Mythen der Ernährung (6): Die richtige Ernährung für einen gesunden Körper und Geist

Was bisher geschah // Im letzten Beitrag stellte ich den amerikanischen Zahnarzt Dr. Weston A. Price vor, der in den 1930er Jahren die ganze Welt bereiste, um indigene Volksgruppen zu finden, die noch nicht mit der westlichen Ernährung (Zucker, Weißmehlprodukte, Konserven, Marmelade, Sirups, Milchschokolade, usw.) in Kontakt kamen. Er stellte fest, dass die „primitiven Völker“ gegenüber den „Weißen“ gesundheitlich und körperlich in allen Belangen überlegen waren. Wichen die gesunden Ureinwohner von ihrem traditionellen Weg ab und konsumierten die Nahrung der westlichen Zivilisation, degenerierte ihr Körper, wurden sie krank und plagten sich mit Karies, Zahnfehlstellungen und ernsthaften Krankheiten (vor allem Tuberkulose).

So stellt sich die berechtigte Frage, welche Nahrung die indigenen Völker zu sich nahmen, um (geistig sowie  körperlich) gesund und kräftig zu bleiben?

Die Antwort liefert Weston A. Price am Ende seiner ausgedehnten Forschungsreisen. Er stellte fest, dass sich die indigene bzw. von der Außenwelt abgeschottete Bevölkerung in vier Gruppen unterteilen lässt, je nachdem, woher diese ihre  Mineralstoffe und fettlöslichen Aktivatoren (bekannt sind derzeit Vitamin A, Vitamin D, Vitamin E, Vitamin K) beziehen:

Gruppe 1: Rohmilchprodukte.
So die alpinen Schweizer (Kuhmilch), die arabischen (Kamelmilch) und die asiatischen Völker (Schaf- und Moschusochsenmilch).

Gruppe 2: tierische Innereien & Eier von wilden/domestizierten Vögeln.
So die Nordlandindianer (USA/Kanada), sowie die Büffel jagenden Indianer der Prärie und die indigene Bevölkerung in den Anden.

Gruppe 3: Meerestiere.
So die Insulaner des Pazifiks und die besuchten Meeresküstenbewohner, sei es im Norden Schottlands, sei es in Neuseeland.

Gruppe 4: kleine Tiere und Insekten.
So die australischen Aborigines und die afrikanischen Stämme im Landesinneren.

Dr. Price stellte klar, dass pflanzliche Nahrung (Obst, Gemüse, Beeren) keine entscheidende Rolle in der traditionellen Ernährung spielte, aber wertvolle „Ergänzungsstoffe“ liefern konnte.

Sehen wir uns die Ernährung der Schweizer an, die in den 1930er Jahren noch abgeschieden in ihren Tälern leben konnten, so finden wir den folgenden Speiseplan:

Rohmilch, (frisches grob gemahlenes) Roggenbrot, Rohmilchprodukte (Butter, Käse), Fleisch (einmal wöchentlich), sowie saisonales Gemüse und Obst (welches für den Winter bevorratet wurde). Die Untersuchung des Brotes und der Milch zeigte, dass diese reich an Mineralstoffen und Vitaminen sind.

Für die Bewohner der unwirtlichen Inseln der Äußeren Hebriden im Norden Schottlands, sah der Speisezettel wie folgt aus:

Haferbrei und Haferkuchen (Porridge) sowie reichlich Meerestiere. Saisonales Gemüse wurde für den Winter eingelagert. Um das Wachstum und die Entwicklung der Kinder zu fördern, gab man ihnen gebackenen Kabeljaukopf, der mit Haferbrei und Fischleber gefüllt war. Es gab auf der Insel keine Milchprodukte.

Hatten die Bewohner keine Möglichkeit Fisch oder Milch zu konsumieren, boten die Innereien der Wildtiere die notwendigen Mineralstoffe und Vitamine.

Die Indianer der amerikanischen Prärie aßen vor allem die inneren Organe sowie das Knochenmark der Büffel und verfütterten das (fettarme) Muskelfleisch ihren Hunden. Im hohen Norden von Kanada lebten die Indianer neun Monate im Jahr vor allem von Rentieren und Elchen. In den Sommermonaten gab es auch Gemüse.

Was lernen wir aus dieser „Langzeitstudie“?

Jene indigenen Bewohner – von den Schweizern bis zu den Maoris -, die sich traditionell ernährten (viel Rohmilch, Fleisch oder Fisch), wiesen so gut wie keine Karies und keine Zahlfehlstellungen auf, wurden niemals ernsthaft krank, waren in einer ausgezeichneten körperlichen und geistigen Verfassung und die Fruchtbarkeit von Mann und Frau war in einem natürlichen Ausmaß gegeben. Die Geburt einer Indianerin im hohen Norden Kanadas wurde beiläufig „hinter einem Busch“ erledigt, eine Maori fand es nicht der Mühe wert, ihren Ehemann zu wecken, während sie ihr Kind zur Welt brachte.

Konsumierten sie hingegen die westliche Nahrung (Zucker, Weißmehl, Konserven, usw.), degenerierte Körper und Geist, ihre Zähne wurden von Karies befallen, die Kinder entwickelten Zahnfehlstellungen, die Fruchtbarkeit von Mann und Frau nahm ab, Geburten wurden schwieriger und verlangten nach ärztlicher Hilfe und all die Zivilisationskrankheiten suchten sie von nun an heim.

4 Kommentare zu „Mythen der Ernährung (6): Die richtige Ernährung für einen gesunden Körper und Geist“

  1. Das Problem hierbei liegt u.a. in einer unkritischen und/oder unklaren/ ungeklärten Verwendung von Begriffen, etwa der Bezeichnung „natürlich“ oder dessen Vermischung mit anderen Begriffen wie „gesund“.
    (Die) Eine „natürliche“ Ernährung gibt es gar nicht, wie der Artikel selbst bestätigt, denn auf den Äußeren Hebriden, in der Innerschweiz oder bei peruanischen Ureinwohnern gibt „die Natur“ jeweils Unterschiedliches vor. Die Lappländer aßen „im Sommer Gemüse“ – und hätten es wohl das ganze Jahr getan, gäbe „die Natur“ ihnen die Möglichkeit dazu.
    Einer Not oder „natürlichen“ Grenzen oder „Traditionen“ zu folgen, ist nicht per se „richtig“, „gut“ oder „gesund“: es kann hierbei auch eine Weigerung enthalten sein, die gegebenen Grenzen zu erweitern oder jenseits ihrer zu blicken – und ist eine solche Weigerung „natürlich“, oder „gesund“, oder widerspricht sie eher dem menschlichen Wesen ?
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    Das heißt wiederum auch nicht, dass Bewohner der Hebriden oder der Innerschweiz oder anderer (abgeschlossener) Gebiete mit karger oder bestimmend vorgebender natürlicher Umgebung sich falsch oder ungesund ernährten oder ernährt hätten: sie haben sich einfach aus gegebenen Gründen so ernährt, und anscheinend war es gut so, oder für „die Mehrheit“ vielleicht. Darüber, ob nicht andere Teile der Bevölkerung nach etwas anderem gesucht haben, ggf. auch darüber, ob die vorgegeben vorgefundenen Haupternährungsquellen nicht Mangelerscheinungen oder Krankheiten zur Folge hatte, die übersehen oder nicht in Zusammenhang gebracht wurden mit der Ernährung, erfahren wir nichts, ebenfalls nichts darüber, ob es nicht findige Teilnehmer der Gesellschaften gab, die nach Erweiterungen der Möglichkeiten gesucht haben, aber von der trägen „Mehrheit“ , die das Bestehende nicht in Frage stellen wollte, ausgegrenzt oder nicht ernstgenommen wurden.
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    Auch die „zivilisatorische“ Ernährung „des Westens“ ist entsprechend nicht per se schlecht oder degeneriert, im Gegenteil bietet sie alles was nur möglich ist – doch „die Mehrheit“ schöpft diese Möglichkeiten nicht aus. Sie bringt „ihre Krankheiten“ auch eher selten mit der Ernährung in Zusammenhang, denn „die Mehrheit“ möchte nun mal nicht ihren Alltag und ihre Lebensweise in Frage stellen. Wer kritisch nach Erweiterungen und Änderungen sucht, wird nicht selten als Sonderling, Hipster, Körnerfresser oder ähnliches höchstens geduldet.

    Was Änderung oder Kritik mit sich bringt, muß wiederum auch nicht per se gut sein und darf „natürlich“ geprüft werden. Es wäre nur schön, wenn solche kritische Prüfung auch wirklich stattfände, und zwar allseitig.
    Gerade die „westliche Zivilisation“ stellt hier doch klassische und unendliche Instrumente und Ansätze bereit – sie werden nur eher selten genutzt.
    Auch unklar, oder vermischt, sind z.B. Motive von „Veganern“. Es bleibt etwa unklar, ob sie sich nun gegen die verbreitete Form der Tier-„Haltung“ und -„Nutzung“ oder gegen den Verzehr jeglicher Nahrung oder Kleidung tierischen Ursprungs generell wenden.
    In jedem Fall aber erscheinen ihre Motive aber doch ehrenwert, und die Art und Weise wie sie oft mit Abwehrmechanismen überzogen werden, ist recht unverständlich. Überzogene und nicht nachvollziehbare Abwehr geschieht eigentlich nur dann, wenn man selbst unsicher ist und Fragen nicht an sich herankommen lassen möchte.
    Solche Abwehr ist ebenso „natürlich“ (da Menschen sie gewohnheitsmäßig oder häufig an den Tag legen) wie „unnatürlich“, da eigentlich der Drang nach Forschung und kritischer Prüfung den Menschen auszeichnet.
    Abwehrmechanismen gibt es dabei auch bei sich „Veganer“ Nennenden, aber nicht mehr oder weniger als bei „Nicht-Veganern“.
    Daher wäre eher eine Versachlichung statt Ideologisierung und Verhärtung anzustreben, und dazu gehörte z.B. die Feststellung, dass es „natürlich“ eigentlich nicht gibt, z.B. wegen der Unterschiedlichkeit natürlicher Vorgaben oder weil der Mensch einfach ohne Kulturierung nicht überleben kann.
    „Rein vegan“ zu leben, erscheint eigentlich unmöglich, da z.B. auch bei der Produktion pflanzlicher Nahrung Tiere beeinträchtigt oder getötet werden, selbst Fruktarier töten bei jedem Schritt Mikro-Organismen, und so kann „tierfreie“ Ernährung als Zwang(-haft) erscheinen, dennoch ist und bleibt die Motivation grundsätzlich nachvollziehbar.
    Andererseits könnte man auch feststellen, dass, so wie es beim Verzehr etwa von Kohlehydraten auf die Art, Form, Weise und den Inhalt ankommt, man dies auch bei der tierischen Ernährung so sehen könnte, es kommt darauf an wie damit umgegangen wird, und Widerstand gegen „Massentierhaltung“ kann ich eigentlich nur als „natürlich“ ansehen, und dessen Unterlassung als degeneriert.
    Wenn jemand aber auch ohne Massentierhaltung auf alles Tiersche verzichten will, sehe ich auch keinen Grund, ihn davon abzuhalten oder ihn deswegen lächerlich zu machen, nicht nur weil lächerlich eigentlich eher das völlig degenerierte „Normal“-Angebot der „Supermärkte“ und anderer Orte im „Westen“ ist – andererseits liegt darin auch wieder eine Art der „Natürlichkeit“, wenn Menschen darauf hereinfallen – gäbe es nicht diese Neigung des Menschen, könnte sie nicht so ausgenutzt werden.
    Mangelerscheinungen z.B. bei B-12 oder Vit. D gibt es äußerst zahlreich auch und gerade bei sich „normal“ Ernährenden – daher ist es eigenartig, wenn diese auf „Veganer“ herabschauen, die supplements zu sich nehmen.
    Ein weiterer Gesichtspunkt ist z.B. auch der, dass es „die“ richtige Ernährung für „alle“ wahrscheinlich nicht gibt – auch wenn sich feststellen ließe, dass vollwertige Ernährung mit inhalts- und vitaminreichen Getreide, viel Obst, Beeren, Gemüse, gelegentlich möglichst wenig bearbeiteten/ „natürlich“ hergestellten Milch- und Fleischprodukten usw. allen vorliegenden Erkenntnissen nach die reichhaltigste und zuträglichste Ernährungsform darstellt, kann es hier höchst unterschiedliche Zumessungen, Bedarfe und Vorlieben unter den Einzelnen geben – auch diese Differenzierung und Unterschiedlichkeit dürfte von der „Natur“ vorgegeben sein, ob in der Innerschweiz, auf den Hebriden, den peruanischen Gebirgen oder sonstwo.

  2. Vielen Dank für diesen ausführlichen Kommentar. Ich werde ihn mir natürlich gerne zu Gemüte führen.

    Im ersten Absatz ist mir ein Punkt gleich mal aufgefallen:

    „Die Lappländer aßen „im Sommer Gemüse“ – und hätten es wohl das ganze Jahr getan, gäbe „die Natur“ ihnen die Möglichkeit dazu.“

    Wo es möglich war, haben Naturvölker m. E. Fisch und Fleisch bevorzugt. Mit anderen Worten, hätten sie ihre Hauptmahlzeit wählen können, also zwischen tierischer und pflanzlicher Nahrung, hätten sie erstere gewählt. Dazu weiß auch eine Bibelstelle zu berichten:

    Isaiah 25:6 „And in this [a]mountain shall the Lord of hosts make unto all people a feast of fat things, even a feast of fined wines, and of fat things full of marrow, of wines fined and purified.“ bei Luther heißt es: „Und der HERR Zebaoth wird allen Völkern machen auf diesem Berge ein fettes Mahl, ein Mahl von reinem Wein, von Fett, von Mark, von Wein, darin keine Hefe ist.“

    Ich lese gerade das sehr aufschlussreiche Buch „The Fat of the Land“ (1960) von Naturforscher Vilhjalmur Stefansson, der viele Jahre mit den „Eskimo“ in Kanada und Alaska lebte und über deren Lebensgewohnheiten berichtete.

    Er stellte sich übrigens 1930 einem Experiment zur Verfügung, in dem er und sein Kollege ein Jahr lang unter ärztlicher Aufsicht nur Fleisch zu sich nahmen – so wie sie es eine lange Zeit über bei den „Eskimo“ taten. Mangelerscheinungen konnten interessanterweise am Ende des Experiments keine festgestellt werden.

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