Der sogenannte Anschlag von Nizza, 2016 und die mediale Feigheit vor der Wahrheitssuche

Ich traf X. zwei Mal. Sie war eine erfahrene Medienfachfrau, arbeitete bereits jahrelang im Pressewesen und war davon überzeugt, dass die Dinge so sind wie sie uns von den Fachleuten in den Redaktionen erzählt werden. Sie war eine selbstsichere Frau, die nicht mit sich Spaßen ließ. Sie wirkte kühl, distanziert und suchte in ihrer Arbeit die Bestätigung für ihr in Schieflage geratenes Leben. Wir blieben auf Distanz, kamen uns gedanklich keinen Schritt näher. Sie kannte meinen Twitter-Account und wusste von meinem Blog bevor wir uns zum ersten Mal trafen. Warum also wollte sie sich mit mir abgeben? Sie musste annehmen, dass wir diametral verschiedene Weltanschauungen haben würden. Glaubte sie am Ende, sie würde mich von ihrer überzeugen können? Oder wollte sie einmal einem echten „Verschwörungstheoretiker“ gegenüber sitzen, in der Hoffnung, diese sonderbare Spezies besser verstehen zu lernen?

Vielleicht war das Interesse auch gegenseitig. Ich wollte unbedingt das Rätsel wenigstens eines Pressemenschen lösen. Für mich stellte sich damals wie heute die Frage, ob sich Presseleute mit Absicht dumm bzw. blind stellen – immerhin hängt ihr Gehalt davon ab – oder ob sie fest und unverrückbar am Wahrheitsgehalt von Agenturmeldungen und Pressekonferenzen glauben.

„It is difficult to get a man to understand something, when his salary depends upon his not understanding it!“ Upton Sinclair

Was hat das jetzt mit dem „Anschlag“ von Nizza zu tun? Nun, ich erzählte ihr über meine Recherche und darüber, dass der (medial) wichtigste Augenzeuge, der deutsche Journalist Richard Gutjahr, der damals zufällig auf Kurzurlaub in der südfranzösischen Stadt weilte, im Live-TV mehrmals falsche Zeitangaben bezüglich seiner so wichtigen Beobachtung machte – obwohl er den Zeitpunkt genau wissen hätte müssen, filmte er doch mit seinem Smartphone die Fahrt des Lkws von seinem Hotelbalkon. Ein Blick auf die Meta-Daten des Videos und er hätte die relevanten Daten ablesen können. Warum also gab er Uhrzeiten an, die nicht stimmen konnten, schon gar nicht, wenn man sie mit der geleakten Timeline der Polizei vergleicht?

Die gute X. zuckte dahingehend nur mit der Schulter, packte sogleich ihr journalistisches Rüstzeug aus und fragte mich, ob ich beim Bayrischen Rundfunk nachgefragt hätte, bezüglich dieser zeitlichen Diskrepanz. Ich meinte, dass sich der BR für einen kleinen Wiener Schlaumeier nicht sehr weit aus dem Fenster lehnen würde, weil, es gab so oder so keine Antwort, die alle Beteiligten hätte zufriedenstellen können. Aber X. las mir die Leviten, während ich in meiner Verlegenheit einen Schluck nach dem anderen nahm. Für sie war ich das Sinnbild all jener Verschwörungstheoretiker, die sich die tollsten Theorien einfallen lassen, aber nicht bereit sind, diese nach journalistischen Prinzipien zu überprüfen. Gewiss, sie hatte Recht. Und auch wieder nicht.

Wenige Tage später habe ich mich dazu durchgerungen, an den Bayrischen Rundfunk eine Anfrage zu richten. Antwort habe ich bis heute nicht erhalten. Verständlich. Die Verantwortlichen im BR hätten nachfragen, vielleicht sogar einem Kollegen nachforschen müssen und wären womöglich zwischen die Fronten geraten. Besser, man ignoriere eine lästige Anfrage und alles wird gut.

Als ich heute, am 14. Juli, die aufliegenden Zeitungen im Kaffeehaus so durchsah – zumeist erfasst mich körperlicher Ekel, wenn ich darin blättere – musste ich bemerken, dass der sogenannte Anschlag von Nizza mit keinem Wort erwähnt wird. Eine österreichische Qualitätszeitung, die sich auf vielen Extra-Seiten mit der Grande Nation beschäftigt, findet zwar Worte für Charlie Hebdo *) aber kein einziges für Nizza. Seltsam, finden Sie nicht?

Jedenfalls, die Sache mit X. endete damit, dass wir uns dahingehend verstanden, dass wir uns niemals verstehen werden würden. Und so weiß ich noch immer nicht, ob man bei Presseleuten nach Scheuklappen oder Eselsmützen Ausschau halten muss.

Zuguterletzt stelle ich mir die Frage, was diese Medienjobs auf lange Sicht mit der menschlichen Seele anstellen. In unserer christlichen Wertegemeinschaft, in unseren alten Traditionen, geht es nämlich vor allem um Wahrheit, Wahrhaftigkeit und Wahrheitsfindung. Ob wir wollen oder nicht, wir streben das Gute und das Richtige an. Wäre dem nicht so, würden wir in Chaos und Unordnung versinken. Deshalb, werte Leser, achtet mir Logos.

***

*) Stunden nach dem sogenannten Anschlag auf die Redaktion von Charlie Hebdo versammelten sich Tausende Pariser um für Rede- und Pressefreiheit einzutreten. Jahre später wird rechts und links zensiert, ist Meinungsfreiheit nur noch eine Worthülse. Hassredewird zu einem Gummiparagraph – und jeder, der eine unangenehme Meinung vertreten, der historische Tatsachen untersuchen, der biologische Grundsätze festhalten, der den (von Menschen verursachten) Klimawandel anzweifeln oder der die von oben festgelegte Ernährungspyramide ablehnen möchte, kann jederzeit vor Gericht gezerrt oder wenigstens zum medialen Bußgang gezwungen werden. Ist das noch Freiheit? Oder bereits Feigheit?

2 Kommentare zu „Der sogenannte Anschlag von Nizza, 2016 und die mediale Feigheit vor der Wahrheitssuche“

    1. Fein, fein. Danke für den Hinweis. Hin und wieder gibt es ja gequälte Seelen in der Medienwelt, die genug vom „System“ haben. Zumeist sind sie nur Rufer in der Wüste und werden von den Medien natürlich nicht beachtet oder diskreditiert. Siehe beispielsweise Udo Ulfkotte.

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