Mythen der Ernährung (5): Was ist gesund, was macht krank?

Was bisher geschah // »Lass die Nahrung deine Medizin sein und Medizin deine Nahrung!«, wird dem ‚berühmtesten Arzt des Altertums‘ (Wiki) Hippokrates von Kos gerne in den Mund gelegt. Diese Maxime soll uns von nun an als Grundlage für die Entscheidungsfindung bezüglich der „richtigen“ und „gesunden“ Ernährung dienen. Die falsche, das heißt „krank machende“ Ernährung führt in Folge zu den uns so bekannten Zivilisationskrankheiten, wie Arteriosklerose, Diabetes mellitus, Krebs u.a. Obwohl diese Feststellung in der (von der Industrie geförderten) Wissenschaft und Allgemeinmedizin umstritten ist, scheint sich wenigstens die Molekularmedizin darüber einig zu sein – so wir einem Mitarbeiter des Max Delbrück Zentrum für molekulare Medizin in Berlin Glauben schenken möchten (siehe Die Zeit).

Bestätigung findet diese These in der Erforschung von indigenen Bevölkerungsgruppen, die noch nicht mit der westlichen denaturierten (d.h. wichtigen Nährstoffen beraubten) Ernährung in Kontakt gekommen sind. Dahingehend klärt uns das empfehlenswerte Buch Nutrition and Physical Degeneration: A Comparison of Primitive and Modern Diets and Their Effects (1939) des amerikanischen Zahnarztes Dr. Weston A. Price in allen Details auf. Dr. Price besuchte in den 1930ern Jahren vielerlei damals noch abgeschiedene Völker, untersuchte die Bewohner bezüglich Karies und Zahnfehlstellungen, machte sich ein Bild über deren allgemeinen Gesundheitszustand und erhob deren grundlegende Ernährung.

Seine abenteuerliche Reise führten ihn und seine Ehefrau in die Schweiz und in zwei von der Außenwelt noch abgeschirmte Täler (und verglich sie mit dem bereits damals florierenden Touristenort St. Moritz), nach Schottland und auf die Inseln der Äußeren Hebriden, nach Kanada und Alaska, in die USA und die Jagdreviere amerikanischer Indianer, nach Zentral- und Westafrika, Australien, zu den Inseln im pazifischen Ozean und zu den Torres-Strait-Inseln, nach Neuseeland, Peru und in den Amazonas. Er kam in Kontakt mit alpinen Schweizern, Aborigines, Maoris, Indianer, Inuits, Polynesier, Melanesier, Peruanern, Pygmäen, sowie Masai, Chewya und anderen afrikanischen Stämmen. Schließlich stellte er den (oberflächlichen) Gesundheitszustand peruanischer Skelette fest, die vor der Zeit von Christoph Columbus vergraben wurden und somit nicht in Kontakt mit einer westlicher Ernährung gekommen sein konnten.

Es zeigte sich, dass die in Abgeschiedenheit lebende Bevölkerung, die sich noch traditionell ernährte, nicht nur in einer exzellenten körperlichen Verfassung war, sondern auch ein starkes Immunsystem aufwies, das sie resistent gegenüber Karies und den damaligen „Zivilisationskrankheiten“ des ‚weißen Mannes‘ wie Tuberkulose, Arthritis, Herzkrankheiten und Erkrankungen der inneren Organe machte. Wichen jedoch die Ureinwohner von ihrer gewohnten Ernährung ab und nahmen statt dessen die damalige westliche Nahrung – Zucker, (raffinierte) Weißmehlprodukte, Konserven, weißer Reis, Marmelade, Milchschokolade, gesüßte Früchte, Sirups, usw. – längere Zeit zu sich, degenerierte ihre körperliche Verfassung und ihre sonst so makellosen Zähne wurden von Karies befallen und es kam bei Kindern zu Gesichtsverformungen und dadurch zu Zahnfehlstellungen (der zu klein geratene Mundraum im widernatürlich schmalen Gesicht schränkt den Zahnbogen beträchtlich ein). Auffällig war auch der Umstand, dass die Anfälligkeit gegenüber Tuberkulose sehr stark anstieg und in Folge viele dahinraffte.

Die traditionelle Ernährung der indigenen Bevölkerung, so Dr. Price, bestand primär aus Fisch, Meeresfrüchten, Fleisch (Innereien) und Milchprodukten (Milch, Butter, Käse), während pflanzliche Nahrung keine bedeutende Rolle zufiel. An einer Stelle im Buch heißt es: »Es ist bezeichnend, dass ich bis jetzt noch keine [indigene] Gruppe gefunden habe, die sich ausschließlich von pflanzlicher Nahrung ernährten und dabei einen guten Körper bilden und erhalten konnten.«

»It is significant that I have as yet found no group that was building and maintaining good bodies exclusively on plant foods.«

Jene Gruppen, die sich für eine ausschließlich pflanzliche Ernährung aus ethischen Gründen entschlossen hatten, konstatierte Dr. Price, zeigten Anzeichen von körperlicher Degenerierung und hatten Karies und Zahnfehlstellungen.*)

Wenn wir also davon ausgehen, dass Ernährung ein wesentliche Rolle in der Erkrankung bzw. Gesundung des Menschen spielt, dann kommen wir auf zwei simple Gleichungen:

tradit. Ernährung der Ureinwohner = gutes Immunsystem = gesund

westliche Ernährung = schwaches Immunsystem = krank

Wenn Sie diesen beiden Gleichungen zustimmen, dann haben Sie eine stabile Grundlage um entscheiden zu können, was Sie von nun an zu sich nehmen sollen, um gesund zu bleiben bzw.  gesund zu werden. Ist es wirklich so einfach? Gegenfrage: Warum sollte es nicht so einfach sein?

Jeder Organismus auf diesem Planeten, weiß, was er zu tun hat, um sich und seine Spezies/Art zu erhalten. Nur der Mensch benötigt dafür scheinbar einen Großrechner, um Kalorien- und Nährwerttabellen, Supermarktangebote und Diätvorschläge, politisch-gesellschaftliche Statements, sowie Pflanzen- und Tierschutz, GMO- und Bio-Herkunft und noch Vieles mehr in Einklang zu bringen, bevor er einen Bissen zu sich nehmen kann. Ach ja, der Gaumen will freilich auch noch befriedigt werden.

Wenn wir einmal wissen, welche Lebensmittel uns mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit gut tut, können wir uns darauf konzentrieren, die bestmögliche Qualität dieser Lebensmittel ausfindig zu machen. Schließlich, wenn wir Menschen gefunden haben, denen wir dahingehend vertrauen, wird mit einmal alles viel, viel einfacher.

Im nächsten Beitrag sehen wir uns die traditionelle Ernährung der verschiedenen Kulturen ein wenig genauer an. Da ist bestimmt für jeden etwas dabei 🙂

 

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*) »As yet I have not found a single group of primitive racial stock which was building and maintaining excellent bodies by living entirely on plant foods. I have found in many parts of the world most devout representatives of modern ethical systems advocating the restriction of foods to the vegetable products. In every instance where the groups involved had been long under this teaching, I found evidence of degeneration in the form of dental caries (siehe hier), and in the new generation in the form of abnormal dental arches to an extent very much higher than in the primitive groups who were not under this influence

 

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