EM 2024: 2. Spieltag Gruppe E und Gruppe F #Fußball

Gruppe E: Slowakei : Ukraine 1:2
Gruppe E: Belgien : Rumänien 2:0
Gruppe F: Georgien : Tschechien 1:1
Gruppe F: Türkei : Portugal 0:3

Gruppe E: Slowenien : Ukraine 1:2

Das Match hat wieder einmal gezeigt, dass Fußball ein Teamsport ist, in der nicht nur die Balance und Harmonie innerhalb der Mannschaft eine wesentliche Rolle spielt, sondern vor allem die Willensstärke und das Selbstbewusstsein jedes Einzelnen und in Summe damit des Teams. Soviel mal dazu. Der emotionale Funke wollte bei mir einfach nicht überspringen, obwohl es gegen Ende ein durchaus spannendes Match wurde. Das Spiel der Ukrainer anfänglich ungenau, nervös, zerfahren, während sich die Slowaken in einen Offensiv-Rausch spielen. Top motiviert, suchen sie von der ersten Minute an die Entscheidung, pressen hoch, laufen viel und geben den Ukrainern kaum Platz. Die Slowaken sind nach ihrem überraschenden Sieg gegen die Belgier um vieles selbstbewusster, während die Ukrainer nach der Auftaktschlappe gegen die Rumänen Form und Ball hinterherlaufen. Der psychische Druck, nämlich Aushängeschild eines sich im Krieg befindlichen Landes zu sein, ist vermutlich zu viel für junge Menschen. Das logische Ergebnis ist der Führungstreffer der Slowaken nach 17 Minuten. Erst nach einer halben Stunde zeigen die Ukrainer, dass sie nicht gewillt sind, das Spiel vorzeitig abzuschreiben. Nach einem mustergültig vorgetragenen Angriff auf der rechten Seite klatscht der Schuss von Tymchyk an die Stange. Weckruf! Von da an ist das Spiel ausgeglichener, weil die Slowaken mehr Defensivarbeit leisten müssen. Die Bemühungen der Ukrainer werden in der zweiten Halbzeit belohnt: Ausgleichstreffer von Shaparenko in der 53. Minute und Siegestreffer von Yaremchuk in der 80. Minute.

Gruppe E: Belgien : Rumänien 2:0

Hola. Was für ein intensiv spannendes Match. Die Rumänen zeigen ein weiteres Mal, wie offensive Spielfreude aussehen kann. Es wäre wirklich jammerschade, würden sie aus dem Turnier fliegen. Die Belgier, wie zu erwarten, wollen gleich zu Beginn die Fetzen und Tore fliegen lassen. Keine zwei Minuten gespielt und Tielemans knallt den Ball nach Lukaku Ablage ins Tor. Jetzt hätte man meinen können, die Rumänen wären geschockt und würden sich nur noch hinten hineinstellen und eine knappe Niederlage gegen den Favoriten akzeptieren. Mitnichten. Die Rumänen wollen mitspielen. Es entwickelt sich ein furioser Schlagabtausch, der mit allen Mitteln geführt wird. Wunderbar anzuschauen. Eine Werbung für den Fußball. Einzig die Effizienz vor dem Tor muss man den Rumänen ankreiden, ansonsten mustergültig dagegen gehalten – wenngleich man Belgier, die Blut geleckt haben, kaum im Zaum halten kann. Es gab hüben wie drüben Torchancen. Lukaku, der größte Pechvogel dieser EM, durfte zum dritten Mal über ein Tor jubeln und zum dritten Mal enttäuscht die VAR Entscheidung für seine Abseitsstellung hinnehmen, die knapper nicht hätte ausfallen können. Erst Kevin De Bruyne machte in der 79. Minute den Sack zu – ausgerechnet ein hoher Ball von Goalie Casteels über die rumänische Verteidigungslinie und ein Sprint vom 32-jährigen Ausnahmekicker samt Grätschschuss führte zur Entscheidung. Dabei hätten die Rumänen zuvor ausgleichen können, ja, müssen, kam nach einem Umschaltspiel der Rumäne Man allein in den Strafraum, aber ihm versagen die Nerven und er haut den Ball übers Tor. Enttäuschend. Hätte er den Ausgleich gemacht, der Rasen wäre in Flammen aufgegangen.
Die beiden letzten Spiele in der Gruppe E – alle vier Mannschaften stehen bei 3 Punkten – ist an Dramatik nicht mehr zu überbieten. Einzig die Ukraine hat mit der schlechtesten Tordifferenz die schlechtesten Karten. Ein Unentschieden würde das sichere Aus bedeuten. Ja, dafür lieben wir die großen Fußballturniere, wenn Herz und Leidenschaft jede Taktik über den Haufen wirft, Mannschaften in der Offensive ihr Heil suchen und die Stimmung im Stadion brüllend knistert. Gott bewahre uns vor kaltblütig-nüchternem Taktik-Kick, der nach Kontrolle und Ergebnisverwaltung verlangt und jegliche Emotionen vermissen lässt. Ja, wir wollen den Rasen brennen sehen.

Gruppe F: Georgien : Tschechien 1:1

Mamamia. Das war mal ein Fußballspiel ganz nach meinem Geschmack. Es ging und her und hätte ein veritabler Schlagabtausch sein können, aber die Georgier, nun ja, sind wie kleine Kinder, die sich diebisch freuen, endlich einmal mit den Erwachsenen Fußball spielen zu dürfen. Am Ende stand es 27:5 an Torschüssen für die Erwachsenen, Pardon, Tschechen, die eine Flanke nach der anderen in den gegnerischen Strafraum schlagen und immer wieder gefährlich den Abschluss suchen. Aber die Paraden von Goalie Marmadashvili rauben den Tschechen den letzten Nerv. Die Georgier stehen von Anfang an auf dem Gaspedal, laufen wie aufgedreht nach vor, berennen immer wieder das Tor der Tschechen. Doch der letzte Pass kommt nicht an und die eine oder andere gute Schussmöglichkeit wird vertan – mit anderen Worten, die Offensivbemühungen der Georgier sind ungefährlich. Wäre da nicht dieser Eckball und das unglückliche Handspiel von Hranac, der bereits gegen Portugal das Eigentor machte. Elfmeter. Mikautadze verwandelt eiskalt. Die Tschechen können es nicht fassen. Minuten vor dem Ende der ersten Halbzeit kassieren sie gegen den Spielverlauf das Tor. Gut. Anstoß. Angriff. Schick kommt im Strafraum zum Abschluss. Wieder ist es Goalie Marmadashvili, der den Schuss abwehrt. Respekt. Die zweite Halbzeit zeigt uns Tschechen, die auf Biegen und Brechen den Ausgleich wollen und Georgier, die sich dagegenstemmen. Nach einem verhauten Umschaltspiel der Georgier kommen die Tschechen in den Strafraum. Geblockt. Eckball. Kopfball. Stange (von Lingr). Brust (Schick). Tor. Ausgleich. Die Georgier am Boden. Die Tschechen wittern ihre Chance. Weiter geht’s. Die Georgier kämpfen, geben ihr Letztes, um den ersten EM-Punkt in ihrer Geschichte über die Ziellinie zu bringen. Die Tschechen kämpfen, geben ihr Letztes, um doch noch einen Sieg einzufahren. In den letzten Minuten werfen sie alles nach vorne. Doch der Ball wird abgefangen. Konterspiel. Drei Georgier sprinten auf das Tor zu. Zwei Tschechen in der Rückwärtsbewegung. Knapp vor der Strafraumgrenze der Querpass hinüber zu Lobjanidze, der allein vor dem Torhüter über das Tor knallt. Was wäre das für eine Geschichte gewesen? Sicherlich eines der intensivsten und kraftraubendsten Spiele dieser EM. Insgesamt werden 9 gelbe Karten verteilt.

Gruppe F: Türkei : Portugal 0:3

In den Anfangsminuten finden die Türken überraschenderweise besser ins Spiel und verzeichnen die erste Top-Chance, aber Aktürkoglu trifft den Ball nach scharfer Hereingabe nicht voll. Besser macht es Bernardo Silva im gegnerischen Strafraum, als der Ball glücklich vor seine Füße rollt und er diesen unhaltbar ins Tor knallt. Die Türken geschockt, versuchen sich wieder zu fangen und schießen sich wenig später nicht nur ins Knie, sondern auch ins eigene Tor – ein Rückpass von Akaydin geht am heraus eilenden Torhüter vorbei und über die Torlinie. Rettungsversuche kommen zu spät. Dumm gelaufen, für die Türken, die sich nicht verstecken und immer wieder schnell vorgetragene Vorstöße machen, die aber ungefährlich verpuffen. Nach dem 2:0 spielt Portugal befreit auf, macht in 55. Minute auch noch das 3:0: Ronaldo legt uneigennützig (allerhand!) auf Fernandes ab, die türkischen Abwehrspieler haben da schon längst abgestellt. Der Rest ist ein portugiesisches Schaulaufen.

Die spielerischen Qualitäten der Portugiesen zählen unzweifelhaft zum Besten, was der Fußball gegenwärtig zu bieten hat. Aber als Mannschaft, die einem Plan folgt, sehe ich die Truppe noch nicht. Immer wieder Einzelaktionen oder spielerisches Stückwerk – Silva und Fernandes bestimmen, was am Rasen zu geschehen hat. Linksaußen Leao scheint mir wie ein Fremdkörper (wurde auch in der Pause durch Neto ersetzt), Harmonie mit Ronaldo sieht anders aus, der scheinbar alle Freiheiten genießt und überall und nirgends zu finden ist. Seltsam, dass ein Silva oder Fernandes oftmals den Abschluss suchen, obwohl ein Mitspieler – sogar Ronaldo selbst – besser positioniert wäre. Will Portugal ins Finale einziehen, müssen sie sich einem Konzept unterwerfen und nicht nur aus einem spielerischen Bauchgefühl agieren. Kurz und gut, Ronaldo & Co sind Schönwetterfußballer – wehe, es zieht einmal ein heftiger Gegenwind auf.

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