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Denkverbote #1: Geld- und Kreditsystem

Denkverbote-1Das Geld- und Kreditsystem ist Eckpfeiler unserer gegenwärtigen Zivilisation. Trotzdem erfährt der gewöhnliche Bürger so gut wie nichts über die Schwarze Magie, die hier praktiziert wird.

Geld entsteht durch Kredit.

Würden alle Kredite auf diesem Planeten zurückgezahlt werden – was freilich wegen der Zinsen unmöglich ist – gäb’s auch kein Geld mehr in unserer Welt. Der Zinseszins, der auf lange Sicht jeden Kreditnehmer – vor allem Staaten – in den Bankrott treibt, wird niemals ernsthaft diskutiert. Spricht man aber von Wucher oder Zinsknechtschaft könnte das einem Job und Zukunft kosten. Das Thema Geld, Kredit und Bankwesen ist heutzutage ein einziges Minenfeld. Jeder Analyst, der sich in dieses Feld begibt, um Fakt von Fiktion zu trennen, läuft Gefahr, zerrissen zu werden.

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Zwei Filme, eine Wahrheit: Ist das Leben nicht schön? vs. The Big Short

WonderfulLife-BigShort

Zugegeben, es war der Beitrag von nerdwriter über den »Weihnachtsfilm« It’s a wonderful life [Ist das Leben nicht schön?] aus dem Jahr 1946, der mich auf die richtige gedankliche Spur brachte. Den Film kennt vermutlich jeder. Um den 24. Dezember herum wird er im TV rauf und runter gespielt, weil er zeigt, wie schön das Leben sein kann, wenn man zur Weihnachtszeit all seine Freunde und Liebsten um sich hat und gemeinsam Auld Lang Syne (übrigens die einzige Melodie, die ich im Jugendalter für das Klavier einstudierte) singen kann. Dass ein Engel, ein Schutzengel versteht sich, im letzten Akt des Films auftritt und eine zentrale Rolle spielt, dürfte ebenfalls zur christlich-weihnachtlichen Feststimmung beitragen. Zu guter Letzt freuen wir uns mit Jimmy Stewart, wenn er seine Lebensfreude wiedergewinnt. Herz, was willst du mehr, an einem verschneiten Weihnachtsabend?

The Big Short hat nichts, aber auch gar nichts mit Weihnachten zu tun. Der Film will dem in großen Geldsachen unerfahrenen und naiven Kinogänger über die betrügerischen Hintergründe der Finanzkrise von 2008 aufklären. Ja, die Filmemacher gaben sich die größte Mühe, komplexe und unverständliche Sachverhalte des Wertpapier-Hypothekarkredit-Karussells einfach und simpel auf den springenden Punkt zu bringen. Und trotzdem grübelt man über das Gesagte und versucht, das bestehende, sozusagen eigene Finanzbild mit dem globalen in Einklang zu bringen. Natürlich versagt hier das menschliche Gehirn des einfachen und rechtschaffenen Mannes, wenn die Rede auf Millionen, Milliarden und schließlich Billionen kommt. Wie soll man diese Größenordnungen überhaupt verarbeiten können, wenn man selbst nur mit Tausenden von Euros oder Dollars zu leben hat? Meine Wenigkeit hatte vor vielen Jahren im Wertpapierbereich gearbeitet und dabei Milliarden, freilich noch in den guten alten Schillingen, von einem Konto auf ein anderes geschoben. Gelddisposition nannte sich das damals. Und ist heute nicht anders. Ich habe Kredit-Wertpapier-Finanzkonstrukte genauso wie all die Börsengänge der österreichischen Ent-Staatlichungsmaschinerie abgewickelt. Ich darf mit Fug und Recht behaupten, ein Gespür für die monetär-technischen Belange zu haben – und trotzdem ist der Knopf im Oberstübchen kaum aufzulösen. Es ist diese Abstraktion, die einem so schwer zu schaffen macht. Wer ist der Böse? Wer ist der Verantwortliche? Wie der Film am Ende aufklärt, wurden zwar Billionen von Dollars in der Krise „vernichtet“, aber ins Gefängnis ging dafür niemand. Nebenbei bemerkt, eine Krise „vernichtet“ nur Werte auf dem Papier, mit anderen Worten, das geflossene Geld fließt weiterhin – nur in die Tasche anderer Leutchen.

Zurück zu Frank Capras It’s a wonderful life. Der Film ist oberflächlich betrachtet eine hübsch sentimentale Weihnachtsgeschichte, die zeigt, dass die Community, die Gemeinde, die zusammenhält, gegen alle Widrigkeiten des (Wirtschafts- und Finanz-)Lebens gewappnet ist. Unter der Oberfläche zeigt der Film aber, wie eine Gemeinschaft gewöhnlicher Menschen von einem un-christlichen Finanzsystem in die Knie gezwungen wird. Während The Big Short sich mit allerlei Wall-Street-Vokabeln im Nebel der Abstraktion verliert, bleibt It’s a wonderful life der menschlichen Dramaturgie treu: Hier George Bailey, der rechtschaffen-christliche Sohn des Gründers einer kleinen Bausparkasse, dort Henry F. Potter, der alte geldgierige Spekulant, der den Hals nicht voll genug bekommen kann und alle Mitteln ausschöpft, um Buslinien, Geschäfte und Banken der Stadt an sich zu reißen. Es ist der oft verfilmte Kampf David gegen Goliath – und David gewinnt nur deshalb (vorerst) die eine Schlacht am Weihnachtsabend, weil die Gemeinschaft zusammenhält.

Doch Capras Film geht tiefer. Henry F. Potter ist nämlich nicht nur die Karikatur eines alten böswilligen Geizhalses, sondern er stellt das kapitalistische un-christliche Finanz- und Geldsystem dar. Der Film zeigt, was das System aus einer Gemeinde macht, die sich dem Diktat Mammons beugt – im letzten Akt sehen wir Jimmy Stewart/George Bailey, wie er durch seine ehemalige Heimatstadt Bedford Falls läuft, die sich ohne Widerstand in ein Sodom namens Potterville verwandelt hätte, in der jeder nur noch für sich lebt und wo alles erlaubt ist, so lange es Geld einbringt. Wer diesen Film mit offenen Augen betrachtet, ahnt im Stillen, dass wir längst in Potterville angekommen sind. Die heile Welt eines George Baileys anno 1947, nämlich eine gesunde und damit unbestechliche Gemeinde, die sich an christlichen Werten orientiert, wurde durch die Propaganda der Wall Street Tag für Tag lächerlich gemacht und in den Schmutz gezogen.

Wenn Sie also wissen wollen, wie es zu der globalen Finanzkrise von 2008, die in den USA ihren Anfang nahm, überhaupt kommen konnte, so gibt Frank Capras »Weihnachtsfilm« die Antwort: Es mussten über die Jahre nur all die politischen, medialen und wirtschaftlichen Schlüsselpositionen mit korrupten und geldgierigen, sozusagen un-christlichen Henry F. Potters besetzt werden, die von einem erstrebenswerten »Paradies« namens Sodom fabulierten, während die Gemeinde und der Einzelne Stück für Stück in die Knie gezwungen wurde: weniger Jobs, mehr Kredite, skrupellose Vertrauensleute, brachialer Medieneinfluss, leicht zugängliche Suchtmittel usw. George Baileys Monolog, der vermutlich gerne überhört wird (und in der deutschen Synchronfassung ein wenig entschärft wirkt), ist der Schlüssel zum Verständnis für all die „unvorhersehbaren“ Finanz- und Wirtschaftskrisen, die das Vieh ärmer und abhängiger und die Viehtreiber reicher und mächtiger gemacht haben.

[meine Übersetzung:] »Augenblick, Mr. Potter. Sie haben Recht, wenn Sie sagen, dass mein Vater kein Geschäftsmann war. Ich weiß das. Warum er überhaupt diese wertlose und kleinkrämerische Building and Loan (Hypothekenbank) gegründet hat, werde ich wohl nie mehr erfahren. Aber weder Sie noch irgendjemand anderes kann etwas gegen seinen rechtschaffenen Charakter sagen, weil er sein ganzes Leben … weil, in den 25 Jahren, seit er mit seinem Bruder, Onkel Billy, diese Sache gestartet hatte, dachte er kein einziges Mal an sich selbst. Stimmt’s, Onkel Billy? Er sparte nicht mal genug Geld, um (meinen kleinen Bruder) Harry oder mich aufs College zu schicken. Aber er half ein paar armen Leuten, um aus Ihren Elendsquartieren (Slums) herauszukommen, Mr. Potter, und was ist daran falsch? Sie hier … Sie sind alles Geschäftsleute. Machte mein Vater nicht aus all diesen armen Leuten bessere Steuerzahler? Machte er nicht aus ihnen bessere Kunden? Sie … Sie sagten … Was haben Sie vorhin gesagt, Mr. Potter? Diese Leute sollten warten und ihr Geld sparen, bevor sie überhaupt von einem neuen Heim sprechen. Warten? Wie lange sollen sie warten? Bis die Kinder erwachsen und sie selbst alt und gebrechlich sind? … Wissen Sie eigentlich, wie lange ein Arbeiter braucht, um den Preis für ein neues Heim anzusparen? Denken Sie doch darüber einmal nach, Mr. Potter, dass dieses Gesindel, wie Sie diese Leute nennen, der größte Teil der Gemeinde ist, der arbeitet und zahlt und lebt und stirbt. Ist es dann wirklich zu viel verlangt, wenn man diesen Leuten die Möglichkeit bietet, all ihr Arbeiten und Zahlen und Leben und Sterben wenigstens in ein paar ansprechenden Zimmern und einem Bad zu tun? Wie dem auch sei, mein Vater dachte jedenfalls nicht schlecht von ihnen. Die Leute waren für ihn menschliche Wesen. Aber für Sie, Mr. Potter, einem krummen, frustrierten alten Mann, für Sie sind diese Leute nur Vieh. Und in meinem Buch starb mein Vater viel reicher als Sie es je werden können.«

»Just a minute… just a minute. Now, hold on, Mr. Potter. You’re right when you say my father was no businessman. I know that. Why he ever started this cheap, penny-ante Building and Loan, I’ll never know. But neither you nor anyone else can say anything against his character, because his whole life was… why, in the 25 years since he and his brother, Uncle Billy, started this thing, he never once thought of himself. Isn’t that right, Uncle Billy? He didn’t save enough money to send Harry away to college, let alone me. But he did help a few people get out of your slums, Mr. Potter, and what’s wrong with that? Why… here, you’re all businessmen here. Doesn’t it make them better citizens? Doesn’t it make them better customers? You… you said… what’d you say a minute ago? They had to wait and save their money before they even ought to think of a decent home. Wait? Wait for what? Until their children grow up and leave them? Until they’re so old and broken down that they… Do you know how long it takes a working man to save $5,000? Just remember this, Mr. Potter, that this rabble you’re talking about… they do most of the working and paying and living and dying in this community. Well, is it too much to have them work and pay and live and die in a couple of decent rooms and a bath? Anyway, my father didn’t think so. People were human beings to him. But to you, a warped, frustrated old man, they’re cattle. Well in my book, my father died a much richer man than you’ll ever be!«

It’s a wonderful life
Frank Capra, 1946

 

Yeah! Ein Wort zur rechten Zeit von Nigel Farage im EU Parlament.

Die kurze Ansprache muss man sich als gewöhnlicher Bürger auf der Zunge zergehen lassen. Einfach herrlich. Dass Mister Farage der Meinung ist, die Krise habe nun ein EU-Diktat der deutschen Regierung zur Folge, ist natürlich betrüblich, weil die Bundesrepublik Deutschland seit 1990 de facto nicht mehr existieren dürfte. Um ehrlich zu sein, ich bin kein Verfassungsjurist, aber vielleicht lässt sich dafür eine Erklärung finden. Meine Recherchen bekräftigen jedenfalls den Eindruck, dass die Regierungen Deutschlands nur Marionetten waren und noch immer sind, die allesamt einen »Unterwerfungsbrief«, wie es Willy Brandt  nannte, zu unterzeichnen hatten und vermutlich noch immer haben. Das steht in einem Artikel der renommierten Wochenzeitung Die Zeit und man kann nicht behaupten, dass diese verschwörungstheoretischen Nonsens schreiben würde, wenn es um hohe Politik geht, oder?

entnommen: »Die Jahrhundertlüge« von Holger Fröhner

Die „Bundesrepublik Deutschland“ wurde am 17.07.1990 während der Pariser Konferenz durch die Alliierten mit der Streichung des Artikel 23 a.F. des „Grundgesetzes“ juristisch aufgelöst (siehe: BGBl. 1990, Teil II, Seite 885, 890 vom 23.09.1990). Sie existierte vom 23.05.1949 bis zum 17.07.1990 lediglich auf der Grundlage des konstituierenden „Grundgesetzes“. Laut geltendem Völkerrecht (Haager  Landkriegsordnung, Art. 43 (RGBl. 1910)) ist ein „Grundgesetz“ ein „Provisorium zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung in einem militärisch besetzten Gebiet für eine bestimmte Zeit“. Diese provisorische Natur kommt im „GG“ Im Art. 146 zum Ausdruck.

Da die „Bundesrepublik Deutschland“ seit dem 18.07.1990 nicht mehr existiert, können Sie diesem vermeintlichen Staat nicht angehören!

Rechtliche Grundlagen: Europäisches Übereinkommen über die Staatsangehörigkeit (Art.2, Abs. a), Haager Landkriegsordnung (Art.43), SHAEF-Gesetz Nr. 52 (Art. 1), Deutschlandvertrag (BGBl. 1955 II S. 301), UN-Charta (Art.53 und 107), Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz (§1), Übereinkommen zur Regelung bestimmter Fragen in Bezug auf Berlin vom 25.09.1990 (BGBl. 1990 II S. 1274), Urteile des Bundesverfassungsgerichtes (u.a. 2BvL6/56, 2Bvf1/73, 2BvR373/83; BVGE 2, 266 (277); 3, 288 (319ff; 5. 85 (126); 6, 309, 336 und 363, 2 BvR 955/00, 2 BvR 1038/01)

Und hier noch ein wunderbares Interview mit einem ehemaligen US Senator, der meint, dass es mit der USA bergab geht. Dieses Interview werden Sie natürlich weder im öffentlich-rechtlichen, noch im Privat-TV sehen. Was Sie hingegen tagtäglich bis zum Erbrechen sehen, sind Steine werfende Demonstranten im arabischen Raum. Friedliche Proteste und Kundgebungen werden unter den Teppich gekehrt. Und über den gegenwärtigen Zustand der Demokratie wird kein Wort verloren. In Zeiten der Finanzkrise müssen Opfer gebracht werden. Hm. Also, wenn der gewöhnliche Bürger sowieso alle Bürden und Schulden zu tragen hat, dann machen wir doch gleich reinen Tisch und verstaatlichen ruckzuck alle Unternehmen und Banken. Das löst zwar nicht das generelle Problem der Machtkonzentration, aber einen Politiker kann man noch immer abwählen oder aus dem Amt protestieren, während man einen CEO oder Vorstandsvorsitzenden nicht mehr los wird, egal welche unmoralischen Sachen er macht. Dass die Bezahlung von Top Managern in den letzten 30 Jahren um satte 4.000 % gestiegen ist, äh, ja, das ist natürlich nicht zu kritisieren, das ist Big Biz. Auch darüber erfahren Sie in den Mainstream-Medien nichts. Thank you for smoking.

Demokratie heute fordern, um sie morgen zu verlieren

»Greenpeace is the biggest feel good organisation.«
Captain Paul Watson
former Co-Creator of Greenpeace
End: Civ Resist or Die
Interview
Documentary

Adam Curtis hat eine neue 3teilige TV-Serie gemacht, die von der BBC ausgestrahlt wurde und wird. All Watched Over by Machines of Loving Grace. Zwei Episoden konnte ich bereits sehen. Die dritte lässt noch auf sich warten. Wie üblich kann man von Adam Curtis einiges lernen. Und wenn es nur das ist, einen anderen Blick auf vergangene Ereignisse zu werfen und diese in einen neuen Kontext zu stellen. Man möchte nicht meinen, wie erhellend seine modern gemachten Dokumentar-Serien sind. Es ist kein Zufall, dass TV-und Medienkritiker Charlie Brooker – ebenfalls BBC – in seinen Miniserien auf Adam Curtis verweist. Gäb’s mehr von den beiden, man würde sich als aufgeklärter Bürger verstanden, nicht ausgenutzt wissen. De facto geht es ja den Medien (und natürlich auch Umweltschutzorganisationen) vorrangig um Quote und Absatz und Umsatz. Punkt.

Hier ein Interview mit Adam Curtis, der über seine neue TV-Serie spricht. Das Interview wurde von Little Atoms gemacht und auf deren Webseite als livestream und mp3-download ausgestrahlt. By the way, I love his voice 😉

Eine Quintessenz der zweiten Episode der Dokumentarreihe von Adam Curtis ist, dass selbstorganisierende  Gruppierungen (wie zum Beispiel Kommunen in den 1970ern), die keine Hierarchien und Abhängigkeiten kennen, nicht all zu lange funktionierten. Warum und wieso wird in der Episode erklärt. Weiters zeigt uns Curtis die ersten Revolutionen, die durch das Internet ausgelöst bzw. verstärkt wurden: Georgien und Ukraine. Eine friedliche Machtübernahme des Volkes. Nicht unähnlich dem Arabischen Frühling. Aber die Erkenntnis, dass aus diesen friedlichen demokratischen Ideen am Ende wieder Chaos und Willkür und repressive Regime entstanden, die vielleicht schlimmer als die abgelösten sind, ja, diese Erkenntnis kann einen schon Kopfzerbrechen bereiten. Jedenfalls dann, wenn man sich Gedanken macht. Über die Welt. Die Gesellschaft. Die Zukunft.

Gut möglich, dass die europäischen Protestbewegungen (hier: Spanien), die heute mehr Gleichheit und Demokratie fordern, schon übermorgen das genaue Gegenteil auslösen. Das ist paradox. Aber bei genauerer Betrachtung nicht von der Hand zu weisen. Wenn eine bestehende Ordnung, mag sie noch so repressiv oder totalitär sein, kollabiert, nimmt eine neue Ordnung deren Platz ein. Diese neue Ordnung ist aber nicht definiert, sie schließt niemanden aus, lässt alles zu. Somit lockt eine Neuordnung all die Glücksritter, Hoffnungsträger und Agitatoren an, die vielleicht das Beste für die Gesellschaft im Sinn haben, aber mit Sicherheit in erster Linie an ihre eigene Zukunft denken.

Danton, wenn ich mich recht erinnere, soll während der Französischen Revolution gesagt haben, dass die Regierung deshalb gewalttätig ist, damit es das Volk nicht sein muss. Und Robespierre, der für die Phase des Terrors mitverantwortlich gemacht werden muss, war ein aufgeklärter und unbestechlicher Bürokrat, der nur das Beste im Sinn hatte. Robespierre glaubte, mit Terror einem Volk eine neue Ordnung aufzwingen zu können, die noch zu sehr von der alten beseelt war. Hatte er recht? Hatte er unrecht? Fakt ist, dass es anders kam. Dass das Volk (oder sagen wir: Teile des Volkes) kein Blut mehr sehen und nur noch Frieden wollte. Auch wenn es bedeutete, wieder in alte Muster zu fallen, Kompromisse einzugehen und die politische Korruption zu akzeptieren. Übrigens, in einem Artikel von William J. Astore wird die gegenwärtige USA mit dem vorrevolutionären Frankreich der 1780er Jahre verglichen. Interessant!

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die westliche Welt und deren Bürger mit Konsum und Kredit zufrieden gestellt. Aber nun, in Zeiten der Ressourcen-Knappheit, der politischen Instabilität außerhalb der westlichen Welt, einer technischen Vernetzung, die viele kritische Gedanken innerhalb von Sekunden weltweit abrufbar machen, eines ketzerischen Infragestellens des bestehenden Geld-Finanz-Glaubens, sowie einer großflächigen Umweltzerstörung, die nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, sehen sich die gegenwärtigen politischen und wirtschaftlichen Ordnungshüter gezwungen, zu reagieren. Und natürlich haben sie nur das Beste für ihr Volk im Sinn. Natürlich.

In Griechenland kann man erkennen, wohin die Reise geht. Die ausländischen Kreditgeber und ihre Günstlinge erzwingen ohne Waffengewalt, nur mit Zahlen und Propaganda und Medien, die Aufgabe eines souveränen Staates. Während man in früheren Zeiten die Belagerer und die Belagerten gut unterscheiden konnte – hier die Stadt und ihre Trutzburg, dort die Zeltstadt mit den Soldaten – ist heute alles verworren und vertan. Aber das Ziel ist damals wie heute gleich: Widerstand brechen, einen Teil der gegnerischen Bevölkerung auf seine Seite ziehen (so lange man sie braucht), eigene Ordnungshüter einsetzen und die Infrastruktur in Besitz nehmen. Voilà. Schon ist ein Vasallenstaat gegründet.

Aber wozu das Ganze? Wozu einen sogenannten Vasallenstaat erschaffen und ein souveränes Staatengebilde zerstören? Nun, dahingehend kann ich nur spekulieren. Aber als Autor hat man ja eine blühende Phantasie. Wirklich.