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Der Untergang der sächsischen Barockresidenz Dresden, 13. Februar 1945

Heute jährt sich zum 73. Mal die Einäscherung der deutschen Stadt Dresden durch alliierte Bomberverbände. Ich habe mir darüber immer wieder den einen oder anderen – zuweilen verbotenen – Gedanken gemacht. Beispielsweise Dresden im Feuersturm oder Kurt Vonnegut und The Firebombing of Dresden oder So it goes: Hiroshima & Dresden 1945 Übrigens betitelte die damalige Britische Wochenschau ihren Bericht großspurig mit Dresden bombed to Atoms. Der süffisant menschenverachtende Ton des Kommentators ist natürlich der Propaganda geschuldet.

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Denkverbote #5: Dresden im Februar 1945

Falls Sie einmal die Gelegenheit haben, einen Geschichtslehrer oder Historiker zu treffen – ob Mann oder Frau spielt keine Rolle -, fragen Sie ihn, warum eigentlich keiner der Verantwortlichen für die flächendeckende Brandbombardierung (firebombing) von Dresden, im Februar 1945, als der Krieg längst entschieden war, vor Gericht gestellt wurde. Zivilisten, darunter Frauen, Kinder und alte Menschen, mit Absicht und Vorsatz bei lebendigem Leibe zu verbrennen*, ist bekanntlich kein Kavaliersdelikt. Wie wir wissen, wurden Kriegsverbrecher für weit weniger (Tote) an die Mauer gestellt.

Ich gehe davon aus, dass Lehrer und Historiker von der Frage unangenehm berührt werden und dieses unangenehme Gefühl mit einer Gegenfrage zu vertreiben versuchen, beispielsweise: „Worauf wollen Sie mit dieser Frage hinaus?“ **)

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So it goes: Hiroshima & Dresden 1945

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Die letzten Tage jährte sich der Atombombenabwurf auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki. So it goes, wird später der US-Schriftsteller Kurt Vonnegut in seinem Roman Slaughterhouse Five seinen stoischen Protagonisten in den Mund legen. Was soll man da tun? Es ist, wie es ist, im Krieg. Vonnegut erlebte die Feuerhölle in Dresden, anno 1945, als deutscher Kriegsgefangener mit. Das Erlebnis dürfte ihn ordentlich mitgenommen haben. Am besten, man höre aus seinem Munde, was er zu den damaligen Geschehnissen zu sagen hatte, beispielsweise im Gespräch mit Catch-22 Autor Joseph Heller: link.

Ist Ihnen schon aufgefallen, dass demokratisch gewählte Politiker, bedachte Generäle und vertrauensselige Friedensnobelpreisträger das Leben vieler Menschen retten wollen, in dem sie auf viele Menschen Bomben und Granaten regnen lassen? Begonnen hat ja alles mit einem gewissen Winston Churchill und seinem Luftwaffen-Chef Arthur „Bomber“ Harris, die kurzerhand von militärisch-wirtschaftlichen Zielen auf zivile umschwenkten. Es ist nun mal leichter, eine ganze Stadt von der Luft zu treffen als einen Rüstungsbetrieb. Wer den ersten Stein bzw. die erste Bombe auf Zivilisten warf und wie sich von da an die Sache entwickelte, wird selten im Detail besprochen. Man möchte keine schlafenden Hunde wecken und die Schuldigen sind längst gefunden, sozusagen.

Über die dramatischen Auswirkungen einer Flächenbombardierung, auch darüber gehen Historiker und Politologen gerne hinweg. So it goes. Weil nach 1945 die angloamerikanische Propaganda darauf abzielte, den Weltkrieg zu einem „good war“ zu machen, mussten die negativ-kontroversen Themen unter den Teppich gekehrt werden. Es darf einen also nicht wundern, wenn sogar noch heute, am Beginn des 21. Jahrhunderts, ganze Städte in die Steinzeit gebombt werden dürfen. By the way, Richard Nixon und Friedensnobelpreisträger Henry Kissinger ließen während des Vietnamkrieges in aller Heimlichkeit Kambodscha bombardieren. Rund vier Jahre dauerte diese (un)heimliche Bombardierung, die am Ende das Land destabilisierte und mit ein Grund war, dass die Khmer Rouge an die Macht gelangten. Die fürchterlichen Auswirkungen sind bekannt, nicht?

Übrigens, haben Sie sich schon mal die Fotos angesehen, die das zerstörte Hiroshima und Nagasaki zeigen. Verblüffenderweise findet man so gut wie keine Unterschiede zum Zerstörungsgrad anderer japanischer Städte, beispielsweise Tokyo. Vergessen wir nicht, dass zu jener Zeit der allergrößte Teil der japanischen Häuser aus Holz bestanden haben. Die wenigen Steinbauten haben die Feuer-Bombardierungen genauso wie die Nuklearexplosionen zur Gänze oder als Ruine überstanden. Hätte man also Hiroshima und Nagasaki mit herkömmlichen Brandbomben bestrichen, das Resultat würde nicht anders ausgesehen haben. Ein Schelm, wer Skeptisches dabei denkt. So it goes.

Lernen’S ein bisserl Geschichte, Frau Vorsitzende

Als Bürger muss ich fragen: Was ist wahr? Was ist unwahr?
Harold Pinter
Nobel Lecture: Art, Truth & Politics [7.12.2005]

Man kann die Interpretation der Historie natürlich immer in eine beliebige Richtung biegen, aber bedenklich wird es dann, wenn eine Aussage, wie sie die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion Katrin Göring-Eckardt in einem Interview tätigte, von der Interviewerin widerspruchslos hingenommen wird:

Dresden, das ist vor allem die Frauenkirche, die ist wieder aufgebaut worden, nachdem die Nazis sie zerstört haben.

Ich würde vorschlagen, Frau Göring-Eckhardt besucht das Dresdner Panometer, wo sie die Zerstörung, pardon Ausradierung, der Stadt in einer imposanten Rundumsicht bestaunen kann – die Bomber trugen übrigens keine Abzeichen der deutschen Luftwaffe. Weiters würde ich empfehlen, dem Augenzeugenbericht des amerikanischen Autors Kurt Vonnegut zu lauschen, der damals ein Kriegsgefangener der deutschen Wehrmacht war und gerade in einem unter der Erde gelegenen Kühlraum arbeitete, als „seine“ Airforce Elbflorenz in ein Flammenmeer verwandelte, es sprichwörtlich in Schutt und Asche legte. Unter anderem sagte er:

Als ich schließlich rauskam, aus dem Krieg und wir nach Hause verfrachtet wurden, kam ich mit meinem Kriegskumpel in Gespräch – er wurde später Staatsanwalt. Was hast du gelernt, im Krieg, fragte ich ihn. Und er sagte: „Meiner Regierung nicht zu trauen“. Weil, wir hatten bis zu dem Zeitpunkt geglaubt, oder man hat uns glauben gemacht, dass wir keine Zivilisten bombardieren würden. […] Und dann sah ich, dass die Briten und die Vereinigten Staaten Flächenbomardierungen von Städten durchführten. Das war damals nicht bekannt, dass wir das taten, dass es eine Vorgabe war, Zivilisten zu töten, zu töten, zu töten, weil wir sonst den Krieg nicht gewinnen würden.

Kurt Vonnegut & Joseph Heller War Experience:
Battle of the Bulge, Bombing Raids, VE Day (1995)
meine Übersetzung

Noch bedenklicher ist freilich der Umstand, dass einem bereits die bloße Erwähnung der alliierten Bombardierung von deutschen Städten, sei es Hamburg, Dresden oder Berlin, in Teufels politisch korrekte Küche bringen kann. Weil man dadurch – so wird einem mit erhobenen Zeigefinger vorgehalten – die Verbrechen der Nazis relativieren bzw. verharmlosen würde. Aber Fakten verschwinden nicht, nur weil man sie ignoriert, wusste Aldous Huxley. Und zu guter Letzt sei mir noch erlaubt, das Geschichtsforscherehepaar und Pulitzerpreisträger Will und Ariel Durant zu erwähnen – nur für den Fall, dass Sie der Meinung sind, wir wüssten bereits alles über die Vergangenheit:

[…] do we really know what the past was, what actually happend, or is history ‚a fable‘ not quite ‚agreed upon‘? Our knowledge of any past event is always incomplete, probably inaccurate, beclouded by ambivalent evidence and biased historians, and perhaps distorted by our own patriotic or religious partisanship. […] Most history is guessing, and the rest is prejudice.
The Lessons of History
H. Wolff, New York [E-Book]

Der ganz normale Wahnsinn in Dresden, anno 1945 und 2015

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Gibt es einen Vortrag oder Bericht über die Ereignisse des rücksichtslosen Bombardments in Dresden im Februar 1945, dann hat der Mainstream, vorrangig in good ol‘ Germany, auf folgende Punkt im Besonderen hinzuweisen:

  • Die Kriegsschuld darf nicht relativiert werden [„Wir wissen, wer den Krieg begonnen hat“, teilt der Deutsche Präsident der Welt mit – SZ];
  • Opferzahlen dürfen nur nach unten korrigiert werden; wer meint, dass die „offizielle Zahl“ mit 25.000 Toten zu gering bemessen ist, sitzt einer „Legende“ auf [siehe Artikel im Spiegel];
  • Man hat auch den anderen zivilen Opfern im Krieg zu gedenken;
  • Man hat ein klares Bekenntnis gegen Hass, Krieg und Gewalt abzulegen und einzufordern.

Ehrlich gesagt, mir stellt es die Nackenhaare auf, wenn ich mit solch einer unverfrorenen Scheinheiligkeit [oder ist’s Verlogenheit?] konfrontiert werde. Da werfen Mainstream und Politiker den Slogan „Nie wieder“ inflationär in die Runde, gleichzeitig wetteifern sie förmlich darum, Washingtons Kriegsrhetorik in die Tat umzusetzen und unterstützen beispielsweise ukrainische Neo-Nazis im Bürgerkrieg oder machen Stimmung gegen Moskau, Athen, Damaskus, …

„Hass, Krieg und Gewalt“ ist für den Mainstream und die Sittenwächter verdammenswert, so lange die Täter jedenfalls über keine Luftwaffe verfügen. Diese Leute haben scheinbar kein Problem damit, wenn zivile Einrichtungen aus der Luft koordiniert und flächendeckend bombardiert werden. Es geht nämlich, in ihrem Verständnis, um die „gerechte Sache“. Aber das Ganze hat einen Haken: Jede Partei in einem kriegerischen Konflikt glaubt sich auf der richtigen, auf der „gerechten“ Seite. Am Ende ist es natürlich der Sieger, der die Geschichte schreibt und entscheidet wer bzw. was von nun an als „gut“, wer bzw. was als „böse“ zu gelten hat. Das sollten Sie niemals vergessen!