Archiv der Kategorie: brouillé

Bücher schreiben, Bücher lesen, Bücher besprechen, Bücher leben

Ich bin ganz gespannt auf Ihr Buch, insbesondere, da ich gerade Kurt Palm: „Bad Fucking“ gelesen habe. Österreichischer Humor und Ö- groteske sind so anders als hier.
AL.
Buchhandlung Pallas
Alfeld

eine fröhliche Nina

Gestern schickte mir Nina einen Link zu einem neuen Beitrag in ihrem Literatur-Blog. Sie war freudig überrascht, dass ein Zitat aus ihrer Besprechung von Tiret auf der Rückseite des Nachfolgebandes Brouillé abgedruckt war. Und wie man an den Kommentaren der geschätzten Lit.Blogger erkennen kann, dürfte es in der Tat eine Sache sein, für die viele ihre Großmutter eintauschen würden. Derweil gab es Zeiten, da wäre es jemanden unangenehm gewesen, namentlich auf einem selbstverlegtem Buch aufzuscheinen. Vielleicht ist das nun Zeichen einer Morgendämmerung für alle Indie-Autorenverleger. Ich bin sicher, die sich überschlagenden Nachrichten aus good ol‘ America über die Bestseller von Indie-Autoren am E-Book-Markt (vor allem amazon/kindle), lassen dann doch den einen oder anderen aufhorchen. Interessant auch die damalige Frage eines Lit.Bloggers: »Denkst du denn, dass das Buch mit den großen Publikumsverlagen mithalten könnte? Oder findest du die Schwächen zu dominierend?«

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Die Höhen und Tiefen eines Autors und Verlegers oder Am Busen der Leserin

Es wird wieder einmal Zeit, die Höhen und Tiefen der Selbstverlegerei auszuloten. Bereit?

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Die viel gelesene Wiener Literatur-Bloggerin Evi T. hat heute ihre köstlich fabulierte Rezension zu »Die Liebesnacht des Dichters Tiret« online gestellt. Die sehr positive Besprechung freut den Autor natürlich ungemein. Noch mehr, wenn man weiß, dass Evi T. sich kein Blatt vor den Mund nimmt und schon mal kritische Worte für schlechte Texte, genauso wie für mäßig interessante Bücherblogs findet. Kostprobe gefällig? Im letzten Drittel dieses Beitrages komme ich darauf zurück. So nebenbei sind ihre Buchbesprechungen, die sich  überwiegend um Romances und erotische Fiction drehen, gute Beispiele, wie man sich mit Büchern auseinandersetzen soll. Mag der Inhalt vielleicht explizit oder romantisch oder (für manch einen) schlüpfrig sein, so kann man sich trotzdem ernsthaft damit beschäftigen. Nach dem Evi T. auch meine Wiener Krimicomedy Schwarzkopf empfiehlt, kann ich sagen, dass sie nicht nur einen guten, sondern auch breit gefächerten Geschmack hat 🙂

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Tiret Brouillé in der Buchhandlung Mila BeckerMila Becker führt eine hübsche Buchhandlung in Friedrichsfeld. Durch Zufall sind wir uns in Facebook über den Weg gelaufen. Freundlicherweise hat sie ihre Präsens-Allergie für den Wiener Autor hinuntergeschluckt und mit meinem historischen Kriminalstück  Brouillé begonnen. Als sie damit fertig war, kam Tiret an die Reihe. Ja, Mila Becker streut(e) mir Lob und viele Rosen und machte meine historischen Romane zu den bestverkauften Bücher ihrer Buchhandlung. Kein Wunder, wenn die Inhaberin und studierte Germanistin ihren Kunden »den Breuer« empfiehlt. Ja, so einfach kann es gehen, dass man als Autor in einem Städtchen namens Friedrichsfeld am Rhein (Napoleon soll  ist schon dort gewesen sein) für kurze Zeit im Gespräch ist. Mila Becker gibt mir hin und wieder zu verstehen, dass Kunden bereits auf Madeleine, also Band III, warten, aber mit dem E-Book nichts anfangen wollen. Tja. Papier ist Trumpf. Jedenfalls kann man an diesem Beispiel gut ersehen, dass meine Bücher sich durchaus verkaufen, wenn man sie verkaufen möchte. Falls der geneigte Leser nun die leise Absicht hegt, eines meiner Bücher im Internetz zu bestellen, nun, dann würde ich vorschlagen, die Bestellung über Mila Becker zu machen. Auf Facebook ist die Buchhandlung natürlich auch vertreten.

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Christoph Kaufmann, Gründer der E-Book-Plattform beam, war so freundlich, meine Wiener Krimicomedy Schwarzkopf in die »Auslage« zu stellen. Für die nächsten Tage wird das E-Book auf der Startseite des Shops zu sehen sein. Nun wird sich zeigen, ob sich diese Aktion in den Verkaufszahlen niederschlägt. Ich gehe natürlich davon aus, aber vielleicht überschätze ich auch das Schaufenster. Vielleicht ist es auch hier so, wie bei allen anderen Marketing-Aktionen: ein einzelne Aktion bringt so gut wie nichts. Was es braucht sind vielerlei Ausrufezeichen, die der potenzielle Kunde wahrnimmt. Hier ein Artikel, da ein Plakat, dort ein Interview. Aber solche Ausrufezeichen zu setzen und zu koordinieren ist nur den großen Verlagshäusern mit entsprechendem Budget möglich. Machen wir uns da besser nichts vor.

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Ich sagte es schon mal, dass das Literatur-Magazin hörBÜCHER meine Wiener Krimicomdedy Schwarzkopf GRANDIOS fand. Ei, solch eine Lobeshymne (PDF) ist das Brot auf der Butter. Wirklich. Weil es den kritischen Leutchen da draußen anzeigt, dass auch ein Indie-Autorenverleger durchaus Brauchbares zu Papier bringt. Generell herrscht die Meinung vor, auch hier wiederhole ich mich – weil sich die anderen wiederholen – dass Eigenverleger deshalb ihre Bücher selber veröffentlichen, weil ihre Texte von Verlagen abgelehnt wurden. Tja. Meine Bücher, die ich bis jetzt veröffentlicht habe, hat kein Verlagslektor gesehen, also kann ich nicht sagen, ob ein Verlag meine Texte genommen oder abgelehnt hätte. Am besten entscheidet jeder für sich, ob das Buch eines Indie-Autorenverlegers etwas taugt oder nicht – Publikumsverlag hin oder her.

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Gestern 3 Exemplare Schwarzkopf an einen deutschen Barsortimenter abgeschickt. Gnädigerweise wurde die Bestellung von 1 Exemplar auf 3 erhöht, weil ich auf die wirtschaftlichen Umstände aufmerksam machte. Nun, hätte ich nicht diesen günstigen Postversand nach Deutschland über ein Wiener Antiquariat, ich würde mit diesen 3 Exemplaren nicht mal diesen 1 Euro (ja, Sie haben sich nicht verlesen) Gewinn machen. Tja. So sieht es aus, wenn ein Indie-Autorenverleger glaubt, im Konzert der Großen mitspielen zu müssen. Prekär. [update: am 21.07. flattert die Bestellung über 15 Stück ins Haus. Kein weiterer Kommentar. Danke.]

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So! Zurück zu Evi T. und ihren Gedanken zum Thema Bücherblogs. Bitte sehr, hier eine Kostprobe:

In meinem Feed-Reader befinden sich derzeit ca. 340 370 deutschsprachige Bücherblogs. Davon sind 20 die sogenannten „Lieblingsblogs“, die ich immer lese und bei denen ich oft kommentiere. 20 Blogs, die ich sehr oft lese und wo ich manchmal kommentiere. Der Rest – also ca. 330 (!) deutschsprachige Bücherblogs – ist die große schwammige Masse. Ok, da sind vielleicht nochmal 20 „gute“ dabei, die allerdings Bücher besprechen, die mich nicht interessieren. Macht noch immer eine Anzahl von über 300 Blogs, von denen viele kaum unterscheidbar sind, und zwar sowohl optisch als auch inhaltlich.

Mit ihren beiden Blog-Beiträgen How (not) to blog: Einheitsbrei sucks und How (not) to blog: Einmal geht’s noch hat sie die sonst so Wir-sind-alle-so-lieb-Lit.Blog-Szene ordentlich wachgerüttelt. Da ich die Szene nicht kenne, maße ich mir hier kein Urteil an und denke, dass Evi T. den Kern der Sache gut herausgearbeitet hat. Kurz gesagt: die Möglichkeit, öffentlich zu schreiben und gelesen zu werden, lässt viele Blogger (und Autoren und Journalisten und solche, die es werden wollen) korrumpieren. Für ein Rezensions-Exemplar vom Verlag wird schon mal eine gefälligere Benotung für ein schlechtes Buch gemacht. Warum? Es geht jetzt nicht unbedingt darum, gratis Bücher abzustauben, viel mehr ist es dieses Gefühl, ausgewählt worden zu sein und somit zu einer kleinen Gruppe zu gehören. Ja, man wird prominent. Tja. Das ist die eine Seite. Die andere ist aber, dass man zu einem willfährigen Handlanger der Publikumsverlage wird und nebenbei die breite Massenliteratur befördert. Freilich, ob das gut oder schlecht ist, muss jeder für sich entscheiden. Wer wissen möchte, welche bittersüßen Blüten so eine Einstellung bereit hält, nun, den verweise ich auf zwei hässliche Verrisse, die wohl im Besonderen dem Umstand geschuldet sind, dass ich mich getraue, meine Bücher in Eigenregie zu verlegen und nicht durch einen Verlag (»da könnte ja jeder kommen«). Hier geht man mit Rotkäppchen 2069 hart ins Gericht (»männlich-postpubertäres Stammtisch-Geschwätz«) und auf der Krimicouch scheißt man auf Schwarzkopf – sprichwörtlich.

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In Zeiten der Krisen tut es gut, wenn man kleine BuchhändlerInnen unterstützt. Also, die richtigen BuchhändlerInnen. Meine bisher gemachte Erfahrung zeigt mir, dass es in dieser Zunft solche gibt, die sich wenig Arbeit antun möchten, kaum lesen, einem Indie-Autorenverleger von oben herab behandeln und es nicht einmal der Mühe wert finden, eines meiner Bücher aufzublättern. Auf diese eingebildete Sippe, pardon, kann ich getrost verzichten und es würde mich nicht wundern, wenn diese alsbald vom Markt verschwinden. Buchhändler, die nur die bestverkäuflichen Schnelldreher promoten und bewerben, dürfen sich am Ende nicht wundern, wenn die Shopping-Tour ihrer Kunden in einer Buchhandelskette oder im Internetz endet. Bestseller verkaufen sich zwar hübsch ordentlich, aber auf der anderen Seite werden sie auch von allen anderen Shops angeboten. Wichtiger wäre es, den literarischen Spreu vom Weizen zu trennen und auch mal Perlen im literarischen Sauhaufen zu finden und anzupreisen. Ohne meinem Verlagsvertreter würde ich wohl heute noch Buchhandels-Klinken putzen (»das ist noch nicht sauber genug!«).

Und wenn man sich so umsieht, im sozialen Netzwerk, dann merkt man, dass es zwar viele Buchhandlungen gibt, die sich darin breit machen, aber deren Kommunikation äußerst bescheiden abläuft. Gewiss, das hat wohl auch damit zu tun, dass Zeit ein knappes Gut ist. Aber ich wage zu behaupten, würden sich die Buchhandlungen verstärkt mit all diese kleinen Autoren, Indie-Autorenverleger und Kleinverlagen auseinandersetzen, es würde auf fruchtbaren Boden fallen. Der süße Einheitsbrei, den Konzerne so lieben, muss jeder Einzelne mit kritischen Augen betrachten, sonst haben wir am Ende keine Literatur mehr, sondern nur noch Lesestoff.

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So. Und jetzt noch schnell die Losung des Tages in die weite Welt posaunt: ich bin auf Google+ zu finden. Wer möchte, kann mich gerne einzirkeln. Meine Facebook-Aktivitäten werde ich in den kommenden Wochen sicherlich reduzieren. Ich bin nämlich auf eine eklatante Einsicht gestoßen: das private Facebook-Profil sollte tatsächlich nur für private persönliche Kontakte herhalten, nicht für potenzielle Buchleser. Für zweitere gibt es nämlich die FAN-Pages auf Facebook, wo man mit dem Autor interagieren kann – im Moment habe ich eine Fan-Page für Schwarzkopf und eine für Erik. Ich schätze, es wird nun eine dritte, hochoffizielle Autoren-Fanpage hinzukommen. Nebenbei treibe ich mich auf Twitter, Diaspora* und XING herum und neuerdings, wie eingangs erwähnt, auf Google+. Sollte ich Sie also aus meiner Facebook-Freundesliste entfernen, bitte nehmen Sie es nicht persönlich, aber Entschlackungskuren im Social Media Bereich sind manchmal nötig. Wie gesagt, ich mache ja den Laden noch nicht dicht. Und, um ehrlich zu sein, Sie werden es vermutlich gar nicht bemerken, wenn ich nicht mehr da bin, weil Sie gar nicht gewusst haben, dass ich überhaupt da war. Ja, so funktioniert Social Media anno 2011.

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P.S.: Wer sich jetzt fragt, was das alles mit dem Busen der Leserin zu tun hat, tja, der hat wohl die Rezi nicht gelesen.

Napoleon, Brouillé und ein literarischer Brückenkopf in Friedrichsfelde

Mila Becker Buchhandlung

Eigentlich kann es ja nicht besser gehen. Freilich, würde mein rechtes Äuglein nicht entzunden sein und hätte ich mehr Münzen am Konto (wobei: wird man am Ende seines Lebens auf seine Kontostände zurückblicken?), ich würde mich äußerst zufrieden zurücklehnen. Kurz. Es gibt ja viel zu tun. Immer. Für heute werde ich ein Paket für Mila Becker und ihre Buchhandlung in Friedrichsfeld(e) schnüren. Dort soll auch schon Napoleon zugegen gewesen sein. Nicht in der Buchhandlung, aber in der Stadt, die am Rhein liegt. Und zu Napoleon passt es natürlich hervorragend, dass Mila sich in einen Marquis verliebt hat. Der Marquis ist meiner Feder entsprungen und entstammt der Tiret-Saga. Ja, Brouillé hat es ihr angetan. Dermaßen, dass sie nun meinen literarischen Brückenkopf in Deutschland bildet und dafür sorgt, dass die Leser der Stadt und der Umlande von der Qualität eines Breuers erfahren. Hach.

Derweil hätte es ja ganz anders kommen können. Weil Mila Becker eine Präsens-Hasserin ist. Sie kann es partout nicht leiden, wenn Romane und Geschichten in der Zeitform des Präsens abgehandelt werden. Aber – und jetzt kommt natürlich der springende Punkt! – weil sie mich in facebook kennen lernte, machte sie eine Ausnahme und las in das Buch um es dann lange nicht mehr wegzulegen. Wir sehen: Social Media hat seine Vorzüge. Ohne der virtuellen Verknüpfung würde ich weder im Literaturmagazin hörBÜCHER mit Schwarzkopf vertreten sein, noch in einer schmucken Buchhandlung in Friedrichsfeld aufliegen und von der Inhaberin wärmstens empfohlen werden.

Und wenn die belesene Inhaberin einer Buchhandlung, nebenbei noch interkulturelle Germanistin, meine Schreibe in den höchsten Tönen lobt, was will ich mehr erreichen wollen, in diesem einen Schriftsteller-Leben? Eben.

Und weil die wenigstens Leser die Muße und die Zeit haben, bis hierher zu lesen, nun die kritisch ärgerliche Anmerkung, dass die Barsortimenter mich dann doch enttäuschen. Natürlich, sie sind Unternehmen, die nach Gewinnmaximierung und Konstenminimierung streben. Da ist kein Platz für persönliche Überlegungen und Ausnahmeregelungen. Es verhält sich wohl wie der alte Greißler ums Eck (Tante Emma Laden) und einem riesigen Billig-Diskonter am Stadtrand. Während man dich beim Greißler mit Namen erkannte und man hin und wieder die Zeit für ein Schwätzchen hatte, bist du im Diskonter nur ein Konsument, ein Käufer. Punkt. Und wenn du es nicht bist, sind es tausend andere. Heute weiß ich, dass der Greißler, genauso wie das Kaffeehaus, eine wichtige soziale Komponente in der Gesellschaft inne hatte. Gewiss, das ist alles Schnee von Gestern. Und um wieder den Bogen zurück zu machen, nun, die Buchhändler mit ihren kleinen Läden sind die Greißler von heute. Oder sagen wir: sie sollten es sein. Mila Becker, wenn ich es richtig beobachte, ist noch eine Buchhändlerin, die den Kontakt zu ihren Kunden sucht, die wiederum den Kontakt zu einer versierten Buchleserin suchen. In Zeiten übervoller Bücherregale braucht es jemanden, der einen auf die Perlen aufmerksam macht. Voilà, in diesem Falle bin ich – respektive Brouillé, Tiret, Schwarzkopf (und sogar Erik, aber davon später einmal mehr) – die Perle in dem großen Schweinehaufen genannt Buchmarkt.

Schon mal ne Roman-Serie geschrieben?

„Könntest du dir vorstellen, auch mal eine Serie/Reihe zu schreiben?“, möchte Alexandra Künzler für ihren Zürcher Literaturblog Bücherwahnsinn von mir und zwei weiteren Autoren wissen. Die anderen, bereits von mir beantworteten Fragen sind auf ihrem Blog natürlich nachzulesen.

Das schöne an der Frage ist, dass ich sie direkt und ohne Brei beantworten kann: Yep. Ich habe nicht nur daran gedacht, eine Roman-Serie zu schreiben, sondern ich habe es auch gemacht. Kewl, wa? Wobei, natürlich war zuerst die Idee da, dann später erst die Umsetzung. Aber der Reihe nach.

Es war Stefan Zweigs Buch Fouché, das mich auf eine derart spannende Art und Weise in die Französischen Revolution von 1789 eingeführt hat, dass ich mir dachte, diesen historischen Hintergrund wähle ich für mein nächstes Buchprojekt. Anfänglich wollte ich eine amüsante Geschichte schreiben. Das klingt ein wenig seltsam, war doch die Revolution eine blutige Angelegenheit, aber der Witz steckt bekanntlich in der Grausamkeit – siehe dazu die fulminante Komödie von Ernst Lubitsch über den Nazi-Einmarsch in Polen. Vermutlich ist der Humor die letzte Waffe gegen den ganz normalen Wahnsinn dieser Welt. Das nur am Rande angemerkt.

Jedenfalls kam es anders. Aus dem absurd witzigen Stoff wurde eine doch ernsthaftere, aber zuweilen augenzwinkernde historisch akkurat recherchierte Geschichte über einen stoischen Gelehrten aus Polen und einem gewitzten Aristokraten aus Frankreich. In Filmsprache übersetzt heißt das dann: Buddy-Movie. Bon. Jetzt war es aber so, dass ich mich natürlich nicht mit nur einem Buch zufrieden geben wollte. Also legte ich schwunghaft den Subtitel des ersten Bandes fest: Mosaik der Französischen Revolution in mehreren Bänden. Angemerkt sei hier, dass ich keinen Schimmer hatte, ob mich meine Muse dahingehend unterstützen würde, weitere Bände zu schreiben. Es hätte also gut möglich sein können, dass es nur bei diesem ersten Band geblieben wäre – weshalb natürlich kein Verlag der Welt das Buch verlegt hätte, ohne schon en detail zu wissen, wohin die Geschichte führt, wie sie sich entwickelt und und und. Tja. Aber ich zog die Veröffentlichung des ersten Bandes durch. Das ist der Vorteil der Selbstverlegerei. Ich entscheide. Und niemand sonst. Ja, ja.

Ich bin immer wieder erstaunt, wenn ich von anderen Schriftstellern höre, wie sie gleich zu Beginn alle weiteren Bände im Kopf oder am Papier skizzierten. Da werden schon Hochzeiten in Band IV geplant und Todesfälle in Band VII notiert. Charakterentwicklung. Roter Faden. Und ein Ende, das alle ausgelegten Irrungen und Wirrungen, auflöst. Schön. Bei mir ist es anders. Freilich.

Etwa ein halbes Jahr nach Erscheinen des ersten Bandes habe ich mich dann zum Schreibtisch gesetzt. Ein zweiter Band musste her. Also begann ich zu schreiben. Und ich schrieb viel. So viel, dass ich zuerst zwei Bände daraus machen konnte. Später wurden es dann drei. Und jeder Band hatte und hat seine eigene Wirkung, seine eigene Geschichte. Während andere Roman-Serien (soweit ich das jetzt weiß, gelesen habe ich bis dato keine) einfach nur die Geschichte weiterführen, aber nicht das Genre oder den Blickwinkel wechseln, habe ich mir die Freiheit erlaubt (Révolution, tu sais?), zu tun, was mir meine Muse ins Ohr flüstert. Oui, oui.

Während also der erste Band Tiret ein historisches Sittengemälde ist, kommt der zweite Band Brouillé als verdrehte Agatha-Christie-Poirot-Parodie daher. Der dritte Band Madeleine (zwar fix und fertig, aber noch nicht gedruckt) folgt dem klassischen Road-Movie-Setting: eine Kutsche, die quer durch Europa reist, vier Passagiere und eine illustre Schar an Häschern, die nicht zimperlich sind, in ihren Methoden. Während die ersten beiden Bände noch in einem hellen, leichten Ton geschrieben sind, verdunkelt sich beim dritten Band die Welt. Das Ende, ein hübsch blutiger Überfall, der natürlich aus den Fugen gerät, ist für sensible Seelen nicht zu empfehlen (während man die vorherigen Bände getrost seiner Erbtante zu Weihnachten schenken kann). Der vierte Band Penly schlägt dann schon dem gewalttätigen Fass den Boden aus und beschreibt einen heftigen Showdown auf einer Festung im Meer in allen Details. Tarantino meets Peckinpah. Wenn man die beiden Filmregisseure kennt. dann sollte man wissen, woran man ist. Der vierte Band ist in der Überarbeitung, meine Lektorin ist noch nicht zur Gänze zufrieden, aber ich gehe davon aus, dass er noch am Ende dieses oder Anfang des nächsten Jahres erscheint. Bon.

Wie es danach weitergeht, mit der Serie, kann ich nicht sagen. Die ersten vier Bände haben ja nur mal vom vorrevolutionären Frankreich erzählt. Noch muss wohl zumindest ein Band geschrieben werden, bis die Bastille, am 14. Juli 1789, gestürmt wird. Im Kopf schwebt mir eine spannende Polit-Satire über die Generalständeversammlung in Versailles vor (Mai/Juni 1789) – immerhin wurde dort Geschichte geschrieben. Und dann, dann lenken wir den Fokus auf Paris. Oui, oui. Aber bis dahin kann viel passieren. Wirklich.

einer für alle, alle für einen

 

Revolution 1789 und Faschismus 2069

Kurz und bündig will ich auf die folgenden meiner Bücher hinweisen. Weil die Zeit danach verlangt. Tunesien. Ägypten. Der Mittlere Osten. Revolutionäre Aufbruchsstimmung. Da wie dort. Und mitten drin die erste Demokratie der Welt, nennen wir sie USA, die ihr politisches Spiel mit brachialer oder subtiler Gewalt betreibt. Aber immer hübsch verpackt.

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Als ich 2003 an Rotkäppchen 2069 zu Arbeiten begann, da konnte ich ja noch nicht wissen, wohin die Reise ginge. Wobei, es gab schon erste Anzeichen, dass sich die USA zu einem strengen Führungsstil hinreißen lassen würde. Wollen wir es mal so ausdrücken. Wie sieht also die Welt und die USA im August des Jahres 2069 aus? 100 Jahre nach Woodstock? Ich habe einen unlustigen faschistischen Staat gezeichnet. Natürlich habe ich übertrieben. So, wie es jeder gute Humorist machen muss, um Lacher zu ernten. Aber langsam dämmert mir, dass ich so weit daneben nicht liege. Die Anzeichen häufen sich. Es scheint, als habe man 9/11 dazu benutzt, einen Schalter umzulegen. Klick!

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2006/07 wurde Die Liebesnacht des Dichters Tiret – Mosaik der Französischen Revolution in Angriff genommen. Der Versuch, die Französische Revolution neu zu interpretieren. Aus der Sicht eines Wiener Autors. Kein Historiker. Kein Franzose. Einfach jemand, der bemerkte, dass die Stimmung, damals wie heute, nicht unähnlich ist. Eine erste Version wurde verworfen. Der Aufenthalt in Paris und der Bretagne befeuerte meine Gedanken. Herausgekommen ist ein recht schmaler Band mit vielen Anmerkungen, der sich um das Jahr 1788 dreht, also dem Davor. Erstaunlich, wenn man sieht, dass sich die Forderungen des gewöhnlichen Volkes nicht sonderlich verändert haben. Die einen wollen nicht verhungern, die anderen suchen nach einem Platz im Spiel der Mächte. Und es scheint mir, als würde jede Revolution nach dem selben Schema ablaufen: Unzufriedenheit – Hass – Revolte – Unruhen – Aufstände – Revolution – Umsturz – Hoffnung – Optimismus – Aufbruchsstimmung – noch mehr Hoffnung – noch mehr Optimismus – neue Machtstrukturen – neue Führer – neue Politik – Stimmungsschwankung – Hinterfragen – Pessimismus – Unzufriedenheit usw.

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In Brouillé, dem 2. Band, geht es um die Wahl zu den Generalständen 1789. Wer hätte gedacht, dass ein absolutistischer Monarch seinen Untertanen nicht nur erlaubt, sondern sie dazu nötigt, Wahlen abzuhalten. Und nebenbei ein Beschwerdeheft (Cahiers de Doléances) auszufüllen. „Was gefällt euch nicht? Was würdet ihr euch wünschen? Was sollte der König wissen?“ Kann man sich das heute vorstellen? Zum Beispiel in Äypten? Gewiss, man sollte nicht vergessen, dass dieser erste demokratische Prozess eines Königs nur dadurch ins Rollen kam, weil Frankreich bankrott war. Ja, zerrüttete Finanzen sind per se immer ein guter Grund, einen politischen Neuanfang zu wagen. Das sollte man deshalb den Staatsmännern hinter die Ohren schreiben.

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In Madeleine, Band 3, wird einem die Kluft zwischen arm und reich im Jahre 1789 drastisch vor Augen geführt. Nichts für zarte Seelen. Ja. Revolutionen sind zumeist kein Zuckerschlecken. Im Nachhinein oft verklärt oder glatt gebügelt. Aber in jeder Konfrontation, zwischen Menschen, die hungern (körperlich oder geistig), und Menschen, die satt sind, steckt ein gefährliches Gewaltpotenzial. Die einen wollen ein Stück vom Kuchen. Die anderen sind nicht bereit, dieses Stück herzugeben. Dabei kann es sich auch nur um ein winziges, geradezu lächerliches Kuchenstück handeln. Tut nichts zur Sache. Wirklich nicht. Und die größte Ironie ist eigentlich, dass beide Parteien, die „Alles-Habenden“ und die „Nichts-Habenden“,  träumen. Darin sind sie sich gar nicht so unähnlich. Nur in der Farbe, in der Intensität ihres Traumes, da unterscheiden sie sich. Vielleicht.

 

Plakat_Tiret_Brouille_Madeleine_Penly

 

Die Bücher sind im Fachhandel, amazon, über den Verlag (yah, that’s me, folks!) oder, wer nicht warten will, als eBook (PDF, epub, kindle) erhältlich. Madeleine ist noch nicht erschienen. Eine kleine Taschenbuchauflage soll von 99 Förderern finanziert werden. Etwa die Hälfte hat sich bereits eingefunden, im Club der 99. Noch gibt es also freie Plätze. 😉 Alle Informationen hier: link

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