Archiv der Kategorie: about schreiben

3 Jahre sind ein Tag #Literatur

Vor drei Jahren war es, um genau zu sein, am 24. April 2021, als die schon Tage zuvor zugefallene Inspiration mir einen Brief diktierte. E., der eigentlich R. ist, setzte sich zum Schreibtisch und tippte munter darauf los. Die Zeilen gingen an A., die eigentlich P. ist. Niemand der beiden Protagonisten (und nicht einmal der Autor selber) wusste damals, dass der Brief ein gelebtes Opus magnum auslösen würde, das die Beziehung zweier Menschen in tumultuarischen Zeiten beleuchten sollte. Dabei begann alles recht harmlos. Wie können sich zwei Menschen nähern, sich lieb gewinnen, fragte ich mich, wenn es Umstände und Obrigkeitsfanatiker verbieten. Der Technik sei dank gibt es natürlich Möglichkeiten, sich nah zu sein, trotz großer Entfernung. Was folgte, war eine Hochschaubahn der Gefühle für alle Beteiligten (dazu zählt natürlich auch der Autor). Und weil das Fiktive mit dem Realen verbunden gehört, habe ich für E. und A. jeweils eine Kerze angezündet, in einem kleinen Kirchlein, das seinerzeit noch nah am Wiener Wasser stand. Wie es mit den beiden weitergeht, wenn ich die Feder zur Seite lege, ist ungewiss. Das Leben hört nun mal nicht auf, wenn der Schlusspunkt gesetzt und der Buchdeckel geschlossen wird. Dann obliegt es dem Leser, der Leserin, die Fäden des Schicksals weiterzuspinnen. Für E., der eigentlich R. ist. Für A., die eigentlich P. ist.

Lunas Poesie

Der Zufall, natürlich, war es, der mich in diese besonderen Augen blicken ließ. In einer kleinen Buchhandlung, die es noch gar nicht so lange gibt, obwohl man meinen könnte, es gäb sie schon immer. Irgendwo in Wien. Irgendwo in der Otto-Bauer-Gasse. Da saß sie, bescheiden und zurückhaltend, das Wunder der Bücher mit großen Augen aufnehmend. Ich konnte nicht anders. Niemand hätte anders können. Eine Frage. Eine Antwort. Ein kurzes Gespräch. Da der junge Mensch, nach der Zukunft greifend und dort der Schriftsteller im Vergangenen rührend. Gemeinsam erleben sie Anfang und Ende einer poetischen Dichtung, die nur im Kopf phantastisch geschrieben wird. Kurz und gut, Luna, so wollen wir sie nennen – und vielleicht heißt sie auch so – träumt, dichtet, atmet Bücher um selbst einmal eines zu schreiben. Ihre Bescheidenheit ist makellos, ihr Streben großartig, weshalb ich ihr den Floh ins Ohr setzte, einen Blog in ihr schreibendes Leben zu bringen. Das mag nicht viel bedeuten und doch kann es Lunas Welt bereichern. Ein Stein muss ins Rollen gebracht werden, um eine Lawine auszulösen. Eine brachiale Analogie und doch setzt sich der kreative Mensch immer einer großen Gefahr aus. So ist es. So muss es sein. Nun, meine liebe Luna, es liegt an dir, immer wird es nur an dir liegen, den ersten Schritt zu tun und ins Freie zu treten. Was wirst du dort erleben? Was auch immer es sein mag, du wirst daraus Worte und Sätze, deine Geschichte, formen, während ich mich zurücklehne, diese so strahlend-leuchtenden Augen vor mir sehe und mich frage, wohin mich diese führen werden. Ja, wohin?

Muse und Fee oder die Qualen des Tantalus

Vor genau 22 Jahren war es, als um diese Zeit die Inspiration zu Azadeh gar zauberhaft in Körper und Seele des Schreibers dieser Zeilen fuhr. Damit wurde eine Weiche gestellt, ein neuer Weg eingeschlagen und mutig begangen. Wohin er mich führen würde, das wusste ich natürlich nicht. Und noch heute, viele Jahre später, ist das Ende – kann es überhaupt ein Ziel geben? – nicht erreicht. Immer weiter geht es. Das Leben ist bekanntlich ein Fluss und niemand, der dieser Strömung etwas entgegenzusetzen hat. Das Schicksal setzt den Hobel an. Natürlich.

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Abschied im Dämmerlicht #Literatur

Letzte Woche war es, als es meine Muse gut mit mir meinte, in dem sie mir den Abschluss der Alice-Trilogie schenkte und somit das Buchprojekt in seiner groben Rohfassung als beendet erklärte. Was folgt, folgen wird, ist die Überarbeitung der Überarbeitung der Überarbeitung. Das ist das Los des Schriftstellers, der sich nicht mit einem fertigen Konzept ins gemachte Bett legen möchte, sondern Muse und Schicksal einlädt, die Feder zu führen. So entsteht eine authentische Geschichte, die gelebt, nicht erdacht anmutet und die beiden Protagonisten E., der eigentlich R. ist und A., die eigentlich P. ist, zu zwei Menschen macht, mit all ihren Geheimnissen, Wünschen, Begierden und Problemen.

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Ein letzter Satz für Alice #literatur

Es war ein lauer Sommerabend in Baden bei Wien, als ich, im Kurpark sitzend, zu einer Inspiration fand. Ohne es gewollt zu haben, besuchte mich jener Satz, der den Abschluss der Alice-Trilogie krönen wird. Der letzte Band mit dem Arbeitstitel 99 Briefe und ein Satz verlangt nach einem, der aus dem Vollen schöpft und dabei Ende und Anfang beinahe quantenmechanisch verschränkt. Während ich auf Rückmeldungen zu Azadeh warte, mich somit in einem schöpferischen Niemandsland aufhalte, hat sich das Projekt Alice klammheimlich in den Vordergrund geschoben. Lange ist es zur Seite gelegt worden, wollte ich, ja, musste ich Azadeh nach bald 20 Jahren ans Licht holen und veröffentlichen. Schweren Herzens. Natürlich. Niemand lässt sein Lieblingskind ohne einem tiefen Seufzen in die gefühlskalte Welt ziehen. Aber so ist es nun einmal. Loslassen und sich darauf einlassen. Was fürs Leben gilt, gilt auch fürs Literarische. Damit ist alles gesagt.