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Der Blick in den Spiegel

Du blickst in den Spiegel, betrachtest für eine Weile dieses Gegenüber und fragst dich, ob dir dieser Kerl tatsächlich ähnlich sieht. Der Mensch ist nicht nur Äußeres, nicht nur Hülle, sondern das Ganze, was wiederum eine Mischung aus Innerem und Äußerem, aus Erlebtem und beinah Erlebtem darstellt. Die gute A. meinte einmal, dass jeder Mensch eine Aura hätte, die ihn umgibt und die man auch sehen könne. Worauf ich sie fragte, ob sie meine Aura jetzt sähe. Sie nickte. Aber bis heute habe ich noch keine Aura gesehen, weder an mir, noch an anderen. Vielleicht ist es eine Gabe, eine besondere Gabe, vielleicht ein gewisse Einbildung, die Gefühltes sichtbar macht.

Das Osterfest neigt sich dem Ende zu. Es war eine stille, so angenehm ruhige Woche. Am Karsamstag las ich auf einer Steintafel, vor dem Eingang zu einer alten Kirche, irgendwo in der Melker Gegend, die Namen der Gefallenen in den beiden Weltkriegen. Ein hoher Blutzoll muss es gewesen sein, damals. Viele junge Männer, in der Blüte ihres Lebens, zogen in die Fremde um nicht mehr wiederzukommen. Helden für die einen. Verräter für die anderen. Und doch waren sie alle Söhne besorgter Mütter und Väter. Das Menschliche ist so alt wie die Menschheit selbst.

Der Blick in den Spiegel verrät nichts darüber, wie man von den anderen wahrgenommen wird. Die gesellschaftlichen Gepflogenheiten ändern sich. Vor zwei Generationen holte man am Sonntag das schöne „Gwandl“ aus dem Kasten. Sonntagsstaat. Sonntagsanzug. Man zeigte, was man hat, was man sich leisten konnte. Jene, die in eine finanziell missliche Lage kamen, ihren einzigen Anzug ins „Pfandl“, also in die Pfandleihe, tragen mussten, gingen Feiertags nicht mehr aus dem Haus – bedacht, den guten Ruf nicht zu verlieren, Angst habend, dass sich die Leut den Mund über einen „z’reißen“.

Wie ich erfuhr, sind Hennen auch nicht gerade nett untereinander. So kann es vorkommen, dass die „Clique“ es nicht zulässt, wenn eine Außenseiterin ihr Ei ausbrüten möchte. Tja. Die Natur hat ihre eigenen Spielregeln – Fairness und „Menschlichkeit“ sind von uns eingeführte Begriffe und Tieren wohl gänzlich fremd. Was uns vom Tier unterscheidet ist vor allem die Sprache. Ein großes Wunder, wenn man bedenkt, dass Kleinkinder das Sprechen „automatisch“ lernen – ohne, dass sie Vokabeln pauken oder Grammatik lernen müssen. Das Gehirn, welches sich noch eine Zeit lang nach der Geburt entwickelt, wächst – im wahrsten Sinne des Wortes – mit der Sprache mit.

„Kann es etwas Wunderbareres geben, als die ganze Welt mit ein paar Argumenten in Bewegung zu setzen?“
Voltaire

Apropos. Ich lese gerade ein faszinierendes Buch über die „Ur-Sprache“. Man möchte nicht meinen, mit welch wundersamen Theorien der Autor aus einer längst untergegangenen Epoche aufwartet. Nur so viel sei verraten, dass die vermeintlich „ältesten“ Sprachen der Welt so alt nicht sind und dass sie alle auf eine Ur-Sprache zurückzuführen sein dürften. Ach, so viele Wissensbrocken, die noch aufzuheben sind und nur ein Menschenleben Zeit dafür. Am Ende wird man wohl in den Spiegel sehen und feststellen müssen, dass man weiß, dass man nichts weiß, trotz hoher Denkerstirn und all der vielen Falten, die durchs Grübeln kamen. Vielleicht wird man sich auch seufzend eingestehen, dass man so manch sonnige Frühlingstage verfaulenzt hat.

Hüten Sie sich, den Teufel beim Namen zu nennen

Redewendungen-2016

Durch Zufall bin ich über einen Artikel gestolpert, der eine gewisse Frau Festerling der „öffentlichen Aufforderung zu Gewalttaten“ bezichtigt. Da ich mich für Sprache aus beruflichen Gründen interessiere, wollte ich natürlich wissen, mit welchen Worten die gute Frau die Menge aufgepeitscht hat. Heutzutage würde es bekanntlich an ein Wunder grenzen, könnte man gewöhnliche Bürger aus ihrem gemütlichen Schlaf aufwecken. Die Aussage, die nun die Staatsanwaltschaft beschäftigt, lautet wie folgt:

Wenn die Mehrheit der Bürger noch klar bei Verstand wäre, dann würden sie zu Mistgabeln greifen und diese volksverratenden, volksverhetzenden Eliten aus den Parlamenten, aus den Gerichten, aus den Kirchen und aus den Pressehäusern prügeln.

Die Rede, in der dieser Satz gesprochen wurde, fand in Leipzig statt. Im Jahr 2016. So weit ich weiß, gehören Mistgabeln nicht mehr zum Inventar städtischer facebook-Revolutionäre der Neuzeit. Freilich, in den historischen Museen Deutschlands und Österreichs kann man die eindrucksvollen Waffen der Bauernaufstände bewundern. Dreschflegel und Sensen standen hoch im Kurs und ambitionierte Landwirte konnten damals so manchen Fürsten zum Einlenken bewegen. Heinrich von Kleist hat ja eine Novelle über solch ein (wahres) Ereignis geschrieben – und ich gehe davon aus, dass eine Schrift wie Michael Kohlhaas heutzutage auf den Index landen würde, weil, wo kämen wir hin, wenn die Bauern und Bürger anfangen würden, von den Eliten Recht einzufordern. Bereits der Philosoph Spinoza (1632-1677) wusste zu seiner Zeit, dass jeder nur so viel Recht hat wie er Macht hat. Heute ist das natürlich nicht anders.

Sehen Sie, wer sich ein wenig mit den gegenwärtigen Zuständen abseits der Lügenpresse Wahrheitspresse auseinandersetzt, der erkennt, dass die Elite und deren Handlanger in Behörden und Medien mit zweierlei Maß messen. Es gilt, die linke gegen die rechte Seite und die rechte Seite gegen die linke auszuspielen. So lange die Masse der Bürger unschlüssig bleibt, haben die Fürsten in Berlin Washington und Brüssel leichtes Spiel. Da kann es schon vorkommen, dass die Behörden zwielichtige Gestalten (auf Staatskosten) anheuern, um eine angemeldete bürgerliche Demonstration in Misskredit zu bringen – so der langjährige Präsident (1994-2000) des Thüringer Landesamtes für Verfassungsschutz Helmut Roewer, der in einem Interview aus dem Nähkästchen plaudert.

Für mich liegt klar auf der Hand, dass LEGIDA und PEGIDA und wie sie alle auch heißen mögen, zur kontrollierten Opposition der Eliten gehören. Woher ich das weiß? Nein, wissen kann ich es nicht, aber die Vergangenheit zeigt, dass jede größere (revolutionäre) Bürgerbewegung früher oder später von den Eliten vereinnahmt und mit deren loyalen Handlangern besetzt wurden. Denn, schalten wir kurz mal das Gehirn ein, es geht doch nicht um die „Islamisierung des Abendlandes“. Nope. Es geht darum, dass die Bürger ihr Recht auf Selbstbestimmung einfordern und all die korrupten Fürsten sowie deren Handlanger zur Verantwortung ziehen. Dazu braucht es keine Heugabeln, keine Dreschflegel – nur einen gemeinsamen Willen – und Eier in der Hose.