Die Teufelei der Musikindustrie oder You’re a ‚fat fu**ing refrigerator‘

spieglein02.jpgEhrlich gesagt, die US-Sängerin Ke$ha ist mir gänzlich unbekannt, obwohl sie bereits mehrere Millionen Alben verkauft haben dürfte. Sie ist für mich eine dieser Singsang-Mädels im großen Musikgeschäft, die tun, was man ihr sagt. Es ist die abgedroschene Vermutung, dass die jungen Leute in der Musikindustrie ausgebeutet und verheizt werden – und wenn sie ihre Schuldigkeit getan haben, ersetzt man sie einfach durch das nächste aufstrebende Talent. Kurz und knapp: Das Musikbizness ist eine menschenverachtende, gar teuflische, Fließbandproduktion.

Wer wissen möchte, welch Teufelei Produzent Lukasz S. Gottwald aka Dr. Luke mit Kesha R. Sebert – im wahrsten Sinne des Wortes – getrieben hat, der möge sich die Anklagepunkte von Gerichtsfall BC 560466 zu Gemüte führen (link). Ja, da werden Ihnen die Augen übergehen. Vielleicht schütteln Sie auch nur den Kopf, weil die Vorwürfe gar so klischeehaft daherkommen. Aber wahr oder sehr nah an der Wahrheit können sie trotzdem sein.

Dr. Luke ist freilich nicht der Teufel persönlich, er ist vielmehr nur ein kleiner, unbedeutender Handlanger (aka Handler), der seine Rolle zu spielen und seine Aufgaben zu erfüllen hat. Da er nun den Bogen überspannt haben dürfte (einer seiner Schützlinge ist ihm entwischt und pinkelt der Musikindustrie gehörig ans Bein), sind seine Tage wohl gezählt: entweder wird das schwarze Schaf hingeschlachtet oder einfach nur aus der Schusslinie gebracht – alles ist möglich. Weil, für die sonoren Herren in den Vorstandsetagen der Konzerne und den grauen Eminenzen in den Hinterzimmern der Macht ist die Aufrechterhaltung der paradiesischen Entertainment-Illusion das Um und Auf. Jeder Künstler, der die Öffentlichkeit über die dunklen Seiten dieser Illusion aufzuklären versucht, läuft Gefahr, an seiner Drogensucht und seinem übermäßigen Alkoholkonsum zugrunde zu gehen – oder wird in Schulden gestürzt und schließlich als persona-non-grata in der Gosse der Ex-Superstars liegen gelassen. Die Fans bekümmert es nicht. Sie sind längst dem nächsten Star verfallen, der noch jünger, noch hübscher, noch attraktiver, noch dünner, noch geiler, usw. präsentiert wird. Ja, die Fans, wie Graf Mirabeau vor über zweihundert Jahren bereits bemerkte, sind eine undankbare Geliebte.

Wer sich in verschwörungstheoretische Gefilde begeben möchte, dem lege ich David McGowans Weird Scenes Inside the Canyon: Laurel Canyon, Covert Ops & The Dark Heart of the Hippie Dream ans Herz (link). Die Theorie besagt, dass die Hippie-Bewegung inkl. der Folk-Rock-Pop-Musik in den 196oern nicht aus dem Volk kam, sondern vielmehr von oben in Szene gesetzt wurde. Klingt natürlich absurd, aber die Beispiele und ›absurd-verrückten Szenen‹, die McGowan in seinem Text anführt, stimmen einem dann doch recht nachdenklich. Und vergessen wir nicht, dass diese gar so friedliche Flower-Power-Bewegung schließlich und endlich in die gegenwärtige apolitische Konsumgesellschaft geführt hat, in der eine kriegslüsterne Obrigkeit schalten und walten kann, wie es ihr beliebt. Willkommen in der Realität.

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