EM 2024: 2. Spieltag Gruppe C und Gruppe D #Fußball

Gruppe C: Slowenien : Serbien 1:1
Gruppe C: Dänemark : England 1:1
Gruppe D: Polen : Österreich 1:3
Gruppe D: Niederlande : Frankreich 0:0

Gruppe C: Slowenien : Serbien 1:1

Die längste Zeit kontrollierten die Slowenen überraschend das Spiel, hatten die besseren Torchancen und gingen in der 69. Minute verdient in Führung. Die Serben stemmten sich gegen die Niederlage und kamen gegen Ende des Spiels besser auf, während die Slowenen bereits vom ersten EM-Sieg und den damit verbundenen Aufstieg ins Achtelfinale träumten. Doch mit dem letzten Spielzug, einem Eckball, wir sprechen da von der 95. Minute, gelang der sicherlich nicht unverdiente Ausgleich. Kopfball von Jovic. Ball im Tor. Slowenen am Boden. Die Serben jubeln. Damit ist in dieser Gruppe C noch alles möglich. Die Slowenen haben positiv überrascht, die Serben wiederum enttäuscht. Das spielerische Potenzial hätten sie, aber irgendwie kommen sie nicht in die Gänge. Es fehlt dieser unbändige Siegeswille, der sie früher auszeichnete. Kann natürlich noch kommen. Im letzten Spiel gegen die Dänen geht es sowieso um alles oder nichts. Es wäre der richtige Zeitpunkt, endlich das Messer zwischen die Zähne zu nehmen und mit Leidenschaft zu Werke zu gehen. Die Slowenen bekommen es im letzten Spiel mit blutlosen und angezählten Engländern zu tun. Eine Sensation ist unwahrscheinlich. Aber nicht unmöglich.

Gruppe C: Dänemark : England 1:1

Bloody hell! What’s going on with England? Der Fußballwelt blieb der Mund offen. Einer der Favoriten dieses Turniers spielte sich gegen mutig auftretende Dänen in einen alptraumhaften Rausch. Dabei lief alles nach Plan, führten sie bereits in der 18. Minute durch ein Tor von Kane, der mit Glück an jenen Ball kam, den Walker kampfstark und schlau einem Dänen abluchste. Sein Querpass in den Strafraum wurde zu Kane abgefälscht. Bis zu diesem Zeitpunkt konnte man die Bemühungen der Dänen nur beklatschen. Im ersten Spiel waren sie ein Schatten ihrer selbst. Doch diesmal, da blitzte wieder Danish Dynamite auf – dieses furiose Auftreten als eingespieltes Team, das keinen Meter herschenken möchte, den Blick immer zum gegnerischen Tor gerichtet hat und bis zur letzten Minute kämpft, rackert und beißt. Obwohl die Dänen längst nicht mehr das Spielermaterial von einst haben, reichte es allemal, um verunsicherte Engländer noch nervöser, gar hilfloser zu machen. Muss man gesehen haben, um diesen spielerischen Niedergang zu begreifen. Nein, zu begreifen ist das nicht. Ein Team, bestehend aus Spielern, die ihr Brot in der besten Liga und den besten Clubs der Welt verdienen, sind plötzlich nicht mehr in der Lage, den Ball in ihren eigenen Reihen zu halten oder einen geraden Pass an den Mann zu bringen. Was mag nur in den Köpfen der Spieler vor sich gehen? Harry Kane, einer der weltbesten Stürmer, der seine Tore für Bayern München schießt, taucht in der 34. Minute auf der linken Seite auf, glaubt sich als Außenverteidiger und schlägt den Ball in die Mitte des Spielfelds, wo, für gewöhnlich, Harry Kane selbst stehen sollte. Natürlich ist es ein Däne, der den Ball abfängt, weiterleitet und Hujlmand, der sich ein Herz nimmt, knallt den Ball aus 30 Metern in die rechte Ecke. Wenn ein Weitschusstor den Namen verdient hat, dann dieses. Von da an übernehmen die Dänen die Kontrolle, laufen die Favoriten wie aufgeschreckte Hühner am Spielfeld herum. Nichts funktioniert. Keiner will Verantwortung übernehmen. Die beiden Säulen des Serbien-Spiels, Bellingham und Rice, praktisch nicht am Platz – und Alexander-Arnold, der gelernte Rechtsverteidiger, den Trainer Southgate als „Experiment“ in die Mitte stellte, ist völlig überfordert. Damit hat England das Mittelfeld den Dänen überlassen, was zur Folge hat, dass die Offensiv- und Defensivspieler in der Luft hängen und sich genötigt fühlen, die Löcher zu stopfen. Wahrlich, völlig unverständlich, was sich da am Rasen auf Seiten der Engländer abspielt. Niemand hat eine Erklärung. Ist es der konservativ-risikoaverse Trainer Southgate, der den Schlafwagenfußball zur höchsten Blüte bringen möchte und damit brüllende Löwen zu blökenden Schafen coacht? Lions led by Donkeys? Die Dänen haben sich überraschend an ihren eigenen Haaren aus dem Sumpf gezogen und einen Favoriten beinahe straucheln lassen. Gegen Serbien müssen sie noch ein Schäuflein drauflegen und das Dynamit zünden, wollen sie ins Achtelfinale kommen. Und die Engländer? Quo vadis, Southgate? Der Aufstieg ist mal in der Tasche. Werden wir deshalb gegen Slowenien befreit aufspielende Engländer sehen? Wird Southgate endlich einmal seine Spieler von der Leine lassen? Oder bleibt alles beim alten, frei nach Jose „parking the bus“ Mourinhos Motto: lieber mit Grottenkick gewinnen als mit Zauberfußball verlieren. Gott bewahre uns vor solchen Trainern.

Gruppe D: Polen : Österreich 1:3

Huh. Was für eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Der statt Danso überraschend aufgestellte Trauner köpft in der 9. Minute perfekt ins Kreuzeck, lässt Torhüter Szczesny keine Chance. Jubel. Jetzt, so sagte man sich, würden wir nicht mehr locker lassen und noch in der ersten Halbzeit den Sack zumachen. Aber, unerklärlich, die Österreicher lassen die sonst spielerisch überforderten Polen aufkommen, machen sonst so seltene Ballfehler, werden immer wieder in die eigene Hälfte zurückgedrängt. Blass konnte man werden, gab es die ersten Schwimmübungen im eigenen Strafraum zu sehen. Schließlich, nach einer halben Stunde, bekommen die Polen mehr Füße in den Strafraum und gleichen aus. Die Haare musste man sich raufen. War es dieser sonderbare mentale Rückfall, den ältere Fans noch gut kennen? Wie ist das möglich, fragten wir uns, jetzt, wo wir Trainerfuchs Rangnick auf der Bank sitzen haben?! Nach Wiederbeginn ein nervöser Hickhack auf beiden Seiten. Zerfahrene Partie. Viele Unterbrechungen. Doch dann steckt der neu ins Spiel kommende Prass durch, Arnautovic steigt über den Ball und Baumgartner knallt den Ball unhaltbar ins Eck. Der erlösende Führungstreffer in der 66. Minute! Von da an drücken die Österreicher, lassen die Polen laufen und warten auf das Umschaltspiel. Nicht allzulange und Sabitzer läuft allein auf den Torhüter zu, der ihn von den Beinen holt. Elfmeter. Arnautovic verwandelt trocken. Große Erleichterung bei Spielern und Fans. Puh. Mit der Zweitoreführung im Rücken spielen sich die Österreicher in einen Rausch und vergeben klare Torchancen. Die Polen kommen nicht ins Spiel, auch die eingewechselte Stürmerlegende Lewandowski kann daran nichts ändern. In der Nachspielzeit hätten die Polen den Anschlusstreffer am Fuß gehabt, aber Grosicki verhaut seinen Volleyschuss. Nicht auszudenken, was wäre wenn. Aber Ende gut, alles gut. Die Österreicher haben aufgezeigt, verdienen sich vorerst einmal das Prädikat Dark Horse („Geheimtipp“), müssen aber gegen bärenstarke Niederländer beweisen, welch Potenzial in ihnen schlummert.

Gruppe D: Niederlande : Frankreich 0:0

Da war es also, das erste torlose Remis der EM. Das Match hat gezeigt, dass Frankreich ohne Mbappé um einen Level schwächer wirkt. Trainer Deschamps dürfte die niederländische Offensive im Auge gehabt haben und setzte auf eine defensivere Aufstellung mit drei zentralen Mittelfeldakteuren: Tchouaméni, Rabiot und Kanté. Trotzdem gehört die erste Szene im Spiel den Niederländern. Frimpong sprintet Theo Hernandez um die Ohren, sein Schuss aus spitzem Winkel wird von Maignan abgewehrt. Die Franzosen sind gewarnt – trotzdem nehmen sie das Heft in die Hand, versuchen das Spiel unter Kontrolle zu bringen. Aber die Elftal zeigt immer wieder ihr gefährlich schnell vorgetragenes Angriffsspiel. Es geht hin und her. Ohne Mbappé sind beide Mannschaften spielerisch auf Augenhöhe. Der auffälligste Spieler ist Griezmann, der offensiv wie defensiv überall zu finden ist. Er allein hätte das Spiel entscheiden können, ja, müssen. Zweimal scheitert er recht kläglich vor dem Tor – die beiden Stürmer Thuram und Dembélé wiederum können keine Akzente setzen. Dann ist es ein Tor der Niederländer, das der VAR wegen passiven Abseits nicht gibt. Strittig? Vielleicht. Gegen Polen wird der Ausfall von Mbappé keine Rolle spielen, aber geht es in die Finalspiele, dann sieht es anders aus, dann ist es Griezmann, der die Last der Verantwortung zu tragen hat. Die Niederländer haben jedenfalls aufgezeigt, mit denen ist nicht zu spaßen, gibt man ihnen die Räume, in die sie sprinten können. Österreich muss gewarnt sein, könnte es eine Wiederholung des Frankreich-Spiels werden, auch dort war die österreichische Mannschaft mit den pfeilschnellen Flügelspielern überfordert. Aber Rangnick mag eine Lösung finden. Ganz bestimmt. Ob es die Mannschaft umsetzen kann, wir werden sehen.

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