Letztens fragte mich X., was ich von der Situation in Venezuela halte und ich dachte mir, die Antwort könnte auch den einen oder anderen meiner Leser interessieren. Ich mache es kurz und bündig. Zeit ist schließlich knapp in unserer heutigen über-vernetzten Welt. Nebenbei konkurriere ich mit den überschäumenden Schlagzeilen der Medienhäuser. Dass diese es mit der Wahrheitsfindung nicht so genau nehmen, sollte sich schon herumgesprochen haben – im Besonderen, wenn es um geopolitische Erklärungsmodelle geht.
Venezuela hat Erdöl. Viel davon. Sehr viel davon. Ein rohstoffreicher Staat stellt für die internationale Elite immer eine Gefahr dar. Warum? Weil er sich dadurch unabhängig von Krediten macht. Hat ein Staat keinen Bedarf an Krediten, da es ein regelmäßiges Einkommen in Form von Rohstoffexporten gibt, können die internationalen Finanziers keinen Druck auf die Regierung ausüben. Ergo muss der Erlös der Exporte privatisiert werden. Korrupte Politiker, die sich ihre Taschen mit Milliardenbeträgen füllen und die eigene Bevölkerung am Hungertuch nagen lassen, sind dabei sehr beliebt, in Zürich, London und Washington.
Aber wehe, eine Regierung übt sich in Robin Hood Manier und investiert die Erlöse der Exporte im eigenen Land, zahlt Schulden zurück, gewinnt an Selbstvertrauen und knüpft Bande mit anderen unabhängig werden wollenden „Banditen-Staaten“.
Von nun an wird das internationale Establishment alles unternehmen, um diesen „abtrünnigen“ Staat wieder in die gewohnte Spur zu bringen. Falls Drohung und Bestechung nicht wirkt (siehe Economic Hitman von John Perkins), setzt man das Land einfach auf die „Schwarze Liste“ und verhängt Sanktionen. Hilft auch das Aushungern nicht, wird die Opposition im Land scharf gemacht und ein Staatsstreich in die Wege geleitet. Scheitert dieser, dann nimmt sich die Weltpolizei in Washington der Sache an und beginnt mit einer militärischen Intervention. All das geschieht teilweise im Verborgenen, teilweise medial aufbereitet, aber immer unter dem Deckmantel „humanitäre Hilfe“ bzw. „Befreiung der geknechteten Bevölkerung, die unter einem Diktator leidet“. Am Ende der Intervention haben sie kaputte Staatsstrukturen (failed states), enorme Trümmerhaufen und eine traumatisierte Bevölkerung, die von einer Marionette Washingtons ausgepresst und unterdrückt wird. Sehr zur Freude des Establishments und der Medienleute.
Wer meint, all das wäre an den verschwörungstheoretischen Haaren herbeigezogen, der muss sich nur der Vergangenheit zuwenden, um klar zu sehen: etwa Iran im Jahre 1953, Guatemala, 1954 oder Libyen, 2012. Damals lief die gleiche brutale Show ab. Jahrzehnte später ist das freilich längst vergessen. Aber jetzt wissen Sie es. Auch schon was, nicht?
Sollten Sie meine Arbeitsunterlage Con$piracy: Eine andere Wahrheit bei sich herumliegen haben, auf Seite 135 habe ich diese geopolitische „Theateraufführung in 4 Akten“ eingehend erklärt.