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Mit der Drehbuchversion meiner Wiener Krimikomödie Schwarzkopf habe ich vor einigen Jährchen zum ersten Mal Bekanntschaft mit der österreichisch-wienerischen Filmlandschaft gemacht. Es gibt natürlich viele heimische Produktionsfirmen, aber nur ganz wenige, die eine TV-Serie oder einen Spielfilm stemmen können. Nebenbei bemerkt sind die größten Player mit dem ORF auf die eine oder andere Art verbunden. Ohne Goodwill des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (und der heimischen Filmförderung) wird für gewöhnlich kein Film- oder TV-Projekt in Angriff genommen. Deshalb werden Quereinsteiger ohne den nötigen Verbindungen mit freundlichen Worten bereits am Eingang abgewiesen. Das Drehbuch spielt bei der Entscheidungsfindung keine Rolle und wird auch nur dann herangezogen, um zu zeigen, dass es nicht zur Umsetzung taugt. Man merkt recht bald, wie der Hase läuft und vor allem wohin, nämlich zum Küniglberg.
Die vierteilige Mini-TV-Serie Pregau: Kein Weg zurück war der Versuch des ORFs (mit Unterstützung der ARD), mit dem altmodischen Heimat-Fernsehen aufzuräumen und bei der jüngeren Generation zu punkten. So wurden Anleihen bei beliebten amerikanischen TV-Serien genommen (perhaps Breaking Bad), ließ man die Zuschauer mit ihrem Smartphone und einer speziell für die Serie entwickelten App („Lügendetektor“) interaktiv am Fernsehgeschehen teilnehmen und versuchte in den sozialen Medien für Stimmung zu sorgen. Löblich.
Die Filmemacher von Pregau und die Verantwortlichen in den ORF-Etagen pokerten mit hohem Einsatz und packten alles ins Drehbuch, was noch eine Fernsehgeneration davor für einen handfesten Skandal gesorgt hätte. Aber die Zeiten ändern sich. Nun scheint es sogar am Küniglberg en vogue zu sein, einen heißblütigen Pfarrer beim Liebesspiel zu zeigen oder den amoralischen älteren Bruder des Familienoberhaupts einen Satz in den Mund zu legen, der gläubige Menschen zutiefst schockieren musste. War es Kalkül? War es Provokation? Ist es einfach passiert? Oder is es eh scho wurscht?
Überhaupt, die Story! Die Ansätze waren gut. Die Ideen frisch. Die Cliffhänger spannend. Aber die Zusammenführung der offenen Stränge mit dem Holzhammer sowie die geistlose Inszenierung des Klimax im vierten und letzten Teil machten alles wieder zunichte. Hätten die Verantwortlichen einfach weniger gewollt, hätten sie sich auf das Wesentliche konzentriert, Pregau hätte durchaus etwas Besonderes (im deutschsprachigen TV-Wald) werden können. Stattdessen stolperte das Drehbuch von einer Exposition zur nächsten – kein Wunder, da viel zu viele Köder ausgelegt worden sind. Die Protagonisten wurden deshalb immer wieder zu Klischee-Figuren oder Drehbuch-Marionetten degradiert, die jenseits des echten Lebens agierten. Die Verantwortlichen hätten sich an der ersten Kottan-Folge orientieren können: Dort wurde die Komödie durch Übertreibung und Zuspitzung in einem realistischen Setting (mit den richtigen Dialekt- und Sprachfärbungen) erzielt. Auf ähnliche Weise hätte die Tragikomödie in Pregau funktionieren können. Vielleicht.
Positiv hervorzuheben ist die technische Umsetzung, die oftmals bei heimischen TV-Produktionen zu wünschen übrig ließ. So muss sich die Serie nicht vor ausländischen Produktionen verstecken: Kamerafahrten und die gewählten Bildausschnitte, sozusagen die Bildkomposition, sind als gelungen zu bezeichnen. Der Soundtrack in den ersten drei Folgen war für mich stimmig. An manchen Stellen gab es eine wunderbare Symbiose zwischen Ton und Bildfolge. Nur im letzten Teil, da haperte es mit der Musik-Auswahl, die mir nicht sonderlich gefiel. Negativ aufgefallen sind mir die sogenannten Action-Sequenzen, die beinahe stümperhaft in Szene gesetzt und äußerst lieb- und ideenlos montiert wurden. Man muss nicht gleich Hollywood nachäffen, aber ein Blick über den heimischen Gartenzaun und in die Film-Vergangenheit hätte nicht geschadet.
Was ist nun mein Schlussresümee? Wie bei so vielen heimischen Produktionen können sich die Verantwortlichen nicht entscheiden, was sie wollen. Oder ist es, weil zu viele Köche den Brei rühren? Ich gehe mal davon aus, dass die grundlegende Idee jene gewesen ist, eine moderne Mini-Serie zu machen und dabei zu zeigen, dass der ORF noch nicht zum alten Eisen gehört. Mission accomplished!
Pregau hat gezeigt, dass es in Österreich ein filmisches Serien-Potenzial gibt. Und es wäre jammerschade, würde man dieses Potenzial brach liegen lassen. Aber es gibt noch viel zu tun.
Gleich vorweg muss ich ein Geständnis machen: Die Serie Akte X hat mich seinerzeit nicht die Bohne interessiert. Deshalb habe ich auch keine einzige Folge zur Gänze gesehen. Bis gestern. Der Hype um die Neuinszenierung vulgo „Aufwärmerei“ hat mich natürlich auch erreicht – soll es doch (aber nicht nur) um tatsächliche, also reale Verschwörungen gehen, sei es beispielsweise die Vertuschung der Hintergründe von 9/11, sei es die amerikanische Entwicklung von einer demokratischen Republik zu einem totalitär-orwellschen Polizei- und Überwachungsstaat. Nichts Neues für den skeptischen Bürger, natürlich. Aber gut möglich, dass der eine oder andere FOX-TV-Zuseher nachdenklich die Stirn runzelt und für kurze Zeit unangenehm berührt am Sofa wetzt. Sollte das tatsächlich der Fall sein, dann hätte die neue Akte-X-Serie bereits viel geleistet. Mehr als so manche ernstzunehmende Dokumentation.
Im Zuge meiner virtuellen Erkundungsreise rund um das Akte-X-Universum bin ich auf die (angeblich) beste aller Episoden gestoßen. Es ist die 20. Episode in der 3. Staffel:
Jose Chung’s ‚From Outer Space
Eine Kurzzusammenfassung möchte ich hier gar nicht erst geben, weil es zu viel verraten würde. Nur so viel, dass ein ehrwürdiger Schriftsteller ein Buch über alien abductions, also die Entführung von gewöhnlichen Menschen durch Außerirdische, schreiben möchte. Auf die Idee ist er freilich nicht selbst gekommen, vielmehr war es sein Verlag (und der entsprechende Vorschuss), der ihn für dieses Thema gewinnen konnte. Der Schriftsteller interviewt Dana Scully und andere Involvierte einer kürzlich erfolgten Entführung und versucht sich so ein Bild der tatsächlichen Geschehnisse zu machen. Beeindruckend bei alledem ist nicht nur, dass es sich bei dieser amüsanten Episode um eine Parodie der eigenen Serie handelt, sondern dass die Montage der vielen vergangenen und gegenwärtigen Ereignisse perfekt ineinandergreifen.
Jeder angehende Drehbuchautor sollte diese Episode gesehen haben – um zu begreifen, wie ein komplexes Puzzlestück ausgebreitet und Stück für Stück zusammengesetzt wird, ohne zu viel vorwegzunehmen, ohne den Zuseher zu überfordern oder ihn bei der Hand zu nehmen.
Aber auch wenn es sich um eine Parodie auf die Serie selbst bzw. auf das Genre handelt, so werden dann doch auch wieder faktische Tatsachen eingeworfen, beispielsweise das seinerzeitige geheime (und illegale) CIA-Programm Mk ULTRA, in der gewöhnliche Menschen einer Gehirnwäsche bzw. -programmierung (Mind Programming) unterzogen wurden. Es fehlt auch nicht an sonst selten gehörten Fragen, etwa, ob der Buchverlag, der zum military-industrial-entertainment-Komplex gehört, nicht mit Kalkül absurde Geschichtchen von/über UFO-Freaks publiziert, um ernstzunehmende Wahrheitssucher lächerlich zu machen. Oder die Frage, ob der Beamtenapparat – sei dieser FBI oder Justizbehörde – an Aufdeckungen im militärischen Umfeld überhaupt interessiert ist.
Aber wirklich witzig ist der Umstand, dass kein geringerer als Ex-Navy Seal, Wrestler und spätere Gouverneur von Minnesota Jesse Ventura in dieser Folge einen der beiden Black Men verkörpert, deren Job darin besteht, Zeugen einzuschüchtern oder auf die richtigen Gedankensprünge zu bringen. Ja, jener Ventura, der 2009 seine eigene (durchaus empfehlenswerte) TV-Serie erhielt: Conspiracy Theory.
Jesse Ventura and his team of investigators dig deep into the behind-the-scenes government doings. What he reveals will shock you and awe you, but still, you’re left to make up your own mind about what you do or do not believe.
++HOLLYWOOD KOMMT NACH WIEN++RETTE SICH, WER KANN++
Gerade die Bücher der 3. Kleinauflage von der Druckerei erhalten. Die absurde Wiener Krimicomedy Schwarzkopf im Drehbuchstil erfreut sich – vor allem in Deutschland – eines stetigen Zuspruchs. Was sicherlich damit zu tun hat, dass Carsten Tergast, Autor und Journalist, im Sommer eine kurze Besprechung im Literaturmagazin HörBÜCHER machte und dabei dem Buch die Auszeichnung GRANDIOS verpasste. Diese Gütesiegel, wenn man so will, habe ich natürlich – nicht ohne Stolz, versteht sich – auf die Frontseite aufgemalt, wie man hoffentlich gut am linken Bild erkennen kann. Wer also ein
Weihnachtsgeschenk sucht, bitte sehr, da ist es. Sie müssen sich auch nicht mehr rechtfertigen, warum Sie gerade das Buch eines Eigenverlegers verschenken, wo man doch wissen muss, dass es diesen Büchern ja generell an Qualität mangelt, nicht? Nein, nein, Sie können jetzt getrost auf das GRANDIOSe Gütesiegel verweisen und sagen: »Aber schau, denen hat es gefallen!«
Nach zwei Jahren war Kubrick ein wirklicher Gelehrter, was die
Französische Revolution und ihre Auswirkungen auf Europa anging.
Kubricks Schwager
Durch Zufall auf das rund 150seitige Script von NAPOLEON gestoßen und gelesen. Faszinierend, wie Filmzauberer Stanley Kubrick versucht hat, das Leben und die Ereignisse rund um das Leben Napoleons in 180 Minuten exemplarisch darzustellen und zu inszenieren. Gewiss, 1969 war das Script vermutlich seiner Zeit voraus. Heute, nun ja, wäre es eher ein TV-Dokudrama, als ein episches Hollywood-Stück. Am ehesten vergleichbar mit der TV-Mini-Serie Napoléon von 2002.
Eines aber lässt mich nachdenklich zurück. Wie konnte es einem Regisseur vom Format eines Stanley Kubricks passieren, dass er nicht die Unzulänglichkeiten der Stoff-Aufbereitung bemerkte? Im Besonderen und vor allem, dass der ganze Film hindurch mit historischen Erklärungen aus dem Off begleitetet werden muss. Ist es noch zu Beginn eines gewichtigen Stoffes sinnvoll und notwendig, so ermüdet nach einer Weile die narrative Aneinanderreihung den Zuschauer (der nichts von den vielen historischen Bezügen und Querverweisen versteht). Generell gilt ja, dass der Film eine visuelle Umsetzung der Geschichte sein soll, ohne dass dabei jemand aus dem Off etwaige Erklärungen hinzufügen muss. Aus meiner Sicht kann das Script nicht funktionieren. Noch mehr, wo ich mich ein wenig in die Historie eingelesen habe. Nicht so intensiv, wie es Kubrick getan hat bzw. getan haben soll, aber immerhin kann ich mir von Fouché und Talleyrand ein einigermaßen gutes Bild machen. Zwar bekräftigt Kubrick im Script, dass diese beiden historischen Persönlichkeiten eine wichtige Rolle im Film spielen, tatsächlich bleiben sie im Script unbedeutend. Hm.
Man könnte sich beinahe in die (böse) Vermutung versteigen, dass das Script keine sonderliche Aufmerksamkeit von Kubrick erhielt, obwohl es (angeblich) sein Herzblut-Projekt war. Oder übersehe ich hier etwas?
By the way, eine witzige Anekdote am Rande ist ja, dass es die konspirative Theorie gibt, dass Kubrick die Mondlandung 1969 für die NASA inszeniert hat. Seine Weltraum-Extravaganz 2001: Odyssee im Weltraum erschien im Jahr 1968 und stellte alles bisher Dagewesen an Weltraum-Spezialeffekten in den Schatten (»Es ist voller Sterne!«). Was liegt demnach näher, als Kubrick mit einer inszenierten Mondlandung in Verbindung zu bringen? Eben. Und Kubrick selbst soll im Film Shining ein paar Hinweise versteckt haben. Wer mehr wissen möchte, der kann als Einstieg den DiscoveryNews Artikel Faked Moon Landings and Kubrick’s ‚The Shining‘ lesen. Seltsamerweise wurde der Beitrag vom Server genommen, obwohl der Autor keinen Hehl daraus macht, dass er diese Theorie lächerlich findet. Im Cache von google ist der Artikel noch zu finden – und sicherlich auch im Internetarchiv.
Bevor man mich mit kommentierenden faulen Tomaten bewirft, muss ich hinzufügen, dass ich keine Ahnung habe, was im Juli 1969 geschehen ist. Ich war damals gerade mal ein Jahr alt und hatte vermutlich andere Probleme (Hunger und ne volle Windel!), als mich um solche Sachen wie die bemannte US-Raumfahrt zu kümmern. Heute, Jahrzehnte später, ist es ein seltsam unbestimmtes Gefühl, das ich mit dem Apollo-Programm verbinde. Ich sehe die Bilder und Filme von damals. Sehe die vielen, nahezu perfekten Fotos, die die Astronauten, mit einem herkömmlichen Fotofilm, aus der Hüfte schossen (im wahrsten Sinne des Wortes). Hm. Wenn ich mir überlege, wie viele Bilder ich mit meiner digitalen Spiegelreflexkamera schieße, um wenigstens ein gutes Foto zu bekommen, dann ist das schon recht erstaunlich, wie die Apollo-Boys in einer völlig feindlichen Umwelt (Scheiß kalt im Schatten, Scheiß Heiß in der Sonne), ohne Hilfsmittel, ohne Ausleuchtung oder Spots, Fotos zum Niederknien machten. Respekt.
Da fällt mir ein. Ein Fotograf, der während der Tschernobyl-Katastrophe vor Ort war und Fotos schoss, zeigte Bilder, die von den atomaren Strahlen verändert wurden. Die Radioaktivität war so intensiv, dass sie auf dem Fotofilm Spuren hinterließ und manche Filmrollen sogar zerstörte. Ich habe natürlich keine Ahnung, wie hoch die natürliche Strahlung auf dem Mond ist, aber ich denke, ohne einem schützenden Magnetfeld sollte es dort oben schon recht heftig zur Sache gehen. Naja. Ich bin kein Astrophysiker. Nur ein Schriftsteller mit viel Phantasie. Und vielen Fragen.