gleich mal vorweg: @MadlenerB – Wiener Journalist – hat mich mit seinem süßen Töchterchen besucht und so en passent eine Kurzkritik zu Tiret gebloggt. Die überaus positive Kurz-Besprechung („wunderschönen Aufmachung, Wortwitz, raffinierte Wendungen, tolle Dialoge, …“) ist hier nachzulesen. ERFREULICH!
Julia gehört mein verlegerisches Herz. Sie hat mich vor einer kleinen Blöße bewahrt. Während links und rechts die Verlage nach Kunden keilen, sondiere ich die Leutchen, suche ich den Blickkontakt, warte, bis sie diesen erwidern (oder eben auch nicht) und lächle einladend. In Zeiten der Hau-Drauf-und-Schluss-Mentalität stehe ich ziemlich einsam in der Gegend herum. Tja. Aber dann, dann gibt es diese seltsam glücklichen Begegnungen – nicht geplant, sehr gewollt – die einen wieder Hoffnung schöpfen lassen. Wenigstens für die nächste Zeit.
Julia ist Studentin der technischen Physik. Ich unterhielt mich lange mit ihr. Erzählte von mir und meinen Büchern, vor allem pries ich Schwarzkopf an. Weil nur dieses Buch auf der Messe verkauft wird. In der Messe-Buchhandlung. Nach einer geraumen Weile, zückte sie ihre Geldbörse, zählte ihre letzten Münzen und nickte, nach dem ich ihr anbot, einen Liebesroman als Signierung/Widmung ins Buch zu schreiben. Was ich später auch tat. Gut. Der Platz und die Zeit reichten bei weitem nicht aus – und irgendwie war meine poetische Ader nicht geöffnet, aber ich denke, sie weiß, dass die Zeilen, die ich mit grüner Tinte ins Buch kritzelte, von Herzen kamen. Wunderbar! Damit konnte ich aufrechten Ganges in die Messe-Buchhandlung schreiten, weil ich nun ein verkaufter Autor war.
Später gab es dann doch noch weitere Käufer für Schwarzkopf – interessanterweise alles sympathische Damen, denen ich gleich noch den ERIK/LYDIA-Flyer in die Hand drückte. Interessierte Gesichter, nach dem ich meinte, mein Buch sei „wie ‚Gut gegen Nordwind“, nur besser“ („Gut gegen Nordwind“ war ein respektabler Erfolg in Österreich; darin geht es um einen ER und eine SIE, die sich durch Zufall im Web kennen lernen und sich dann über E-Mails austauschen und sich – natürlich – ineinander verlieben). Das Buch ist (soweit ich es überblättert habe) nett. Leichte Kost für zwischendurch. Aber authentisch oder realistisch ist es nicht. Bei weitem nicht. Das wollte ich mal gesagt haben.
Zu guter Letzt konnte ich noch mit der letzten Signierung am heutigen Tag aufwarten. WDSMS ist eine ehemalige Arbeitskollegin, die sich an mich und meine Ambitionen erinnern konnte. Mehr noch, ihr war sogar noch meine erste Homepage („Das verlorene Herz“) im Kopf geblieben. Und ich? Ich wusste einfach nichts mehr. Ich hätte ja gerne meine Alkohol-Exzesse für dieses Blackout verantwortlich gemacht, aber davon kann ja keine Rede sein (neben mir dampft der grüne Tee). Die gute WDSMS (ihr technischen Kürzel in der damaligen Firma) kaufte für ihren Vater zum Namenstag ein Exemplar von Schwarzkopf – nach dem er zu Weihnachten immer mit Donna Leon beschenkt wird. Naja. Bei Schwarzkopf wird er freilich ein wenig gefordert werden. Macht nix. Wenn sogar mein Vater mit bald 80 das Buch lustig findet, dann ist das mit Sicherheit ein Qualitätsmerkmal („Da haust di ob“). Andererseits, vielleicht liegt der (absurde) Humor einfach in der Familie. WSDSMS versprach mir, die ehemaligen Arbeitskollegen anzuschreiben und diesen zu erzählen, dass sie mich getroffen habe und dass ich nun Schriftsteller sei und so weiter und so fort. Ach, die gute WSDSMS ist wirklich ein Schatz.
Für kurze Zeit wehte ein Hauch Frankfurter Buchmesse (#fbm10) durch meinen Stand, als plötzlich (und unerwartet) Ralph Möller neben mir auftauchte und mich herzhaft begrüßte. Ach, ich war gerührt. Und bin es noch immer. Würde sein Terzio-Verlag ein österreichischer sein, er würde hier hofiert werden. Stattdessen muss er sich in Germanien immer und immer wieder behaupten. Das Gespräch ließ durchblicken, dass es einem mittelständischen Verlag auch nicht anders geht, als einen Kleinstverlag. Freilich, die Dimensionen sind andere, die Sorgen und Nöte (und Chancen!) aber durchaus vergleichbar. Ich gab ihm ein Spielemagazin „frisch gespielt“ mit – vielleicht ergeben sich dahingehend ja gemeinsame Aktivitäten. Übrigens, ein österreichischer Verleger würde nicht auf die Idee kommen, einen Eigenverleger auf seinem Stand zu besuchen. Man hat ja einen Ruf zu verlieren. Aber ich denke, darüber habe ich schon mal erzählt, nicht?
Erfreulich, dass sich ein junger „Quereinsteiger“, ein „Lesefuchs„, für meine Bücher so weit interessiert, dass er darüber nachdenkt, diese zu vertreten. Da er bis dato nur Kinderbücher im Programm hat, würde er sich natürlich Belletristik wünschen. Ich gab ihm neben den obligaten Flyern auch ein Ansichts-Exemplar Tirte mit, welches wiederum wenig später von der Sängerin und Schauspielerin GK. (die beim heutigen Gala-Abend einen Auftritt hatte) gesehen wurde. Sie erinnerte sich ja noch gut an unsere szenische Lesung im Café Prückel. Hübsche Plauderei. Bezüglich Vertretung möchte ja auch HS. mit mir reden, die „Brouillé“ ausgezeichnet fand.
Eine Bibliothekarin war höchst erfreut von meinen Büchern und gedenkt, das eine oder andere Exemplar für ihre Filiale im 22. Bezirk (dort habe ich viele Jahre in der Schule verbracht) zu bestellen. Weiters meinte sie, ihrer guten Freundin von mir zu erzählen. Aha. Besagte Freundin habe nämlich eine Buchhandlung mit sieben Filialen, fügte sie noch an. Oha. Ich nickte und zeigte auf all die Plakate und Flyer und Folder, und meinte, dass man meine Bücher hübsch präsentieren könne, wenn man es denn wolle und dass ich bereit wäre, schnell und kostengünstig, Werbematerial beizustellen. Das ist ja das Ärgerliche, dass keine Buchhandlung das Potenzial nicht nur meiner Werke, sondern auch meiner Bereitschaft, mitzutun, erkennt. Sei es viral, sei es real. Ja, so ist das.
Wer besuchte mich noch? Zum Beispiel Sabina Naber, die Wiener Krimi-Autorin, die gleich mal ein Foto mit mir machte. Ob ich es bald mal bekomme? Oder ein älterer Herr, namens Peter Severin CroŸ, dessen Vater noch das Wien der Nachkriegszeit fotografisch dokumentiert hat (und damit natürlich auch bei den Dreharbeiten zu „Der dritte Mann“ dabei war!) Die Bilder wurden leider der ÖNB geschenkt. Möchte ich jetzt eines der Bilder verwenden, müsste ich Lizenz-Gebühren zahlen. Blöd. Herr CroŸ ist eigentlich Maler, sein Name ist der eines alten flämischen Familiengeschlechts und die zwei Punkte über dem Y, die sind ihm eigentlich wurscht, aber dem Rest seiner Familie sehr wichtig. Ja, der gute Peter Severin ist ein sympathisch lockerer Zeitgenosse. Dann spülte mir der Zufall RL. mit zwei ihrer Kolleginnen der FH St.Pölten in meinen Messe-Stand. Ich hatte ja RL. kurz im Wiener Literaturhaus kennen gelernt (zuerst virtuell, dann persönlich), dann wechselte sie auf die FH und unsere Spuren verloren sich. Schön, sie wieder gefunden zu haben. Während sie den Glattauer „nett“ für einen Nachmittag fand, war ihre jüngere Kollegin sehr angetan vom Buch. Ja, RL. ist eindeutig meine Zielgruppe!
So! Kommen wir zum Schluss. Morgen ist ja mein Vortrag „Ich habe ein Buch geschrieben. Und was nun?“, den ich gemeinsam mit Albert Knorr halte. Da es keinen Beamer, kein WLAN gibt, gibt’s auch keine prezi. Tja. Also werden wir einfach aus dem Nähkästchen plaudern. Ich denke, wir werden unseren Spaß haben. Immer dann bin ich locker und gesprächig, wenn sich das Auditorium für mich und mein Thema interessiert. Außerdem wird @medienpirat mit seiner Kamera vobeikommen. Huh. Da sollte ich ausgeschlafen in die Kamera gucken. Dann sollten noch Claudia Toman und Victoria Schlederer auf Besuch kommen. Zweitere ist ja DER Tiret-Fan der Sonderklasse. Hatte schon vor Wochen die Angst, ich könnte keine Brouillés mehr für sie haben, zwecks Weihnachtsgeschenken. Na, mal schauen. Nächste Woche Dienstag gibt’s dann das Große TIEMPO Autorenfest, wo die beiden mit weiteren Autoren lesen werden. Ich und Albert, wir wiederholen einfach die morgige Präsentation. Haha, das wird ein Spaß.