WM 2018: Das kleine Finale – Langeweile, made in England

Das Spiel um Platz drei zwischen England : Belgien (0:2) war über weite Strecken einfach nur zum Gähnen. Die Belgier – nach ihrem frühen Führungstreffer – wollten nicht, die Engländer konnten nicht. In den letzten zwanzig Minuten des Spiels versuchten sich die Engländer an einem Sturmlauf, aber es sah zumeist recht kläglich aus, was sie da zusammenstolperten. Harry Kane war über 90 Minuten im Großen und Ganzen unsichtbar – nur einmal hätte er den Ball reinhauen können, nein, müssen, aber das tat er nicht und so ging die englische Mannschaft im belgischen Konterspiel unter.

Man stelle sich einmal vor, die Engländer wären ins Finale eingezogen. Nicht auszudenken. Im gesamten Spiel gab es kein einziges schnelles Umschaltspiel der Engländer – der Ball wurde behäbig von einer auf die andere Seite gerollt – ein schneller Vorstoß mehrerer Spieler um Überzahl zu erreichen, gab es nicht. Die defensive Taktik von Trainer Southgate funktioniert prächtig, so lange die Mannschaft in Führung – oder wenigstens nicht zurück liegt. Aber wehe, sie ist plötzlich gezwungen, das Spiel und ein Tor zu machen. Ratlosigkeit. Ideenlosigkeit. Niemand, der ernsthaft die Verantwortung übernehmen möchte. So sind die Angriffe leicht ausrechenbar. Was bleibt, sind Standardsituationen. Ein ähnliches Konzept, erinnern wir uns, brachte seinerzeit der griechischen Nationalelf den Europameistertitel. Trainer Rehhagel vulgo König Rehakles impfte der durchschnittlichen Griechenland-Truppe ein Defensivkonzept ein, das damals die Gegner überraschte. Gottlob blieb dieser überraschende Sieg der Griechen bei einem Turnier die Ausnahme. Und doch haben andere Trainer dieses Konzept aufgenommen und verfeinert. Für eine Weile täuschte Englands Team die ganze Fußballwelt, ja, viele meinten bereits, den Heiligen Gral in England gefunden zu haben. Doch als es für die englische Mannschaft um die Wurst ging, da offenbarten sich die gravierenden Schwächen. Ich denke, ein neues Konzept samt neuer Spieler muss her. Ob es die Spieler gibt bzw. geben wird, um im nächsten großen Turnier anzuschreiben, wird sich zeigen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine englische Nationalmannschaft noch mal so ein Losglück haben wird.

Die Belgier sind offensiv aufgefallen und haben freundlicherweise ihre beiden Tore spielerisch erzielt – aber wie man in der vorhergehenden Partie gegen Frankreich gesehen hat, tun sie sich schwer, das Spiel zu machen, wenn ihnen der Gegner keinen Raum lässt. Welch Erleichterung, als ihnen hier der frühe Führungstreffer gelingt. Welch Freude, als ihnen die Engländer gegen Ende des Spiels die freien Räume anbieten. Beinahe Fahrlässig vergeben sie die allerbesten Konterchancen. Am Ende ist es Eden Hazard, der das Kapitel für die Engländer schließt und die Entscheidung herbeiführt. Solch ein Spieler, der mit Tempo in den Strafraum zieht und mit allen Tricks gesegnet ist, solch ein Spieler fehlt(e) dem englischen Team bzw. wurde nicht eingesetzt. Aber wie gesagt, gegen das französische Defensivbollwerk blieb auch ein Hazard wirkungslos. Es braucht schon mehr, um das Glück zu biegen und ein Spiel zu gewinnen.

Kurz und gut, das kleine Finale war ein müder Nachmittagskick. Kein Feuer. Kein Esprit. Kein Zunder. Morgen, im großen Finale zwischen Frankreich und Kroatien, kann es nur besser werden. Oui, oui.

 

 

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