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Was, wenn Inspektor Columbo den Event in Nizza, 14. Juli 2016, untersuchen würde?

Columbo_DVD
TV-Serie Columbo – 2.Staffel – Umschlag der DVD

Ehrlich gesagt, ich zermartere mir schon seit Wochen mein Hirn, bezüglich des Events in Nizza, 14. Juli 2016, und da erinnerte ich mich an die alte TV-Serie Columbo, in der Peter Falk die (fast) perfekten Morde am Ende doch noch aufklären konnte und den Mörder mit einem kleinen Detail zu überfuhren wusste. Ja, das war und ist großes Kino auf der kleinen Mattscheibe. Und wie Inspektor Columbo bin auch ich über ein Detail gestolpert, das keinen Sinn ergibt.

Also! Laut einem Bericht der Behörden, deren Grundlage die Auswertung der Überwachungskameras war, hat der LKW seine „Todesfahrt“ um 22 Uhr 32 und 33 Sekunden begonnen. Die Fahrdauer für die 2000 Meter betrug 3 Minuten und 14 Sekunden. Um 22 Uhr 35 und 47 Sekunden war der Spuk vorüber und der (vermeintliche) Fahrer des LKWs tot.

Mit anderen Worten, die ganze Chose lief gegen 22:30 ab. Hört man sich die Zeugenaussagen an, werden ganz andere Uhrzeiten genannt. Wie kann das sein? Allen voran der deutsche Journalist G., der von seinem Balkon einen Videoclip des vorbeifahrenden LKWs machte. Warum gab er drei verschiedene Uhrzeiten an? 22:45, 23 Uhr und 23:07? In seiner ersten Liveschaltung, um Mitternacht des 14.07., sprach er im deutschen TV von „gegen 23 Uhr“. Selbiges gilt für den Helden auf dem Motorscooter, der im Clip von Journalist G. zu sehen ist. Was gibt er für eine Uhrzeit an? „Gegen 23 Uhr“. Die Liste ließ sich noch beliebig fortsetzen, doch wollen wir es bei diesen beiden wichtigen Augenzeugen belassen.

Nun? Was mag die Erklärung für diese Widersprüche sein? Noch am nächsten Morgen, im Morgenmagazin des deutschen TV, blieb Journalist G. bei „gegen 23 Uhr“ bzw. „um genau 23 Uhr 07“. Warum gab es keine Abstimmung? Es liegt auf der Hand, dass Journalist G. die Uhrzeiten „eingeflüstert“ bekam. Ansonsten hätte er einfach jene Uhrzeit genannt, die ihm sein Smartphone anzeigte, als er den Clip abspeicherte. Wer könnte also einen deutschen Touristen, der sich zufällig mit seiner Familie in Nizza aufhielt, gebeten oder gezwungen haben, eine falsche Aussage zu tätigen? Vor aller Welt? Früher oder später mussten diese Falschaussagen ja ans Licht kommen. Und dann? Lässt man nun Journalist G. im Regen stehen? Schiebt man ihm den Schwarzen Peter zu? Oder versuchen nun Medien und Behörden dieses „Detail“ als unwichtig unter den Teppich zu kehren? Ich muss Sie hoffentlich nicht daran erinnern, dass das Tätigen einer falschen Zeugenaussage strafbar ist, oder? Vorausgesetzt, Journalist G. gab eine falsche Uhrzeit zu Protokoll. Gut möglich, dass er den Behörden die richtige Uhrzeit nannte, den Medien die falsche(n). Fragt sich nur, warum?

Sehen Sie, darüber zermartere ich mir meinen Kopf. Ich weiß einfach nicht weiter. Habe ich etwas übersehen? War dieser Widerspruch von Anfang an geplant? Könnte es sein, dass gewisse (lokale) Kreise in Nizza und Frankreich nicht mitspielen wollten und es deshalb zu diesen merkwürdigen Ungereimtheiten kam? Ein Indiz wäre die Aussage von Polizistin Sandra Bertin, die Anschuldigungen gegen den französischen Innenminister und seinem Kabinett erhob, da ihr Bericht in Bezug auf die Auswertung der Überwachungskameras, verfälscht wurde.

Wie dem auch sei, wäre ich Redakteur eines Medienhauses, das der Wahrheit verpflichtet ist, dann würde ich Journalist G. mit diesem Widerspruch konfrontieren. Der Rest, wie man so schön sagt, ergibt sich dann von ganz alleine – und vielleicht, wer weiß, können wir endlich einmal das (beinahe) perfekte Verbrechen aufklären. Als Belohnung dürfen wir uns dann eine Folge von Columbo in aller Ruhe angucken … aber eine Frage hätte ich noch, Sir.

Wann hat das Feuerwerk in Nizza, geplant für 22 Uhr, nun tatsächlich begonnen und wann hat es tatsächlich geendet? Als geplante Dauer war 20 Minuten angegeben. Sieht man sich die ersten Medienberichte vom 14.Juli an, so heißt es, dass der LKW während bzw. kurz vor dem Ende des Feuerwerks in die Menge fuhr. Es waren vor allem zwei Journalisten, der eine der Urlauber G. am Balkon des Westminster Hotels, der andere Damien Allemand, Reporter der Lokalzeitung Nice-Matin, die davon sprachen, dass das Feuerwerk vorbei war und die Leute auseinanderströmten, als der LKW kam. Erst am nächsten Tag wurde das offizielle Narrativ dahingehend angepasst. Ich weiß, es ist nur ein Detail, aber es muss doch jeden stutzig machen, dass es nicht möglich ist, aus den Medienberichten zu erfahren, wann das Feuerwerk tatsächlich anfing und wann es zu Ende ging. Und die Behörden üben sich in Schweigen. Wäre ich Redakteur eines Medienhauses, das der Wahrheit verpflichtet ist, dann würde ich in Nizza nachfragen. Oui, oui!

9/11 oder Was würde Columbo sagen?

Fire Commissioner O’Hagan says he does not like to think
what would happen if a plane crashed in the World Trade Center.

What are your Chances of Surviving a High-Rise Fire?
New York Magazine
27. Mai 1974

Cover of the New York Magazine 1974 May 27
New York Magazine 27. Mai 1974

Bevor wir in medias res gehen sei mir noch ein kleines psychologisches Spielchen erlaubt, um Ihre Sinne zu schärfen. Bereit? Okay. Nehmen wir an, ich würde an dieser Stelle posten, dass ich vor wenigen Wochen durch Zufall in Jack Bronkowitz gelaufen bin. Jack ist Filmproduzent in Hollywood und Berlin und ich habe die Gelegenheit beim Schopf gepackt und ihm die ins Englische übersetzte Synopsis von Schwarzkopf, meiner absurden Wiener Krimicomedy, in die Hand gedrückt. Tage später läutete das Telefon und der Assistent von Jack unterbreitete mir ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte. Ich bin demnach ein gemachter Mann. Yep.

Glauben Sie mir das? Ich gehe davon aus, dass sie Zweifel haben. Gewiss. Es sei denn, Sie gehören zu jenem Menschenschlag, der davon ausgeht, dass jeder die Wahrheit sagt – oder wenigstens die besten Absichten hat. Wenn Sie demnach die Skepsis packt, werden Sie google anwerfen und meinen Sachverhalt prüfen. Aha. Merken Sie, worauf ich hinaus möchte, mit diesem kleinen Psycho-Spielchen? Was wäre für Sie ein stichfester  B e w e i s  meiner Behauptung? Jeder kann sagen und schreiben, dass es sich so verhalten hat. Beweise auf den Tisch, heißt es dann nicht umsonst. Gut. Ich kann Ihnen leider das Bronkowitz-Paper nicht zukommen lassen. Es gilt ja ein gewisses Maß an Vertrauen in diesem Bizness, nicht? Also gut. Wie zuvor gesagt, Sie tippen die Keywords in google ein und schauen sich mal an, was da so ausgeworfen wird. Jetzt können Sie sich gleich mal die Frage beantworten: Wann würde ich ein unwahrscheinliches Ereignis als wahr bzw. als gegeben akzeptieren?

Wenn ein oder zwei andere, private Webseiten über dieses Ereignis berichten? Wenn es zwanzig sind? Hundert? Oder richten Sie Ihr Augenmerk auf   o f f i z i e l l e   Webseiten? Also Webseiten von Medien-Unternehmen und öffentlicher Stellen. Würde also http://www.orf.at – in Österreich eine der meistbesuchten News-Seiten, erstellt vom Öffentlich Rechtlichen Rundfunk Österreichs – würde also orf.at über meinen Deal berichten, Sie würden mir gratulieren, nicht? Oder es gäbe eine Erwähnung im Spiegel Online. Dann wäre meine unwahrscheinliche Story doch hieb- und stichfest, oder? Warum sollte man diesen Unternehmungen nicht trauen? Man kann ja nicht jede Meldung skeptisch und mit Argusaugen betrachten. Kann man nicht? Hm. Vielleicht sollte man es aber.

Zurück zu Beweisen, die nichts beweisen. Eine Meldung wurde von anderer Stelle bestätigt. Punkt. Sie gehen davon aus, dass diese Stelle ihren Job ordentlich macht. Will heißen, sie wägt die Fakten ab und entscheidet dann, die Meldung zu bringen. Was, wenn der Redakteur  oder die Belegschaft mit anderen, wichtigeren Dingen beschäftigt ist? Zum Beispiel die neue Praktikantin übers Knie zu legen? Wissen wir denn, wer welche Meldungen bearbeitet, in einer Redaktion? Kann es nicht auch der Azubi sein, der normalerweise die Brötchen und den Kaffee holt? Oder wäre es nicht denkbar, dass die Meldung automatisiert generiert wird? Durch einen News-Feed? Die Presse-Agenturen bereiten ja die Meldungen bereits hübsch vor. Copy & Paste war gestern. Direkt einstellen ist heutiger. Der Azubi kann dann gerne ein paar Sätze oder Floskeln einfügen.

Kommen wir nun zu 9/11. Sie wissen noch, oder? Freilich. Es hat sich in unser Gedächtnis eingebrannt. Flugzeug. Twin Towers. Bumm. Entsetzen. Flugzeug. Twin Towers. Bumm. Entsetzen. Bangen. Es nicht begreifen wollen. Einsturz des Südturms. Man zwickt sich. Entsetzen². Einsturz des Nordturms. Man zwickt sich erneut. Möchte sich eine Ohrfeige geben. Entsetzen³. Tja. Dann sitzt man vor dem TV und versucht zu begreifen.

New York Magazine May 27 1974 Illustration High-Rise FireWissen Sie, was wirklich geschehen ist, am 9. September 2001? Niemand weiß es. Obwohl wir der Meinung sind, wir haben es alle gesehen. Gemeinsam. Als wären wir vor Ort gewesen. Diese Bilder haben sich so in unser Bewusstsein eingebrannt, dass dieses Ereignis Teil unseres kollektiven Gedächtnisses geworden ist. Aber Bilder und Töne allein machen noch keinen Sinn. Und da wird es jetzt natürlich spannend. Wir, als teilnahmslose Voyeure bzw. Beobachter, müssen das Geschehen einordnen, müssen einen Kontext zum Erlebten herstellen. Nur dann können wir beruhigt zu Bett gehen. Wer möchte schon Schlafpillen einwerfen? Eben!

Wenn Sie wissen wollen, was wirklich geschah, nun, dann sollten Sie die Fakten von der Story unbedingt trennen. Aber das ist dann nicht gerade befriedigend, weil sie dann vor einem Trümmerhaufen stehen – im wahrsten Sinne des Wortes – der keinen rechten Sinn ergibt. Aber sollten Sie Fakten und Story trennen, dann darf ich Ihnen gratulieren. Well done! Nur so kommen wir der Wahrheit – so es überhaupt eine geben kann – näher.

Wenn Sie hingegen von der Story zu den Fakten überleiten, dann können Sie an dieser Stelle aufhören, auch nur einen weiteren Gedanken an einer möglichen Wahrheitsfindung zu verschwenden. Es wird Ihnen nicht gelingen. Kennen Sie Inspector Columbo? Eine wunderbare Serie, die mehr Kammerschauspiel, denn Detektivgeschichte war. Der running Gag war, dass der intelligente Verbrecher der Meinung war, er wäre dem schusseligen Inspector haushoch überlegen. Am Ende musste aber jeder der Mörder einsehen, dass er Columbo unterschätzt hatte. Tja. Dumm gelaufen. Jedenfalls, nehmen wir an, Sie würden nicht von Anfang an wissen, wer der Mörder ist. Würden Sie dann nicht den Inspector für einen konspirativen Sonderling halten, weil er einem unbescholtenen Bürger, der ja ein Alibi vorweisen kann (das natürlich nicht so wasserdicht ist, wie es den Anschein hat, aber das wissen wir ja noch nicht), auf die Pelle rückt? Und geht aus den polizeilichen Untersuchungen nicht klar hervor, dass eine Straßenbande das Verbrechen verübt hat? Warum also schnüffelt Columbo noch immer an einem so gut wie abgeschlossenen Fall? Ist das nicht lächerlich? Einfältig?

Die große Stärke von Columbo ist, dass er die Story der anderen aufnimmt, mit ihr spielt, sie weiterführt, verfremdet und neu zusammensetzt. Während die Schulterzucker von der Story ausgehen und die Fakten in die richtige Richtung biegen, macht es Columbo umgekehrt. Er nimmt sich die Fakten und biegt die Story in die richtige Richtung. Vielleicht wäre es an dieser Stelle nötig, anzumerken, dass weder Columbo noch der Verbrecher zu den Guten gehören. Jeder hat eine Agenda. Jeder hat ein Motiv, das zu tun, was er eben tut. Das kann gut, das kann schlecht sein, wie auch immer, aber man sollte es in jedem Fall im Hinterkopf behalten, weil: Niemand ist völlig frei und losgelöst von allen irdischen Zwängen. Was aber nicht heißen soll, dass man nicht Partei für jemanden ergreifen kann. Aber wenn Sie es tun, bedenken Sie, dass Sie damit der Wahrheit schon wieder einen Schritt hinterher sind. So ist das eben.

Würden wir also Columbo nach 9/11 fragen, was würde er in sein kleines Notizbuch kritzeln (abgesehen von der Einkaufsliste für seine Frau)? Was könnte man als Fakt und was als Beiwerk der (patriotischen) Story ansehen? Wer sich eingehend mit den Fakten auseinandersetzen möchte, dem kann ich diesen Blog stevenwarran sehr ans Herz legen. Ich bin erst vor wenigen Tagen durch Zufall auf diesen gestoßen und habe viel Zeit darauf zugebracht. Beeindruckend, mit welcher Akribie und Detailverliebtheit der Verfasser zu Werke geht. Er schreckt auch nicht vor persönlichen Anschuldigungen zurück und nennt Namen oder stellt Listen ins Netz, die irrtümlich vom FBI geleakt sind. Gewiss, auch stevenwarran ist kein Kind von Traurigkeit. Davon können wir ausgehen. Und auch er wird nicht alles richtig einordnen können. Aber er versucht es wenigstens. Das ist ihm hoch anzurechnen. Sein Job müssten eigentlich die Medien-Vertreter, die Journalisten, die Reporter, die News-Macher tun. Aber keiner fühlt sich bemüßigt, auch nur einen Finger krumm zu machen. Das ärgert mich. Und dann wundern sich die Manager in den Medienhäusern, dass die Leute nicht bereit sind, für diese News etwas zu bezahlen. Haha. Selten so gelacht.

In wenigen Monaten jährt sich 9/11 zum 10. Mal. Wir dürfen davon ausgehen, dass die offizielle Story, die Narration, wieder gedehnt und aufgeblasen wird, um den Blick auf die Fakten zu verhüllen. Dann wird wieder nur um den heißen Brei gefeiert. Apropos heißer Scheiß. Haben Sie eigentlich gehört, dass US Verteidigungsminister Rumsfeld einen Tag vor 9/11 in einer Pressekonferenz einräumen musste, dass rund USD 2,3 Billionen (also 2300 Milliarden!) in den Büchern des Pentagon nicht mehr auffindbar bzw. die Ausgaben nicht nachvollziehbar seien?

Für 2300 Milliarden Dollar, also, da erzähle ich Ihnen eine Story, die glaubt sogar ein pubertierender Junge, dem die ganze Welt am Allerwertesten geht. Period! Und jetzt wachen Sie verdammt noch mal auf. Okay?