen, sie sollten sich nicht auf unsere Kosten bereichern und deswegen vorankommen, sie sollten sich nicht nur um die Herrschaft der Wirtschaftsgroßmächte kümmern und diese durch ein Zweiparteiensystem erhalten, welches vom unerschütterlichen Akronym PP & PSOE angeführt wird.
Die Gier nach Macht und deren Beschränkung auf einige wenige Menschen bringt Ungleichheit, Spannung und Ungerechtigkeit mit sich, was wiederum zu Gewalt führt, die wir jedoch ablehnen. Das veraltete und unnatürliche Wirtschaftsmodell treibt die gesellschaftliche Maschinerie an, einer immerfort wachsenden Spirale gleich, die sich selbst vernichtet indem sie nur wenigen Menschen Reichtum bringt und den Rest in Armut stürzt. Bis zum völligen Kollaps.
Ziel und Absicht des derzeitigen Systems sind die Anhäufung von Geld, ohne dabei auf Wirtschaftlichkeit oder den Wohlstand der Gesellschaft zu achten. Ressourcen werden verschwendet, der Planet wird zerstört und Arbeitslosigkeit sowie Unzufriedenheit unter den Verbrauchern entsteht.
Die Bürger bilden das Getriebe dieser Maschinerie, welche nur dazu entwickelt wurde, um einer Minderheit zu Reichtum zu verhelfen, die sich nicht um unsere Bedürfnisse kümmert. Wir sind anonym, doch ohne uns würde dergleichen nicht existieren können, denn am Ende bewegen wir die Welt.
Wenn wir es als Gesellschaft lernen, unsere Zukunft nicht mehr einem abstrakten Wirtschaftssystem anzuvertrauen, das den meisten ohnehin keine Vorteile erbringt, können wir den Missbrauch abschaffen, unter dem wir alle leiden.
Wir brauchen eine ethische Revolution. Anstatt das Geld über Menschen zu stellen, sollten wir es wieder in unsere Dienste stellen. Wir sind Menschen, keine Produkte. Ich bin kein Produkt dessen, was ich kaufe, weshalb ich es kaufe oder von wem.
Im Sinne all dieser Punkte, empöre ich mich.
Ich glaube, dass ich etwas ändern kann.
Ich glaube, dass ich helfen kann.
Ich weiß, dass wir es gemeinsam schaffen können.
Geh mit uns auf die Straße. Es ist dein Recht.
***
Kommentar von Jens Best – 18.5.2011 – 2.20 auf metronaut.de
Ich kenne das Gefühl unter einigen meiner spanischen Freunde noch aus meinen Jahren in Spanien, die noch nicht allzu lange her sind.
Das Gefühl, dass du dich für deine 50qm Eigentumswohnung auf Jahrzehnte zu Wucherzinsen verschuldest. “Wohnsklave” nennt man sich scherzhaft selbst, um die Situation im gewohnten Stolz zu ertragen.
Das Gefühl, sich nur in alternativen Kreisen von Gleichgesinnten und oftmals Gleichaltrigen noch die Illusion einer anderen Zukunft leisten zu können.
Das klare Wissen, dass man mit einem Hungerlohn abgespeist wird und gleichzeitig ein Preisniveau akzeptieren muss, dass nicht nur wegen den reichen Einwanderern aus dem Norden bei Mieten und im Supermarkt zu unerträglicher Ungerechtigkeit führt.
Das Wissen, dass all’ die Deals in der Stadt mit Koffern ermöglicht wurden, aus denen die 500er-Euronoten rausqollen. Deals, die das Leben einer Stadt privatisieren und die Schönheit der Umgebung für die betrügenden Reichen reservieren.
Deine achso kluge ältere Schwester, die doch erst soviel “Erfolg” hatte mit den 3 oder 4 Immobilien, die sie querfinanizert hatte, und die jetzt vor einem finanziellen Scherbenhaufen steht, weil diese komische “Blase” geplatzt sein soll.
Das ernste Gesicht deines Vaters, wenn das Thema Geld beim Grillen aufkommt und deine Mutter, die plötzlich öfters weint, und trotzdem die Familie tapfer zusammenhält.
Aber auch:
Demos gegen Miet- und Zinswucher, gegen Ausbeutung in der Arbeit, gegen frühzeitige Konditionierung in Schule und Universität. Demos, die sich per SMS von einer Stadt zur nächsten fortpflanzten wie ein Lauffeuer.
Strassentreffen, die als “Saufparties” verschrieen waren, aber den Kern des Aufstandes in sich trugen.
Anständige, junge, aber doch schon sehr erwachsene Menschen beim Grillen, hinter deren Augen das Gefühl “So kann es nicht weiter gehen” unruhig und leise funkelte.
Auch die Revolution an den nördlichen Rändern des Mittelmeeres, der Aufbruch, wie ich es bescheidener nennen will, kam nicht von heute auf morgen. Es ist die Arroganz des Kapitals, die das Zwischenmenschliche auffrisst, es ist die Versuchung, die jeden befallen kann und die Besessenen zu Vollspacken macht.
Es sind die Strukturen, die dies beförderten und aktuell noch tragen, die nur hinweggefegt werden können, nicht reformiert.
Es sind die moralischen Ansprüche an uns selbst, einzeln und gemeinsam; die Ansprüche an den Einzelnen, aufbauend auf alten Werten, die neu erblühen durch die neue kommunikativ erfahrene Gemeinsamkeit.
Brüche müssen nicht blutig sein, aber bei den meisten kracht es eben ordentlich im Gebälk.
Repression bestätigt und verformt den Protest, der sich selbst an seinen eigenen Ansprüchen messen muss. Auch und gerade in den Momenten, in denen die Gefallenen des Kapitals ihre Fratze zeigen. In diesen Momenten müssen die Reihen geschlossen sein, der Wille stark und die Solidarität in allen möglichen Formen direkt ausgedrückt werden.
#spanishrevolution: Das Manifest von “Democracia Real YA!