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Utopia vs. Akte X – Zwei Serien,eine Verschwörung

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Die neue Staffel der einst so populären X-Files/Akte X ist nun mit der Ausstrahlung der sechsten und letzten Folge (vorerst) abgeschlossen. Also, vom Hocker haben mich die „mysteriösen“ Verwicklungen, denen Scully und Mulder auf der Spur waren, nicht gerade. Falls Sie unbedarft an die neue Staffel herangehen wollen, so verzichten Sie besser darauf, weiterzulesen. Yep. Spoiler! Gleiches gilt für die britische TV-Serie Utopia, die ich Ihnen ans Herz legen möchte. Im Besonderen die erste Staffel und die erste Folge der zweiten Staffel. Beeindruckend, wie es die Drehbuchautoren verstanden, tatsächliche (politische) Ereignisse in die Filmwirklichkeit einfließen zu lassen.

Zugegeben, ich konnte mich nie wirklich für die Serie X-Files/Akte X erwärmen. Die Quintessenz wurde ja vortrefflichst in Episode 20 der 3. Staffel herausgelöst – wer es noch nicht gelesen hat, hier meine Gedanken dazu: Artikel. Die neue Staffel ist dagegen nur ein lauwarmer Aufguss. Auch wenn es für einen Verschwörungstheoretiker recht interessant beginnt, werden doch eine Reihe von Deep Events im Zeitraffer vorgetragen und mit einem geheimen Netzwerk (Cabal) hochrangiger Persönlichkeiten in Verbindung gebracht. Leider ging diese Überlegung und damit der Faden für die nächsten vier Folgen verloren und erst in der sechsten und letzten Folge wurde der Ball wieder ins Spiel gebracht. Doch die Aufdeckung des Endgame-Szenarios „wir reduzieren die Weltbevölkerung mit Hilfe einer herbeigeführten Immunschwäche“ durch Scully und Mulder wirkte äußerst aufgesetzt und fadenscheinig. Mit anderen Worten: enttäuschend hollywoodesk.

In eine ähnliche Endgame-Szenario-Kerbe, wenngleich bereits ein paar Jahre früher, schlägt die britische TV-Serie Utopia. Also, wie zuvor gesagt, die erste Staffel muss man gesehen haben (und natürlich die erste Folge der zweiten Staffel), um meine Begeisterung verstehen zu können. Es wird hier nicht nur jedes Verbrechen einer omnipotenten Organisation mit Verbindungen in die allerhöchsten Kreise von Politik und Industrie (Deep State) präzise dargestellt, sondern auch, wie diese Verbrechen der Öffentlichkeit präsentiert werden: So wird beispielsweise der blutige Amoklauf in einer Schule einem unschuldigen Teenager in die Schuhe geschoben (wie durch eine digitale Zauberhand ist er in den Überwachungsvideos als Täter auszumachen); es wird die Krankenakte eines „Selbstmörders“ kurzerhand mit dem Vermerk „Depression“ ergänzt; es wird eine Explosion mittels eines „Gaslecks“ erklärt; es wird für die Ermordung eines Politikers eine Terror-Gruppe verantwortlich gemacht, die wiederum Teil des Deep State-Geheimdienstes ist. Es gibt eine lange Liste an verbrecherischen Ereignissen – sei es beispielsweise die Erpressung von Politikern und Unternehmern oder die Konditionierung von Kindern oder die Diskreditierung eines unbequemen Wissenschaftlers – die in der TV-Serie abgehandelt werden und die sich an der Wirklichkeit da draußen orientieren.

Zu guter Letzt möchte ich noch eine wunderbare Dialogstelle herausstreichen, die der gewöhnliche Bürger nur für die Erfindung kreativer Schreiberlinge hält – und doch liegt darin vielleicht die Antwort auf die Frage, warum reale Politiker und Unternehmer und Medientycoons genau diese eine Richtung einschlagen, genau diese eine Entscheidung treffen und keine andere:

»Was glauben Sie, wie Sie an den Posten gekommen sind? Durch Talent oder Befähigung? Ihre sogenannte  (politische bzw. unternehmerische) Karriere haben wir Ihnen verschafft! Das einzige Talent besteht darin, zu tun, was wir Ihnen sagen!«

 

 

Erdöl, Lebensmittel, Krebs und andere Wahrheiten

Keine Sorge. Ich werde Ihnen jetzt nicht die 3948. Verschwörungstheorie herunterbeten und Sie damit amüsieren.  Ich war vor Jahren ähnlich abgebrüht wie Sie heute und ich war damals davon überzeugt, die Welt und ihre Mechanismen zu verstehen. Auch wenn ich mich mit den näheren Umständen nicht beschäftigte. Es gab und gibt ein allgemeines Wissen in den Köpfen der meisten Menschen, das als Maßstab für richtig und wahr herangezogen wird. Aber wenn wir einmal von unserem hohen Ross heruntersteigen und uns kurz in die Nase zwicken *aua*, dann sollten wir doch bemerken, dass schon Generationen vor uns viele vermeintlich kluge Leute einem Irrtum aufgesessen sind. Nicht nur, dass sich einige wenige irrten, nein, es waren so viele, dass jeder, der diesen Irrtum erkannte oder zu erkennen glaubte mit unangenehmen Konsequenzen zu rechnen hatte. Ein Scheiterhaufen war schnell errichtet. Und der Signore der Inquisition konnte jedem abtrünnigem Wissenschaftler den Zahn ziehen. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Heute, werden Sie sagen, ist alles anders. Wir sind aufgeklärt. Wir sind skeptisch. Wir sind kritisch. Wir haben die Medien. Wir haben eine Demokratie. Ach?

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Die dreisten Werbelügen auf Lebensmittel oder Der Pakt mit dem Teufelchen

update: eine kurze Kabarett-Sendung über die Verleihung des Goldenen Windbeutels im WDR. Amüsant und sicherlich äußerst zutreffend: »Die Lüge gehört zur Werbung wie die Milch zur Schnitte.«

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Nur durch Zufall im Twitteruniversum auf die Seite http://www.abgespeist.de aufmerksam gemacht worden. Huh. Perfekt. Endlich gibt es eine Kampagne gegen Lug und Trug der Lebensmittelindustrie, die in einer unverschämten Art und Weise das Blaue vom Himmel herunterlügen und es gerade einmal als kleinere Übertreibung ansehen. Ärgerlich. Sehr ärgerlich. Hier nun ein Videoclip, der die Produkte mit den dreistesten Werbelügen vorstellt. Abgestimmt konnte natürlich auch werden. Gewonnen hat die milchige Schnitte, die mir jedes Mal die Zornesröte ins Gesicht schießen lässt, wenn ich deren ekelhafte Werbung sehe.

update: Die FAZ berichtet über die Negativ-Auszeichnung!

Die Sache mit der Werbung beschäftigt mich ja schon seit geraumer Zeit. Werbung ist per se für nichts gut. Jedenfalls nicht für eine aufgeklärte und intelligente Gesellschaft. Werbung produziert leider nicht nur heiße Luft, nein, sie schürt Ängste (wer kennt nicht die Plakate mit den Riesen-Zecken?), macht dein Leben dünkler, einsamer, letztklassiger. Ja, mit der Verfeinerung der Werbung haben wir tatsächlich ein Werkzeug geschaffen, das die Welt nicht braucht und trotzdem stellen die Macher sie ins Rampenlicht. Jeder, der sich einmal kurz besinnt, muss zur Feststellung kommen, dass Werbung ein Produkt nur verteuert. Werbung macht ein Produkt nicht besser, nicht schöner, nicht leistungsfähiger. Ganz im Gegenteil. Immer mehr Unternehmen stecken Unsummen an Gelder in die Werbung und vernachlässigen Forschung und Entwicklung. Die Verpackung wird immer wichtiger. Kann das im Sinne einer aufgeklärten Gesellschaft sein? Einen interessanten weiterführenden Link hätte ich auch noch gefunden: US-Food Investigation

Der gute Beigbeder, französisches Enfant Terrible der Werbefuzzis, hat den Zynismus der Seifenblasenindustrie literarisch verarbeitet. Der dazugehörige Film 39,90 ist unbedingt sehenswert. Er sollte in jeder Schulklasse gezeigt werden. Wirklich.

Das Dilemma, in dem unsere westliche Gesellschaft steckt, ist, dass die klügsten und kreativsten Köpfe von der Werbeindustrie vereinnahmt wurden und weiterhin werden. Da ist großes Geld im Spiel. Wer möchte darauf verzichten? Und wenn man heute in den Bios der Autoren liest, dass er oder sie als Werbetexter arbeitet, dann sollte einem eigentlich klar werden, was das bedeutet. Darin liegt die Crux. Diese klugen und kreativen Menschen sind sympathisch, sind nett, sind freundlich und haben Erfolg. Würde man ihnen ihre kreative Spielwiese wegnehmen, sie würden vor dem Nichts stehen. Natürlich werden sie alles tun, um die Werbung und ihre Günstlinge zu rechtfertigen („Die Welt würde nicht so bunt sein!“), um die Wichtigkeit ihres Tuns herauszustreichen. Ihre Lobby ist stark, weil sie sich auf die Industrie verlassen können, die durch sinkende Absatzzahlen immer öfter Millionen in Werbemittel versenkt, als letzte Hoffnung.

Ja, Werbung ist ein Pakt mit dem Teufel. Jene kreativen und klugen Köpfe, die gerade über eine Werbekampagne für einen Schokolade-Riegel nachdenken, der Kinder beeinflussen soll, noch mehr Süßes zu essen, ohne dass die Eltern ein schlechtes Gewissen haben müssen („Die leichte Jause für Zwischendurch!“), tja, diese Leute schießen sich ins Knie. Weil später einmal all diese manipulierten Kinderseelen wie ein Sturm über die Gesellschaft hereinbrechen. All diese unglücklichen, fettsüchtigen, depressiven und gewalttätigen Menschen werden fürchterliche Rache nehmen. Vielleicht an der Tochter oder an dem Sohn dieses kreativen Werbegenies. Werbung ist Pandoras Box. Wer sie öffnet, hat keine Möglichkeit mehr, das Übel aufzuhalten. Tja. Dumm gelaufen.

Werbung
ist
teuflisch
und
verschlingt
die
Seelen
der
Unschuldigsten.
Punkt.
Weitersagen!

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Consuming Kids
Documentary about The Commercialization of Childhood
Media Education Foundation

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Killing us softly
Advertising’s Image of Women
Media Education Foundation

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Advertising & the End of the World
Media Education Foundation