Meine Mutter hat es mir hie und da erzählt, dass ein ehemaliger Nachbar an unserer alten Adresse (damals musste man horrende Ablösesummen zahlen, wollte man eine Mietwohnung bekommen!) einmal meinte, dass er schon die Kirchenglocken von Venedig gehört hätte, damals, als er an der Italienfront Stellung hielt, im Jahre 1918.
Das Geläut der Kirchenglocken in Venedig #Leben #Liebe #Literatur weiterlesenSchlagwort-Archive: reise
Rom, du ewige Stadt #Leben #Liebe #Literatur
Während ich diese Zeilen schreibe, genauso wie noch vor 20 Tagen, warte ich erneut, nein, vielmehr noch immer, voller Sehnsucht auf das helle Lachen einer Frau, die mir Muse ist und die mir Wörter und Sätze und, wer weiß, eine blühende Zukunft schenkt, die von einem gemeinsamen Wir spricht.
Rom, du ewige Stadt #Leben #Liebe #Literatur weiterlesenDer magische Kompass, der an einen Ort führt, der nicht mehr Norden, noch nicht Süden ist.
Der Magnetismus ist schon eine recht undurchschaubare Kraft. Man könnte meinen, Anziehung und Abstoßung würden aus dem Nichts entstehen und doch sind hier Kräfte am Werk, von denen der Mensch nichts verstehen kann, auch wenn er sich bemüht, das nicht zu Verstehende mit Formeln und physikalischen Gesetzen zu erklären. Ähnlich verhält es sich mit dem magischen Kompass, der die Richtung anzeigt, in der jene besondere Türe zu finden ist, die in ein neues Universum führt. Noch hat keiner dieses Universum gesehen oder gelebt, sind es doch einzig zwei Seelenschlüsseln, die den Zutritt gewähren. Aber während der eine Schlüssel irgendwo im Norden längst gefunden wurde, ist der andere tief im Süden vergraben und versteckt. Da mag auch der magische Kompass nicht helfen, da braucht es Bauchgefühl und Instinkt, vielleicht auch nur den klar denkenden Verstand, der das Versteck aufzuspüren weiß.
Der magische Kompass, der an einen Ort führt, der nicht mehr Norden, noch nicht Süden ist. weiterlesenMontaigne und das Mädchen, das in Mannskleidung in die Welt hinein ging, anno 1580
Im Jahre 1580 – eine gute Weile ist das schon her – hat sich der gute Michel de Montaigne auf den langen Weg gemacht. Von Frankreich reiste er nach Italien, die „Fahrt“ ging dabei über Deutschland, die Schweiz und Tirol. Auf dieser langen Reise – vorwiegend zu Pferd zugebracht, während das Gepäck mit dem Wagen transportiert wurde – notierte er in seinem Reisetagebuch die eine oder andere merkwürdige Anekdote. Eine handelt von einem „seltnen Ehepaar“. Die Übersetzung ist von 1777, deshalb muthet die Rechtschreibung ein wenig eigen an. Aber so ist das. Andere Zeiten, andere Schreibweisen.
„Sieben oder acht Mädchen, aus der Gegend von Chaumont in Basigny, verabredeten sich vor einigen Jahren unter einander, in Mannskleidung in die Welt hinein zu gehen, und sich etwas zu versuchen. Eine von ihnen kam nach Vitry unter dem Namen Mary. Sie bekam bald bey einem Leinweber Arbeit, da sie wohl gewachsen war, und die Kunst verstand, sich eines jeden Liebe und Freundschaft zu erwerben. Sie verlobte sich in Vitry mit einer Frau, die noch am Leben ist; da sie aber in einige Mishelligkeiten geriethen, so gieng der ganze Handel aus einander. Darauf gieng sie nach Montirendet, und verdiente auch da als Leinweber ihr Brod. Hier ward sie von neuem in ein Frauenzimmer verliebt; die sie heirathete. Vier bis fünf Monate lebte dieß seltne Ehepaar in der stolzesten Zufriedenheit; bis sie von einem Bürger aus Chaumont entdeckt und der Obrigkeit angezeigt wurden. Mary ward zum Galgen verurtheilt, weil sie eine ihrem Geschlechte unanständige Sache erfunden hatte. Diese Strafe übernam sie mit Gelassenheit. Ich will lieber den Tod leiden, sagte sie, als in der Gestalt eines Mädchens mein Leben fortsetzen.“ [S. 119f]
Reisen durch die Schweiz, Deutschland und Italien.
In den Jahren 1580 und 1581
Michel de Montaigne
Die weltmeisterliche Reise in den Osten
Der gute Aleksandr Puskin machte sich im Jahre 1829 auf, um bei der Finalbegegnung Russland gegen Türkei leibhaftig dabeizusein – vielleicht war es die erste Fan-Reise, die auf diese Weise Eingang in die Weltliteratur gefunden hat. Die Schlachten wurden damals an verschiedenen Heimstätten ausgetragen, mustergültig kommentiert und niedergeschrieben vom großen Dichter. 189 Jahre später fährt meine Wenigkeit zwar nicht in den Kaukasus bzw. an die russisch-türkische Grenze, aber in den Osten, in die Heimat des Dichters, um ebenfalls von Schlachten, die auf grünen Rasenflächen friedlich und vielleicht sogar freundschaftlich geschlagen werden – zu berichten. Da jedoch der Hund im Detail liegt und Unvorhergesehenes einen recht häufig ins Gesicht lacht, wie jeder meiner erfahrenen Leser sicherlich längst weiß, folgen die näheren Umstände dieses Aufbruchs gen Osten zu gegebener Zeit, kurz, wenn das quengelnde Kind in staubtrockenen Tüchern gewickelt ist. До свидания!